Warum kein Smartphone für einen Euro kaufen?

Smartphones kosten 1 Euro – Warum sollte man trotzdem sich eines für 200, 300 oder noch mehr Euro kaufen? Solche Angebote gibt es zuhauf. Im Kleingedruckten steht dann immer „bei gleichzeitigem Abschluss von vertrag XYZ“. Der aufgeklärte Verbraucher weiß dann das er den Preis des Smartphones mitbezahlt, indem er in einem lange laufenden Vertrag sitzt und dieser mehr als andere Verträge ohne Handy kostet. In der Summe muss das nicht schlecht sein, eventuell kostet ein anderer Vertrag und ein desperates Handy genauso viel. Aber es ist intransparent, obwohl man nur auf eine Zahl achten muss, anstatt auf viele wie Handykaufpreis, Vertragslaufzeit, Grundgebühr, Gesprächsgebühren, Freikontingente etc. Continue reading „Warum kein Smartphone für einen Euro kaufen?“

Die Startpreise

Letzte Woche machte ein ULA-Angestellter bei einem Vortrag einige Anmerkungen über ULA und die Situation in den USA, einen Tag später wurde er gefeuert. Aber die Ausführungen sind interessant. Es gibt in dem Artikel einiges, was man ohne selbst involviert zu sein schwer beurteilen kann, so ob das BE-4 oder AR-1 die bessere Wahl ist. Nach den Zahlen ist es das BE-4 das weiter in der Entwicklung ist und billiger wird. Aber es gibt einiges das auch ich zu kommentieren habe.

Das erste ist die Bemerkung das Senator McCain offensichtlich nicht rational handelt. Man kann das aus verschiedenen Gesichtspunkten sehen, so als „attack dog“ von SpaceX. Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen, denn was er tut schadet nur dem eigenen Land, nützt aber niemanden außer SpaceX. SpaceX hat inzwischen auch seine Aussagen für Lobbyismus enorm erhöht und gibt dafür mehr als ULA aus – vor einigen Jahren war es noch umgekehrt. Da wird sicher viel bei McCain hängen bleiben. Die Tatsachen sind: Als man die RD-180 bestellte war die Abhängigkeit von einer russischen Firma schon ein wichtiger Punkt. Der Ursprungsvertrag war daher so ausgelegt, dass die Stückzahl hoch war und die Lieferfristen so, dass man immer genügend Triebwerke hatte, um nicht nur das aktuelle Jahr abzudecken sondern im Notfall eine eigene Produktion aufbauen zu können. Die Rechte für die Produktion bekam man ebenso wie die Unterlagen über den Aufbau und Tests. Es war der USAF aber bisher immer zu teuer, die Produktion aufzubauen, zumal die in den USA gebauten Triebwerke auch nicht billiger werden. Wenn man nun plötzlich entdeckt das man russische Triebwerke einsetzt um dann einen Bann auszusprechen, ohne irgendetwas zu tun um Ersatz zu schaffen, dann ist das nur dämlich. Russland schadet der Verkauf einiger Triebwerke gar nicht, aber die eignen Nutzlasten des Militärs sind betroffen, ja genau des Militärs, das doch sonst über allem steht und nie Haushaltskürzungen hinnehmen muss, auch wenn sonst jeder zurückstehen muss. Besonders pikant ist das Orbital während der Ukrainekrise ja einen neuen Vertrag über die Lieferung der RD-181 abgeschlossen hat. Wenn die politische Richtung wirklich ernst gemeint ist dann hätte man sicher Orbital davor gewarnt, vor allem aber schon 2014 eine Alternative gesucht. Das macht man nun, nach zwei Jahren. Das zeigt das es eigentlich nicht um die RD-180 geht oder nationale Unabhängigkeit. Würde man nur unabhängig sein wollen, so wäre es die einfachste Möglichkeit das RD-180 in den USA zu bauen, die Rechte hat man und ULA selbst sagte ja dass beide Nachfolger dem RD-180 unterlegen sind. Daher bekommt die Vulkan auch leistungsfähigere Booster um dies auszugleichen. Continue reading „Die Startpreise“

Zu viele Triebwerke für zu wenige Raketen

Heute gab die USAF bekannt, dass sie mit 536 Millionen $ die Entwicklung des AR-1 Triebwerks fördern will. Meiner Ansicht nach läuft, seit die Privatisierung der Raketenstarts 1987 beschlossen wurde, einiges schief. Im Schock der Challenger-Katastrophe wurde beschlossen, das künftig die US-Hersteller von Trägern diese selbst starten und auf dem freien Markt anbieten sollten. Das betraf zuerst nur die NASA, die damals auch die kommerziellen Aufträge aus dem Ausland abwickelte, doch die USAF schloss sich dem an. Nach einigen Jahren des Übergangs, indem die alten Träger verbessert eingesetzt wurden, entschloss man sich zum EELV-Programm , das ja alles besser machen sollte.

