50 Jahre Weltraumforschung: Die Erforschung der Planeten

In meiner kleinen Reihe zu 50 Jahren Raumfahrt geht es heute über die Erforschung der Planeten. Obwohl es kein Ziel gab auf einem Planeten zu landen wie es beim Mond war und es sich um unbemannte Sonden handelte – also im wesentlichen vergleichbar Satelliten um die Erde, bei denen es ja auch kein Wettrennen gab, waren die ersten 15 Jahre der Planetenforschung von einem Wettrennen geprägt, wenn s auch nicht so ausgeprägt wie beim Mond war.

Das erste Ziel war es die Planeten überhaupt mit einer funktionierenden Sonde zu erreichen. Schon wenige Jähe nach Sputnik 1 startete die Sowjetunion die ersten Sonden zu Venus und Mars, doch nur eine, Venera 1 gelangte im Februar 1961 auf eine Bahn zur Venus, fiel jedoch auf dem Weg zu ihr aus.

Auch die Amerikaner starteten ihre ersten Sonden zur Venus Mariner 1+2 waren schnell konstruierte Sonden auf Basis der Ranger Sonden. Mariner 2 kam bei der Venus an und liefere erste Daten die darauf hindeuteten, dass die Atmosphäre viel dichter und heißer ist als angenommen. Ihr folgten 1965 Mariner 3+4 zum Mars, auch hier gelangte nur eine, Mariner 4 zum Mars und photographierte 1 % der Oberfläche – leider sah man nur Krater auf den Fotos.

Russland hatte in der Zwischenzeit nach weiteren Versuchen Mars 1 auf den Kurs gebracht, doch fiel die Sonde auf dem Weg zum Mars aus. insgesamt sollte die mangelnde Zuverlässigkeit mit einer kurzen Lebensdauer bis weit in die 80 er Jahre ein Problem der Sowjetunion sein. In der folge konzentrierte sich die Sowjetunion auf die Venus und eine weiche Landung. Da man die Druck und Temperaturbedingungen falsch einschätzte gelang diese erst nach zahlreichen Versuchen mit Venera 7. Die USA konzentrierten sich auf den Mars und schickten nur mit Mariner 5 ein Reserveexemplar von Mariner 4 zur Venus. Mariner 6+7 lieferten mehr Fernsehbilder vom Vorbeiflug und Mariner 8+9 sollten aus der Umlaufbahn heraus den Mars kartieren. Nachdem Mariner 8 bei einem Fehlstart verloren ging musste dies Mariner 9 alleine tun. Russland schickte zwar zwischen 1969 und 1973 insgesamt 9 Sonden zum Mars, doch nur einer war ein Teilerfolg beschieden. Bei den letzten 4 lag die Ursache dass man sie losschickte mit Transistoren die bald versagen würden – Man bemerkte das Problem rechtzeitig, hatte aber keine Zeit die Elektronik auszutauschen und die Führungsebene entschied, dass man den Amerikanern zuvorkommen müsste, auch wenn die Chance dafür klein war.

!973 startete Mariner 10 zum Merkur, 1972+1973 Pioneer 10+11 zum Jupiter und spätere Saturn – Damit begann eine neue Runde in der man entferntere Ziele als unsere nächsten Nachbarn erkundete. Die 70 er Jahre waren nach den turbulenten ersten 10 Jahren die Zeit der Besinnung auf kleinere, aber anspruchsvollere Programme. Die USA starteten Viking zum Mars : 2 Orbiter welche über 50000 Aufnahmen vom Mars machten und 2 Lander welche nach Leben suchen sollten und über Jahre Wetterbeobachtungen und Fernsehbilder lieferten. Voyager 1+2 flogen zu Jupiter, dann Saturn und später Uranus und Neptun und übermittelten über 80000 Bilder der Planeten und ihrer Monde. Letztere entpuppten sich als kleine Welten mit teilweise enormer geologischer Aktivität. Es folgten die Pioneer Venus Sonden zur Radarkartierung der Venus und Atmosphärenuntersuchungen beim Abstieg.

