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Stephen Gary „Steve“ Wozniak, oft nur abgekürzt als „Woz“ ist der Vater des Apple I. Der Apple I als Vorgänger des Apple II hatte anders als sein Nachfolger keine Marktbedeutung ebnete aber den Weg zum Apple II der schließlich über 16 Jahre lang produziert wurde.
Als mit dem Altair die Mikrocomputerrevolution anbrach, war auch Woz unter den Mitgliedern des Homebrew Computerclubs. Der Homebrew Computerclub war der erste Verein in dem an Elektronik und Computertechnik interessierte sich austauschen konnten und wurde am 5.3.1975 in Menlo Park gegründet. Er kam zu den Klubtreffen und fand erstmals eine Gemeinschaft von Nerds, die genauso wie er an Elektronik interessiert waren. Wozniak war einer von rund 30 die sich zum ersten Clubtreffen in und um eine Garage einfanden.
Zu der Zeit war Wozniak bei Hewlett Packard angestellt. Er arbeitete Vollzeit an der Konstruktion von Taschenrechnern – der HP 35 für den er sogar 400 Dollar zusammengespart hatte war ein Stück Hardware das er bewunderte. Von dem Altair, 4004, 8008 und 8080 von denen die anderen Gründungsmitglieder des Homebrew Computer Clubs redeten, verstand er gar nichts. In ihm reifte aber danach das er einen eigenen Computer entwickeln wollte.
Er bekam ein Datenblatt eines 8008-Prozessors und studierte es – und erkannte, dass die Mikroprozessoren genauso funktionierten, wie die Minicomputer, die er von seinem Studium kannte. Es ist aus der Retrospektive vielleicht erstaunlich, dass die Erfindung des Mikroprozessors an Wozniak vorbeiging, aber er hatte in den letzten drei Jahren bei Hewlett-Packard nur an der Konstruktion von Taschenrechnern gearbeitet. Er erkennt sofort, dass nun alle Schaltkreise seines, vor einigen Jahren selbst konstruierten, Soda Cream Computers auf einem Chip vereinigt sind. Das Gerät der Stunde ist der Altair. Allerdings beträgt Wozniaks monatlicher Nettolohn gerade mal 400 Dollar und er kann sich den Altair nicht leisten. Er findet auch, dass er in der Grundversion nicht mehr leistet als sein Soda Cream Computer, den er Jahre vorher aus diskreten Bausteinen aufgebaut hat. Er ist zwar ausbaufähig, aber bis er wirklich zu etwas gebrauchen ist, hätte er mehr Geld, über 1.000 Dollar investieren müssen.
Er beschloss daher, seinen eigenen Computer zu bauen. Der 8080-Prozessor von Intel kam nicht infrage. Er war ihm zu teuer und kostet so viel wie seine Monatsmiete. Er erfuhr aber, dass Hewlett-Packard Mitarbeiter einen Rabatt beim Kauf eines neuen Mikroprozessors, des 6800 von Motorola erhielten. Er würde ihn nur 40 Dollar kosten. „Das ist aber günstig“, sagte später Woz in seiner Autobiografie und machte den Chip zur CPU seines Rechners. Die nächste Designentscheidung war, dass der Computer ein ROM haben sollte. Anders als beim Altair sollte der Computer nach dem Einschalten sofort betriebsbereit sein. Dafür benötigte er ein Startprogramm und dieses sollte in einem nicht flüchtigen Speicher, dem ROM sitzen. Später, so hoffte er, würde der Computer es ihm erlauben, FORTRAN Programme zu schreiben, doch erst einmal reichte ein Monitor Programm. Ein Monitorprogramm ist ein sehr einfaches „Betriebssystem“. Es gibt nur wenige Befehle, die es erlauben, Programme zu starten, Daten in den Speicher zu schreiben oder anzusehen. Es war nötig, um elementare Funktionen des Computers zu testen.
