Die Mondlandung aus der Portokasse
Das ist was die NASA machen möchte. Zur Erinnerung: Vor mehr als 4 Jahren erläuterte George W. Bush seine "Vision for space Exploration", Wie immer bei solchen Reden ist das Ziel recht unscharf. Es geht eigentlich nur zurück zum Mond zu kommen, eventuell dann noch weiter zum Mars, doch das ist schon unklar. Die NASA selbst hat nun die Aufgabe dieses Ziel in ein Programm zu gießen. Was herausgekommen ist, ist die Orion Kapsel und die Ares Rakete.
Über Orion gibt es noch wenig handfeste Fakten, obwohl die Kapsel als erstes fertiggestellt werden müsste, denn sie soll ab 2014 den Transport von Astronauten zur ISS erledigen. Bei der Trägerrakete Ares gab es eine Reihe von Wandlungen im Konzept.
Denn die NASA hat ein Problem: Anders als bei Apollo gibt es zwar eine umrissene Aufgabe, aber nicht die dafür notwendige finanzielle Unterstützung der Politik. Bei Apollo stieg der NASA Etat innerhalb von wenigen Jahren sprunghaft an und die NASA bekam enorme Mittel zusätzlich für Apollo. Für Orion und Ares gibt es nur moderat mehr an Geldern. Der wesentliche Teil soll durch Einsparungen kommen. Das Programm wird daher erst ab 2010/11 richtig anziehen, wenn die Shuttles ausgemustert werden. Das sind 6-7 Jahren nach dem Start, einem Zeitpunkt bei dem man schon bei Apollo die ersten bemannten Starts plante. Die Grafik links zeigt die NASA Langezeitplanung. Berücksichtigt man die Inflationsrate (rote, gestrichelte Linie) so ist klar, das die Finanzierung vor allem durch Einsparungen in anderen Programmen erfolgt.
Das Raumschiff Orion wird neu konstruiert werden müssen, kann sich aber auf die Erfahrungen die man bei Apollo gemacht hat stützen. Im wesentlichen wird es daher eine größere Apollo Kapsel sein. Ich meine das nicht abwertend – Die Sojus Kapseln sind auch seit Jahrzehnten im Einsatz und zuverlässig, wenn auch nicht das eleganteste System.
Bei der Ares hat die NASA ein Problem. Sie muss folgende widersprechende Anforderungen unter einen Hut bringen:
- Eine Rakete mit hoher Zuverlässigkeit, die "man rated" ist, d.h. maximale Sicherheit für die Besatzung bietet.
- Eine hohe Nutzlast von mindestens 120 t, eher mehr für eine Mondexpedition
- und das Ganze preiswert umsetzen.
Bei Apollo machte die Saturn V den größten Teil des Budgets aus. 40 % der gesamten Mittel entfielen auf sie. Die Entwicklung der Raumschiffe war vergleichsweise preiswert. Bei einem Apollo Start machte die Saturn V alleine 55 % der Missionskosten aus. Das zeigt warum die NASA nun ein Problem hat: Sie muss eine neue Rakete bauen, etwa 7 mal leistungsfähiger als das beste Modell, dass sie zur Verfügung hat. Das ganze darf aber nicht sehr viel kosten.
Die Saturn V war so teuer, weil man viel Geld in die Entwicklung steckte. Nicht nur in die konkrete Hardware, sondern auch in Grundlagenforschung. Forschung auf die folgende Entwicklungen aufbauen konnte. Das ist in etwa vergleichbar mit der Entwicklung der V-2. Die Sowjetunion versuchte diese Ausgaben bei ihrer N-1 einzusparen und scheiterte mit diesem Projekt. Bei Energija und Buran flossen dann die Mittel – Die Entwicklung war genauso teurer wie das US Space Shuttle – und es klappte.
