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Im Jahre 1987 startete zum ersten mal die Trägerrakete Energija und ein Jahr später der Shuttle Buran. Für westliche Beobachter kamen beide Starts nicht überraschend. Schon populärwissenschaftliche Zeitschriften hatten Jahre vorher über eine neue riesige sowjetische Trägerrakete berichtet und ein 1:8 Modell von Buran wurde bei der Bergung fotografiert. Um so erstaunlicher ist, das nach beiden Jungfernflügen das Programm wegen zu hohen Kosten eingestellt wurde. Dieser Artikel bespricht die technische und historische Entwicklung dieser beiden letzten Großprojekte der Sowjetunion. Über Buran gibt es einen eigenen, noch weitaus ausführlicheren Artikel.
Ähnlich wie bei den USA gab es in der UdSSR auch schon lange Pläne für eine wieder verwendbare Raumfähre. In den sechziger Jahren wurde mit der N1 Herkules eine Großrakete entwickelt, die mit der Saturn konkurrieren sollte. Aufgrund des Konzepts der massiven Triebwerksbündelung scheiterte diese Rakete aber in 4 Starts von 1969-1972. Danach sah es so aus als würden sich die Russen auf andere Gebiete verlegen. Während man in den USA den Shuttle entwickelte und in der BRD dazu das Spacelab, starteten die Sowjets in rascher Folge die Saljut Raumstationen. Mit Saljut 6 konnte auch die von Skylab gesetzte Marke für Langzeitaufenthalte überboten werden. Erstmals war diese Raumstation durch zwei Kopplungsadaptern von zwei Besatzungen zu bemannen und mit den Progress Raumtransportern konnte man Nachschub ins All bringen und so die Lebensdauer der Station stark verlängern. Bei Saljut 7 gelang es dann die Raumstation durch Module zu erweitern. Dieses Konzept führte dann zur modularen Raumstation MIR. Gleichzeitig fanden Flüge mit Astronauten aus den Staaten des Warschauer Paktes und später auch mit Frankreich statt. Die Saljut Raumstationen erlaubten einen permanenten Zugang zum Weltall, ohne ein Shuttle und eine Großrakete. MIR schließlich basierte auf dem modularen Konzept und setzt noch heute einen Standard, den ISS erst erreichen muss. Ihre Lebensdauer von 5 Jahren wurde um den Faktor 3 übertroffen. Mehrfach wurde sie durch Module (Kwant, Kwant2, Spektr und Prioda) erweitert. Alles das erreichten die Sowjets mit der Proton Trägerrakete und Nutzlasten von max. 20 t. Es gab also keinen Bedarf an einer Trägerrakete für 100 t Nutzlast.
Trotzdem begannen ab 1976 die konkreten Planungen für Energija und Buran. Anders als in den USA war nicht das Ziel eine deutliche Reduktion der Startkosten. Denn die seit Mitte der sechziger Jahre gebauten Sojus Trägerraketen starteten in rascher Folge und zu einem niedrigen Preis. Ursache waren vielmehr Befürchtungen, das die Fähigkeit des Shuttles Satelliten zu bergen ausgenutzt werden konnte um sowjetische Satelliten zu stören oder einzufangen. Die Amerikaner hatten in der frühen Entwicklung des Space Shuttles solche Pläne. Es gab Zeichnungen in denen Astronauten die Solarpanel einer Saljut Kapsel kappten. Die US Air Force wollte ursprünglich für militärische Flüge zwei eigene Shuttles, die "Blue Shuttles" und baute auch eine eigene Startrampe in Vandenberg, wo keinerlei Öffentlichkeit die Starts beobachten konnte. Der Space Shuttle sollte genauso für militärische Flüge eingesetzt werden wie die Trägerraketen. Mehr noch: Es war ein militärisches bemanntes Raumfahrtprogramm geplant, ähnlich wie auch die Sowjets die zivilen Saljut Stationen und militärischen Almaz Stationen betrieben.
Mit der Fähigkeit Satelliten zu bergen und zu reparieren konnte man jedoch nicht nur gestrandete Kommunikationssatelliten (Weststar, Palapa B2, Intelsat 6) bergen oder Servicemissionen durchführen (SMM, Hubble), man hätte auch Satelliten des Gegners bergen können oder sogar in dem großen Nutzlastraum ohne Problem eine Sojus Kapsel kidnappen können. Es kam dazu nicht mehr, weil die US Air Force nach dem Verlist der Challenger im Jahre 1986 ihr militärisches Shuttle Programm einstellte, doch 1976, als man mit Energija begann, war das Shuttleprogramm eine akute Bedrohung der russischen Raumfahrt.