Die wichtigste Neuerung war jedoch, dass der Computer einen Fernseher zur Ausgabe und eine Tastatur zur Eingabe nutzen sollte. Wie dies geht, hatte Woz schon gelöst. Er hatte im Anschluss an das Videospiel, das er durch Vermittlung von Steve Jobs für Atari entworfen hatte, ein Videoterminal gebaut, dass es erlaubte, Daten über das Arpanet (Vorläufer des Internets) zu senden und die Ausgabe auf einem Fernseher darzustellen. Ein Terminal ist damals ein sehr häufig eingesetztes Gerät. Es sieht aus wie ein Mikrocomputer, aber viel einfacher aufgebaut. Anfang der Siebziger Jahre wurden Großrechner so leistungsfähig, dass Firmen begannen ihre Rechenzeit zu vermieten. Ein Benutzer wurde über ein Terminal, das an einer Telefonleitung hing, an den Großrechner angeschlossen, der so mit einigen Dutzend Terminals verbunden ist. Jedes bekommt für einen Sekundenbruchteil die volle Prozessorleistung, bevor das nächste Terminal dran war. Viele der frühen Computerpioniere nutzten Großrechner so zur Softwareentwicklung, weil es leistungsfähige Mikrocomputer noch gar nicht gab. So Bill Gates und Paul Allen für das Microsoft BASIC und Dan Frankston für VisiCalc. Normal waren aber damals keine Videoterminals, sondern umgebaute Fernschreiber oder Schreibmaschinen. Sie druckten nicht nur das aus, was man eintippte, sondern schickten es auch über die Telefonleitung zum Rechner, und sie druckten die Antwort des Rechners aus. Ein Videoterminal funktioniert ähnlich, nur stellt es die Informationen auf dem Bildschirm dar, wofür es einen kleinen Speicher für die Zeichen braucht, die auf dem Bildschirm dargestellt werden. Ein Videoterminal kann einen Mikroprozessor einsetzen (der Vorgänger des im Altair verbauten Intel 8080, der Intel 8008 wurde für ein Videoterminal entworfen), er kann aber dann nicht selbst programmiert werden. Das Videoterminal ist im Apple I auch eine eigenständige Schaltung mit einem KByte eigenem Speicher.
Während seine Pläne reifen, erfährt er, dass es einen neuen Mikroprozessor gibt, der pinkompatibel und im Design vergleichbar mit dem 6800 ist. Er fährt zur Computermesse Wescon, die vom 16 bis 18.6.1975 in San Francisco stattfindet. In einem Hotel neben der Messe verkauft ein Ingenieur von MOS Industries namens Chuck Peddle den neuen Mikroprozessor mit der Bezeichnung „6501“. Er kostet nur 20 Dollar. Wozniak legt noch 5 Dollar für ein Handbuch drauf und hat so den Prozessor seines neuen Computers gefunden. Der 6501 ist pinkompatibel zum 6800 von Motorola. Gerade deswegen drohen Motorola eine Klage an und MOS ändert das Pin-Layout und bringt denselben Prozessor unter der Bezeichnung MOS 6502 erneut auf den Markt.
Der 6501/2 den eine Gruppe ehemaliger Motorola Ingenieure unter der Leitung von Chuck Peddle bei MOS entwickelte orientiert sich a dem Motorola 6800. Allerdings ist der Chip erheblich einfacher aufgebaut als der Motorola 6800. Dadurch enthält er weniger Transistoren und kann zu dem niedrigen Preis überhaupt erst angeboten werden. Leider ist dadurch auch die Programmierung deutlich umständlicher. Chuck Peddle dachte, als er den Prozessor entwarf auch nicht an einen Einsatz in einem Mikrocomputer, sondern als Mikrocontroller für Steuerungen. Bei 1 MHz ist der 6502 in etwa so schnell wie ein 880 bei 2 MHz. Das liegt daran, dass der 6502 intern bei jedem Flankenwechsel eine Aktion durchführt, der 8080 dagegen bei jedem Übergang von Low nach High. Hier eine kleine Vergleichstabelle damals gängiger Prozessoren:
|
Intel 8080 |
Motorola 6800 |
MOS 6502 |
Zilog Z80 |
---|---|---|---|---|
Erscheinungsdatum |
April 1974 |
März 1974 |
September 1975 |
März 1976 |
Transistoren |
4500 |
4.100 |
3.510 |
8.200 |
Befehle |
78 |
72 |
56 |
158 |
Taktfrequenz (höchste) |
4 MHz |
2 MHz |