So gesehen, wäre eine neu entwickelte Mondrakete heute erheblich preiswerter zu entwickeln, als die Saturn V. Doch wenn man die Entwicklung aus der Portokasse finanzieren muss, reicht das nicht. Die NASA hatte 2004 praktisch nur die Möglichkeit, aus vorhandenen Triebwerken auszuwählen, denn die Stufen selbst muss man in jedem Falle neu entwickeln, dafür sind sie einfach viel größer, als bestehende Designs. Das erste was die NASA tat war daher zu evaluieren was man hatte, und wie man es einsetzen konnte. Dabei untersuchte man neben der heutigen Lösung auch Schwerlastversionen der Atlas V und Delta IV. Sie erweisen sich nicht als günstiger als eine Neuentwicklung, jedoch nicht so sicher. Nun gibt es wenige Alternativen. Hier einmal ein paar unangenehme Tatsachen für die NASA:
- Das letzte selbst entwickelte Triebwerk mit der Kombination Sauerstoff/Kerosin in der benötigten Größenklasse ist das F-1 Triebwerk. Genauer gesagt, es ist das einzige in dieser Größenklasse
- Bei den Triebwerken mit der Kombination Wasserstoff/Sauerstoff gibt es 3 Stück: Das modernste ist das SSME mit 2100 kN Vakuumschub, das neueste ist das RS-68. Es wurde aus dem SSME entwickelt mit der Designvorgabe preiswerter zu sein und hat 3300 kN Vakuumschub. Zuletzt gab es noch das J-2S. Eine verbesserte J-2 Version: Nur 1200 kN Schub, aber als einziges wiederzündbar und getestet für den Betrieb unter Schwerelosigkeit.
- Bei den möglichen Feststoffboostern gibt es noch weniger Auswahl:
- Die Titan IV Booster sind nicht man rated und erheblich teurer als die Titan 3 Booster. Trotzdem sind sie mit 7100 kN Schub wesentlich kleiner als die Space Shuttle Booster mit 12900 kN Schub.
Das ist nicht viel Auswahl. Es gäbe noch die Möglichkeit die RS-170 Triebwerke in Lizenz zu bauen, wie dies Lockheed mit den RS-180 tut. Verglichen mit dem F-1 hat es einen nochmals etwas größeren Schub und nutzt den Treibstoff besser aus. Warum das RD-170/171 nie in die Diskussion kam, weiß ich nicht. Die nationale Karte dürfte heute keine Rolle mehr spielen, selbst die USAF startet ja Satelliten mit der Atlas und ihrem russischen Triebwerksblock.
Das sind nun wenige Möglichkeiten. Gehen wir sie einmal durch:
- Das RS-68 ist zwar das größte Triebwerk mit der Kombination Wasserstoff/Sauerstoff aber es hat einige Nachteile: Es ist weder wiederzündbar, noch nutzt sie den Treibstoff effizient aus. Vor allem aber ist es für die Delta entwickelt worden und nicht "man rated". Das RS-68 kann man aber in jedem Fall für die erste Stufe einer unbemannten Rakete einsetzen.
- DAS J-2S ist als einziges wiederzündbar und für den Vakuumbetrieb ausgelegt. Es hat aber den geringsten Schub und die Entwicklung an ihm wurde vor 40 Jahren eingestellt. Es ist ideal geeignet für Oberstufen. Es ist aber eine Menge Entwicklungsarbeit zu leisten und man muss die Produktion praktisch neu aufnehmen.
- Das SSME ist das effizienteste Triebwerk von allen, es liegt im Schub zwischen RS-68 und J-2S. Aber es ist nicht wiederzündbar und für den Vakuumstart ausgelegt. Das erfordert einige Änderungen. Es wäre ohne Modifikationen für eine Erststufe geeignet, mit Modifikationen auch für Oberstufen.
- Das F-1 wäre ein gutes Triebwerk für eine erste Stufe. Es ist nicht wiederzündbar, aber sehr schubstark. Wegen des Energiegehalts ist es nur für die Erststufe geeignet. Aber es ist wie das J-2S seit 40 Jahren aus der Produktion und technisch noch etwas hinter diesem, denn das J-2S wurde Ende der 60 er Jahren aus dem J-2 entwickelt, während das F-1 Stand vom Beginn der 60 er Jahre ist.
- Ein ideales Triebwerk für eine erste Stufe wäre wohl das russische RD-170: Es vereinigt hohen Schub mit hoher Effizienz und es wird heute noch produzier (zumindest in Version für die Zenit).
- Die SRB des Shuttles haben hohen Schub, sind man rated und verfügbar. Das Grundproblem der fehlenden Kontrolle ist aber bei allen Feststoffboostern gegeben.
Aus diesen Möglichkeiten muss man nun wählen. Die NASA hat recht bald sich auf folgendes festgelegt:
- Es wird eine Rakete gebaut die für bemannte Missionen qualifiziert ist: Erste Stufe ein auf 5 Segmente verlängerter Shuttle-SRB mit einer kryogenen Oberstufe. Nutzlast: etwa 25 t für einen niedrigen Erdorbit.