Obgleich von der äußerlichen Erscheinung dem Shuttle sehr ähnlich verfolgte Energija und Buran ein viel flexibleres Konzept. Der erste Unterschied war die Aufteilung in eine Trägerrakete und einen Shuttle. Buran hat anders als der Space Shuttle keine integrierten Haupttriebwerke, Diese sitzen in der Energija Hauptstufe. Das hat zur Folge, das Energija auch ohne den Orbiter als Rakete eingesetzt werden kann. Die gestartete Version hätte eine Nutzlast von 88 t in einen 200 km Orbit gehabt. Die Trennung erfolgte ursprünglich aus der Vorstellung heraus, das es schon schwierig genug wäre ein Triebwerk auf Basis von Wasserstoff als Treibstoff aus dem Stand heraus zu entwickeln. Man nahm nicht an das es gelingen würde es wieder zu verwenden. So lag es auf der Hand es in die Zentralstufe der Rakete zu integrieren. Dies erhöhte die Nutzlastmasse des Orbiters durch die geringe strukturelle Belastung. (Beim Space Shuttle macht das Schubgerüst zirka 6 t Masse aus) und bei Manövern musste weniger Gewicht bewegt werden, wodurch die Nutzlast in größere Höhen langsamer als beim Shuttle abnimmt.
Der zweite Unterschied war, das die Booster flüssige Raketen waren, die Kerosin und Sauerstoff (LOX) verbrennen. Die Sowjets haben nie in dem Maße wie die Amerikaner Feststoffraketen eingesetzt und keine großen Feststoffbooster entwickelt. Die Zahl der Booster konnte variiert werden. Bei den beiden Starts waren es jeweils 4. Möglich sollten auch 2,6 und 8 sein mit Nutzlasten von 65-150 t. Dieses flexible Konzept war möglich weil die Zentralstufe über mehr Schub verfügte als beim Space Shuttle, es war also nicht nötig, dass die Booster sehr schubstark sind. So reichen auch 2 Booster. Auch hier fand man eine Möglichkeit diese nochmals zu verwenden: Sie bilden die erste Stufe der Zenit Trägerrakete, die so als "Abfallprodukt" entstand und mit ihren 11-13 t Nutzlast die Lücke zwischen der Sojus 6-7 t und Proton 19-21 t füllte.
Im Falle einer unbemannten Mission wäre die Nutzlast wie der Orbiter an der Seite der Zentralstufe angebracht worden. Dadurch waren sehr voluminöse Nutzlasten möglich. Die Booster wären bergbar gewesen, durch eine weiche Landung mit Fallschirmen und Airbags. Bei den durchgeführten Starts verzichtete man jedoch darauf. Die Zentralstufe erreicht eine suborbitale Bahn ähnlich dem Shuttle Tank, so das die Nutzlast mit einem eigenen Antrieb noch zirka 100 m/s aufwenden muss um einen Orbit zu erreichen. Mit geeignetem Oberstufen wären von dort aus Starts zu den Planeten und in den geostationären Orbit möglich. Die Nutzlast wäre ungleich höher als beim Shuttle 14-20 t in den geostationären Orbit (ohne Buran) gegenüber 2.3 t bei der Shuttle/IUS Kombination.
Insgesamt ist das Energija Konzept also wesentlich flexibler und erlaubt ein breiteres Spektrum an Einsatzmöglichkeiten als der amerikanische Space Shuttle. Mehrere Oberstufen sollten eingesetzt werden, beim ersten Start kam der FGB zum Einsatz, der vom N-1 Mondprogramm und der Proton Block D das Triebwerk RD-58 übernommen hatte. Nachteilig am Energija Konzept war nur, das man die Zentralstufe mit 4 Triebwerken nicht wieder verwenden konnte.
