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Armbanduhren: Statussymbol oder Wegwerfartikel

Bei nur wenigen Gegenständen ist die Preisspanne (in Prozent des billigsten Angebots) so groß wie bei Uhren. Vielleicht noch bei Schmuck, wenn man sich welchen mit sehr kostbaren Steinen anfertigen lässt. Aber der Vergleich hinkt schon, denn der Schmuck hat dann einen hohen Materialwert (würde man die Steine ausbrechen und das Gold einschmelzen, es wäre immer noch wertvoll). Somit könnte Schmuck aus dem Online Shop noch als Kapitalanlage angesehen werden. Dabei ist allerdings zu beachten, das nur der reine Materialwert gerechnet wird. das künstlerische Element des Schmucks wird in zukünftigen Jahren nicht berücksichtigt, da auch der Schmuck dem Wandel ebenso wie die Textilmode unterliegt. Bei Uhren ist es dagegen nur Renommee und bei mechanischen Uhren auch die Arbeit die darinnen steckt die sie teuer machen. Ganz edle Exemplare haben aber dann auch durch die Verwendung von Gold und Edelsteinen einen hohen Materialwert, doch dieser steht nicht im Vordergrund.

Rolex, 1987 Neuwert: 555.000 DMWährend man bei vielen anderen Artikeln mit steigendem Preis auch mehr Leistung bekommt, ist dem bei Uhren nicht so. Ihr primärer Zweck ist es die genaue Zeit anzuzeigen und dann kann eine 30 Euro teure Billig-Funkarmbanduhr durchaus eine mechanische Omega für 10.000 Euro schlagen.

Trotzdem üben Marken eine magische Anziehung aus. Es lebt eine ganze Industrie von Plagiaten und hochpreisige Armbanduhren  sind die beliebtesten Artikel. Es reicht ja oft der Markenname: Omega, Citizen oder Rolex und man nimmt automatisch an, dass die Uhr wertvoll ist. Etliche Urlauber kommen aus dem Urlaub mit einer 50 oder 100 Euro "Rolex" zurück und ich wette das 99% wissen, dass sie nicht echt sind. Das muss einem schon der Menschenverstand sagen. Viele machen eine Kopie und verfremden sie leicht, schreiben z.B. "Rollex" drauf, eben mit zwei "l", während es bei der echten (Edel)marke mit nur einem "l" geschrieben wird. Das kann man, soweit ich weis auch bei uns dann legal verkaufen, wenn man erkennen kann das es nicht das Markenfabrikat ist, sondern nur ähnlich. eine ähnliche Taktik gibt es ja bei Adidas. Bei denen sind drei Streifen das Markenerkennungszeichen. Die Firma hat zwar bis zur höchsten Instanz - dem europäischen Gerichtshof EUGh geklagt, aber letztendlich verloren - Textilfirmen dürfen Kleidung mit zwei Streifen herstellen, es besteht nach Ansicht des EUGH keine Verwechslungsgefahr, da man drei Streifen leicht von zwei unterscheiden kann.

Allerdings gibt es doch einen Unterschied zwischen Adidas oder einer sehr teuren Markenarmbanduhr: Während nach Stiftung Warentest Kleidung von Adidas nicht wesentlich besser als preiswertere Kleidung ist (bei Fußbällen und Schuhen ist die Lage nicht ganz so eindeutig, hier liegt oft Adidas aber auch Puma in Tests vor No-Name Produkten) so sind die Uhrwerke von teuren Uhren auch deutlich hochwertiger. Sie sind genauer, oftmals auch mechanisch (was die Uhren zumindest teurer macht, die Genauigkeit eines Quarz- oder Funkuhrwerks dürfte aber nicht zu schlagen sein) und die Uhren haben einen hohen Materialwert: was golden glänzt ist auch Gold oder zumindest vergoldet und nicht Messing. Steine sind dann auch Diamanten und keine Zirkone. Die Uhr selbst ist ein Schmuckstück und dann muss der Markenname gar nicht so groß drauf stehen. Dagegen legen viele andere Marken (wie Adidas, Puma aber auch Lacoste oder Boss sehr großen Wert darauf das ihr Markenlabel oder ihr Kennzeichen (wie die drei Streifen, das Krokodil oder der springende Puma) gut zu sehen sind.