- eine zweite Rakete soll die Mondmission durchführen, jedoch das Equipment unbemannt starten. Die erste und zweite Stufe zünden gemeinsam. Erste Stufe sind eine Reihe von SRB Boostern, die zweite Stufe kryogen. Eine dritte Stufe wird für den Flug zum Mond benötigt nachdem mit einer zweiten Rakete die Besatzung gestartet wurde und abkoppelt.
Zuerst einmal verwendet keines der Konzepte eine erste Stufe mit Kerosin/Sauerstoff. Lässt man ausländische Technologie zu, so hätte man durchaus die Zenit Erststufe anstatt einem SRB nehmen können. Nach Ansicht der NASA sind die Shuttle SRB so zuverlässig, dass man dadurch aber keine Sicherheit gewinnt. Der Fluchtturm bei der Ares I nützt bei dem Betrieb des SRB recht wenig, da ich kein Versagen eines Feststoffbooster kenne, bei dem man rechtzeitig dies vor einer Explosion bemerkte. Das war auch bei der Explosion der Challenger so, obwohl sich da die Flamme über mehrere Sekunden hinweg durch den Wasserstofftank geschnitten hat. Mit Sicherheit ist es eine preiswerte Lösung und einem mit besserem nationalen Prestige, als wenn man die Zenit Triebwerke einsetzt.
- Das SSME war ursprünglich für die Zentralstufe der Ares V und der zweiten Stufe der Ares I vorgesehen. Bei der Ares V liefert es jedoch vergleichsweise wenig Schub – Das RS-68 liefert 50 % mehr Schub und ist preiswerter als das SSME. Es ist logisch, dass man es für die unbemannte Rakete als Triebwerk wählte.
- Das J-2S war vorgesehen für die zweite Stufe der unbemannten Rakete. Das macht nun zuerst keinen Sinn. Für die Ares I muss das SSME ja so umgerüstet werden, das es als Zweitstufentriebwerk arbeiten kann. Warum es also nicht also in der zweiten Stufe der Ares V nehmen? Das J-2S mag billiger sein, doch erstmal muss man praktisch die Produktion und Anpassung an moderne Fertigungen wiederaufnehmen, Die Kosten dafür dürften um einiges höher sein als die Kosten für 10 SSME die man zusätzlich fertigen will.
- Die NASA entschloss sich jedoch später das SSME ganz aus ihren Planungen zu streichen und das J-2S in einer verbesserten Version als J-2X in den zweiten Stufen beider Raketen einzusetzen.
Da sind wir bei den Kosten, einem zentralen Punkt. Natürlich ist das SSME ein teures Triebwerk. eines kostet 50 Millionen Dollar bei Einzelbestellung. Ein RS-68 bei 50 % mehr Schub nur 20 Millionen. Der Ruck vom SSME zum RS-68 in der ersten Stufe der Ares V ist daher nachzuvollziehen. Anders sieht es bei der Oberstufe aus. Die Wiederaufnahme der Entwicklung des J-2S ist mit Sicherheit nach 40 Jahren Stillstand teurer als die Anpassung eines Triebwerks welches in der laufenden Produktion ist. Diese Entwicklungskosten muss man dann auch auf die Triebwerke umlegen und man braucht zwei J-2X um ein SSME zu ersetzen. Das lohnt sich dann nur bei vielen Flügen, doch so viele wird die Mondrakete wohl nicht sehen. Maximal 23 Ares I sind geplant und von der Ares V werden es wohl noch weniger werden, wahrscheinlich weniger als 10.
Bei Kostenabschätzungen sollte man zwei Dinge nicht vergessen: Das SSME ist auch so teuer, weil so wenige Triebwerke produziert werden. 60 Treibwerke in 30 Jahren sind etwa zwei pro Jahr. Zwei Flüge zum Mond und vier in den Erdorbit pro Jahr würden eine Produktion von 14 Stück pro Jahr erfordern. Dann wird einfach aufgrund der Serienfertigung billiger. Zum zweiten gibt es noch etwa 50 SSME der verschiedenen Generationen, die wie viele andere Triebwerke gut geschützt eingelagert sind. Das gilt übrigens auch für das F-1. Es gibt noch fünf Triebwerke in Langezeitlagerung.