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EnergijaErststart 15.5.1987, letzter Start 15.11.1988 Stufe 1: 4 Booster (2-8) |
Stufe 2: Zentralstufe Stufe 3: FGB |
Buran war gegenüber dem Space Shuttle schon in einem überlegen: Er benötigte nicht die 14.2 t schweren Haupttriebwerke (mit Anpassungen an die Struktur und Schubgerüst) mitzuführen. Zum einen gehen diese von der Nutzlast ab, zum anderen bestimmen sie die gesamte Struktur, die 14 t zusätzliches Gewicht aufnehmen muss. So kann Buran eine Nutzlast von 30 t mitführen anstatt 25 t beim Space Shuttle. Die Abmessungen beider Raumfähren sind fast identisch, auch die der Nutzlastbucht. Es ist auch möglich mehr Treibstoff mitzuführen und so die Geschwindigkeit um 500 m/s zu ändern. (Space Shuttle 300 m/s). Zwei weitere Unterschiede sind das Buran unbemannt geflogen werden kann - russische bemannte Missionen werden immer zuerst unbemannt getestet. Die zweite Neuerung ist ein Landefallschirm, der die Auslaufzone reduziert und den später auch die Amerikaner bei dem Space Shuttle übernommen haben.
Studien ergaben rasch, das die aerodynamische Form des Shuttles die optimale war. So gleicht zwar Buran dem Space Shuttle äußerlich bis aufs Haar, im inneren Aufbau sind beide jedoch verschieden. Laien meinen oft, Buran wäre dem Space Shuttle nachgebaut worden, doch die Ähnlichkeit beruht einfach auf den physikalischen Gesetzen. Diese führen fast zwangsläufig zu der Form. Dies kann man auch auf anderen Gebieten sehen. so ähneln sich Verkehrsflugzeuge von Airbus und Boeing, weil auch für sie dieselben aerodynamischen Gesetze gelten.
Die Kernbesatzung von Buran bestand aus 4 Personen für die Schleudersitze in der Kanzel installiert sind. Im unteren Deck standen 10 Sitze für weitere Besatzungsmitglieder zur Verfügung. Die max. Besatzung sollte allerdings bei 10 liegen, immerhin 3 mehr als beim Shuttle. Das Wohnvolumen von 73 m³ entspricht dem des Shuttle. Die Stromversorgung durch Brennstoffzellen ist mit 30 KW jedoch höher als beim Shuttle (18 KW) ausgelegt. Als Lageregelungstreibstoff fungiert anders als beim Shuttle die Kombination LOX/Kerosin. Es kommen schon entwickelte Triebwerke aus dem Mondlandeprogramm zum Einsatz. Durch einen größeren Treibstoffvorrat ist auch die Manövrierfähigkeit höher: 500 m/s Standard, 900 m/s maximal durch Zusatztanks.
Sowohl Nutzlast (30 t in einen 250 km 51° Orbit) wie auch max. Landegewicht (20 t Nutzlast) waren erheblich höher als beim Space Shuttle. (Space Shuttle: 25 t in einen 185 × 28.8° Orbit, 14.5 t Landezuladung). Der Nutzlastraum von 18.55 × 4.65 m ist nahezu genauso groß wie beim Space Shuttle.
Ursprünglich waren 3 Orbiter geplant, 1983 wurde die Zahl auf 5 erhöht, die auch zumindest im Rohbau fertig gestellt wurden. Daneben wurden zahllose Modelle gebaut. Neben kleinen Modellen auch 6 Modelle in voller Größe und 2 Flugmodelle. Demgegenüber bauten die USA nur einen Orbiter als Testmodell, die Enterprise.
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BuranErststart 15.11.1988 Startgewicht 79 t (beim ersten Start), |
Da die Neuentwicklung einer völlig neuen Triebwerkstechnologie naturgemäß lange dauert war
es klar, das die Booster der Energija nach dem Projektstart am 12.2.1976 als erstes fertig
gestellt sein würden. Sie verwenden zwar auch Hochdrucktriebwerke, aber mit Kerosin anstatt
Wasserstoff als Treibstoff. Die Booster selbst sind schon extrem leistungsfähig: Ihr spezifischer
Impuls von 3305 ist ein Rekord für lagerfähige Treibstoffe, erreicht durch einen Brennkammerdruck
von 245 Bar. Jedes Triebwerk RD-170 entwickelte einen Vakuumschub von 7903 kN und übertrifft
damit die Leistung der Saturn V F-1 Triebwerke die max. 7445 kN im Vakuum erreichten. Allerdings
besteht das Triebwerk wie viele andere russische Triebwerke aus vier Verbrennungskammern,
gespeist von zwei Gasgeneratoren und einer Turbopumpe.
