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Zu meinen Interessengebieten gehört neben Raumfahrt, Chemie und Computer auch ein Faible für Geschichte, vor allem für die Antike. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin kein Experte in diesem Gebiet sondern habe nur einiges darüber gelesen. Trotzdem will ich hier den Ablauf einer der wohl bekanntesten Schlachten der Antike skizzieren: Cannae. Dieser Artikel soll sie auch über die Armeen und die Vorgeschichte informieren.
Zuerst eine Anmerkung zu den Daten. Wir müssen archäologische Befunde von Geschichtsüberlieferungen trennen. Archäologische Befunde informieren uns recht gut über die Ausrüstung von Soldaten, das gilt auch für Abbildungen auf Stelen. Wesentlich unpräziser sind die Überlieferungen. Wir haben nur Überlieferungen römischer Geschichtsschreiber. Diese sind schon bei der Beschreibung der Armee recht unpräzise, noch schlimmer wird es bei der Beschreibung der Geschichte. Römische Überlieferungen von Polybios und Livius glorifizieren die römischen Taten und ziehen jeden Gegner in den Schmutz. Selbst eine "Bild" Zeitung wäre heute eine bessere Informationsquelle. Es gibt daher viele Darstellungen vor allem von dem Schlachtgeschehen die voneinander abweichen. Ich habe mich bemüht die Informationen die ich fand wiederzugeben und stützte mich vor allem auf den Historiker Peter Conolly. Es ist jedoch nur eine Deutungsmöglichkeit von vielen.
Nach dem verlorenen ersten punischen Krieg baute die Familie der Barkiden in Spanien ein eigenes Imperium auf und verhalf vor allem durch die Erträge der Silberminen wieder Karthago zu neuem Glanz. Den Römern war dies ein Dorn im Auge und als die spanische Stadt Sagunt sich an sie um Hilfe wandte boten sie ihr einen Bündnisvertrag an. Gleichzeitig vereinbarten sie mit Hannibal, dass der Ebro die Grenze des römischen Einflussgebietes sein sollte. Im Jahre 219 kam es zu Streitigkeiten zwischen Sagunt und spanischen Stämmen die zu Hannibal gehörten. Hannibal musste Sagunt angreifen um seine eigene Vormachstellung nicht zu gefährden. Daraufhin verlangten die Römer von Karthago die Auslieferung von Hannibal oder Krieg. Zu diesem kam es dann auch. Der Kriegsgrund ist bis heute unter Historikern umstritten. Denn Hannibal überschritt nie den Ebro und der Kampf mit Sagunt war eine innerspanische Angelegenheit. Die Römer konnten der Stadt die hunderte von Kilometern von ihren Grenzstädten entfernt war niemals beistehen. Wahrscheinlich ging es nur darum einen Krieg vom Zaun zu brechen und vor der Geschichte nicht als Angreifer da zustehen.
Hannibal muss damit gerechnet haben, denn er zog sofort mit seinen Soldaten weiter und erreichte die Alpen im Rhone Gebiet. Dort kam es zu einem ersten Gefecht mit römischer Reiterei. Hannibal wusste nun, dass die Römer an der Küstenstraße entgegen zogen und er diesen Weg nicht nehmen konnte. Er setzte mit seinem Tross über die Alpen und schaffte dies unter hohen Verlusten. Je nach Überlieferung soll er bis zur Hälfte seiner Armee beim Alpenübergang verloren haben.
Bei einem weiteren Vorgefecht am Ticinus Fluss im heutigen Tessin konnte Hannibal übersetzen und der Konsul der römischen Armee P. Cornelius Scipio wurde schwer verwundert. In Eilmärschen rückte nun die zweite römische Armee, die sich eigentlich nach Afrika einschiffen sollte, nach Norden. Die im heutigen Norden Italiens ansässigen Insurbier, ein Keltenstamm schlossen sich Hannibal an und verstärkten seine Armee. Sie waren erst wenige Jahre vorher von den Römern besiegt und in ihr Imperium eingegliedert worden. Der Wunsch nach Freiheit war daher stark.
Die Situation war so brenzlig, dass die Römer noch im November 218 v. Chr. eine Schlacht wagten (in der Antike fanden Feldzüge sonst eigentlich nur vom Frühjahr bis Sommer statt). Hannibal ließ die Römer den kalten Trebbia Fluss überqueren und konnte sie während der Schlacht von im Ufergebüsch versteckten Einheiten umzingeln. Da in der Phalanx aber die Kelten nachgaben und die Römer durchbrechen konnten blieb ihm ein vollständiger Sieg verwehrt.