Russland sandte auch Venera Sonden zur Venus – Nun 5 t schwere Sonden mit druckdichten, gekühlten Kapseln die möglichst lange auf der Oberfläche überleben sollten und dort Untersuchungen machen sollten. Die einzigen Daten die wir heute von der Venusoberfläche haben und die einzigen Bilder von ihr stammen von ihnen. Es folgten Orbiter um die Venus welche eine noch genauere Radarkartierung durchführten als es Pioneer Venus konnte. 7 Sonden starteten auch die Sowjets zum Mars, 3 Orbiter und 4 Lander, doch allesamt ohne erfolg.

In den 80 er Jahren führte die NAA kaum noch Planetenmissionen durch. Ursache war zuerst der Space Shuttle dessen explodierende Kosten keinen platz für neue Programme ließen und dann drei Legislaturperioden von zwei Präsidenten mit wenig Interesse an der Planetenforschung. In diese Zeit fallen die ersten Planetensonden von Europa und Japan – alle 3 zum Kometen Halley die 1986 die Erde passierte. Auch die Sowjetunion beteiligte sich bei der Erforschung von Halley. Es gab während der ersten Hälfte der 870 er Jahre 6 Venera Sonden zur Venus und am Ende des Jahrzehnts die beiden Phobos Sonden, die jedoch beide vor Erfüllung ihrer Mission verloren gingen.

Die USA starteten nur die schon 1977 genehmigte Galileo Mission und Magellan zur Venus, der die bislang besten Karten des wolkenverhüllten Planeten erstellte. Galileo lieferte durch eine ausgefallene Hauptantenne nur einen Teil er erwarteten Daten. Gibt es ein schwarzes Jahrzehnt der Planetenerkundung – ich würde die Periode von 1979-1988 so bezeichnen. In diesen 10 Jahren starteten 3 Sonden von ESA und Japan, 4 Venera Sonden, 2 VeGa und die beiden Phobos Sonden. Erfolgreich waren nur die Hälfte der russischen Sonden. Insgesamt ist es das Jahrzehnt mit den wenigsten Starts bisher.

In den 90 ern begann eine Rückbesinnung auf die Planetenforschung. Mach dem Verlust des Mars Observers 1993 begann man ein Marsprogramm in den USA aufzulegen mit Starts alle 2 Jahren, jedoch technisch weniger komplexen Sonden. Auch wenn dieses Rückschläge zu verzeichneten hat, starten die USA seit 1997 alle 2 Jahre eine bis 2 Sonden, bislang 9. Neue Vorstöße ins äußere Sonnensystem gibt es mit Cassini/Huygens und New Horizons. Europa ist nun auch wieder an der Raumfahrt beteiligt. Nach Huygens folgte Mars Express und Venus Express. Bepi Colombo wird Messenger zum Merkur folgen und ein Rover ist geplant. Zuletzt wird Rosetta ein Jahr lang einen Kometen begleiten und einen Lander auf ihm absetzen. Japan hatte mit seiner Marssonde Nozomi weniger glück und verlor sie vor der Ankunft. Russland verlor Mars 96 mit internationaler Beteiligung beim Start und hat seit 1996 keine Raumsonden mehr gestartet, nun wird durch steigende Einnahmen durch den Erdölverkauf und ein steigendes Budget aber auch in Russland über neue Missionen nachgedacht.

Wenn 2015 New Horizons an Pluto vorbeifliegt wird jeder der 9 "klassischen Planeten" (ja ich weiß, Pluto ist inzwischen keiner mehr, aber er war es noch als New Horizons startete) von einer Raumsonde Besuch bekommen haben. Die Aussichten sind für die nächsten Jahre durchwachsen. Europa führt mehr Planetenmissionen durch. China hat eigene Sonden angekündigt und Japan hat auch einige durchgeführt, allerdings bislang mit wenig Glück. Zuletzt wurde die Asteroidensonde Hayabusa bei der Landung beschädigt. Doch Amerika, Hauptakteur und finanzstärkste Macht tritt kürzer, seit Bush an der Regierung ist gab es nur zwei Ausschreibungen für neue Missionen die nun beide noch laufen. Wenn Ende des Monates Dawn abhebt wird es eine Weile ruhiger sein. Derzeit ist nur noch das mobile Marslabor in der Entwicklung, das 2009 starten soll. Da ein Projekt von der Genehmigung bis zum Start etwa 4 Jahre braucht wird es also in nächster Zeit keine neuen Starts geben.

