Konkurrenz ist nicht gleich Konkurrenz

Zuerst einmal das wichtigste (aus meiner Sicht): Ich suche noch immer nach einem Titel und Untertitel für das nächste Buch. (Man schaue sich auch das Inhaltsverzeichnis an). Das Buch hat mich auch inspiriert mal wieder ein neues Lebensmittel in meiner "Was ist drin" Rubrik zu besprechen (Ein Beeren Müsli), das ich im Buch nicht verwenden konnte (dort findet sich schon ein Müsli und ein Bio Produkt). Das Gemini Buch, verkauft sich erfreulich gut: Gestern kamen weitere 40 Exemplar dazu. gekommen. Damit habe ich im November mehr Exemplare verkauft als in allen Monaten zusammen. Das ATV Buch ist mit knapp 40 verkaufen Büchern dagegen noch entwicklungsfähig.

Die Kommentare zu den letzten Blogs kommentiere ich mal nicht getrennt, sondern hier mal als neuer Blogeintrag.

Falcon 9

Fangen wir an mit dem Lärm der Falcon 9: Natürlich ist der Schub geringer als bei einer Saturn V und damit der Lärmpegel in gleicher Distanz kleiner. Doch darum geht es ja nicht. Es geht um die Belastung denen die Bevölkerung ausgesetzt ist. Denn die Tests finden ja nicht in der Wüste statt, sondern in einem ländlichen Gebiet in Waco Texas, und noch bedeutender: Die Bevölkerung wurde vorher nicht informiert. Eine Saturn V entwickelt so viel Schub, dass beim ersten Start in 5 km Entfernung noch die Deckenverkleidung von den Übertragungswagen abgefallen. Die Falcon 9 ist zwar nicht so schubstark, aber sie hebt auch nicht ab, das heißt anstatt etwa 10 Sekunden produziert sie 178 Sekunden lang Schub, die Druckwelle durch die emittierten Gase ist daher stärker. Insgesamt zeigt es aber mehr die Inkompetenz von SpaceX, die normale Regulationen mehr als Schikane, denn als Schutz der Allgemeinheit betrachten. Der Erststart der Falcon 1 sollte ursprünglich ja von Vandenberg aus stattfinden. Als die USAF diesen verschieben wollte, bis die letzte Titan 4 abgehoben hatte, die immerhin eine Milliarden Dollar teure Fracht trug, und von der Nachbarrampe startete wurde dies als Schikane bezeichnet und nach Omelek Island umgezogen. Die USAF Befürchtungen erweisen sich ja dann mit dem Absturz nahe des Startplatzes als nur zu berechtigt. Wenn Elon Musk wirklich so an seine Produkte glaubt, schlage ich vor, steigt er in die erste Dragon Kapsel.

Ariane 5 Konkurrenz

Das zweite sind die Konkurrenten der Ariane 5: Um hier mal etwas gerade zurecht zu rücken: Boeing und Lockheed Martin bieten die Atlas und Delta nicht mehr auf dem internationalen Markt an. Beide konzentrieren sich auf das Geschäft mit der US Regierung. Es gelang beiden Firmen nicht, genügend Aufträge für ihre teuren Raketen an Land zu ziehen.

China war lange Zeit aus dem Rennen, vor allem durch Exportbeschränkungen für US Technologie. Seit Juli 2008 ist dieses (pünktlich vor dem Start der olympischen Spiele) gefallen. Das Manko, das Rückversicherungen keine Satellitenstarts auf chinesischen Trägern mehr versichern, nachdem ein Fehlstart ein Dorf in Schutt und Asche legte, begegnen die Chinesen mit einer eigenen Rückversicherung. Seitdem läuft das Geschäft wieder besser. In wie weit China zu einer Konkurrenz wird, muss sich noch zeigen. Derzeit ist ihre Flotte nicht fähig größere Satelliten zu transportieren.

