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Die Baikal ist eine von GKNPZ Chrunitschew vorgeschlagene wiederverwendbare Version der Angara 1.2. Baikal ist 28,10 m lang, hat eine Spannweite von 17,10 m und eine Höhe von 8,50 m. Es wiegt beim Start 168,9 t, bei der Landung noch 17,9 t. Es bringt die Nutzlast mit der Oberstufe auf eine Geschwindigkeit von 5640 m/s und kehrt dann nach einem 384 km Flug wieder zum Startort zurück und landet dort mit 280 km/h. Dazu nutzt er ein Düsentriebwerk in der Nase mit 5 t Schub.
Die erste Stufe, ein geflügeltes URM wiegt beim Start 130,4 t. Davon sind 109,7 t nutzbarer Treibstoff. Sie bringt die zweite Stufe (einen Block I der Angara) in 75 km Höhe, wo er zündet und eine Nutzlast von 1,9 t in einen LEO-Orbit befördert. Der Block I wiegt 35,9 t betankt und 3,7 t ohne Treibstoffe. Zusammen mit Nutzlastverkleidung und Block I hat Baikal eine Gesamtlänge von 44,00 m. Für Baikal muss das RD-191 wiederverwendbar sein. Das ist derzeit nicht der Fall. Angestrebt wird ein zehnmaliger Einsatz, eventuell steigerbar auf 25 Flüge. Ob Baikal jemals gebaut wird, ist derzeit noch offen.
Alle Angara Trägerraketen verwenden eine gemeinsame erste Stufe, das englisch URM (Universal Rocket Module) oder russisch CCBU abgekürzt wird. Die verschiedenen Versionen unterscheiden sich in der Anzahl der gebündelten URM und unterschiedlichen Oberstufen. In der Baikalversion ist dieses URM mit Flügeln versehen, besitzt ein Triebwerk mit eigenem Treibstoff und hat rund die doppelte Leermasse wie ein normales URM (20,7 anstatt 10,5 t). Davon sind 2,8 t Treibstoff für das Düsentriebwerk, das rund 500 km von der Abtrennung zur Basis zurücklegen muss.
Als einzige Stufe der Angara Familie verwendet das URM ein neues Triebwerk, das RD-191: Das RD-191 ist eine Einkammerversion des RD-171, das die erste Stufe der Zenit antreibt. Das RD-171 hat vier Brennkammern, angetrieben von einem einzelnen Gasgenerator und jeweils zwei Turbopumpen. Aus dem RD-171 wurde im Auftrag von Lockheed-Martin eine Zweikammerversion entwickelt, das RD-180. Dieses wird bei der amerikanischen Atlas eingesetzt und bisher gab es mit diesem Triebwerk keine Probleme. Es verfügt durch zwei Brennkammern nur über den halben Schub des RD-171. Bei dem RD-191 ist nun erneut eine Brennkammer eingespart worden. Es ist nun ein Triebwerk mit einer Brennkammer und einer Turbopumpe und einem Gasgenerator. Der Schub beträgt nun nur noch die Hälfte eines RD-180 oder ein Viertel des RD-171. Da die Anforderungen an die Turbopumpe so viel geringer sind, stehen die Chancen gut, dass das RD-191 ein sehr zuverlässiges Triebwerk ist.
Das RD-191 ist zur Schubregelung hydraulisch schwenkbar. Es wurde seit 2001 entwickelt und erstmals Ende 2006 getestet. Es arbeitet bei einem Brennkammerdruck von 253 bar. Es ist im Schub regelbar von 70 auf 105 % (kurzzeitig). Auch diese Anforderungen sind geringer als beim RD-171, das auf 56 % Schub heruntergefahren werden konnte. Jedes RD-191 ist 4,00 m hoch, hat einen maximalen Durchmesser von 1,46 m und wiegt 2.200 kg. Es weist ein Entspannungsverhältnis von 64,56 auf und verbrennt LOX und Kerosin im Verhältnis 2,6 zu 1.
Das RD-191 hat noch zwei weitere Funktionen: An ihm befindet sich ein Wärmeaustauscher, der das flüssige Helium verdampft und dadurch Heliumgas für die Druckbeaufschlagung der Tanks erzeugt. Ein Teil der Turbinenabgase wird benutzt, um die Hydraulik unter Druck zu setzen und damit auch die aerodynamischen Ruder zu betätigen.
Neu ist auch eine Überwachung des Triebwerks durch einen direkt am Triebwerk angebrachten Mikrocontroller, wie dies auch vom SSME bekannt ist. Die Daten werden an den Boden gesandt. Sie können aber auch von einem Notfallsystem genutzt werden, um rechtzeitig vor einem kritischen Zustand bei einer bemannten Mission die Besatzung in Sicherheit zu bringen.