4 MHz |
Max 8 MHz |
Register |
8 x 8 Bit, 2 x 16 Bit |
3 x 8 Bit, 3 x 16 Bit |
5 x 8 Bit, 1 x 16 Bit |
16 x 8 Bit, 4 x 16 Bit |
Die notwendigen praktischen Arbeiten macht Wozniak bei seinem Arbeitgeber in der Werkstatt nach Arbeitsende und am Wochenende. Das Monitorprogramm sollte in zwei PROM's von nur 256 Byte Kapazität untergebracht werden. Das war auch für Wozniak eine Herausforderung, weil 256 Byte selbst für ein so einfaches Programm wenig Speicher sind. Die meisten Chips benötigte er für den Speicher: Der Apple I sollte einen Arbeitsspeicher von 4 KByte haben, wofür Wozniak 32 Chips benötigte. Er verwendet SRAM Chips mit je 1 Kilobit Kapazität. Da jeder Chip nur 1024 Bit speichert, braucht er für 4 KByte (32.768 Bits) 32 Stück. Da er sich nicht den Zugang zu einem Großrechner selbst über ein Timesharing System leisten kann, kodiert er den Code auf Papier und spielt ihn in Gedanken durch. Danach übersetzt er die Befehle ins binäre System, mit dem er die PROM programmiert. Es entstehen zwei Versionen des Monitorprogramms. Eines fragt die Tastatur dauernd ab (Polling) ein Zweites ist effizienter, bei ihm löst jeder Tastendruck eine Unterbrechung des Mikroprozessors aus, der zwischen zwei Tastendrücken Zigtausend Befehle ausführen kann und das Programm fragt dann ab, welche Taste gedrückt wurde. Dieser Interruptbetrieb ist effizienter, weil der Prozessor so ein Programm abarbeiten kann und trotzdem die Tastatur abfragen kann. Beim Polling geht immer nur eines von beiden. Dieses ROM funktioniert aber nicht. So arbeitet er mit dem zweiten ROM das nur Polling erlaubt weiter.
Am 29.6.1975 arbeitet der Apple I zum ersten Mal. (Den Namen bekam der Computer erst später von Steve Jobs). Der Apple I wird meist als Vorläufer des Apple II angesehen. In vielen Darstellungen der Computergeschichte wird er vergessen. Doch war er der erste Computer, der an einen normalen Fernseher angeschlossen werden konnte. Vorher benötigten Computerfreaks einen Fernschreiber als Ein-/Ausgabemedium. Dieser war nicht nur teuer (die billigsten kosteten über 1.000 Dollar), sondern er konnte Daten auch nur zeilenweise ausgeben. Farbe und Grafik waren unmöglich. Das Editieren von Eingaben ging ebenfalls nicht, weil eine einmal gedruckte Information nicht wieder in ein weißes Papier umgewandelt werden kann. Wer einmal eine Schreibmaschine hatte und Tippfehler produzierte, kann sich vorstellen, wie mühsam, dass die Eingabe machte. In den folgenden Monaten arbeitet Wozniak neben der Arbeit an seinem Computer und verbessert ihn weiter.
Wozniak bezeichnet ihn als den ersten Mikrocomputer, der direkt etwas auf dem Bildschirm ausgibt, das ist zwar formal richtig, aber er war nicht der erste Computer, der auch so gekauft werden konnte. Das war der „Sol“ so benannt nach dem Zeitschriftenverleger Les Solomon, der den Auftrag für ihn gab. Er entstand unter ähnlichen Umständen. Auch hier waren seine Schöpfer Gründungsmitglieder des Homebrew Computeclubs, Lee Felsenstein und Bob Marsh. Sie wollten auch ein Videoterminal bauen, und zwar für den Altair 8800, der in der Basisausführung weder einen Monitoranschluss noch eine Tastatur hatte. Sie erkannten, dass das dies unsinnig war, weil sie im Terminal denselben Prozessor wie im Altair verwendeten und sogar mehr Speicher brauchten, also warum nicht gleich einen vollwertigen Computer bauen. Vor allem kam der Sol im Gehäuse, mit Tastatur und Netzteil, während der Apple I nur als Platine verkauft wurde. Als letzte Gemeinsamkeit steckten beide Rechner anfangs in handgeschreinerten Holzgehäuse.
Als das Design fertig ist, bringt Wozniak Fotokopien der Schaltpläne und des ROM Listings zu den Treffen des Homebrew Computerclubs. Wozniak schätzt, dass er etwa 100 Kopien verschenkt hat.