Im Jahr darauf zog Hannibal nach Süden und konnte wiederum eine römische Armee in einen Hinterhalt bei dem trasimenischen See locken und vernichten. Diesmal war der Sieg vollständig. In Rom ernannte man erstmals nach fast einem Jahrhundert wieder einen Diktator, anstatt der zwei Konsule. Dieser vermied eine direkte Konfrontation mit Hannibal und forcierte den Krieg in Spanien und gegen die Verbündeten Hannibals in Italien. Damit wollte er Hannibal sowohl von dem Nachschub an Mitteln (in Spanien befanden sich reiche Silbervorkommen, die von Karthago ausgebeutet wurden) wie auch Verstärkung durch seinen Bruder Hasdrubal der dort Truppen sammelte, abschneiden. Diese sehr schlaue Taktik war erfolgreich, doch die Römer wollten eine Entscheidung. Nach Ende der Amtszeit des Diktators wurden wieder zwei neue Armeen aufgestellt und zwei Konsul gewählt mit dem Maßgabe Hannibal zu stellen und zu schlagen.
Die römische Armee der Republik bestand um 200 v. Chr. aus einer Wehrpflichtigenarmee. Jedes Jahr wurden von den vermögenden Römern Rekruten eingezogen. Dabei wurde je nach Einkommen in verschiedene Klassen eingeteilt. Von den fünf die es einmal gab waren noch drei geblieben. Die reichsten Stellten die Reiterei, den Ritterstand der Römer. Dazu mussten alle Patrizier zwischen dem 17 und 46 Lebensjahr sich zu Beginn jedes Jahres (der sich wegen des damals noch üblichen Mondkalenders laufend verschob) auf dem Marsfeld vor der Stadt versammeln. Jeder Konsol wählte für jede Legion sechs Tribunen (Unterbefehlshaber) welche die Menge musterten und die Rekruten bestimmten. In Friedenszeiten dienten dann die Rekruten ein Jahr, bis neue Konsol gewählt wurden und diese neue Truppen aushoben. Die ärmsten der Bevölkerung stellten keine Soldaten, da jeder Wehrpflichtiger seine Ausrüstung selbst stellen musste. Daher gab es auch eine Einteilung in Einkommensklassen.
Die leichte Infanterie bestand aus den Velites. Dies waren Soldaten ohne eine Rüstung, bewaffnet mit einem runden Schild und mehreren Wurfspießen und einem kurzen Schwert. Die Velites hatten die Aufgabe die Schlacht zu eröffnen und den Aufmarsch der anderen Soldaten zu decken, dass diese ihre Schlachtordnung aufbauen konnte ohne dabei vom Feind überrascht zu werden. Danach zogen sie sich zurück.
Die Hastati und Principes waren die Soldaten des ersten und zweiten Treffens. Die Ausrüstung dieser war weitgehend identisch. Sie bestand aus einem Bronzehelm, einem Lederpanzer mit Brustplatten und Beinschienen aus Bronze, einem großen Schild (2 bis 2.5 Fuß breit und 4 Fuß hoch), zwei Wurfspießen den Pila, einem Schwert und einem Dolch. Das Schwert war schon das "spanische Schwert". Es war eine Stoßwaffe und sollte Bestand bis zur späten Kaiserzeit haben. Die Principes waren meist etwas besser bewaffnet. Die Hastati waren meist junge Männer, während man für die Principes Soldaten einzog, die schon über Erfahrung verfügten.
Die Triarii stellten die Veteranen der Armee. Sie griffen erst ein, wenn die Schlacht auf der Kippe stand oder deckten den Rückzug. Ihre Bewaffnung bestand aus einem Schuppenpanzer, einem großen Schild, Helm und einer langen Lanze. Üblicherweise bildeten die Triarii kniend hinter den Hastati und Principes eine Abwehrphalanx. In der Schlacht von Cannae bewachten sie wahrscheinlich die beiden Lager.
Die Reiterei war bei den Römern sehr klein und bestand aus Soldaten mit einem runden Schild, einem Brustpanzer und Helm und als Waffen einer Lanze und einem kurzen Schwert. Sie wurde von dem Ritterstand, der Elite der Patrizier gestellt. Eine Legion verfügte nur über 300 Reiter aber 4.200 Fußsoldaten. Von den Bundesgenossen wurde daher erwartet dass sie viel mehr Reiter stellten. Auf eine Bundesgenossenlegion kamen daher 1.500 Berittene. Die Römer vereinheitlichten ihre Truppen, so dass Bundesgenossen (vorwiegend Latiner) eine identische Ausrüstung hatten. Anders als die Soldaten die nur für ein Jahr in Friedenszeiten verpflichtet wurden mussten die Ritter 10 Jahre Dienst tun.