Es bleibt zu hoffen, das der nächste Präsident sich vielleicht etwas mehr für die Weltraumfahrt begeistern kann als Bush. Als letzte Neuigkeit passend zum Thema: Heute ist nach einigen Startverzögerungen Selene erfolgreich zum Mond gestartet. Selene ist die bislang anspruchsvollste Sonde zur Erforschung des Mondes.

Nachlese zum 11.ten September

Ich habe bewusst nichts zum 11.9. am 11.9. geschrieben. Ich kann verstehen dass dieses Ereignis für die Amerikaner ein Schick ist, schließlich fanden alle Kriege in denen sie verwickelt waren seit dem Bürgerkrieg im Ausland statt. Es isst ein Unterschied ob man Soldaten in den Krieg schickt oder dieser im eigenen Land stattfindet oder die Bevölkerung zumindest mit den wirtschaftlichen Beeinträchtigungen wie Hunger leben muss. Im wesentlichen lief es bei den USA so ab, dass man in den letzten Jahrzehnten zwar überall Krieg führte und dieser kostspielig war, doch die Beeinträchtigungen für das Leben des einzelnen blieben gering.

Dazu kommt natürlich das dieses Ereignis ein Schock war, niemand hat damit gerechnet und die Medien waren life dabei. Demgegenüber war niemand life dabei wenn Tausende im Irak bei Bombardierungen starben, in Srebrenica fast 7000 massakriert wurden, oder in Dresden 28000 bei Bombardierungen starben. Auch wenn wir Naturkatastrophen in der jüngsten Vergangenheit wie die Tsunami Katastrophe 2004 forderte mit 231000 Toten etwa 100 mal mehr Menschenleben. Ja selbst der Irak Krieg forderte als Folge der Anschläge mehr als 62000 Tote, noch mehr wurden es in der Folge durch den Bürgerkrieg: Es sollen nun über 650.000 Tote ein.

Das Ereignis ist also weder von den Toten, noch von der Größe besonders eindrucksvoll: Es ist in den Bildern eindrucksvoll und deswegen wird es immer wieder von den Medien ausgeschlachtet und weil jeder die Reportagen anschaut bleibt es präsent und wird es in Zukunft auch sein.

Gelernt hat man jedoch nichts. Man kann es sich einfach machen wie es Bush getan hat: Die böse Al Qaida hat das gemacht und die wird von den Taliban unterstützt und deswegen starten wir eine Invasion in Afghanistan und wenn wir gerade mal dabei sind auch noch eine in Irak, weil ich Husein auch nicht leiden kann.

Die USA (oder besser gesagt die Bush Regierung) haben sich nie mit den Ursachen des Anschlags beschäftigt. Natürlich wird es immer Radikale geben die zu Al Qaida und anderen Organisationen stoßen. Doch damit diese effektiv arbeiten können müssen es mehr als ein paar Leute sein und sie brauchen Rückhalt bei der Bevölkerung zumindest einer Region wo sie schließlich eine Art Basis bilden müssen.

Was Al Qaida möglich machte war die Politik der USA. Da ist zum einen die unbedingte Unterstützung Israels, egal was dieser Staat macht. Da Israel ständig im Krieg mit Arabern ist, egal ob es sich um andere Staaten, die Palästinenser oder irgendwelche Freischärler handelt muss dies den Hass von vielen Arabern schüren. Ich denke auch der Nahostkonflikt wäre eine Lösung näher wenn die USA nicht 100 % hinter allem was Israel tut stehen würden, sondern hier mal die Forderungen anwenden würden, die sie so gerne an andere Staaten stellen würden.

Das zweite ist die allgemeine Bündnispolitik der USA. Im Prinzip ist es ganz einfach: Solange jemand für uns nützlich ist unterstützen wir ihn. So Hussein als der Iran der Feind Nummer 1 war und die Mudschaheddin als es die Sowjetunion war. Ist das nicht mehr gegeben, dann werden Verbündete einfach fallen gelassen. Das zweite ist, dass sie zwar dauernd davon reden, dass andere Völker in Demokratie und Freiheit leben sollen. Das gilt allerdings nur unter der Prämisse, dass sie eine von den USA gewünschte politische Richtung vertreten. Ist das nicht der Fall wie in Nikaragua und Chile, dann unterstützt man gerne rechtsgerichtete Rebellen oder finanziert einen Militärputsch.

