Dummes Geschwätz

Eigentlich wollte ich heute mal wieder eine Berechnung präsentieren, diesmal für einen Neptunorbiter. Doch dann fiel mir beim Schwimmen wieder eine Äußerung von Thomas Reiter ein, der inzwischen zum ESA Koordinator Internationale Agenturen und Berater des Generaldirektors aufgerückt ist. Wahrscheinlich in einem Interview zur Amtseinführung schwang er das Loblied auf die bemannte Raumfahrt und warum diese doch so wichtig sei. Am wichtigsten sei die Flexibilität des Menschen und er nannte auch ein Beispiel: Wäre bei der Landung von Philae auf Churymasov-Geramisenko ein Astronaut zugegen gewesen, dann wäre es nicht passiert, dass der Roboter am Rand einer Klippe zum Stehen kommt. Der hätte wohl den Roboter an die rechte Stelle gerückt.

Das ist so was was für mich in die Kategorie „Dummes Geschwätz“ gehört. Bisher hat die Menschheit nur den Mond erreicht. Für „Chury“ (Komet 67P) müsste man eine Bahn einschlagen, die bis zu Jupiter ins All
herausführt, noch weiter als die seit Jahrzehnten geplante Marsexpedition. Schon ohne es nachzurechnen, ist mir klar das dies nicht möglich ist, zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand. Doch so eine Steilvorlage greife ich gerne auf. Also rechnen wir es mal nach. Continue reading „Dummes Geschwätz“

In vier Jahren zu Tschurri, anstatt in zehn

In meiner kleinen Serie über Ionentriebwerke will ich mal was neues versuchen und zwar untersuchen ob eine Mission vielleicht schneller oder besser mit Ionentriebwerken durchgeführt werden kann. Dabei will ich die Originalmission weitestgehend übernehmen.

Diesmal geht es um Rosetta. Rosettas Ziel ist der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko. 67P oder „Tschurri“, da sich keiner den Doppelnamen merken kann. 67P gehört zu einer sehr häufigen Klasse dem der von Jupiter umgelenkten Kometen (Jupiter Comet familiy JCF). Diese Kometen haben ein Perihel rund um Jupiters Bahn und eine niedrige Bahnneigung. Viele der bisher von Raumsonden besuchten Kometen, eigentlich alle außer Halley gehören in diese Gruppe. Jupiter ist aber mit Ionentriebwerken zu erreichen, daher mein Ansatz Rosetta mit Ionentriebwerken neu zu simulieren. Hier die für die Simulation wichtigen Kerndaten:

  • Rosetta wiegt beim Start 3011 kg
  • Die Solarzellen wiegen 169,7 kg bei 7,1 kW Leistung
  • der Treibstoff wiegt 1670 kg, das Gesamtsystem mit Tanks und Triebwerken 1841,5 kg.
  • Rosetta gelangte beim Start in eine Bahn mit einer solaren Überschussgeschwindigkeit von 3545 m/s. Bei 150 Mill. km Startentfernung entspricht dies einer Geschwindigkeit von 33345 m/s solar.
  • 67P/Churyumov-Gerasimenko hat eine Bahn die um 6,4 Grad geneigt ist und zwischen 186 und 851 Mill. km von der Sonne entfernt verläuft.

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Kleine Nachlese

Nun nach einer Woche ohne Blog heute mal eine kleine Nachlese. Das herausragende Ereignis war natürlich die Landung von Philae, die die zwei Tage vorher erfolgte Landung von Alexander Gerst weit überstrahlte. Aber ich komme zuerst zu dieser. Regelmäßige Leser meines Blogs wissen ja dass ich die bemannte Raumfahrt für weitgehend überflüssig halte. Aber da es sie schon mal gibt und ihre Aufgabe auch die Werbung ist – für die bemannte Raumfahrt an sich, aber auch allgemein für die Werbung für die Raumfahrt, Nun über die Forschung kann man wenig sagen, wie wichtig sie ist. Das Pensum soll recht umfangreich gewesen sein. Über die Bedeutung weiß man wenig. Was Gerst auf jeden fall gut erledigt hat ist der Teil Werbung. Zumindest in den deutschen Medien war das Echo deutlich größer als beim letzten deutschen Langzeitaufenthalt von Reiter. Das zog sich hin bis zur Landung als selbst der NASA-Kommentar meinte Gerst wäre „in good Shape“ und er selbst aufstehen wollte anstatt eingewickelt und getragen zu werden. Continue reading „Kleine Nachlese“

Die rein amerikanische Alternative zur Antares

Da nun ja erst Mal die Antares gegrounded ist, und ich befürchte für längere Zeit, wäre es mal an der Zeit sich Gedanken über eine rein amerikanische Alternative zu machen. Seit dem Frühjahr hat man in den USA ja plötzlich festgestellt, dass man russische Triebwerke verwendet. Wer weiß, bei so viel spontaner Intelligenz kommt man ja in einigen Jahren vielleicht darauf, dass sie Politik seit 2001 nur dazu führte überall auf der Welt Terrorismus entstehen zu lassen.

Aber zurück zu Orbital. Die sind ja seit dem Frühjahr mit ATK fusioniert und heißen nun Orbital ATK. ATK hat anders als Orbital auch größere Feststoffantriebe im Angebot. Aus den Shuttle-SRM könnte man eine erste Stufe basteln. Es gibt sie in Halbsegmentabstufungen ab 1 Segment Größe. Damit sollte man doch die erste ukrainisch-russische Stufe ersetzen können. Da die Stufe eine höhere Trockenmasse und einen schlechteren spezifischen Impuls hat, aber auch um die Spitzenbeschleunigung zu minimieren bietet es sich an eine zusätzliche – zweite Stufe einzuführen. Der Castor 120 wäre dann die offensichtlichste Wahl. Continue reading „Die rein amerikanische Alternative zur Antares“

Aktionismus, Multimedia anstatt solide Information

Nun ist Rosetta um einen ersten Quasi-Orbit eingeschwenkt und wir werden wieder das übliche ESA-.Procedere bei solchen Anlässen sehen. Das gab es schon bei der Landung von Opportunity kurz nach dem Erreichen des Marses durch Mars Express: Da veröffentlichte die ESA erste Ergebnisse, inklusive der „weltgrößten Postkarte“ einem Streifen der HRSC Kamera von Kasei Valles. So kann man die eigene Mission nochmals ins rechte Licht rücken. So werden wir auch erste Ergebnisse von Rosetta bald zu sehen bekommen und dann wieder für lange Zeit nichts. Dieser Aktionismus ist recht kennzeichnend für die ESA. Während man auf den NASA-Missionsseiten anfangs alle paar Tage, dann später im Wochenabstand Nachrichten findet, aufbereitet für die Allgemeinheit, hört man von den meisten ESA-Missionen nichts mehr nachdem sie einen Orbit erreicht haben ab und an einige wissenschaftliche Neuigkeit, eher gibt es noch Nachrichten über ingenieurstechnische Aspekte. So hat Venus Express nun eine Saison absolviert, in der sie tiefer in die Atmosphäre eingetaucht. Das wurde in Nachrichten genau erläutert. Aber etwas von den wissenschaftlichen Ergebnissen? Es war ja nicht die erste solche Kampagne. Continue reading „Aktionismus, Multimedia anstatt solide Information“