Wie hätte ich wohl die Raketen entworfen? Es gibt da einige Reihe von Faktoren zu berücksichtigen: Kosten, "man rated" und auch Reduktion der Triebwerkszahlen.
Die große ARES V geht so in Ordnung, nur hätte ich ein SSME anstatt zwei J-2X in der zweiten Stufe eingesetzt.
Die kleines Ares I hätte ich ohne Feststoffbooster entworfen. Stattdessen hier ebenfalls in der ersten Stufe zwei RS-68 und in der Oberstufe ein einzelnes SSME. Das RS-68 ist nicht man rated, doch bei einem Triebwerk mit flüssigen Treibstoffen hat man genügend Zeit eine gravierende Fehlfunktion zu erkennen und dann automatisch die Kapsel abzutrennen. Zwei Triebwerke reichen für eine 500 t schwere Rakete, was bei einer ersten Stufe mit 400 t und einer zweiten mit 100 t Gewicht eine Nutzlast von etwa 28-30 t ergibt. (Mehr als bei der Ares I, da Wasserstoff in jeder Stufe (für Mario dieser Hinweis) deren Gewicht rapide senkt. Das SSME ist für die zweite Stufe etwas überdimensioniert. Das ist ein Manko. Bei Drosselung auf 60 % Schubniveau gibt es immer noch eine Peakbeschleunigung von 3.2 G. Doch dafür ein drittes Triebwerk (J-2S) einführen?
Flüssig angetriebene Booster machen nur bei der großen Rakete einen Sinn, doch hier ist ihr wesentlichster Aspekt die höhere Sicherheit. Man könnte die SRB durch die Booster der Energija oder Zenit Erststufen ersetzen, sofern nationales Ego dem nicht entgegensteht. 4 Zenit Erststufen mit einer 700 t schweren Zentralstufe und einer 200 t schweren Oberstufe ergeben eine Nutzlast von 140 t in die Erdumlaufbahn. Zwei RS-68 würden in der Zentralstufe dann ausreichen. Die Startmasse würde bei 2400 t liegen. Die Ares V liegt bei 3000 t mit 130 t Nutzlast. Für Mario: Eine Rakete mit Wasserstoff in allen 3 stufen (RS-68 in der ersten, SSME in den zwei Oberstufen) kommt auf 1660 t Startmasse bei 130 t Nutzlast. Die Masse der Stufe nimmt exponentiell mit dem Unterschied der durchschnittlichen spezifischen Impulse ab – und das gilt für alle Stufen).
Noch kann nicht jeder zum Mond fliegen, doch wer seinen Namen dorthin
schicken will kann dies auf der LRO Website
noch 3 Tage lang
tun.
„Der Fluchtturm bei der Ares I nützt bei dem Betrieb des SRB recht wenig, da ich kein Versagen eines Feststoffbooster kenne, bei dem man rechtzeitig dies vor einer Explosion bemerkte. Das war auch bei der Explosion der Challenger so, obwohl sich da die Flamme über mehrere Sekunden hinweg durch den Wasserstofftank geschnitten hat…“
Mitnichten. Der Booster Defekt des Challenger Unfalls hätte auf ARES 1 gar keine Auswirkungen. Der Challenger Booster Fehler erzeugte an dem Segmentstoss eine kleine Flammenzunge, die keinen Nenneswerten Einfluß auf die Flugdynamik hatte. Der Boosterinnendruck etc. waren dadurch kaum bis gar nicht beeinflusst (die Challenger Booster wurden erst lange nach dem Zerreissen des Stacks von der Range Safety gesprengt). Eine Ares 1 Rakete mit exakt dem selben Fehler würde ganz normal starten. Selbst die Challenger Katastrophe hätte nicht stattgefunden wenn der Flammenstrahl nicht genau in Richtung der Verbindung Booster-ET gezeigt hätte. Wäre die Undichtigkeit an anderer Stelle aufgetreten, und die Flammenzunge hätte vom Stack weggezeigt, wäre auch Challenger normal gestartet, und man hätte nachträglich nach der Bergung des Boosters den Fehler entdeckt. Ein STS-SRB ist nie schlagartig explodiert, und nach Herstellerangaben ist ein solches Versagen aufgrund der Treibstoffkörnung auch nicht möglich. D.h. auch bei ARES 1 uns 5 sei ein explosionsartiges Versagen der Booster konstruktionsbedingt nicht möglich, die Körnung des Brennstoffes lässt das nicht zu.
