Ein Nachruf auf Phobos-Grunt

Am Montag schloss sich das Startfenster für Phobos Grunt. Inzwischen gibt es auch inoffizielle Verlautbarungen, dass die Mission gescheitert sei. Ich habe mich mit der Kommentierung zurückgehalten, weil ich das noch abwarten wollte, schließlich war lange Zeit nichts genaues zu erfahren, was allerdings meist ein schlechtes Zeichen ist. Wenige Tage nach dem Start verlautbarte nur, dass die Raumsonde im Erdorbit aktiv sei und funktionsfähig, nur eben nicht die Triebwerke zünden könnte. alle Kontaktversuche scheiterten bisher. Continue reading „Ein Nachruf auf Phobos-Grunt“

Die ökonomische ISS Versorgung

Willkommen bei einem neuen Aufsatz in der Rubrik: „Wir wissen es besser als die NASA“ (was angesichts des derzeitigen Chaoses dort auch wirklich kein Problem ist). Nehmen wir mal an, man hätte die ISS richtig geplant und dazu gehört auch ein echtes Versorgungskonzept. Die ISS soll nach den derzeitigen Planungen noch 9 Jahre betrieben werden, Weitere 13 Jahre wurde sie aufgebaut. Selbst wenn ein Transporter nur einmal pro Jahr sie anfliegt, kommt da also eine schöne Anzahl an Exemplaren zusammen.

Entsprechend sind auch Kosten recht hoch, wenn der Transport zu teuer ist oder die Nutzlast zu gering. Auf der Erde gibt es verschiedene Güter zu transportieren: sperriges Frachtgut wie Lebensmittel, Paletten, Wasser, Benzin, Druckgas. Kennen Sie einen Transporter der mehrere dieser Güter befördert? Also den Möbeltransporter, der auch Wasser, Druckgas und Treibstoff befördert? Nein? Das liegt wohl daran, dass man hier auf der Erde ökonomisch denkt und nicht meint die eierlegende Wollmilchsau erfinden zu müssen. Ganz anders wird es wenn Raumfahrtagenturen sich demselben Thema annehmen, dann kommen genau solche Wolpertinger raus.

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Schön wenn man Partner hat…

Sonst sähe es ziemlich übel für die ISS aus. In den nächsten Wochen werden drei Raumschiffe insgesamt 14.640 kg Fracht zur ISS bringen und damit die Versorgung und den Betrieb gewährleisten.

Den Anfang machte gestern das HTV-2. Es bringt sowohl Fracht ohne Druckausgleich (das HTV ist das einzige Medium, das nach dem Ausscheiden der Shuttles diese Fracht transportieren kann), wie auch Versorgungsgüter. Das HTV wird zwei weitere Racks für Japans Kibo Labor bringen, das wegen seines Gewichts nur mit zwei Racks gestartet wurde,

Es folgt in einer Woche eine Progress mit 3 t Nachschub, den größten Teil Wasser und Treibstoff. Russland ist es gelungen die Frachtkapazität der Progress bei den letzten Flügen zu steigern und sie beträgt nun fast 3 t. Continue reading „Schön wenn man Partner hat…“

Hätte man Skylab retten können?

Beim Suchen über Material über Skylab lese ich gerade auch in Matthias Gründers Buch „SOS im All„. Dort schreibt er das die NASA eine technisch mögliche Rettung von Skylab durch eine Sojus aus politischen Gründen abgelehnt haben. Mich wunderte nur, dass ich niemals sonst was davon gehört habe. Das verwundert auch nicht, denn anders als Gründer schreibt war es nicht technisch möglich.

Ich habe mich ja mit der Sojus schon für das ATV Buch beschäftigt und ein Problem der ersten Generation, die damals noch eingesetzt wurde, war der begrenzte Treibstoffvorrat. Bei Apollo-Sojus machte die Apollo fast alle Kurskorrekturen und später gab es noch im Saljut Programm das Problem, dass wenn eine Ankopplung nicht beim ersten oder zweiten Versuch klappte die Besatzung wegen Treibstoffmangel zur Erde zurückkehren hätte müssen. Nun wäre die Sojus durch den für das Apollo Sojus Testprojekt entwickelten Kopplungsadapter noch schwerer gewesen – da wäre schon das Ankoppeln schwierig, geschweige denn das viel Treibstoff für das Anheben der Station übrig geblieben wäre. Continue reading „Hätte man Skylab retten können?“

Die Progress (Teil 2)

Progress (erste Generation)

Es gibt mehrere Generationen von Progress-Transportern. Die erste Generation wurde von 1978-1990 eingesetzt und diente zur Versorgung der Saljut 6, 7 und Mir. Diese Transporter hatten eine aktive Betriebsdauer von lediglich drei Tagen und konnten maximal einen Monat angedockt an der Raumstation bleiben. Die aktive Betriebsdauer ist die Zeit vom Start bis zur Ankopplung und vom Abkoppeln bis zum Verglühen. Insgesamt 43 Raumschiffe dieser Serie wurden von 1978-1990 gestartet.

Die ersten Progress-Raumschiffe wurden mit Batterien betrieben, die eine Kapazität von 50 kWh aufwiesen. Der durchschnittliche Verbrauch betrug 500 W. Daraus ergab sich die Begrenzung der Betriebsdauer auf wenige Tage.

Das Servicemodul setzte noch ein Triebwerk vom Typ KTDU-53 mit 4,03 kN Schub ein, das mit der Treibstoffkombination Salpetersäure/Hydrazin arbeitete. Die erste Generation hatte rund 500 kg Treibstoff für eigene Bahnmanöver an Bord, der spezifische Impuls war mit 2765 m/s geringer als bei den folgenden Generationen. Damit war nur die Versorgung der Saljut und Mir mit Treibstoff möglich, nicht aber ein Reboost der Station mit dem Frachter. Die Ankopplung erfolgte gesteuert durch das Igla System. Continue reading „Die Progress (Teil 2)“