Manche kaufen hochwertige Uhren auch als Wertanlage, das scheint bei einigen Exemplaren in limitierter Auflage auch zu klappen, aber sicher nicht bei allen, nicht mal bei teuren Uhren der obigen Firmen. Ich muss sagen, mein Verhältnis zu Uhren ist eher gespannt. Das Problem ist, das keine von ihnen lange bei mir hält. Das zeigte sich bei mir schon als Kind, ich bin zu oft mit der Uhr irgendwo gegengestoßen. Ich hatte dann lange keine, erst wieder eine mit 15, als ich auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen warum die weiterführende Schule zu erreichen und ohne Uhr ist es sehr schwer zu wissen, ob man den Bus noch schafft oder nicht. Aber es zeigte sich, dass sich nichts geändert hatte, die erste teure analoge Armbanduhr hielt nicht lange. Ich habe dann zwanzig Jahre lang Digitaluhren getragen. Sie sind nicht schön, aber sie sind genau und sie sind robust. Sie hielten lange, meistens habe ich gewechselt, wenn nach einigen Jahren die Batterien leer waren. Die Batterien halten auch bei Digitaluhren meiner Erfahrung nach länger, offensichtlich bauchen die LCD-Anzeigen weitaus weniger Strom als das Verschieben der Zeiger.

2002 habe ich es mal wieder mit einer Analoguhr versucht. das ging auch lange gut, solange bis ich abgenommen habe. Seitdem gehe ich schwimmen, bewege mich mehr und es gibt mehr Möglichkeiten eine Uhr kaputt zu machen. Seitdem halten sie nicht mehr so lange. Seit 2007 die Uhr von 2002 kaputt ging, hatte ich fünf Uhren. Nur eine ging beim Herunterfallen kaputt, bei zweien riss irgendwann mal das Armband und zweimal gab es Probleme mit den Zeigern (bei einer ist der Sekundenzeiger abgebrochen bei einer anderen schliffen die Zeiger, sodass sie eine Batterie in 6 Monaten leer nuckelten). Jetzt gingen innerhalb zweier Wochen zwei Kaputt, bei einer eigentlich sehr bequemen riss das Armband beim Rasenmähen und eine zweite fiel beim Anziehen herunter und der Sekundenzeiger brach.

Die Frage ist woran es liegt - bin ich zu ungeschickt oder ist "billig" eben auch  minderwertig? Denn immerhin war die Uhr, die am längsten hielt, eine geschenkte Markenuhr. Ich hätte sie wohl nicht zum Schwimmen anziehen sollen, da ist die Gefahr groß dass man mit ihr irgendwo anschlägt und dafür habe ich auch inzwischen eine wasserdichte Uhr.

Die zweite Möglichkeit ist die Rückkehr zu der Digitaluhr, die sich bisher bei mir als robust erwies (Ausnahme eine Funkarmbanduhr die nach einem Jahr kein Funksignal mehr empfing, aber das Quarzwerk ging noch). Die letzte Möglichkeit ist dass ich weiterhin die Uhr als Wegwerfartikel betrachte die ich für 10 Euro kaufe und die eben nur ein Jahr hält. Zumindest für das Schwimmen werde ich wohl immer eine billige Uhr mit Silikonarmband einsetzen. Die letzte hielt über zwei Jahre und dann war die Batterie leer und ich habe mir für 7 Euro eine neue gekauft. Für das Schwimmen wo man leicht man beim Kraulen irgendwo anschlägt, ist mir eine teurere Uhr zu kostbar und ich wechsele eben vor dem Schwimmen immer die Uhr.

Das mit der Wasserdichte ist übrigens auch so eine Sache. Ich gehe Schwimmen. Nach der Einstufung müsste ich für Schwimmen eine Uhr mit einem Prüfdruck von 10 bar tragen. Ich hatte aber lange Zeit nie eine Uhr gehabt die mehr als 5 bar wasserdicht ist, was nach Einstufung gerade mal zum Duschen reicht - und ich schwimme viel (etwa dreimal die Woche, rund 5 Stunden). Die erste hatte 500 Stunden im Wasser überstanden und wurde wie schon gesagt ausgemustert, weil die Batterie leer war. Obwohl ich bei der Marke blieb nahm dann aber die Qualität ab. Die zweite überstand noch einen Sommer mit täglichem Schimmern, dann wurde sie undicht, die dritte nach einem Monat und die letzte der nur auf 5 Bar qualifizierten Uhren wurde nach einmaligem Schwimmen undicht. Seitdem habe ich dann doch auf 10 Bar - das ist die Vorgabe wenn man mit einer Armbanduhr schwimmt und nicht badet (nächste Stufe: 3 bar, ausreichend für kurzweiliges Untertauchen und Duschen) genommen, auch wenn sie teurer sind.

Was allerdings für mich nie in Frage käme wäre viel mehr als 100 Euro nur für ein Statussymbol auszugeben. Statussymbole sind etwas für Leute die so was brauchen, ich brauch kein Symbol das meinen Status oder einen Status den ich gerne hätte zu symbolisieren. Was man in keinem Falle machen sollte, ist ein Plagiat zu kaufen. Nicht nur weil eine zu echte Bachbildung strafbar ist, sondern weil diese maßlos überteuert sind. Sogenannte Plagiate die für 90 bis 100 Euro in der Türkei verkauft wurden (angeblich eine super Ersparnis im Vergleich zum Markenprodukt hatten einen Wert von 25 Euro als man sie begutachtete.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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