Die Zenit verwandte eine abgewandelte Form des RD-170, das RD-171. Es ist etwa 250 kg leichter und dafür im Gegensatz zu dem Triebwerk der Energija nicht wieder verwendbar. Es war geplant die Booster 10 mal wieder zu verwenden. In Tests liefen die Triebwerke 20 mal ohne Probleme. So wurde ab 1985 die Zenit eingeführt, deren ersten Stufe auf den Energija Boostern aufbaute. Das war eine Möglichkeit diese zu testen und gleichzeitig eine neue Rakete zur Verfügung zu haben - ein kluger Schachzug, den die USA nicht machten.
Ab 1986 begannen auch die ersten Tests der Haupttriebwerke der Zentralstufe. Mit diesem Triebwerk betrat die Sowjetunion für sie technisches Neuland. Das Triebwerk RD-0120 verbrannte erstmals in der UdSSR Wasserstoff und Sauerstoff. Erstaunlich war das die Entwicklung dieses relativ großen Triebwerks ohne größere Probleme verlief. Beim amerikanischen Space Shuttle kam es bekanntlich zu mehreren Triebwerksbränden. Das Triebwerk ist vergleichbar dem amerikanischen SSME. Mit 218 Bar Druck ist allerdings der Brennkammerdruck etwas kleiner (Space Shuttle 275 Bar) und man verzichtete auf die maximale Ausbeute und betrieb das Triebwerk im Nebenstromverfahren. Der Spezifische Impuls von 4464 im Vakuum ist trotzdem genauso hoch wie beim SSME, lediglich das Triebwerk ist mit 3450 kg schwerer als beim Shuttle mit 3000 kg. Es kann auf 55 % der Leistung heruntergefahren werden. Anders als beim SSME gibt es eine Turbine für Sauerstoff und Wasserstoff die über ein Getriebe beide Pumpen mit unterschiedlichen Umdrehungszahlen antreibt. Die Wasserstoffpumpe erreicht dabei 35000 Umdrehungen pro Minute.
Das erste noch nicht flugfähige Orbitermodell erreichte Ende 1983 Baikonur. Damit war Buran erheblich hinter dem Zeitplan zurück, der den ersten Start für 1983 vorgesehen hatte. Doch in der Planwirtschaft gibt es ein einfaches Rezept: Mehr Mittel. So kam es Ende Januar 1986 zu einer Änderung: Anstatt ein Entwicklungsteam gab es nun drei Entwicklungsteams: Eines für Energija, eines für Buran, eines für die Startanlagen, Logistik und die Koordination. Allein am Startkomplex stieg die Mitarbeiterzahl innerhalb von wenigen Monaten von 60 auf 1800. Mit entsprechend vielen Leuten machte es auch nichts aus, das wie beim Shuttle die 39000 Hitzeschutzkacheln nicht richtig haften wollten und es Materialprobleme gab - Beim Space Shuttle dauerte es über ein Jahr um dies zu lösen, bei Buran nur 3 Monate.
Um die Hitzeschutzkacheln und das Eintrittsverhalten zu testen wurden bis zu 1400 kg schwere 1:8 Modelle mit Kosmos Trägerraketen auf suborbitale Bahnen befördert. Bei einem dieser Versuche wurde Mitte der achtziger Jahre auch bei Australien eine solche Bergung fotografiert, wodurch der Westen von der Entwicklung von Buran wusste.
Am 15. Mai 1987 absolvierte Energija ihren Jungfernflug. Mit an Bord war ein Polyuzmodul welches die Nutzlast ersetzen sollte. Die Energija funktionierte perfekt, jedoch versagte der FGB Block der die letzte Geschwindigkeit für die Kreisbahn aufbringen sollte. Trotzdem galt die Energija nach nur einem Flug schon als qualifiziert. Inzwischen war die Sowjetunion in starken wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Gorbatschow beendete die Konfrontation mit dem Westen.