Japans H-2A erwähne ich der Vollständigkeit halber: Seit es sie gibt, hat sie keinen kommerziellen Start absolviert, und das ist (wenn man die H-2 dazu nimmt) kein kommerzieller Start in 14 Jahren. Sie ist einfach zu teuer. Selbst japanische Firmen nutzen sie nicht. Daran ändert auch der Rückzug der JAXA und die neue H-2B nichts . Als ich bei der DLR nach den Startkosten für das ATV Buch fragte wurde mir ein Preis von 150 Millionen Euro für eine H-2B angegeben.- Das ist bei 30 % weniger Nutzlast 20 % teurer als eine Ariane 5.

Es bleiben also heute nur Zenit und Proton, die wieder nach einigen Fehlstarts im Geschäft sind. Das Russland Raketen für konkurrenzlos niedrige Preise anbieten kann, versteht sich von selbst. dass muss man nicht diskutieren. Die Angara gibt es auf dem Papier – aber es gibt sie schon seit Jahren auf dem Papier. Vor allem erreicht sie nur eine höhere Nutzlast als die Proton, wenn sie die KVRM Oberstufe einsetzt. Doch diese Oberstufe soll auch auf der Proton einsetzbar sein, so gesehen würde alleine deswegen die Entwicklung der Angara keinen Sinn machen. Fakt ist: Russland setzt nach wie vor seine alten, 40 Jahre alten Raketen ein und es ist nicht zu erkennen, als dass sich dies ändern könnte. Vor allem für bemannte Einsätze sehe ich hier Probleme: Die Sojus ist erprobt und sicher. Doch wie sieht es mit der Angara aus. Angesichts der Verantwortung Russlands für die Versorgung der ISS und den von den USA gekauften Starts, glaube ich wird man nicht die Sojus ausmustern (zumal sie ja nun auch noch von Kourou aus starten soll). Doch ob sich dann noch die Angara lohnt? Auch internationale Kunden wollen zuerst einmal sehen, wie zuverlässig eine Rakete ist, und so wird vorerst die Proton mehr Starts bekommen, bis die Angara genügend erfolgreiche Starts vorweisen kann.

In etwa die gleiche Argumentation kann man bei den chinesischen Trägern anbringen. Die heutigen Träger sind alle Abkömmlinge von Interkontinentalraketen. Sie befinden sich seit Jahrzehnten im Einsatz und arbeiten mit erprobter, aber nicht gerade aufregender Technologie. Die laufenden Verzögerungen bei der Entwicklung der Langen Marsch 5 Serie, trotz boomender Wirtschaft zeigen, dass man es nicht so eilig hat mit dieser Familie. Warum auch? Umweltfreundliche Triebstoffe sind den Chinesen egal, wie man auch bei anderen Projekten sieht, ist Umwelt in China nichts auf das man achtet. Vielleicht ist der Hauptgrund der gleiche, warum auch die ESC-B Entwicklung sich verzögert: Die Satelliten werden nicht mehr schwerer. somit gibt es auch keinen Bedarf für größere Raketen.

Sojus in Korou

Nun zur Sojus in Kourou. Ich halte auch nichts davon. Vor allem nicht davon, dass hier auch ESA Mittel eingesetzt werden. Wenn Arianespace die Sojus starten will – okay, aber dann soll sie es auch selbst finanzieren. Die Sojus mag mit 7 t LEO und bis zu 3 GTO Nutzlast gut die Ariane 5 ergänzen, doch für die paar ESA Starts, könnte man auch die Raketen von Baikonur aus starten lassen. Es zahlt der Steuerzahler und das Geschäft machen die Banken.

Gibt es eine europäische Alternative? Schwer zu sagen. Die Ariane 4 wäre zu teuer. Sie kostete 116 Mill. $ für eine 44L, wobei die kleineren Versionen kaum billiger waren. Eine Sojus soll für 50 Millionen starten. Eine Alternative wäre es die Vega auf einen EAP Booster zu setzen. In dreistufiger Version beträgt die Nutzlast 7.1 t mit vier Stufen (mit Zefiro 9) 8.4 t, wobei sie in Realität etwas kleiner wäre, da die VEB noch anfällt. In Vierstufiger Ausführung könnten 2.8 t (wiederum ohne VEB) in den GTO Orbit transportiert werden. Bei den bekannten Herstellungskosten für die VEGA und EAP wäre diese Lösung von den Startkosten konkurrenzfähig.

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