Bei einem dieser Treffen begleitete ihn auch Steve Jobs. Steve hatte wenig mit der Hardware am Hut. Er sah aber die Nachfrage und kam auf die Idee, dass man diesen Rechner verkaufen könnte. Wenn so viele die Baupläne nehmen, selbst aber dann die Platine herstellen und bestücken müssen, dann gibt es sicher viel mehr Leute, die das nicht können, aber auch einen Computer haben wollen.
Wozniak kann von einem AMI Mitarbeiter für 5 Dollar acht dynamische RAM Bausteine kaufen. Sie haben die vierfache Kapazität der bisherigen SRAM. Nur muss der Refreshzyklus erzeugt werden. Wozniak findet eine findige Lösung. Er muss ja schon die Darstellung für den Fernseher generieren. Im Prinzip muss der Mikroprozessor immer dann, wenn der Elektronenstrahl auf dem Fernseher an einer Stelle ist, wo ein Pixel erscheinen soll, das High-Signal auf die Leitung anlegen. Jeder Fernseher hat, aber Teile der Röhre, die nicht sichtbar sind und vom Gehäuse verdeckt sind. Das Zeichnen einer Zeile dauert 65 Mikrosekunden, aber nur 40 Mikrosekunden entfallen für den sichtbaren Teil. So frischt der 6502 alle 65 Takte für 4 Takte 16 Adressen im RAM auf. Der effektive Takt beträgt so 0,96 MHz anstatt 1,023 MHz. Der 6502-Prozessor weist nicht die Kinderkrankheiten des Intel 8080 bei der Ansteuerung von dynamischen Speichern auf. So konnte die Anzahl der Speicherchips von 32 auf 8 reduziert werden. Die spätere Verkaufsversion hatte sogar 8 KByte RAM.
Als im Homebrew Computerclub die erste Version von Altair Basic, das später unter der Bezeichnung „Microsoft Basic“ zur Marke wurde ,vorgestellt wird, reift in Wozniak der Entschluss das er der erste sein will, der BASIC für den 6502 programmiert, auch wenn er von dieser Sprache nichts hält. Er würde lieber in FORTRAN programmieren.
Steve Jobs ist an dem Computer interessiert, begleitet ihn zu den Treffen des Homebrew Computerclubs jeden zweiten Mittwoch-Nachmittag und trägt den Fernseher. Ihm schweben als (schon damals) Visionären, aber nicht technisch Begabten, damals Weiterentwicklungen vor. Er fragt Wozniak ob man den Computer nicht, als Mehrbenutzersystem konzipieren konnte – das Design des Videoterminals von Woz hatte Jobs an eine lokale Firma namens Call Computers verkauft, dann fragte er, ob man nicht eine Festplatte anschließen könnte – die waren damals gerade auf den Markt gekommen und noch unerschwinglich teuer. Die höfliche Antwort von Wozniak „Sicher, eines Tages schon“. Immerhin ist nun aber Steve Jobs an dem Computer interessiert. So steuert Jobs Anregungen bei, um den Rechner einfacher und billiger zu machen. Er schlägt vor, die gerade neu erschienen 4 Kbit DRAM-Bausteine von Intel einzusetzen. Wozniak blieb skeptisch, er glaubt nicht daran, dass man sich bei Intels Prozessorpreisen überhaupt einen Intel Chip würde leisten könnte, aber sie sind die besten Bausteine. Jobs hängt sich ans Telefon und bald trudeln einige Probeexemplare ein. Sie sind pinkompatibel zu den statischen Bausteinen, sodass es keine gravierenden Änderungen gibt.
Wozniak erstellt auch einen BASIC-Interpreter der nur 4.000 Bytes umfasst – wie das Monitorprogramm nur auf Papier in einem Notizbuch, da er das Programm aber jedes Mal neu eintippen muss, kommt noch ein Kassetteninterface hinzu. Das Kassetteninterface ist für seine Zeit recht schnell und liest ein 4-K-Programm in 20 Sekunden (Datenrate 1.500 Baud/s) ein. Wie sich später zeigt, hat Wozniak aber das falsche BASIC ausgesucht. Er meint das es wie die Sprache FORTRAN, die er kennt, standardisiert ist und besorgt sich Handbücher von HP und DEC BASIC. Nach deren Syntax erstellt er den Interpreter. Die Bücher (darunter das sehr erfolgreiche Buch „101 Computer Games“ und Artikel basieren aber auf der Syntax von Altair/Microsoft BASIC und die ist eine andere. Das Kasetteninterface ist bei den frühen Apple I nicht dabei und muss für 75 Dollar zusätzlich gekauft werden.