Das hat nichts mit den hehren Werten von Moral zu tun. Das ist Zweckpolitik, welche die Araber brüskiert. Und hat sich was geändert? Im Schatten des Irakkriegs wird der gerne vergessen. Tatsache ist: Der Süden ist noch immer nicht "befreit", die Taliban sind dort noch aktiv. Mehr noch: Dort wird 90 % des weltweiten Opiums angebaut, damit finanziert sich die Taliban. Dies alles geschieht unter den Augen der alliierten Truppen, vor allem der Amerikaner. Ist das moralisches Handeln? Vor allem ist es besonders intelligent? Die Taliban unterstützen Al Quida und gegen sei kämpfen die USA nach wie vor – und man sorgt nun dafür dass diese einen Großteil von 2 Milliarden US-$ an Profit pro Jahr einsacken!

Wäre es nicht intelligenter dieselbe Summe in Infrastruktur und Verbesserungen für die Zivilbevölkerung ausgeben würde, bei einer gleichzeitigen Vorgehensweise gegen den Mohnanbau. Das erste ist wichtig um die Unterstützung der Zivilbevölkerung zu bekommen, denn ohne die geht es nicht. Das hat man nur leider in Washington nicht gemerkt.

so werden wir noch lange mit dem Terror leben müssen. Den so wird man den Sumpf aus dem entsteigt nicht austrocknen können!

Die RAF

Die RAF war Thema einer wie ich meine sehr guten Dokumentation der ARD am Sonntag und Montag. Was mich dabei erstaunt ist der enorme Aufwand der für die Inhaftierung der ersten Generation der RAF betrieben wurde und welche Freiheiten die Häftlinge trotzdem hatten.

Zur Erinnerung: Baader, Ensslin, Rapse und Meinhof (später Möller) bewohnten alleine eine Etage in Stammheim. Konnten sich bis zu 8 Stunden am Tag sehen und hatten jede Menge technisches Gerät in den Zellen das es ihnen ermöglichte untereinander Nachrichten über eine Fernsprecheinrichtung die sie bastelten auszutauschen. Anwaltsgehilfen schmuggelten Pistolen in die Zellen und das fiel ebenfalls nicht auf. Dafür gibt es Anzeichen dass die Häftlinge selbst abgehört wurden.

Ich denke sowohl die vorhergehende Isolation der Häftlinge wie auch die Zusammenlegung war ein Fehler. Die Isolation wurde zu Recht damals von den Angehörigen kritisiert: Egal was die RAF vorher an Taten getan hatte, so sind wir doch in einem Rechtsstaat und ich wüsste nicht welchen Grund es geben sollte die Häftlinge zu isolieren. Sicher gibt es die Gefahr, dass Mithäftlinge Nachrichten nach außen schmuggeln. Doch wie man gesehen hat war das ja nicht nötig, dazu hatten die Häftlinge ja ihre Anwälte. Die Gefahr schätze ich als gering ein, denn von Kriminellen unterscheidet sich die RAF doch beträchtlich. ein Krimineller hat wenigstens noch ein Motiv für seine Tat die mit der Tat in Zusammenhang steht: Er bringt jemanden um weil dieser vielleicht ihn betrogen hat, er eine Wut auf ihn hat oder sonst etwas, die RAF tötete Menschen nur weil sie eine gewisse Funktion in einem Staat hatten welche sie ablehnten, ihre Gewalt richtete sich nicht gegen das Individuum sondern den Staat als solchen.

Viel eher hätten die RAF Mitglieder wohl Sorge um ihre eigene Gesundheit haben müssen und dann wohl sehr bald nach Einzelhaft verlangt. Viel dümmer war es aber die Führungsspitze der RAF zusammenzulegen, so dass sie sich austauschen konnten. Im wesentlichen versuchten sie ja auch vom Gefängnis aus Einfluss auf die zweite Generation zu nehmen hinsichtlich der Aktionen die begangen werden sollten. Wenn ich dann noch höre was die Häftlinge an Technik dort hatten, dann frage ich mich ob sie nicht besonders privilegiert waren.