Wie wir wissen, ist dem nicht so. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen der fehlende kommerzielle Erfolg von US-Trägern, zum Zweiten die Forderung der USAF, zwei Träger für große und mittelgroße Nutzlasten verfügbar zu haben, was bei den wenigen Starts der USA sie unnötig teuer macht und zum Dritten die Anforderung der Regierung die die Träger verteuert.

Nun vergibt man einen Auftrag an Aerojet für das AR-1 Triebwerk. Zu den bewilligten 536 Millionen $ will Aerojet weitere 268 Millionen selbst investieren. Vorher gab es schon einen Auftrag an ULA für das BE-4 Triebwerk und eine Oberstufe über 202 Millionen Dollar, dazu kommen 134 Millionen Dollar von ULA. Continue reading „Zu viele Triebwerke für zu wenige Raketen“

Staatsfirma oder private Raumfahrt?

Den heutigen Blog mache ich primär für mich, um Daten zusammenzutragen, die man als SpaceX-Kritiker braucht. Der Unterschied zum SpaceX-Fan ist ja der, dass man nicht das nachplappert was andere sagen, irgendwelche Spekulationen anstellt, sondern auf Basis von Zahlen argumentiert.

Seit Jahren nervt mich eines: Das die Firma immer von der „privaten Raumfahrt“ spricht. Das haben inzwischen ja auch die deutschen Medien übernommen, wo das noch bizarrer ist, weil „privat“ bei uns noch einen etwas anderen Klang hat als in den USA.

Auf der Webseite selbst wirbt sie von sich als dem „wourld fastest growing Launch Service Provider“, als wäre die Ausrichtung von SpaceX vor allem auf kommerzielle Starts, die frei ausgeschrieben werden ausgerichtet, nicht auf Regierungsaufträge. Da dieser Markt klein ist, es gibt pro Jahr ungefähr 15 bis 20 Satelliten pro Jahr deren Starts frei ausgeschrieben wird, wäre es dumm sich auf diesen zu beschränken. Kein einziger LSP kommt ohne irgendwelche Regierungsaufträge aus. Bei den meisten machen sie mehr als 50% aus. Einzige Ausnahme davon ist Arianespace wo sie deutlich unter 50% liegen. Das verwundert nicht, denn den 15 bis 20 kommerziellen Satelliten stehen viel mehr Starts seitens der Regierung gegenüber, jährlich gab es in den letzten 10 Jahren zwischen 80 und 90 Starts, also vier bis sechs mal so viel. Continue reading „Staatsfirma oder private Raumfahrt?“

Wo bleiben die Konsequenzen für Europa?

Da man nun auch in den USA die Delta 4 einstellt und eine neue Rakete, die Vulcan entwickelt, frage ich mich, welche Konsequenzen man in Europa zieht. Die Vulcan wird eine neue erste Stufe bekommen, mit LOX/Methan, eine bisher nicht genutzte Treibstoffkombination und ein neues Triebwerk. Die Oberstufe die aus Kostengründen einige Jahre später folgt wird auch größer sein, variable Triebwerkszahlen (1-4) ermöglichen und auch hier hat sich Lockheed noch nicht auf das RL-10 festgelegt.

In Europa scheint man dagegen die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. Nachdem Frankreich unbedingt die Ariane 6 wollte, Deutschland dagegen die Ariane 5 ME hat man sich – wie üblich – auf einen Kompromiss geeinigt der schlechter als beide Einzelvorschläge ist. Die Ariane 5 ME hätte für moderate Kosten (im Verhältnis zur Ariane 6) eine Erhöhung der Nutzlast auf 12 t bei gleichen Produktionskosten, also eine Kostenreduktion um 15% versprochen. Die Ariane 6 sollte mit nur zwei Stufen eine hohe Serienproduktion ermöglichen und die Feststoffbooster in erster und zweiter Stufe wären auch billig gewesen. Was nun kommt ist im Prinzip eine Ariane 5 in modifizierter Form: eine kryogene Oberstufe mit Vinci, eine Zentralstufe mit Vulcain 2 aber etwa 30 t weniger Treibstoff als bei der Ariane 5E dazu zwei oder vier Booster die jeweils halb so viel wie ein EAP wiegen. So ermöglicht sie etwas kleinere Nutzlasten wenn nur zwei Booster verwendet werden, doch die sind nicht der Kostentreiber. Continue reading „Wo bleiben die Konsequenzen für Europa?“