Kurz nach Thanksgiving 1975 kommt Jobs mit einer Idee zu Wozniak. „Wie wäre es, wenn wir die Platine für 20 Dollar fertigen und für 40 verkaufen?“. Die Platine stellt für einen Hobbyisten das Hauptproblem für den Zusammenbau dar. Das Bestücken ist dann vergleichsweise einfach. Seine Rechnung war diese: Es gibt im Homebrew Computer Club rund 500 Mitglieder. Vielleicht würden 40 bis 50 die Platine kaufen. Das Layouten der Platine für eine Kleinproduktion kostet nach Wozniak aber 1.000 Dollar. Die Herstellung rund 20 Dollar. Wenn er also die Fertigplatine für 40 Dollar verkauft und rund 50 Leute sie kaufen, dann wären ihre Vorinvestition wieder drinnen gewesen. Wozniak glaubt nicht, das es so viele Abnehmer im Homebrew Club gäbe, da viele davon schon einen Altair haben. Doch Jobs kann Wozniak mit einem Argument überzeugen: „Wenn es nicht klappt, können wir wenigstens sagen, wir haben einmal eine Firma gehabt“.
Am 1.4.1976 wird Apple Computer gegründet, mit dem Zweck den Apple I zu vermarkten. Steve Jobs verkauft seinen VW-Bus und Wozniak seinen HP-65 Taschenrechner für 500 Dollar, der Käufer zahlt aber nur die erste Rate. Das liefert ein Grundkapital von 1.300 Dollar. Wie viele andere Computerfirmen beginnt auch bei Apple der Zusammenbau in einer Garage – der von Steve Jobs, die ja nun ohne Auto leer ist. Den Namen „Apple Computers“ hat die Firma von Steve Jobs, der gerade von einem Job bei einer Apfelplantage in Oregon zurückkam. Sie lag in einem Dorf das „Apple Orchard“ hieß. Wozniak hat Bedenken, gibt es doch die nicht unbekannte Plattenfirma „Apple Records“, welche die Rechte an den Beatles Titel hält. Doch ein besserer Name fällt beiden nicht ein.
Jobs findet auch einen Mitarbeiter bei Atari, wo er arbeitet, der für 600 Dollar aus dem Schaltplan ein Platinenlayout erstellt, das man benötigt, um die Platine fertigen zu lassen und er überzeugt Ron Wayne sich bei der Firma zu beteiligen. Ron Wayne setzt den Gesellschaftervertrag an einer Schreibmaschine auf – Jobs und Wozniak erhalten 45 Prozent, Wayne 10 Prozent für seine Arbeit – er schreibt das Manual des Apple I und entwirft das Logo mit Newton unter einem Baum.
Wozniak bekommt allerdings nun, wo er einen offiziellen Vertrag unterschrieben hat, Bedenken. Er hat den Computer schließlich zwar in seiner Freizeit aber mit den Mitteln seines Arbeitgebers HP konstruiert. Er will sich rechtlich absichern und fragt seinen Boss, ob dies in Ordnung geht. Der arrangiert eine Vorführung mit dem Management, drei Hierarchiestufen über Wozniak. Nach der Vorführung taucht eine Frage auf: Wozniak schließt das Gerät an einen Fernseher an. Geht das mit jedem Fernseher? Was passiert, wenn es bei einer Marke nicht funktioniert? HP lehnt eine Vermarktung ab. Als Steve Jobs den Auftrag für 100 Apple I an Land zieht, macht Wozniak noch einen Vorstoß, nun will er nur noch das Okay, das HP keine Rechte an dem Entwurf anmeldet, und bekommt das auch von der Rechtsabteilung. Damals ist Wozniak enttäuscht, aber es ist eigentlich klar, dass der Apple I nicht in das Portfolio der Firma passt. Die verkauft fertige Computer, die man nur anschalten muss mit eigenem Bildschirm und Tastatur und keine Platinen. Das würden die Kunden – Ingenieure und Wissenschaftler – die dafür viel Geld zahlen (HP steht in der Fachwelt auch als Abkürzung für High Price) nicht akzeptieren.