Die Aufgabe der Reiterei war wegen ihrer geringen Stärke vor allem die Aufklärung, sofern die Infanterie die Schlachtreihe des Gegners ins Wanken bringen konnte waren sie auch beteiligt bei der Verfolgung des flüchtigen Gegners. Während der Schlacht sicherten sie oft die Flanken gegen Angriffe.
Die römische Armee bestand zu Hannibals Zeit aus mehreren Legionen. Ein Konsul kommandierte mehrere Legionen, 2 Konsul wurden jedes Jahr neu gewählt. Jede Legion war etwa 4.200 Mann stark. Dazu kamen noch 300 Reiter. Bundesgenossen, vor allem Latiner mussten noch mehr Soldaten stellen. Zu Hannibals Zeiten kam auf eine römische Legion eine Bundesgenossen Legion mit 4.200 Mann Fußvolk und 900 Reitern. Bei Cannae setzten die Römer acht Legionen ein mit 33.600 Fußsoldaten und 2.400 Reitern. Dazu kamen noch die Bundesgenossen mit ebenfalls 33.600 Fußsoldaten und 7.200 Reitern. Zusammen also 67.200 Fußsoldaten und 9.600 Reitern. Dies sind jedoch nur ungefähre Zahlen. Die Größe einer Legion dürfte geschwankt haben, je nachdem wie viele Rekruten man einziehen konnte.
Eine Legion gliederte sich in 30 Manipel. Die Größe eines Manipels ist unterschiedlich. Triarii Manipel umfassen 60 Mann, die Hastati und Principes 120 Mann. Die etwa 1.200 Leichtbewaffneten wurden auf die 30 Manipel verteilt. Für Hastati Manipel ist eine Stärke von 120 Mann zuzüglich 40 Velites überliefert. Jeweils 10 Manipel entfielen auf die Hastati, Principes und Triarii. So bestand eine Legion aus:
Jedes Manipel wurde von zwei Centurien befehligt. Jeder Centurio hatte einen Stellevertreter (Optio). Jeweils ein Centurio oder Optio konnte eine Einheit befehligen, so dass die kleinste Kampfeinheit bei den Hastati und Principes 40 Mann und bei den Triarii 20 Mann umfasste.
Vor Cannae hatten die acht aufgestellten Legionen eine etwas andere Zusammenstellung. Im Jahre 217 v.Chr. hatte man bei der Schlacht am trasimenischen See die komplette Kavallerie verloren und diese Verluste konnte man nicht so schnell ausgleichen. So hatte die römische Armee nur etwa 6000 Reiter, während es eigentlich 10000 sein sollten. Es ist anzunehmen, dass man dafür mehr Infanteristen einzog um die Gesamtstärke zu halten. Es dürfte auch weniger Triarii geben, nachdem man gerade in den erfahrenen Truppenteilen große Verluste bei den beiden letzten Schlachten erlitten hatte. Die meisten Historiker geben die Stärke der Legionen vor Cannae mit 80.000 Mann an. Das wären dann relativ große Legionen mit 4.600 anstatt 4.200 Mann. In Notzeiten wurden allerdings größere Legionen aufgestellt mit bis zu 5.000 Mann. Eine weitere Änderung durch die bedrohliche Situation durch die beiden vorher verlorenen Schlachten gegen Hannibal (an der Trebbia und dem trasimensichen See) war auch, das zunehmend Rekruten aus den ärmeren Bevölkerungsschichten eingezogen wurden, da durch die Verluste es nicht genügend Bewerber aus den reicheren Schichten gab und der Staat dazu überging die Ausrüstung zu stellen. Etwa 100 Jahre später sollte durch die Heeresreform des Marius aus dem Freiwilligenheer ein Berufsheer entstehen. Es passte besser zu den Bedürfnissen eines wachsenden Imperiums mit Aufständen in Provinzen. Dieses machte ein starkes, gut ausgebildetes Heer für eine weitere Expansion nötig.
Ein Grund warum die römische Armee so "erfolgreich" war, war dass man eine Taktik entwickelt hatte, die viel flexibler als die damals übliche starre Phalanx war.