Im Dezember 2008 wurde die Entwicklung des Triebwerks durch NPO Energomasch abgeschlossen. Im Januar begannen die Tests eines URM. Im Juli 2009 konnte der Abschluss der ersten Testserie gemeldet werden. Jedes URM ist 25,80 m hoch, bei einem durchgehenden Durchmesser von 2,90 m. Die beiden Tanks sind getrennt. Der Kerosintank befindet sich unten, der Tank für den flüssigen Sauerstofftank oben. Die Treibstoffleitungen des Sauerstofftanks führen an der Außenseite des Kerosintanks zum Triebwerk.
Die zweite Stufe soll das RD-0124A einsetzen. Es ist eine Variation des neuen Block I der Sojus 2. (Siehe S.40). Auch hier konnte Russland auf Vorentwicklungen zurückgreifen, da schon bei der Sojus 2 das RD-0124A das alte RD-0124 ersetzt hat. Das RD-0124A wurde seit 1993 entwickelt und ist eine Fortentwicklung des alten RD-110 Triebwerks. Der Brennkammerdruck wurde von 70 auf 160 bar erhöht, wodurch ein spezifischer Impuls von 3520 m/s resultiert. Seit 2001 ist dieses Triebwerk im Einsatz. Es besitzt vier Brennkammern und erzeugt einen Schub von 294-297,7 kN bei einer Masse von 480 kg. Das RD-0124A ist nur einmal zündbar. Verbrannt wird Sauerstoff mit Kerosin im Verhältnis von 2.6:1. Die Block I Version für die Angara ist schwerer als bei der Sojus und wiegt vollbetankt etwa 40 anstatt 30 t. Bei der Baikal kann diese Treibstoffmenge nicht ausgenützt werden. Weiterhin beträgt der Durchmesser 3,60 anstatt 2,66 m. Der Sauerstofftank und Kerosintank sind getrennt und bestehen aus je zwei identischen Kugelschnitten und einem unterschiedlich langen zylindrischen Zwischenstück.
Die Angara 1.2 setzt die gleiche Konfiguration wie Baikal ein, transportiert aber 3.700 kg anstatt 1.900 kg Nutzlast in einen Orbit. Die verdoppelte Leermasse der ersten Stufe, zusammen mit einem nicht so stark gefüllten Block I kosten also rund 50 % Nutzlast. Da Block I immer verloren geht müssen die Einsparungen durch Wiederverwendung der ersten Stufe sehr hoch sein, muss diesen Verlust an Nutzlast zu kompensieren. Dies dürfte nur gegeben sein, wenn keine oder nur wenige Wartungsarbeiten an dem gelandeten Baikal Booster notwendig sind.
Ein einzelner Booster macht keinen großen Sinn. So schlägt GPNZ Chrunitschew auch vor, die Baikal Erststufe anstatt den URM der Angara 3 und 5 zu verwenden. Eine einzelne Angara Stufe bildet dann die Zentralstufe (nicht wiederverwendbar) und sie kann mit den entsprechenden Oberstufen der Angara ausgestattet werden (Block I / Breeze M und KVRD). Folgende Familienmitglieder wären möglich:
Boosterzahl | 0 | 2 | 3 |
---|---|---|---|
Startgewicht: | 168,9 | 446 | 709 |
Nutzlast LEO | 1,9 t | 9,3 t | 18,4-22 t je nach Oberstufe |
Nutzlast GTO | - | 1,0 | 4,4-5,65 t je nach Oberstufe |
Datenblatt Baikal Booster |
|||
|
?
|
||
URM |
Block I |
Breeze KM (optional) |
|
---|---|---|---|
Länge |
28,10 m |
7,30 m |
2,68 m |
Durchmesser: |
2,90 m |
2,90 m |
2,50 m |
Startgewicht: |
130.400 kg |
35.900 kg |
6.300 kg |
Trockengewicht: |
20.700 kg |
3.700 kg |
1.100 kg |
Schub Meereshöhe: |
1.922 kN |
- |
- |
Schub Vakuum: |
2.080 kN |
294 kN |
19,6 kN |
Triebwerke: |
1 × RD-191 |
1 × RD-0124A |
1 × S5.98 |
Spezifischer Impuls
|
3030 m/s |
- |
- |
Spezifischer Impuls
|
3304 m/s |
3521 m/s |
3192 m/s |
Brenndauer: |
181 s |
300 s |
800 s |
Treibstoff: |
LOX/Kerosin |
LOX/Kerosin |
NTO/UDMH |
Wie man an dem Umfang der Website sieht, sind Trägerraketen eines meiner Hauptinteressen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Büchern von mir, auch weil ich in den letzten Jahren aufgrund neuer Träger oder weiterer Informationen über alte Projekte die Bücher neu aufgelegt habe. Sie finden eine Gesamtübersicht aller Bücher von mir bei Amazon und hier beim Verlag.