Unverständlich ist bis heute dass Waffen eingeschmuggelt wurden und man dies nicht bemerkte und dass man ebenfalls nicht bemerkte dass die RAF Mitglieder über eine Schwachstromleitung sich ein Kommunikationsnetz aufbauten. Man kann sicher kaum verhindern, dass Kassiber ausgetaucht werden. Die Unterlagen eines Rechtsanwaltes nach  oder vor einem Verhör so zu filzen, dass ein einzelnes Blatt auffällt ist praktisch nicht möglich ohne alles durchzulesen. Aber dass man die Pistolen in Aktenordnern einschmuggeln konnte ist schon fast unglaublich: Man hat weder die Gefangenen nach der Unterredung mit dem Anwalt gefilzt noch die Zellen durchsucht. Dabei hat man sie durchaus öfters von einer Zelle in die andere verlegt. Dann hätte man danach die Zellen genau untersuchen können und das Equipment bevor man es in die neue Zelle bringt auch.

Ich weiß noch dass man sich damals ziemlich über die Haftbedingungen aufregte. (Mal von den markigen Sprüchen, dass man sie alle am nächsten Baum aufknüpfen sollte) abgesehen. Die RAF sprach immer noch von „Isolationsfolter“ obwohl die Justiz ja alle RAF Mitglieder zusammengelegt hatte – soviel Kontakt hatten sie wahrscheinlich nicht mal in der Freiheit und die Öffentlichkeit regte sich darüber auf dass man ein eigenes Gebäude nur für die Häftlinge und den Prozess in Stammheim baute – auch das erscheint aus heutiger Sicht völlig übertrieben, auch wenn man mit Aktionen der RAF Mitglieder von außen rechnen musste. Versuche irgendwann einmal einen Gefängnisausbruch zu machen gab es ja nie sondern nur das Herauspressen der Inhaftierten („Big-Raussmache“ im RAF Jargon).

Was die RAF mit heute verbindet ist, dass auch damals Bürgerrechte beschnitten wurde um sie zu fassen, damals wurden erstmals Computer einsetzt für die Rasterfahndung – Da die RAF illegal lebten man für Konten aber einen Personalausweis brauchte bezahlten sie meist alles in Bar. Das bedeutet dass man Stammdaten in großem Maße prüfte nach Leuten die Wasser, Stromrechnen und Miete bar zahlten und nicht gemeldet waren. Diese Rasterfahndung geriet damals ins Kreuzfeuer der Kritik, weil sie natürlich auch viele nicht Beteiligte erfasste. Im Vergleich zu dem was allerdings heute an Einschränkungen blüht angefangen von Fingerabdrücken im Personalausweis bis hin zum Bundestrojaner ist es jedoch harmlos. Heute sehen nach einer Umfrage viele in dem islamistischen Terror eine größere Gefahr als es die RAF je war – vielleicht zu recht, aber ich denke man braucht nicht eine lückenlose Überwachung wie sie Innenminister Schäuble gerne hätte um diese zu fangen und wenn diese nicht enttarnt sein wollen dann geht es auch relativ einfach – Es gibt Anonymisierungsdienste im Web, es gibt allgemein verfügbare Clients für Verschlüsselung von Mails. Schäuble und Konsorten nehmen offenbar an die Terroristen sind blöd – denn man muss kein Informatiker sein um Mails zu verschlüsseln oder seine IP Adresse zu maskieren. Aber vielleicht nutzt man auch nur die Gelegenheit mehr Kontrolle zu bekommen – Die Anzahl der Telefonüberwachungen ist seit 1999 um das 5 fache gestiegen, diskutiert wird nun auch die Toll-Collect Daten zu nutzen um „normale“ Verbrecher zu fangen, angefangen von Verkehrssündern die man einfach bestimmen kann wenn sie zwischen zwei Messstationen in denen 100 erlaubt sind 120 gefahren sind…. Wie heißt es so schön – Wer nichts getan hat muss auch nichts befürchten. Nur wollen wir einen Staat der alles und jedes auch kleinste Vergehen dann erfassen kann? Bei jedem bei Rot über die Ampel fahren gleich einen Strafzettel, bei jeder nicht angegeben Rechnung bei der Steuer gleich ein Steuerhinterziehungsverfahren? Das alles ist heute technisch umsetzbar, man muss es nur wollen….