Jeweils zwei Manipel stellten sich hintereinander auf, dabei gab es eine Schachbrettorganisation mit Lücken dazwischen. Von vorne nach hinten standen: Hastati, Principes und Triarii. Zuerst eröffneten die Velites die Schlacht und zogen als sie ihre Wurfspeere abgefeuert hatten, durch die Lücken nach hinten weg. Nun bewegte sich das hintere Hastati Manipel in die Lücke und schloss diese. Die Hastati warfen ihre beiden Wurfspeere aus kurzer Distanz auf den Feind. Diese Speere hatten neben einer gezackten Spitze einen dünnen Schaft und ein Bleigewicht dahinter. Beim Aufschlag verformte sich der Schaft, und die gezackte Spitze blieb wenn sie keinen Mann traf im Schild fest stecken. Der Effekt war dass man sie nicht zurück werfen konnte. Ziel war es Lücken in die Phalanx zu reisen. Selbst wenn ein Soldat nicht getroffen wurde, so konnte man den Speere kaum aus dem Schild entfernen und er war nahezu unbeweglich oder musste den Schild wegwerfen und damit hatte die Phalanx an dieser Stelle eine angreifbare Stelle. Die Pila kamen erst zum Einsatz als die beiden Heere schon fast Tuchfühlung hatten - wegen ihres Gewichts durch das Bleigewichts hatten sie nur eine Reichweite von 10 bis 20 m.
Gelang es so Lücken in die gegnerische Phalanx zu reißen, so setzten die Soldaten mit ihrem Kurzschwert nach. Wenn dies gelang, so war meist das Schicksal der damals noch vorherrschenden starren Phalanx, die ihre Stärke aus einem Wall von Speeren zog, der schon 4-6 m vor dem ersten Mann begann besiegelt, denn diese langen Speere von 5-7 m Länge mussten mit zwei Händen gehalten werden, d.h. der Soldat musste wenn er angegriffen wurde ihn fallen lassen und zum Schwert greifen, was die Lücke in der Phalanx vergrößerte. Im Jahre 168 vor Christus gelang es so die makedonische Armee, welche diesen Schlachttyp entwickelt und perfektioniert hatte, vernichtend zu schlagen.
Gelang dies nicht, so zogen sich die Hastati durch die Lücken der Principes zurück. Das hintere Principes Manipel schwenkte nach vorne und schloss die Lücke. Es wiederholte sich das Spiel: Es wurden erneut die Speere geworfen. Danach zogen die Soldaten das Schwert und gingen in den Nahkampf über wobei sie natürlich versuchten die Lücken der Phalanx auszuweiten. In dieser Phase arbeitete man in kleineren Gruppen. Jedes Manipel hatte zwei Zenturien die über 60 Mann geboten.
Stand die gegnerische Phalanx immer noch, so zogen sich die Principes durch die Lücken der Triarii zurück und diese schlossen ihre Lücken und deckten den Rückzug. Diese Taktik war sehr erfolgreich, sie konnte in Cannae aber nicht zur Entfaltung kommen.
Die Reiterei hatte bei den Römern nur unterstützende Funktionen. Im wesentlichen war die römische Armee eine Infanteriearmee.
Anders als bei der römischen Armee handelte es sich bei der karthagischen Armee nicht um einen einheitlichen Verband sondern einem Gemisch aus Söldnern verschiedenster Länder. Eine Besonderheit der karthagischen Kriegsführung lag darin, dass sie nicht wie die Römer Fremdtruppen in ihrer Taktik und Ausrüstung unterwiesen und so eine einheitliche Armee schufen. Stattdessen kämpfte jede Einheit so wie sie es am besten konnte.
Kern der Armee war die libysch-phönizische Phalanx aus Puniern. Diese kämpften wie die spätgriechische Infanterie in einer Phalanx. Sie verfügten über einen Bronzehelm, einen Kettenpanzer und einen Runden Schild der auch die rechte Seite des Nachbarn mit abdeckte. Hauptwaffe war ein 5-7 m langer Speer, der den Gegner auf Abstand hielt. Diese makedonische Phalanx war in den vergangenen Jahrhundert sehr erfolgreich gewesen. Mit ihr eroberte Phillip Griechenland und Alexander Persien. Doch die Römer kannten durch die Begegnung mit dem Griechen Phyrrus schon die Phalanx und kannten ihre größte Schwäche: Die Unbeweglichkeit. (Bild links)
Die zweite Hauptsäule der Karthager waren die spanischen Söldner. Die Spanier waren nur leicht bewaffnet. Sie hatten einen ovalen keltischen Schild mit verstärktem Mittelteil, eine Lanze und einen kurzen Wurfspieß. Hauptwaffe war jedoch ein kurzes Schwert, dass sie Römer später übernahmen. Es gab zahlreiche Versionen die meisten waren gebogen und wurden sowohl als Hieb wie auch als Stoßwaffen getragen. Historische Reliefs zeigen keinen Panzer aber eine aus Sehnen geflochtene Ledermütze. Dazu kamen für die Vorgeplänkel Schleuderer aus den Balearen. Diese warfen mit Wurfschleudern Steine und Bleigewichte auf den Feind und waren für ihre Treffsicherheit berühmt.