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich habe es auch falsch ausgedrückt. Wss ich sagen wollte ist, dass man bei Challenger den seit dem Start vorhandenen Fehler nicht bemerkt hat (man hätte bei der Challenger nichts tun können, aber bei der Ares), erst bei der nachträglichen Auswertung der Telemetrie fiel der Druckverlust auf. Ein Fluchtturm nützt nur etwas, wenn ich rechtzeitig vor einem katastrophalen Versagen die Gelegenheit habe die Kapsel abzutrennen. Deise Chance habe ich eher bei einem Triebwerk das flüssige Treibstoffe einsetzt.
Ud Frststoffbooster könenn durchaus explodieren.
So sieht es aus wenn ein Titan 4 SRM explodiert (auf dessen design die Shuttle-SRB beruhen)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Titan_rocket_explosion.jpg
und so sieht es aus wenn ein Castor IV Booster explodiert:
http://de.youtube.com/watch?v=KApLcKQ3Pu0
„Da hast Du mich falsch verstanden…“
Das habe ich nicht. Du gehst extrem (!) kritisch mit verschiedensten Webseiten um (z.B. dass SpaceX „lügt“(!), und http://www.astronautix.com/ seine Fakten nicht zusammen hat usw….), daher tue ich etwas, was ich sonst normalerweise unterlasse, und bestehe auf korrekten Fakten.
Und Deine Fakten bezüglich SRBoosters (bzw. Motors) sind falsch. Sie sind falsch was die Reaktionszeit des Launch Abort Systems betrifft und sie sind falsch was die Explosionsfähigkeit des SRM betrifft.
Und keine Deiner Aussagen ist mit einer korrekten Quelle belegt (bitte nicht wikipedia als Quelle nutzen, sondern eine echte Quelle wie N.A.S.A. oder ATK). Den Maßstab den Du an andere anlegst erwarte ich dann auch von Dir.
Zur Reaktionszeit des Rettungssystems zitiere ich folgendes:
„…In the event of a catastrophic failure, a solid rocket motor actually provides more reaction time and better survivability for a launch escape system to protect the crew. Most catastrophic failures of a solid rocket motor actually result in a phenomenon referred to as thrust augmentation, which is easily detected by an In-Vehicle Health Monitoring System (IVHM), which can be used to signal the Launch Escape System…“ (Zitat aus http://www.safesimplesoon.com/faq.htm#4)
D.h. der SRB schränkt die Fähigkeit einer rechtzeitigen Aktivierung nicht nur nicht ein, er macht eine rechtzeitige Aktivierung sogar wahrscheinlicher. Darum ist auch u.A. Mike Griffin der Ansicht gewesen daß vom Prinzip her der SRB einer flüssigkeitsgetriebenen ersten Stufe über- und nicht unterlegen ist was die Sicherheit betrifft. (Thrust Oscillation und deren Bewältigung einmal ausgeklammert, ist hier nicht das Thema)
Zum Explodieren des SRBs. Wie ich bereits erwähnt habe, kann ein STS-SRB (SRM) nicht „explodieren“ („Ud Frststoffbooster könenn durchaus explodieren“). Hier zitiere ich wieder ATK:
„Is there a risk that SRBs (Solid Rocket Boosters) can explode?
No.
The SRBs used for the Space Shuttle use what is referred to as a 1.3 Class propellant. This propellant does not detonate (blow up)…the materials used in a SRB are designed to burn at a prescribed rate. These propellants burn at even a slower rate in the absence of pressure. So, if there were a catastrophic failure of the SRB, like a case rupture, the internal pressure would be released and the remaining propellant would be expelled and burned at a slower rate… (Zitat aus Zitat aus http://www.safesimplesoon.com/faq.htm#8)
In diese Richtung gehen auch alle Papiere von ATK die ich bisher zu den STS-SRBs und zu ARES1 gelesen habe.
Meiner Information nach ist das Designmaßgebliche worst case Szenario für den „Fluchtturm“ der Ares 1 die Ausbreitung der Druckwelle eines katastrophalen Versagens der Oberstufe. Um von dieser Druckwelle wegzukommen braucht es die meiste Beschleunigung (nicht vom SRB!).