Jobs, dessen kaufmännisches Talent immer stärker hervortritt, überzeugt Paul Terrell, den Besitzer der „Byte“ Computerkette, (damals gab es aber nur den ersten Shop) 100 Stück (andere Quellen sprechen von 50) der neuen Computer für 500 Dollar pro Stück zu kaufen. Er spricht ihn bei einem Klubtreffen an und überzeugt ihn von dem Rechner. Terrell will mit ihm in Kontakt bleiben. Terrell will sich nicht festlegen, den die beiden Steves sind nicht die Einzigen die damals an einem eigenen Computer arbeiten. Am nächsten Tag erscheint Jobs barfuß im Laden und sagt „Hi wir wollten in Kontakt bleiben…“. Paul Terrell ist daran interessiert „richtige“ Computer zu verkaufen. Computer, welche die Käufer nur anschließen und einschalten muss, keine Bausätze wie der Altair 8800. Er geht davon aus, das der Apple I ein solches Gerät ist, schließlich wird der Apple I ihm mit Fernseher und Tastatur vorgeführt. Steve dagegen sieht als Apple I nur die Platine, nicht mal das Netzteil ist dabei. So ist später Terrell nicht zufrieden. Er lässt aus Holz ein Gehäuse tischlern und eine ergänzt den Computer um ein Netzteil und eine Tastatur.
Aber um diesen großen Auftrag ausführen zu können, wird viel mehr Kapital benötigt: Jeder Apple I benötigt Bauteile im Wert von 250 Dollar. Apple benötigte nun mindestens 20.000 Dollar zusätzliches Kapital. Sie erhalten 1.200 Dollar (andere Quelle: 5.000 Dollar) von Alan Baum, einem Freund von Wozniak, als Darlehen. Jobs kann mit dem Auftrag örtliche Zulieferer (Cramer Electronic) überzeugen, ihm die Bauteile mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen zu liefern. Er bleibt solange im Büro des Verhandlungspartners, bis dieser Terrell anruft und sich den Auftrag bestätigen lässt.
Innerhalb von zehn Tagen bauen sie zusammen mit Daniel Kottke und (je nach Quelle Steves Schwester Patty oder Bill Fernandez für 1 Dollar pro Board) die Rechner zusammen. Steve Jobs kommt mit zehn bis zwanzig Platinen vom Hersteller, sie werden in der Garage von Steves Elternhaus zusammengebaut, Wozniak macht die Endkontrolle, bessert gegebenenfalls nach, und wenn ein oder zwei Dutzend fertige Rechner verfügbar sind, fährt Jobs zu Paul Terrel, um sie ihm zu verkaufen und kassiert gleich in Bar, womit er dann wieder den Lieferanten bezahlen kann. Da es nicht nur ein Zahlungsziel von 30 Tagen gab, sondern auch ein Lieferziel von 30 Tagen, arbeiten sie Tag und Nacht, bis sie die Rechner alle fertiggestellt haben. Das war im März 1976, erst danach wird seltsamerweise Apple als Firma gegründet.
Schon wenige Tage nach Firmengründung, am 12.4.1976, steigt der dritte, stille, Anteilseigner an Apple, Ronald Wayne aus. Wayne wird von Jobs und Wozniak mit 800 Dollar für seinen 10 Prozent-Anteil ausgezahlt. Es war ihm zu riskant mit seinem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens einzustehen. Sechs Jahre später wäre dieser Anteil rund 1,5 Milliarden Dollar wert gewesen. Damals sah er aber das Risiko – Jobs stand mit 15.000 Dollar für die Bauteile im Minus. Bei Wozniak und Jobs war nichts zu holen, anders als bei Wayne der damals 41 und angestellt bei Atari war. Er bekommt ein Jahr später, da das Logo eine Zeitlang noch verwendet wird, eine weitere Zahlung von 1.500 Dollar für die Rechte an dem Logo. Jobs versucht in den folgenden Wochen ihn nochmals zu überreden bei Apple einzusteigen, doch Wayne bleibt lieber bei seinem sicheren Job bei Atari. Er hat den Ausstieg niemals bereut, allerdings, dass er den Vertrag Anfang der Neunziger Jahre für 500 Dollar verkauft hatte. Er erlöste im Jahre 2011 bei einer Auktion 1,6 Millionen Dollar ...