Ein Nachwort noch zur ARD Sendung: Da kamen auch einige ehemalige RAF Mitglieder zu Wort. Da man wenn man wirklich meint gegn diesen Staat kämpfen zu müssen und man die Massen befreien muss (die offensichtlich dem Staat eher zugeneigt sind als der RAF) und das über Jahre tut, dann muss man schon auf eine Idee fixiert sein. So habe ich in die Wikipedia nach den Lebensläufen der dort angesprochenen Mitglieder geschaut und erstaunliches festgestellt. Silke Maier Witt (Die übrigens eine gewisse Ähnlcihkeit mit Merkel auf den alten Fotos hat und auch bis 1990 in der DDR war – ist Merkel wirklich Merkel?) arbeitete lange Zeit im Forum Ziviler Friedensdienst und betreute Jugendliche im Kosovo. Mehr verwundert war ich, dass Peter-Jürgen Boock so viel Platz eingeräumt wurde. Zitat Wikipedia: „So galt laut Heribert Prantl Boock dem Bundeskriminalamt als der „Karl May der RAF“, Kurt Rebmann warf ihm immer wieder ein „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“ vor [3]. Nach seinen Aussagen über die Tatbeteiligten bei der Ermordung von Siegfried Buback bzw. der Entführung von Hans Martin Schleyer [4] bezichtigen ihn ehemalige Mitglieder der RAF der Geltungssucht.“ Den letzten Eindruck habe ich auch, denn in der Reportage nannte er erstmals die (angeblichen) Mörder von Schleyer – nach nun 30 Jahren und nicht gegenüber den Justizbehörden, sondern eben im Fernsehen. Das ist nicht gerade ein guter Leumund für einen Augenzeugen der angeblich mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat….

Die Sache mit der Henne und dem Ei

Ich habe eine Zusammenfassung der IFA gesehen und wie zu erwarten war ein Hauptthema natürlich die neuen großen Fernseher und der nun schon über Jahre bestehende Kampf zwischen HD-DVD und Blue Ray.

Ein HD-Ready oder „Full HD-Ready“ Fernseher macht natürlich nur wirklich sinn wenn man auch HD fähiges Material hat. Wenn man nur PAL Signal hochskaliert wird das auch nicht besser. Im Gegenteil mit analogen Signalen – heute nur noch bei Kabelanschluss ist die Bildqualität schlechter. Nun hat man aber das klassische Problem: Solange es kein HD-TV gibt macht es keinen Sinn einen Fernseher zu kaufen, denn diese sind in den letzten Jahren rapide im Preis gerutscht und gleichzeitig technisch besser geworden. So soll eine 100 HZ Technik die Unschärfe bei 24/25 Hz Material bekämpfen, weil anders als bei der Röhre man immer das volle Bild sieht, bei der Röhre ist es nur ein Punkt, den das Auge zu einem ganzen Bild zusammensetzt. Es wird sicher noch weitere Verbesserungen geben und so lohnt sich Warten.

Umgekehrt wird man kein HD-TV ausstrahlen solange es keine installierte Basis an Fernsehern gibt. Die Öffentlich-Rechtlichen wollen damit erst zur Winterolympiade 2010 anfangen, also erst in mehr als 2 Jahren. Privatfernsehen sendet derzeit einige Pilotprogramme in HD-TV.

Einzig HD Material von einer Blue Ray Disk oder HD-DVD nutzt derzeit die Auflösung aus. Nur muss man sich dann für ein Format entscheiden, einen Spieler für 50ß0 Euro oder mehr kaufen und das um derzeit etwa 200-300 Spielfilme anzusehen? Wie viele davon interessieren mich wirklich? Und ist es dann nicht besser noch ein Jahr ins Kino zu gehen – Die Karten kosten auch nicht mehr als der zu erwartende Preisverfall bei den Abspielgeräten.