Es begannen nun Kontroversen um den ersten Flug von Buran. Die Kosmonauten wollten einen bemannten Flug und verwiesen auf den schon überzogenen Zeitplan. Die Flugleitung plädierte auf einen 2 Orbit oder 3 Tage Flug, beides unbemannt. Der 3 Tage Flug hätte alle Systeme des Orbiters in einem unbemannten Flug qualifiziert. Bei dem kürzeren Flug mit 2 Orbits nur Start und Landung getestet werden, weder die energetischen Systeme noch Lageregelungskontrollsysteme oder die Thermal/Lebenserhaltung wäre in diesem Zeitraum zu testen. Dafür war die Zeit zu kurz. Man entschied an höchster Stelle für das geringste Risiko, also einen unbemannten Flug von 2 Orbits. Dieser fand am 15.11.1988 mit einem, 7 t schweren Instrumentenmodul statt. Danach wurde entschieden erst einmal keine weiteren Flüge zu starten. Man hoffte später bei konsolidierten Finanzen das Programm fortführen zu können, die starke militärische Triebfeder war aber schon zu diesem Zeitpunkt weggefallen. Unter Jelzin wurde dann 1993 das Programm offiziell eingestellt.
Die gesamten Entwicklungskosten von Buran und Energija werden auf 14.5-20 Mrd. Rubel geschätzt. Die Kosten selbst für Energija betragen 1.3 Mrd. Rubel was einem volkswirtschaftlichen Wert von zirka 6.5 Mrd. Rubel entspricht (Die Arbeitskosten fielen in offiziellen Zahlen immer weg).
Mit der Zuwendung Russlands zum Westen und der Suche nach Nutzlasten für Sojus und Proton gab es auch Bestrebungen die Energija im Westen zu vermarkten. Klar war das die Energija selbst viel zu groß war. Nutzlastmassen von 22 t in GTO Bahnen lagen 5 mal höher als die damals leistungsfähigsten westlichen Modelle Titan 3 und Ariane 4. Man ging 1991 daran eine kleine Version der Energija zu entwerfen. Mit nur 2 Boostern und einer verkleinerten Zentralstufe mit nur einem Triebwerk hätte diese Rakete nur noch 35 t in einen niedrigen Erdorbit transportiert oder mit einer Oberstufe 6 t in eine GEO Bahn bzw. 9 t zu Mars/Venus. Die Rakete wäre dann etwa so leistungsfähig gewesen wie eine Ariane 5 ECB oder Delta 4 Heavy. Doch das Ende des Projektes kam rasch. Zum einen fand man keine Kunden, zum anderen wurden die Booster in der Ukraine hergestellt, nach Entstehung der GUS war dies plötzlich Ausland, was bedeutete das man diese mit Devisen bezahlen musste. Dieselben Probleme hatten auch andere russische Raketen wie die Zyklon oder Zenit. Doch diese waren nicht so große wie die Energija und schon eingeführte Modelle.
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Energija MNutzlast 34 t in eine 200 km 51° Bahn Stufe 1: 2 Booster Stufe 2: Zentralstufe |
Ein Geheimnis welches wohl nie gelüftet werden würde ist die Frage nach dem Warum? Als Buran und Energija in die finale Planungsphase gingen war der Kalte Krieg zwischen Amerika und der SU zwar noch nicht beendet, aber das gespannte Verhältnis zwischen beiden Nationen hatte sich verbessert. 1975 hatte schon ein gemeinsames Projekt, der Flug von Sojus und Apollo stattgefunden.
Es gab nun auch nicht mehr die Zielsetzung "Wer ist als erster im Weltall oder
auf dem Mond ?". Und selbst wenn, so war Energija und Buran dem US Transporter um 4 Jahre
hinterher, dieser ging 1972 in die Planung. Als Ziel bleibt nur der Zweck: Eine Trägerrakete für
große Lasten und ein wieder verwendbares Raumfähre. Es gibt keine Hinweise dafür das es konkrete
Nutzlasten für beide Gefährte gab wie eine große Raumstation, die man anfliegen und versorgen
müsste.