Später schalten auch Wozniak und Jobs eine Anzeige in der Oktober Ausgabe 1976 des „Byte“ Magazins und bieten den Apple I für 666,66 Dollar in der Grundausführung mit 4 KByte Speicher an. Woz liebt Zahlen mit vielen gleichen Ziffern. Sie fahren auch durch Kalifornien und klappern die lokalen Computerhändler ab. Seit Juli 1976 wird der Apple I so für 666,66 Dollar verkauft. Sie merken allerdings schnell, das sie inzwischen von Processor Technologies überholt wurden. Deren SOL-20 Computer ist wirklich komplett, nicht nur eine Platine. Als Platine ist der Sol-20 auch im Preis vergleichbar mit dem Apple I (745 Dollar), aber es gibt den Sol eben auch zusammenbaut, mit Keyboard, Netzteil und Gehäuse für 1.295 Dollar. Processor Technologies verkauft 1.000 Sols pro Monat. Das brachte Jobs auf die Idee, das der nächste Computer genau so aufgebaut werden musste. Als der Apple II im April 1977 angekündigt wird sinkt der Preis auf 475 Dollar. Als der Apple II dann im August 1977 erscheint wird die Produktion eingestellt und im Oktober verschwindet der Apple I von der Preisliste von Apple.
Jobs und Wozniak machen rund 8.000 Dollar Gewinn mit dem Apple I. Nach Wozniaks Angaben wurden rund 150 Apple I verkauft. Genau weiß man es nicht, weil die Platinen noch keine Seriennummern hatten.
Der Apple II erscheint gegenüber dem Apple I als eine viel leistungsfähigere Maschine mit Steckplätzen für Erweiterungskarten, ROM-BASIC und viel mehr RAM, vor allem aber einem Design-Gehäuse mit Tastatur. Den Apple I beschreibt Wozniak in seiner Autobiografie nur als eine Erweiterung seines schon existierenden Arpanet-Terminals um einen Mikroprozessor und RAM (weshalb er auch eine langsame Bildschirmausgabe hatte – der Prozessor durfte nur bei jedem neuen Halbbild, also jede sechzigste Sekunde ein Zeichen in den Textspeicher des Videoterminals schreiben). Demgegenüber wurde der Apple II neu konzipiert. Aber vieles vom Apple I wurde trotzdem in den Apple II übernommen:
Der Takt des Mikroprozessors ist mit 1,023 MHz der gleiche.
Die Punktmatrix von 7 × 5 Punkten (Horizontal × Vertikal) ist die gleiche.
Wie der Apple I kann der Apple II keine Kleinbuchstaben darstellen.
Die Schnittstellen sind in der Basisausführung auch dieselben: Kassettenrekorder und Monitor.
Auch der Apple II kennt keine Interrupts. Programme müssen ebenfalls die Tastatur im Polling Modus abfragen.
Aufgrund der Seltenheit – es wurden (genaues weiß man nicht) nur etwa 150 bis 200 Apple I verkauft, davon sind heute noch 63 erhalten, davon lediglich sieben in funktionsfähigem Zustand und der Tatsache das Steve Jobs und/oder Stephen Wozniak den Rechner selbst zusammenbaut haben, sind Apple I heute sehr teure Sammlerstücke. Als ich 2011 die erste Auflage meines Buches „Computergeschichten“ schrieb, und dazu recherchierte lag der Rekord für einen bei einer Auktion versteigerten Apple I schon bei 70.000 Dollar, inzwischen ist dies auf 905.000 Dollar geklettert und seit dem 18. Februar 2020 wird ein funktionsfähiger Apple I bei Ebay für 1,5 Millionen Dollar angeboten. In den eineinhalb Jahren seither (29.11.2021) hat sich allerdings kein Käufer gefunden ...
Apple I | |
---|---|
Erscheinungsdatum: | März 1976 |
Produktionsende | August 1977 |
Preis: | 666,66 Dollar |
Prozessor: | MOS 6502 |
Taktfrequenz: | 1,023 MHz, effektiv 0,96 MHz |
Arbeitsspeicher: | 4 KByte onboard auf 8 KByte aufrüstbar separater 1 KByte Videospeicher |
ROM: | 256 Byte Monitorprogramm |
Anschlüsse: | Netzteil Kassettenrecorder (1500 Baud) TV-Composite ASCII Tastatur |
Abmessungen: | 37,4 x 22,9 cm |
Jeffrey Youngs Biographie von Steve Jobs
Fire in the Valley (Neue Ausgabe von 2014)
https://www.mac-history.net/computer-history/2008-05-25/apple-i-and-apple-ii
Artikel verfasst am 29.11.2021
© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
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