Ich beschränke mich in diesem Abschnitt auf die aktuellen Werke. Für die in Europa entwickelten Trägerraketen gibt es von mir zwei Werke:
Europäische Trägerraketen 1 behandelt die Vergangenheit (also bei Drucklegung): Das sind die nationalen Raketen Diamant, OTRAG und Black Arrow und die europäischen Träger Ariane 1 bis 4 und Europarakete.
Europäische Trägerraketen 2 behandelt die zur Drucklegung 2015 aktuellen Träger: Ariane 5, Vega und die damaligen Pläne für Vega C und Ariane 6.
Wer sich nur für einen der in den beiden besprochenen Träger interessiert, findet auch jeweils eine Monografie, die inhaltlich identisch mit dem Kapitel in den Sammelbänden ist, nur eben als Auskopplung.
Weiter gehend, alle Raketen die es weltweit gibt, behandelnd, gehen zwei Bände:
und
Internationale Trägerraketen (im Sinne von allen anderen Raketen weltweit)
Auch hier habe ich 2023 begonnen, die Bände aufzusplitten, einfach weil der Umfang für eine Aktualisierung sonst weder handelbar wäre bzw. an die Seitengrenze stößt, die der Verlag setzt. Ich habe auch bei den Einzelbänden nochmals recherchiert und den Umfang erweitert. Bisher sind erschienen:
US Trägerraketen 1 mit den frühen, kleinen Trägern (Vanguard, Juno, Scout)
US Trägerraketen 2 mit der Titan-Familie
2023 wird noch die erste Auskopplung aus den internationalen Raketen über russische Träger erscheinen. Nach und nach werden alle Raketen dann in einzelnen Monografien geordnet nach Trägerfamilien oder Nationen dann aktualisiert auf den aktuellen Stand, so besprochen.
Für die Saturns gibt es noch einen Sonderband, den ersten in der Reihe über das Apolloprogramm.
Alle bisherigen Bücher sind gerichtet an Leute, die wie ich sich nicht mit oberflächlichen Informationen oder Zusammenfassung der Wikipedia zufriedengeben. Wenn sie sich nicht für Technik interessieren, sondern nette Anekdoten hören wollen, dann sind die bisherigen Bücher nichts für Sie. Für dieses Publikum gibt es das Buch „Fotosafari durch den Raketenwald“ bei dem jeder Träger genau eine Doppelseite mit einem Foto und einer Beschreibung hat. (Also etwa ein Zehntel der Seitenzahl auf den ich ihn bei den beiden obigen Bänden abhandelte). Das Buch ist anders als die anderen Bände in Farbe. Ab und an macht BOD als Print on Demand Dienstleister Mist und verschickt es nur in Schwarz-Weiß, bitte reklamieren sie dann, ich als Autor kann dies nicht beeinflussen.
Als Autor würde ich mich freuen, wenn sie direkt beim Verlag bestellen, da ich da eine etwas größere Marge erhalte. Dank Buchpreisbindung und kostenlosem Versand ist das genauso teuer wie bei Amazon, Libri und iTunes oder im Buchhandel. Über eine ehrliche Kritik würde ich mich freuen.
Alle Bücher sind auch als E-Book erschienen, üblicherweise zu 2/3 des Preises der Printausgabe – ich würde sie gerne billiger anbieten, doch da der Gesetzgeber E-Books mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, Bücher aber mit nur 7 Prozent, geht das leider nicht. Ein Vorteil der E-Books - neben dem einfacher recherchierbaren Text ist, das alle Abbildungen, die im Originalmanuskript in Farbe, sind auch in Farbe sind, während ich sonst - um Druckkosten zu sparen - meist auf Farbe verzichte. Sie brauchen einen pdf-fähigen Reader um die Bücher zu lesen. Sofern der Verlag nicht weiter für bestimmte Geräte (Kindle) konvertiert ist das Standardformat der E-Books ein DRM-geschütztes PDF.
Mehr über meine Bücher finden sie auf der Website Raumfahrtbuecher.de und eine Liste aller Veröffentlichungen findet sich auch bei meinem Wikipediaeintrag.
© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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