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Der 1984 vorgestellte Amstrad CPC 464 übertraf sogar den IBM PC in den Grafikeigenschaften. Wie dieser bei der CGA Karte verwandte er den 6845 Bildcontroller, anders als dieser, war aber die Farbe frei aus einer Farbpalette von 27 Farben wählbar. Dabei kostete der gesamte Computer nur so viel wie eine CGA Karte für den IBM PC. Daher auch der Name: CPC steht für Color Personal Computer
Der Erfolg des Amstrad CPCs erstaunt aus heutiger Sicht, wo sich Modelle in halbjährlichen Abstand abwechseln. Schon 1984 waren 8 Bit Prozessoren 8-10 Jahre alt, im geschäftlichen Bereich wurden schon 16 Bit Prozessoren eingesetzt, mit dem 68010 und 80286 schon die zweite Generation erschienen und selbst die ersten 16 Bit Heimcomputer Amiga, Atari ST und Sinclair QL standen vor der Tür. 8 Bit Rechner waren also nicht mehr Stand der Technik und der Amstrad war einer der letzten, die erschienen. Trotzdem verkauften sich die Amstrad PCs 5 Jahre lang glänzend, die nur wenig später erschienenen MSX Rechner waren dagegen ein großer Flop. Auch der kurze Zeit später erschienene C128 von Commodore konnte nicht an den Erfolg des C64 anknüpfen, der nach wie vor der Verkaufsschlager von Commodore war.
Der Grund war sicher, das man beim Amstrad aus den Mängeln anderer Heimcomputer gelernt hatte und diese weitgehend vermied. Wer 1984 sich einen Computer kaufte, musste wissen was er wollte. Der Sinclair Spektrum war preiswert, aber hatte eine miserable Tastatur. Der C64 war populär, doch die Programmiersprache eine Zumutung und das Disklaufwerk elend lahm. Andere Heimcomputer wie der Dragon 32 oder Spektravideo 328 hatten zwar diese Mängel nicht, waren aber vergleichsweise teuer.
Allen war eines gemeinsam: Man konnte mangels schlechter Darstellung nicht mit Ihnen arbeiten, wie es bei guten 8 Bit PCs wie dem Apple der Fall war. Sie wurden an einen Fernseher angescjhlossen und deseen Auflösung lies maximal 40 Zeichen pro Zeile zu. Mit dem Amstrad CPCs gehörte dies der Vergangenheit an.
Es gab drei Modelle, wobei schon das erste, der CPC 464 ein Knüller war: Ein Rechner mit 64 KByte RAM, einem 16 KByte Betriebssystem ROM und einem 16 KByte BASIC Interpreter. Das BASIC war das leistungsfähigste seiner Zeit mit über 200 Befehlen und sogar Interruptprogrammierung. Es konnte 42 der 48 K RAM adressieren (16 K dienten als Bildschirmspeicher). Eingebaut war ein Kassettenrekorder als Datenspeicher mit 1000/2000 Baud. Wer etwas Assembler konnte, kitzelte aber auch 3900 Baud aus dem Rekorder heraus. Das BASIC war schnell und schlug in einigen Bereichen sogar den IBM PC. So gab es Befehle für die Eventprogrammierung (Führe Unterroutine nach xxx Sekunden aus, führe sie alle xxx Sekunden aus). Als Prozessor agierte der Z80 mit 4 MHz, durch den gleichzeitigen Zugriff des MC5845 auf den Bildschirmspeicher wurden alle Befehle aber auf ein vielfaches von 4 Takten ausgedehnt, so das der effektive (durchschnittliche) Takt nur 3.2 MHz betrug. Die Soundbeschallung erledigte ein AY-8912 und die Verwaltung des Speichers (aufgeteilt in einen unteren 16 K Teil, einen gemeinsamen 32 K Teil und einen oberen 16 K Teil) besorgte eine eigens für den CPC gefertigte integrierte Schaltung. Das Betriebssystem im unteren 16 KROM konnte nur auf die oberen 48 K zugreifen, der BASIC Interpreter in den oberen 16 K nur auf die unteren 48 KByte. Puffer für beide ROMs mussten in der Mitte liegen.
Doch das tollste war, das der CPC nicht an einen Fernseher angeschlossen wurde, sondern einen eigenen Monitor hatte - in grün oder in Farbe. Das alleine war schon bemerkenswert, denn normalerweise wurde ein Heimcomputer an den Fernseher angeschlossen - mit entsprechend schlechter Darstellung. Ein Farbmonitor war damals nahezu unbezahlbar und kostete mehr als der ganze Computer. Noch erstaunlicher war jedoch das der CPC eine Auflösung von 80 × 25 Zeichen bot - oder 640 × 200 Punkten. Normal war eine Darstellung von 256 × 192 Punkten bei der Konkurrenz.