Der dritte Infantrieteil waren die Kelten. Sie waren erst in Italien zu Hannibal hinzugestoßen und galten als der unzuverlässigste Truppenteil. Die Ausrüstung der Kelten war sehr unterschiedlich. Je nach Vermögen waren Rüstungen üblich aber selten. Die meisten Kelten hatten keine Rüstung und zum Schutz nur einen ovalen Schild mit verstärktem Schildknauf und ein Langschwert, das meist als Hiebwaffe eingesetzt wurde. Reichere Kelten verfügten über einen spitzen Helm und 2.5 m lange Speere und wer es sich leisten konnte ein Kettenhemd.
In der Summe bestand Hannibals Infanterie aus mehr leichtbewaffneten als die römische Armee.
Die Stärke Hannibals war ihre Kavallerie. Auch sie bestand aus drei Gruppen. Die leichte nubische Kavaliere saß auf kleinen schnellen Araberpferden und verfügte als Waffe nur über kleine Wurfspieße. Ihre Aufgabe war nicht die direkte Konfrontation, sondern das Verfolgen des flüchtenden Gegners, schnelle Überraschungsangriffe (so wurde Konsul Cornelius Scipio bei Ticinus verwundet) und das Verwirren des Gegners. (Erstes Bild oben). Die nubische Kavallerie galt wegen ihrer Beweglichkeit als äußert schlagkräftig und war auch am Sieg der Römer bei Zama wesentlich beteiligt. Als Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christus ein Krieg zwischen Rom und Nubien ausbrach gelang es den Römern lange Zeit nicht den schnellen Attacken der Nubier etwas gleichwertiges entgegenzusetzen.
Die spanische Kavallerie war im wesentlichen ausgerüstet wie die spanische Infanterie. Sie verfügten über einen kleinen runden Schild, ein Hiebschwert und eine Ledermütze, aber keinen Panzer. Verwirrend für die Gegner war oft, dass die Spanier vom Pferd absaßen und zu Fuß kämpften. Mitunter saßen auf einem Pferd auch zwei Männern von denen einer absaß um zu kämpfen. Anders als die Numider nutzten die Spanier einen Sattel. (Bild rechts mit spanischem Fußsoldaten)
Die keltische Kavaliere war die wohl am stärksten gepanzerte über die Hannibal verfügen konnte. Die Ausrüstung war identisch zu Infanterie, nur der Schild war rund. Er war für einen Kavalleristen aber dennoch sehr groß. Da sich nur Reiche ein Pferd leisten konnten, war ein guter Teil auch mit Kettenhemden und Helmen ausgerüstet.
Hannibal zog mit 21 Kriegselefanten von Spanien ab. Als er in Capua ankam, waren alle, bis auf einen verendet. Sie spielten auch in den beiden vorherigen Schlachten keine Rolle. Kriegselefanten galten las die "Panzer" der antike und ihre Wirkung war insbesondere bei Armeen, die noch nie mit ihnen zu tun hatten verheerend. Die Elefanten waren aber auch unzuverlässig und konnten wenn sie verwundet waren auch unter den eigenen Truppen starke Verluste anrichten. Die Römer kannten damals schon Kriegselefanten und wussten daher wie sie sie neutralisieren konnten (und taten dies in der Schlacht von Zama als Hannibal über 200 von ihnen ins Gefecht schickte)
Im Jahre 217/216 vor Christus verblieb Hannibal im Gebiet um Capua in Campanien, dass sich ihm angeschlossen hatte. Nachdem die Römer unter Fabius Maximus ein Jahr lang versucht hatten Hannibal vom Nachschub abzuschneiden, aber keine Schlacht anboten nahm nun Hannibal das Heft in die Hand und zog nach Süden um zum einen den Druck auf die Römer zu vergrößern und zum anderen neue Verbündete zu gewinnen. Im Juli gelang es ihm die Befestigung Cannae zu nehmen, in der dir Römer ein Proviantlager für das folgende Jahr angelegt hatten. Damit war die Aushungerungstaktik zum gescheitert. Zwei römische Armeen unter den Befehlshabern Lucius Aemilius Paullus und Gaius Terentius Varro rückten nach Süden vor.