Eine wichtige Triebfeder war bei den Amerikanern die Kostensenkung die sie sich erhofften. Hier waren die Sowjetunion definitiv im Vorteil. Auch wenn man keine Preise kennt die nach westlichem Muster berechnet werden (die effektiven Kosten sind in einem kommunistischen System schwer zu ermitteln), dürfte klar sein, das sowohl Sojus Rakete wie auch Kapsel um einiges preiswerter als ihre westlichen Gegenstücke sind. Dies liegt an der hohen Startfrequenz (bis zu 60 Raketen pro Jahr) und dem einfachen Aufbau, der über Jahrzehnte gleich blieb. Heute wird für den Unterhalt von ISS mindestens 1.5 Mrd. USD/Jahr veranschlagt, während man bei der Mir von 250 Mill. USD ausgeht. Auch wenn Mir kleiner ist, zeigen diese Zahlen in etwa den Größenunterschied.
Es ist aber wahrscheinlich, das man ähnlich wie bei den Amerikanern die Kosten völlig unterschätzte. Die Entwicklung von Energija und Buran kostete 14 Mrd. Rubel, annähernd 5 mal soviel wie die Entwicklung der N1. Auch die Entwicklung des Shuttles war teurer als die der Saturn, aber nur etwa doppelt so teuer. Gleiches dürfte für die Betriebskosten gelten. Für die russische Ökonomie sind allerdings 14 Milliarden Rubel, etwa 42 Milliarden DM oder 24 Milliarden US-$ eine erheblich höhere Belastung als die 17.5 Milliarden US-$ welche die Shuttle Entwicklung kostete. Dies liegt schlicht und einfach daran, dass ein Sowjetbürger für 1 Rubel erheblich mehr kaufen kann als ein US Brüger für 1..5 Dollar, obwohl beides in DM etwa 3 DM zu dieser Zeit. Nimmt man die Transportkosten die zu dieser Zeit für Proton Trägerraketen verlangt wurden, so war die Entwicklung von Energija und Buran etwa doppelt bis dreimal teurer als die des Space Shuttles.
So zog man als man der Welt bewiesen hatte, das man prinzipiell eine Großrakete bauen kann und auch einen Shuttle, die Notbremse und stellte das Programm ein. Das klingt nach einer Niederlage, auch wenn angesichts der wirtschaftlichen Situation der SU nichts anderes übrig blieb. Es ist allerdings konsequenter als bei den Amerikanern die bis heute eine einen Shuttle starten, mit Startkosten von 433-600 Mill. USD, also pro Kilo Nutzlast etwa 3-4 mal teurer als eine Ariane 5 und 4-6 mal teurer als eine Proton.
Der wohl wichtigste Grund war ein militärischer. Heute ist es schon fast vergessen, das der Space Shuttle eine große militärische rolle spielen sollte. Als die Kosten ausuferten beteiligte sich das DoD an der Entwicklung und in Vandenberg wurde eine Startrampe für den Shuttle gebaut. Der Shuttle hätte für Militärs enorme Vorteile gebracht. Man hätte nicht nur die vielen Starts von Gambit Aufklärungssatelliten reduzieren können indem man diese im Orbit mit neuem Film versorgt hätte. Vielmehr war an ein größeres militärisches Weltraumprogramm gedacht. Neben zahlreichen Satelliten im erdnahen Orbit die man warten könnte oder zur Erde zurückbringen (viele militärische Satelliten haben erdnahe Bahnen die eine kurze Lebensdauer bedingt) könnte war auch an ein bemanntes Programm gedacht. Ein Shuttle könnte bei Krisensituationen schnell starten und Menschen könnten effektiv die zu fotografierenden Ziele auswählen, ähnlich wie es für das MOL Programm gedacht war. Man könnte sogar feindliche Satelliten einfach einfangen und bergen....
Klar war das hier die SU nicht hinter den USA zurückstecken wollten, auch wenn diese sehr bald merkten, das aus dem ehrgeizigen Programm nichts wird: Zuerst verzögerte sich die Indienststellung des Shuttles, dann war die Startrate zu niedrig und vor allem das öffentliche Interesse groß. Als 1986 schließlich die Startrampe im Militärstützpunkt Vandenberg fertig gestellt war explodierte die Challenger, dies führte zum Rückzug des DoD aus dem Programm. Als Buran 1988 startete hatten die USA die militärische Nutzung des Shuttles schon stillschweigend begraben und so gab es auch für die SU keinen Grund das teure Projekt Buran weiter zu verfolgen.
Von mir gibt es mehrere Bücher zum Thema Trägerraketen. Zum einen zwei Werke über alle Trägerraketen der Welt und zum Zweiten Bücher über die europäische Trägerraketenentwicklung.