Zusammen mit dem betagten, aber bewährten CP/M 2.2 Betriebssystem war der Amstrad CPC 464 damit ein Rechner mit dem man auch arbeiten konnte. Es gab auch die gesamte CP/M Standardsoftware wie WordStar, Turbo Pascal, DBase oder Multiplan für den CPC. Vielleicht war auch dies der Grund, warum der CPC in einen exklusiven Kreis Einzug hielt - in die Computer von denen es in Russland und der DDR Clones gab - die allerdings erst 1989 erschienen.
Der einzige Nachteil des Gerätes war das zwar schnelle Diskettenlaufwerk, das in einem unüblichen Format arbeitete: mit 3" Disketten. Es heißt das man bei Amstrad dieses Laufwerk in großen Stückzahlen bei Hitachi für einen günstigen Preis erworben hatte. Während aber bald darauf der 3.5" Standard sich durchsetzte, wurde das 3" Laufwerk nur vom Amstrad und dem Einstein Computer eingesetzt. Disketten blieben dadurch teuer: Anfangs kosteten Sie 17.98 das Stück, später sank der Preis von 5 DM. Auf den Disketten konnten 178 K gespeichert werden, mit einigen Tricks auch 184 K. Es wurden beide Seiten genutzt, doch die Disketten musste man dafür umdrehen.
Das Diskettenlaufwerk wurde am Expansion Port angeschlossen, an dem auch weitere Peripherie hing. Bis zu 252 Roms konnten in die oberen 16 K des Adressbereiches eingeblendet werden, davon waren 6 direkt ansprechbar, die anderen über die ersten 6. Anders als beim C64 war die Schnittstelle offen und auch der Druckeranschluss gehorchte der Centronics Norm. So gab es bald viel Peripherie für den CPC, wie Diskettenlaufwerke bis zu 4 × 800 K und sogar Festplatten. In Deutschland fertigte die Firma Vortex sehr viele Erweiterungen, darunter eine Speichererweiterung die den Speicher auf 576 K erweiterte - in BASIC als Bänke von je 32 K und als RAMDISK verfügbar und in CP/M als 62 K TPA mit 448 KByte RAM Disk.
Der CPC 464 kostete anfangs 899 DM als Monochrom Version und 1498 DM als Farbversion. Mitte 1985 erschien als Ergänzung der 664. Weitgehend identisch zum 464 entfiel der Kassettenrekorder zugunsten des 3" Laufwerkes welches in die Tastatur integriert war. Die Tastatur des 664 war meiner Ansicht nach von der Tastatur her das beste aller 3 Modelle. Er verkaufte sich jedoch nicht so gut, weil schon wenige Monate später, zum fast gleichen Preis das Nachfolgemodell 6128 erschien. Dieser Rechner hatte 128 K RAM. Diese konnten von BASIC aus nur als RAM Disk oder zum Speichern von vier Bildschirmen (z.B. für Spiele) genutzt werden, da der Adressbereich eines 8 Bit Prozessors nur 64 K erlaubte. Unter dem Betriebssystem CP/M+ stand nun aber eine TPA von 61 K zur Verfügung, die auch für größte Programme ausreichte. Viele Spiele setzten die zusätzlichen 64 K als Bildschirmspeicher ein.
Ende 1985 war somit die Familie komplett und obgleich es inzwischen leistungsfähigere Konkurrenz in Form des Atari ST oder Amiga gab verkauften sich die Rechner glänzend, denn sie kosteten in der Monochromversion unter 1000 DM. Erst ab 1989 verkaufte er sich schlechter. Heute sind die Roms freigegeben und auch ein Großteil der Software, so gibt es gute Emulatoren um auf dem PC die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Amstrad legte auch noch eine zweite Serie auf, die Joyce hieß. Obwohl die CPC sich für Textverarbeitung eigneten, starteten sie doch mit einem BASIC-Interpreter und viele nutzten sie wie den C64 nur zum Spielen. die Joyce PCW Serie (PC Personal Computer for Word Processing) war als Arbeitsplatzrechner vor allem für Textverarbeitung gedacht. im Monitorgehäuse saß dabei die gesamte Elektronik und ein, später zwei Diskettenlaufwerke. Dadurch gab es eine flache abgesetzte Tastatur. Zu dem Komplettpaket gehörte auch ein Nadeldrucker. damit hatte man alles was man für einen Arbeitsplatz brauchte. Inm einem speziellen Modus konnte der Computer wie bei einer Schreibmaschine auch nach jeder eingegebenen Zeile diese ausdrucken. Anstatt einem BASIC-Interpreter im ROM startete der Rechner CP/M. Es gab ein Büropacket (Locoscript) und einen Basic Interpreter diesmal auf Diskette. Die 256 KByte waren zu groß um sie als Arbeitsspeicher nutzen zu können. Sie erlaubten eine RAM-Floppy von 116 KByte, womit man mit einem Diskettenlaufwerk auskam, denn in diesem lag ja die Diskette mit dem Betriebssystem und der Software. Einziger Wermutstropfen war, das man wieder die 3 Zoll Diskettenlaufwerke verwendet, obwohl man es doch besser wissen musste. der Joyce war der erste "Ready to Use" Rechner der mit Softwarekomplettpacket und allem Zubehör verkauft wurde.