Was bleibt ist, dass ein TFT Fernseher schmaler ist und es ihn in größeren Größen zu kaufen gibt. Ich bin aber skeptisch ob die ganz großen Boliden ihren Nutzen haben. Hier noch mal einige physiologische Fakten:

  • Die Auflösung des Auges beträgt in etwa bei „normalsichtigen“ 1 Bogenminute. Das ist 1 mm in 3500 mm Abstand.
  • So scharf sieht man nur in einem kleinen Bereich. Schon in 5 Grad Abstand hat die Sehschärfe auf 50 % abgenommen.
  • Ohne die Augen zu bewegen überblickt man nur einen kleinen Teil: 9-10 Grad horizontal und 25-35 Grad vertikal. Maximal sind es 30 Grad horizontal, 30-45 Grad vertikal (jeweils in beiden Achsen).

Nun was heißt das konkret? Für die Auflösung z.B. dass es einen optimalen Abstand für jedes Display gibt. Kennt man die Pixelgröße so kann man sie berechnen nach 3500 x Pixelgröße. Da es nur 2 Auflösungen gibt nämlich HD (1280 x 720) und Full HD (1920 x 1080) gibt kann man sie auch nach den Diagonalen berechnen: 6.1 * Diagonale in Zoll bei HD und 4.0 * Diagonale bei Full HD. Bei einem 32″ Fernseher muss man also auf 195 bzw. 164 cm herangehen.

Daraus ergibt sich die Forderung nach großen Diagonale weil man bei kleinen Diagonalen recht nahe an den Fernseher heran muss. Der Blickwinkel beträgt so 24.5 Grad bei HD Auflösung und 36.7 Grad bei Full-HD. Bei normalen Röhrenfernsehern mit PAL Auflösung entspricht die Empfehlung „5 x Diagonale“ nur 11.5 Grad. Das wird immer hervorgehoben, dass man mehr sieht und eher ein „Kino-Feeling“ hat. Allerdings ist bei Full-HD die Diagonale schon größer als der optimale Blickwinkel in der Horizontalen.
Die Industrie wird es freuen: Kleine Fernseher machen kein Sinn, wenn man nicht nahe vor Ihnen sitzen will. Bei einem Abstand von 3 m, gegeben in vielen Wohnzimmern beträgt die optimale Größe schon 49 Zoll für HD und 74 Zoll für Full HD. Das sind schon andere Kaliber als die normalen 28-32 zoll Röhrenfernsehern die in deutschen Wohnzimmern stehen.

Das ganze wird also richtig teuer wenn man wirklich die HD Auflösung voll genesen will. Wenn man nur PAL Signal einspeist, dann genügen natürlich geringere Auflösungen nämlich 10 x Bilddiagonale in Zoll. D.h. für die 28 Zoll Diagonale (70 cm) sind es 2.80 m für ein 16:9 Format.

Kurzum: Entweder man verschenkt also einen Teil der Auflösung weil man keinen solchen Boliden im Wohnzimmer nicht haben will. oder man muss richtig löhnen. Dann sollte man schon dem Portemonnaie zuliebe warten bis diese noch etwas ausgereift sind und auch preiswerter werden.

Europa und der offene Himmel

In den letzten Tagen habe ich wieder etwas Pflege an der Website betrieben und zwei Aufsätze aktualisiert über Radarsatelliten und Detailaufklärer. Da muss noch einiges mehr eingetragen werden, denn es fehlen noch einige nicht so bekannte Systeme und Systeme die nun vor dem Start sind wie RADARSAT 2. Was mir bei den Recherchen auffiel ist, dass Europa derzeit ziemlich aufrüstet was den Betrieb von Hochauflösenden Systemen zur Fernerkundung angeht. Derzeit sind im Orbit oder geplant:

  • Helios 1+2: optische militärische Aufklärungssatelliten betrieben von Frankreich, Italien und Spanien, Maximalauflösung 1 m
  • SPOT: Zivile Aufklärungssatelliten, neuestes Modell SPOT 5 erreicht eine Auflösung von 2.5 m im panchromatischen Modus
  • SarLupe: militärische Radarsatelliten der Bundeswehr, bislang 2 gestartet. Das volle System umfasst 5 stück mit einer Auflösung von mindestens 1 m
  • TerraSAR-X / TanDEM-X: Zivile Radarsatelliten der DLR/privater Wirtschaft. Start des zweiten Exemplars für 2009 geplant 1 m Auflösung
  • Cosmo-Skymed: militärisch/zivile Radarsatelliten von Italien, Start des ersten Exemplars im Juni, drei weitere folgen. Auflösung 1 m.
  • Plejades: Zivile Aufklärungssatelliten als Nachfolgesystem von SPOT. erster Start 2010 geplant mit 0.7 m Auflösung.

Europa betreibt wenn man die zivil-militärischen Projekte zusammenfasst in 3 Jahren also insgesamt 16 Satelliten mit einer Auflösung von 2.5 m oder besser, 15 der 16 Satelliten haben sogar eine Auflösung von 1 m. Dazu kommen dann wenige Jahre später nochmals einige Satelliten der ESA mit mittelauflösenden Kameras.

Ich denke die USA haben nicht so viele Aufklärungssatelliten im aktiven Betrieb. Von 1990-2007 wurden nur 6 gestartet, selbst bei optimistischen langen Betriebsdauern dürften nicht mehr als 4 aktiv sein. Die USA bedienen sich mittlerweile aber auch bei den zivilen Modellen Ikonos, Quickbird, Orbview, Worldview und Geoeye und haben recht lukrative Exklusivverträge mit den Betreibern dieser Satelliten abgeschlossen.

Moderne Technik macht es möglich Erderkundungssatelliten recht preiswert zu fertigen. Die Kunst dabei ist nicht mal so sehr der Bau des Teleskops – Es genügt für 1 m Auflösung aus 600 km Höhe ein Teleskop von 40 cm Öffnung – Das können sie als Amateur für einige Tausend Euro heute erwerben – es ist vielmehr die Problematik die Daten zu gewinnen und zu speichern. Das letzte ist dank Computertechnik und Flash Bausteinen in hoher Kapazität heute kein Problem mehr. Das erste Problem wurde mit speziellen Sensoren, den TDI CCD gelöst. Vereinfacht gesagt werden mehrere Scanzeilen benutzt und ihre Daten addiert. Dieses Bildsystem setzen heute die meisten privaten Aufklärer ein. Es gibt sogar eine private Initiative für ein „Dobson Teleskop“ im Orbit als Mehrzwecksatellit für Astronomie und Erdbeobachtung – für einige Millionen Euro zu bauen.

So kann sich auch die „kleine“ Bundeswehr die SARLupe Flotte leisten – 5 Satelliten zu 100 Millionen Euro das Stück- ein Schnäppchen wenn man daran denkt, dass die geschätzten Kosten eines KH-12 bei etwa 1 Milliarde Dollar liegen. Trotzdem denke ich wäre weniger mehr. Wir leben in Europa und müssen wohl keine angst haben, dass uns Frankreich angreift. Wir brauchen diese Satelliten heute mehr um internationale Krisenmissionen zu unterstützen und da sind dann auch meistens mehrere europäische Länder beteiligt. Warum setzt man sich also nicht zusammen und baut eine gemeinsame Serie. Mehr noch, man könnte die Bodenstationen gemeinsam benutzen und so die Abdeckung vergrößern – Europa ist nicht gerade groß, aber wenn man neben Bodenstationen in Deutschland auch welche in Norwegen, Frankreich, Spanien und Italien einsetzt so kann man bei polaren Satelliten praktisch bei jedem Orbit einen Kontakt erhalten.

Das ganze wäre vielleicht ein wirklich gute Idee für ein europäisches Projekt, durchgeführt von de ESA aber finanziert von der EU. Es gibt nun die Sentinel Serie (ich habe sie schon angesprochen), doch die hört gerade da auf wo es um hochauflösende Bilder geht. Diese werden zukauft – eben von diesen Satelliten. Ich sehe in dem Betrieb von eigenen Satelliten in jedem Land einen Rückschritt, zurück in das Zeitalter der Nationalstaaten, dass wir eigentlich hinter uns haben sollten.