Mein bisher umfassendstes Werk ist ein zweibändiges Lexikon über Trägerraketen mit 700 bzw. 600 Seiten Umfang. In ein Buch passten schlichtweg nicht alle Träger in ihren Subversionen so gibt es einen Band nur für US-Träger, einen zweiten für "internationale" Trägerraketen, sprich alle anderen Nationen. Beide Bände haben denselben Aufbau:
Nach einem einleitenden Kapitel über die Arbeitsweise von Raketen kommt ein einführendes Kapitel über die Raumfahrtbestrebungen des Landes und der Weltraumbahnhöfe, bei den USA ist dies natürlich nun eines. Danach kommen die Träger geordnet nach Familien mit gleicher Technologie in der historischen Entwicklung. Zuerst wird die Technologie und Entwicklungsgeschichte beim ersten Exemplar einer Familie beschrieben, dann folgt bei den einzelnen Mitgliedern nur noch die Veränderungen dieses Modells und dessen Einsatz.
Ich habe soweit möglich technische Daten zum schnelleren Nachschlagen in Tabellen ausgelagert, Querschnittsdiagramme, Grafiken über den Einsatz und bei den US-Trägerraketen auch komplette Startlisten komplettieren dann jedes Kapitel. Dazu gibt es von jedem Träger ein Startfoto.
In jedem Buch stecken so über 100 Subtypen, was den Umfang bei dieser ausführlichen Besprechung auf 600 Seiten (internationale Trägerraketen) bzw. 700 Seiten (US-Trägerraketen getrieben hat). Ich denke sie sind mit 34,99 und 39,99 Euro für den gebotenen Inhalt trotzdem sehr günstig.
Speziell mit der Geschichte der Trägerraketenentwicklung in Europa beschäftigt sich das zweibändige Werk Europäische Trägerraketen 1+2. Band 1 (Europäische Trägerraketen 1: Von der Diamant zur Ariane 4) behandelt die nationalen Trägerprogramme (Black Arrow und Diamant sowie die deutsche OTRAG), das OTRAG-Projekt, die glücklose Europa-Rakete und die Ariane 1-4. Band 2: die aktuellen Projekte Ariane 5 und Vega. Sowie die Weiterentwicklungen Ariane 6 und Vega C. Beide Bücher sind voll mit technischen Daten, Details zur Entwicklungsgeschichte und zu den Trägern. Diese Bücher sind gedacht für Personen, die wirklich alles über die Träger wissen wollen. Der nur an allgemeinen Infos interessierte, wird mit dem Buch internationale Trägerraketen besser fahren das sich auf die wichtigen Daten beschränkt.
Es gibt von den europäischen Trägerraketen, da die Programme weitestgehend unabhängig voneinander sind, auch die Möglichkeit, sich nur über einen Träger zu informieren so gibt es die gleiche Information auch in vier Einzelbänden:
Nationale Träger (Diamant, Black Arrow OTRAG)
Vega (Neuauflage 2016 mit den schon erfolgten Flügen und den Plänen für Vega C und E), Das ist im obigen Gesamtband nicht enhalten.
Auf einen eigenen Band für Ariane 5 und 6 habe ich verzichtet, weil dieser nur wenig billiger als Band 2 der europäischen Trägerraketen wäre, da Ariane 5+6 rund 2/3 des Buches ausmachen. Aber vielleicht erscheint ein eigener Band über die Ariane 6 wenn diese mal einsatzbereit ist und es mehr Informationen über sie gibt,
Meine Bücher sind alle in Schwarz-Weiß. Das hat vor allem Kostengründe. Bei BOD kostet jede Farbseite 10 ct Aufpreis. Es gibt jedoch ein Buch, das für Einsteiger gedacht ist und jeden Trägertyp nur auf zwei Seiten, davon eine Seite mit einem meist farbigen Foto abhandelt: es ist das Buch "Fotosafari durch den Raketenwald". Es ist weniger für den typischen Leser meiner Webseite gerichtet, die ja auch in die Tiefe geht, als vielmehr für Einsteiger und als Geschenk um andere mit der Raumfahrt zu infizieren. Etwa 70 TZrägerraketen die sich äußerlich voneinander unterscheiden werden in diesem Buch kurz vorgestellt - auf je einer Doppelseite.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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