Hannibal kampierte nördlich des Flusses. Die Römer zuerst 3 km südlich, dann am nächsten Tag auch nördlich um zu verhindern, dass man wie bei der Schlacht an der Trebbia den Fluss Ofantu überschreiten muss.
Die Römer verfügen (je nach Quelle) über etwa 70-80.000 Soldaten. Haben die Legionen Sollstärke, so sollten es 76800 sein. Nach der Schlacht am Trasimensichen See konnte man die Kavallerie aber nicht auffüllen, so dass es nur 6.000 anstatt 9.600 Berittene gab. Hannibals Truppe wird mit etwa 50.000 Mann angegeben. Über die genaue Zusammensetzung ist man sich im unklaren, aber er verfügte über mehr Reiter, etwa 10.000 Mann. Die Truppe teilte sich wahrscheinlich in folgende Kontingente auf:
zusammen waren dies etwa 40000 Mann Fußvolk und 10000 Reiter.
Der römische Konsul Paullus wollte keine Schlacht anbieten und wie bisher Hannibal verfolgen um ihn so zu kontrollieren. Er sah auch in dem ebenen Geländer eine gute Basis für Operationen von Hannibals überlegener Kavallerie. Dagegen brannte Varro auf eine Konfrontation und sah die Überlegenheit seiner Armee. Zudem hatte hier Hannibal keine Möglichkeit wie bei der Trebbia oder dem trasimenischen See das Gelände ausnützen. Bei einer offenen Feldschlacht dachte er wäre die römische Armee überlegen. So vergingen erst einige Tage. Doch wechselte der Oberbefehl jeden Tag und als am 2.8.216 v. Chr. Varro den Oberbefehl hatte befall er Aufstellung zu nehmen.
Die Römer begannen mit der Aufstellung und überschritten den Ofantu. Sie bildeten eine Linie zwischen Ofantu und dem auf einer Hügelkette liegenden Bergkette auf der Cannae lag. Am Ofantu war die römische Kavallerie platziert. Hier war auch Varro. Sie war etwa 1200-1500 Mann stark und machte die 400 m neben dem Fluss aus. Dann folgte die römische Infanterie unter Paullus. An den beiden Flügeln die Bundesgenossen und in der Mitte die Römer. Davor die Velites. Die Triarii bewachten die beiden Lager. der rechte Flügel bildete die Bundesgenossenkavalliere, etwa 4500 Mann stark. Ihre Breite betrug etwa 1100 m. Die Kavallerie war 8 Glieder tief gestaffelt.
Damit die Römer auf der kurzen Distanz überhaupt etwa 67.000 Mann Infanterie aufstellen konnten musste er die Soldaten tief hintereinander staffeln. Normalerweise war eine Schlachtreihe etwa 10 Mann Breit und 12 Mann tief. Bei Cannae waren es wie Polybios berichtet "ein vielfaches davon". Je Nach Autor 24-32 Mann tief und 5 Mann breit. Damit konnte er die 54400 Mann auf nur 1500 m Breite unterbringen. Der Zweck dieser Taktik war natürlich Hannibal nicht verborgen geblieben. Ein so massiertes Zentrum hatte den Zweck die viel dünnere Schlachtenreihe der Karthager zu durchstoßen um sie dann zu teilen und von hinten anzugreifen. Allerdings beraubte Varro die römische Armee damit eines ihres wichtigsten Pfundes - ihrer Beweglichkeit. Würde der Raum noch enger werden, so wären die Soldaten praktisch bewegungsunfähig.
Hannibal platzierte seine 6.000 Spanier und 10.000 Kelten in der Form eines Halbbogens der nach vorne gebogen war. Da die Kelten bei der Schlacht an der Trebbia die Flucht ergriffen und so einen vollständigen Sieg verhinderten wechselte er eine keltische mit einer spanischen Einheit ab. Im Zentrum hatten die Römer also dreimal so viele Soldaten wie die Karthager. Hinter der Phalanx standen massiert an beiden Flügeln die 8.000 Afrikaner. Die 4.000 Numider wurden den 4.500 Bundesgenossen Kavallerie gegenübergestellt und die 6.000 Kelten und Spanier auf Pferd den nur 1.500 Römern am linken Flügel.