Zu SpaceX: Ich besuche die Website regelmäßig und ich habe auch eine Kopie vom Februar 2005. Betracghtet man sich die Entwicklung in dieser Zeit, insbesonders was publiziertes Zahlenmaterial betrifft so kann man dies unterschiedlich nennen, entweder äußerst optimistische Vorstellungen die der Wirklichkeit angepasst werden müssen oder eben Lügen.
Ich habe es konkret an der Falcon 9 festgemacht. Diese Rakete verwendet LOX/RP-1 als Treibstoff in zwei Stufen. Das tut auch die Zenit, mit besseren spezifischen Impulsen als die Falcon 9. Trotzdem soll diese signifikant mehr Nutzlast transportieren. Mit 2 Stufen! sogar 15 t in GTO. Selbst Laien sollte durch vergleich mit existierenden Trägern gelicher Technologie auffallen, das da etwas nicht stimmt.
Astronautox.com ist eine meiner meistbesuchtesten Websites. Mark Wade hat eine beeindruckende Sammlung von Daten, aber unter dieser Masse leidet ab und zu die Genauigkeit. Ich weiss von Lutz Kayser dass er den Otrag Artikel egschrieben hat. Die meisten Infos sind exakt und kopiert aus anderen Quellen wie dem NSSDC, aber darunter findet man (besonders wenn es um das nicht so einfach zu findendende Material geht rekonstruerte Daten. Also aus textuellen Informationen zurückgerechnetes oder geschätze Zahlen). Das einzige was mich an astronautix.com stört ist das dies nicht markiert ist. Ich setze bei berechneten Werten (wie man sie auch bei mir bei der Falcon findet) ein fragzeichen um das anzudeuten.
Die Diskussion um die Boostersicherheit tobt praktisch seit dem Entwicklungsbeginn der SRB. Wer sich das Video vom Fehlstart der Delta anschaut kann sich schwer vorstellen, dass die vielen Brocken die da rumfliegen nicht den Satelliten (oder bei bei Ares das Raumschiff treffen könnten sondern nur nach unten fallen. Es würde wahrscheinlich auch schon ausreichen wenn ein Bruchstück den Wasserstofftank der Oberstufe trifft um eine zweite Explosion auszulösen.
Das grundlegende Problem eines SRB ist es rechtzeitig eine Fehlfunktion zu erkennen, die gravierende Folgen hat. Wenn das gelöst ist kann man einen SRB genauso nutzen wie ein Triebwerk mit einem flüssigen treibstoff. Die NASA Ansicht von der Sicherheit des SRB habe ich übrigens auch angegeben.
Ich habe nichts prinzipielles gegen die Verwendung der SRB, ich hätte eine andere Lösung eingeschlagen die ich skizziert habe. Jedes Treibwerk das mit Flüssigen Treibstoffen arbeitet macht sich vor seinem Ausfall durch schwankende Werte in Druck, Temperatur oder anderes bemerkbar. Das denke ich gibt mehr Sicherheit als sie bei einem SRB vorliegt. Die neusten SSME haben Triebwerkskontroller bekommen die ein Triebwerk rechtzeitig herunterfahren können bevor es beschädigt ist.
Advanced Health Management System for the Space Shuttle Main Engine
AIAA-2004-3912
Ares und Orion halte ich aber von der Idee für einen Irrweg. Das Space shuttle ist nicht 100 % sicher und es ist teuer. Aber kein bemanntes System ist 100 % sicher und wenn man das fordert, kann man es nicht bezahlen oder muss wie bei orion auf Technologie der 60m er Jahre zurückgreifen, die zwar Menschen befördert, aber mehr auch nicht und nicht weiderverwendet werden kann. Im Prinzip ist es doch so: Nach Columbia gab es nicht wenige Stimmen die sagten „Warum schickt man überhaupt Menschen in den Weltraum, was rechtfertigt den Tod von 7 Astronauten“. Und das ist eine andere Einstellung als sie es früher gab.
Ich halte eine kleine Raumfähre, wiederverndbar an der Spitze einer Trägerrakete mit einem kleinen feststoffantrieb am Rumpf, der sie abtrennt wenn es eine havarie gibt für eine der heutigen Zeit angebrachte Lösung. Angebracht wäre es auch so was international zusammen zu entwickeln und es dann mit Ariane 5, Atlas V und der Proton/Zenit zu starten.