1987 erschien ein Nachfolgemodell mit nun schon 512 KByte Speicher (nur als RAM-Floppy nutzbar) und zwei Diskettenlaufwerken mit nun jeweils 700 kbyte Speicherkapazität. Die Joyce waren noch erfolgreicher als die CPC. Es wurden über 8 Millionen Stück verkauft,
Die Amstrad CPC Rechner waren sehr erfolgreich in England, Frankreich und Deutschland. Es wurden von 1985-1990 über 3 Millionen Stück verkauft. Damit war der Rechner der am zweitbesten verkaufte Heimcomputer nach dem C64. Das Ende in Deutschland kam durch Bruch von Amstrad mit Schneider, die den Rechner in Deutschland produzierten. 1990 kam es zum Bruch, ohne das Amstrad ein neues Vertriebsnetz aufbauen konnte. 6 Monate lang war ungeklärt wer in Deutschland Support leistete oder die Rechner vertrieb. Aber auch so waren Ende der achtziger Jahre die Zeit für diese Rechner abgelaufen. Es gab seit 1986 16 Bit Rechner von Commodore und Atari. Da waren die 8 Bit CPCs trotz Renovierungsaktionen technisch überholt. Zudem rutschte ab 1990 auch der PC in für Heimbenutzer bezahlbare Regionen, was schließlich auch Commodore und Atari vom Markt verdrängte.
Es fragt sich natürlich, warum man dies tun sollte oder warum sich Menschen die Mühe machen solche Emulatoren zu schreiben. Es ist wohl der gleiche Grund warum der Autor von 1985-1993 mit einem solchen CPC gearbeitet hat: Es ist nicht nur ein PC, mit dem man alles machen kann was man auch heute mit einem PC tun kann - Zugegebenerweise nicht so komfortabel. Vor allem aber ist es ein verständlicher Computer. Das BASIC war in ein bis zwei Wochen gelernt, Assembler, Turbo Pascal oder CP/M in etwas längerer Frist. Wer aber sich wirklich für den Computer interessierte konnte die Firmware - das Betriebssystem im ROM wirklich verstehen. Es umfasste eben nur einige Kilobyte und nicht Hunderte von Megabytes. Das muss auch Microsoft gewusst haben, denn eine Zeitlang zierte das linke Bild eines CPC 6128 ihre Download Seite - Wahrscheinlich weil es ein absolut zuverlässiger Computer war der vor allem deswegen absturzsicher war, weil das Betriebssystem und BASIC nicht von Microsoft kam.
Wer mit einem solchen Computer aufgewachsen ist, der kann auch nicht verstehen warum heute jede Verbesserung eines Spiels mehr Speicher und einen noch schnelleren Prozessor nötig macht. Die Spiele für die CPCs wurden bei unveränderter Hardware von Jahr zu Jahr besser, weil die Programmierer immer hardwarenaher programmierten. Viele Spiele erreichten ein Niveau wozu ein PC erheblich mehr Leistung benötigt. Direktes Ansprechen der Hardware sorgte für interessante Effekte: Wie bei Adventures ein Bildschirmteil in Mode 0 (16 Farben 160 × 200 Punkte) und einen in Mode 1 (320 × 200 Punkte mit 4 Farben) - Die Entwickler hatten während des Bildschirmaufbaus den Videomode gewechselt und wiederholten dies bei jedem Neuzeichnen des Bildes... 1986 schlug eine Simulation von "Towers of Hanoi" einen 386 er PC - die CPC Version war in Maschinensprache geschrieben mit direktem Bildschirmspeicherzugriff, die Simulation auf dem PC in kompiliertem Power BASIC.
In 8 Jahren auf dem CPC kann ich mich an eine Handvoll Abstürze bei gekaufter Software erinnern. Auch ein kleiner Unterschied zu einem heutigen PC.
Artikel aktualisiert: 16.12.2013
Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.
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