Vorne standen bei beiden die Leichtbewaffneten, etwa 12.000 bei den Karthagern und 19.200 bei den Römern. 4.000 Kelten und 9.600 Triarii bewachten die drei Lager. Hannibal stand im Zentrum seiner Formation.
ein sehr wichtiger Punkt bei einer antiken Schlacht war der Kampfeswille, oder die Siegeszuversicht. Schwand diese bei Gegner so begannen die Truppenteile die bisher nicht an der Schlacht teilgenommen hatten oder in den hinteren Linien waren zu fliehen. Das löste eine Kettenreaktion aus. Zum einen flohen dann meist noch weitere Truppenteile, zum anderen wurde die Situation für die direkt in den Kamp involvierten schwerer, da sie sich nun einer immer größer werdenden Übermacht entgegensahen. Da die fliehenden Truppen meist als erstes die Waffen wegwarfen um schneller laufen zu können und eine einheitliche Abwehrlinie fehlte konnten sie bei der Flucht auch ohne größere Verluste niedergemacht werden, wenn der Gegner über Kavaliere verfügte welche sie einholen konnte. Hannibal hatte am transimenischen See die Römer auch deswegen vollständig vernichtet weil diese nicht mehr fliehen konnten: Hinter ihnen lag der See in dem sie mit ihren schweren Rüstungen ertrunken wären. Die Kelten waren in Hannibals Armee hier das schwächste Glied. Sie hatten einen enormen Mut, aber nur geringe Disziplin. Es war schwer sie in Formation zu halten und wenn ihre normale Taktik: Den Gegner zu überreennen scheiterte flohen sie meist vom Schlachtfeld. Hannibal verstand es aber sie in seiner Armee so einzubinden, dass sie nicht mehr fliehen konnten.
Zuerst gab es das bei Schlachten übliche Vorgeplänkel der Leichtbewaffneten bis beide Armeen ihre Schlachtordnung eingenommen hatten. Dann zogen sich diese Verbände zurück. Während die Römer in der Mitte vorrückten griff die Kavallerie Hannibals an beiden Flügeln an. Die Römer konnten wegen der Tiefe der Manipel nur von den vordersten Reihen ihre Pila werfen. Sie erreichten so nur die ersten reihen der Karthager. Doch der Druck des massiven Angriffs dellte den Halbmond Hannibals ein. Sie wichen zurück, auch um nicht von den hinteren Reihen unter Beschuss zu geraten.
Die 1.500 römischen Reiter standen auf verlorenem Posten gegenüber den viermal überlegenden Karthagern. Die Bundesgenossen Kavallerie kämpfte dagegen tapfer gegen die etwa gleich starken Numider die noch dazu leichter bewaffnet waren. Sie sollten die Kavallerie beschäftigen. Nachdem recht bald die römische Kavallerie zersprengt war, schwenkte Karthagos Kavallerie nach rechts und umging die Römer im Rücken und griff die Bundesgenossenkavalerie im Rücken an. Sie wurde eingekesselt.
Gleichzeitig gab Hannibals Boden noch mehr nach. Inzwischen war der Bogen weit nach innen gebogen und die Römer nahe die Schlachtordnung zu sprengen. Doch nun war der Bogen soweit zurückgewichen, dass die libysche Phalanx an den Seiten die Bundesgenossen angreifen konnte und der Druck ließ nach. Die Leichtbewaffneten liefen hinter der karthagischen Phalanx zu den Libyern um bei der Umfassung zu helfen.
Währenddessen war die Bundesgenossen Kavallerie zersprengt worden, nachdem sie von vorne und hinten in die Zange genommen wurde. Die Karthagische Kavallerie wendete erneut.
Die karthagische Reiterei tauchte im Rücken der Römer auf, die nun von allen Seiten eingeschlossen war. praktisch bewegungslos begann nun eine Kesselschlacht. Einige römische Verbänden konnten ausbrechen und mit den Triarii abziehen. Die meisten fielen aber im Kessel.
Am Ende des Tages hatten war der Boden übersät von Toten. Wie viele es sind davon ist nichts überliefert. Allerdings konnte Konsul Paulus mit 70 Reitern entkommen und er war nicht der einzige. Hannibals Armee war nicht groß genug um die ganze römische Armee an Ausbrechen zu hindern. Aus den Überresten der Armee konnten die Römer 2 Legionen zur Verteidigung Roms aufstellen. Weiterhin stürmte man nach der Schlacht die römischen Lager und die rund 10.000 Triarii werden wohl angesichts der Übermacht sich ergeben haben. Man weiß, das Hannibal die Bundesgenossen frei ließ, um zu demontieren, dass er nur gegen die Römer Krieg führte, nicht gegen sie. Der Rest der gefangenen Soldaten wanderte überwiegend auf die süditalienischen Sklavenmärkte von Brundisium und Tarent. Die meisten Historiker schätzen die Anzahl der gefallenen Soldaten auf Roms Seite auf etwa 50.000. Die karthagischen Verluste müssen nur einen Bruchteil betragen haben, denn er blieb ein Stachel im Herzen Italiens. Die meisten schätzen sie auf 5.000-10.000.
Primär verloren die Römer die Schlacht weil sie eine starre Taktik verfolgten, egal wie der Gegner seine Kräfte positionierte. Einziges Ziel war es mit Gewalt durch das Zentrum zu brachen. Sie ignorierten sowohl dass die halbmondförmige Aufstellung in einzelnen Gruppen anstatt eine festen Phalanx es Hannibal die Möglichkeit gab nach hinten auszuweichen und so dem Druck nachzugeben. Sie ignorierten auch die karthagische Infanterie an den Seiten und vor allem, dass am linken Flügel 1.500 Römern etwa 6.000 karthagische Reiter gegenüberstanden und diese damit auf verlorenem Posten kämpften. Dass so die Flanken und der Rücken extrem gefährdet waren konnte man schon an der Aufstellung sehen. Reagiert haben die Römer nicht darauf.
Bislang waren ihre Manipulartaktik durch ihre Flexibilität sehr erfolgreich gewesen. Doch bei Cannae waren die Vorzeichen anders. Durch die Massierung ihrer Kräfte konnten die meisten Legionären nicht ihre Pila werfen. Dafür war die Armee zu tief gestaffelt. Gleichzeitig verloren sie an Beweglichkeit während die gemischten Einheiten in der spanisch-keltischen Phalanx flexibel reagierte.
Rom stellte sich nun nicht mehr Hannibal zur Schlacht. Sie verfolgte stattdessen weiterhin die Politik des Verfolgens: Sobald Hannibal ein Gebiet räumte stieß man nach. Wich aber vor ihm zurück. Karthago konnte ihm ohne Flotte keine Verstärkung schicken und so war auch es Hannibal nicht möglich Rom zu belagern. Stattdessen forcierte Rom den Krieg an anderen Fronten. Zeitweise hatte Rom 25 Legionen im Felde, sogar eine Legion aus freigelassenen Sklaven wurde aufgestellt.
In Spanien gingen nach erbittertem Abwehrkampf die Besitzungen verloren. Rom intervenierte in Sizilien als dort Städte zu Hannibal überliefen und griff die Keltengebiete in Norditalien an die sich Hannibal angeschlossen hatten. Schließlich landete eine Armee in Afrika und gewann die Numider als Verbündete. Karthago rief Hannibal zurück. Dieser konnte nun jedoch nicht auf ausgebildete Kräfte zurückgreifen sondern ein schnell zusammengezogenes Heer. Ohne die Numider war man zudem bei der Kavallerie unterlegen. So verlor Hannibal die letzte Schlacht gegen die Römer bei Zama im Jahre 203. Die Armee die er in Italien zurückließ wurde von der Römern nach Scheinverhandlungen abgeschlachtet.
Rom gewann den Krieg, doch Italien war danach ein verwüstetes Land. 400 Dörfer waren leer, alleine die Römer verloren 300.000 Mann. Große Teile Campaniens so menschenleer, dass man sogar noch 180 v.Chr. Ligurer dort ansiedelte. Mit dem punischen Krieg verloren die Römer auch ihre Bauernschaft, denn wenn diese nach 10 Jahren Krieg zurückkehrten waren ihre Bauernhöfe verfallen. Nun kam es zu Latifundien und immer mehr Menschen strömten nach Rom und bildeten den unberechenbaren Gärkessel der schließlich die Republik unregierbar machte.
Rom verlangte die Auslieferung von Hannibal nach dem Friedensschluss und Hannibal flüchtete nach Osten. Über zwanzig Jahre entkam er den Häschern Roms. Bis er 182 verraten wurde und den Gifttod der Verhaftung vorzog.
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