Home | Raumfahrt | Sonstige Raumfahrt Aufsätze | Site Map |
Dieser Artikel behandelt in Kurzform die ersten Satelliten jeder Nation die mit einer eigenen Trägerrakete ins All gebracht wurden, Die Beschränkung auf eigene Trägerrakete muss sein, denn sonst wären es zu viele, selbst viele kleine Länder und Nicht-Raumfahrt-Nationen haben einen Satelliten gestartet und sei es nur ein 1U Cubesat. Eine Ausnahme gibt es: Deutschland hat zwar das zweithöchste Raumfahrtbudget in der EU, das sechsthöchste Weltweit, aber nie eine eigene Trägerrakete entwickelt, als einziges Land der am meisten für Weltraum ausgebenden Nationen weltweit. Die Reihenfolge ist chronologisch
Sputnik 1 war zwar der erste Satellit, aber er war nicht der geplante Satellit. Die UdSSR wie die USA hatten vor während des internationalen geophysikalischen Jahres (IGY) Satelliten zu starten. Der sowjetische Messsatellit lag aber im Zeitplan zurück und wurde so erst im Mai 1958 als Sputnik 3 gestartet. Um den USA zuvorzukommen wurde Sputnik 1 als einfacher Satellit hergestellt. Er war eine einfache Kugel von 58 cm Durchmesser mit einer Masse von 83,6 kg. Heraus ragten zwei Antennenpaare von 2,4 und 2,9 m Länge. Diese lagen beim Start an der Rakete an und wurden später durch Federn in einen Winkel von 35 Grad zur Achse geschwenkt. Die Kugelform erlaubte eine einfache kegelförmige Abdeckung. Der Thermalschutz erfolgte durch Polieren der Flächen, sodass die Kugel wenig Wärme aufnahm. Das erlaubte es auch den Satelliten durch optische Teleskope einfacher zu verfolgen.
Einziges "Experiment" waren zwei Sender die an eine Batterie angeschlossen waren. Ein Schalter schaltete mit einer Frequenz von 2 Hz zwischen beiden Sendern um, wodurch diese kurz volle Leistung hatten und dann wieder stumm waren, was das charakteristische Piep-Piep ergab wenn man eine Frequenz verfolgte. Der Sender erlaubte es den Satelliten leichter zu verfolgen und auch die Veränderung der Bahn zu bestimmen. Aufregung gab es damals weil die Frequenzen von 20 und 40 MHz ungewöhnlich waren. Für das IGY hatte man sich international auf Frequenzen im UKW-Band bei 137 bis 140 MHz geeignet. Immerhin lag das 20 MHz Signal nahe zweier Amateurfunkbänder bei 15 und 17 m (18 bzw. 21 MHz) damit Amateure es empfangen konnten. Mehr konnte Sputnik 1 nicht. Seine Batterie lies 60 Tage Betrieb zu. In seiner Umlaufbahn von 214 x 938 km x 65,10 Grad blieb er bis zum 4 Januar 1958. Wie bei anderen frühen Satelliten war die Umlaufbahn elliptisch um sicher zu gehen das der Satellit einen Orbit erreicht, da die R-7 aber ohne Oberstufe auskam war Sputnik relativ nahe bei der Erde.
Eigentlich sollte Vanguard 1 der erste US-Satellit werden. Ich habe als Abfallprodukt meines neuesten Buchs darüber heute einen neuen Artikel auf der Webseite veröffentlicht. Das Buch habe ich heute frei gegeben, es erscheint also bald, doch das erfahrt ihr noch.
Explorer 1 war ein viel kleinerer Satellit als Sputnik 1 und der erste einer Serie von Forschungssatelliten welche die Erde erforschten. Der letzte, Explorer 46, startete am 13.8.1972. Die Serie war so erfolgreich das man auch seitdem "Explorer" als Bestandteil anderer Satellitennamen findet wie bei FUSE (Far Ultraviolett Solar Explorer).
Explorer 1 hatte die Form eines Zylinders mit Spitzkegel und sieht eher aus wie eine Pfeilspitze als ein Satellit. Das war bedingt durch die Montage auf dem Juno I Oberstufenbündel bei dem es keine Nutzlastspitze gab, der Satellit also aerodynamisch sein musste.
Explorer 1 wog 13,97 kg, war aber fest mit der letzten Stufe verbunden, ohne diese waren es noch 8,3 kg. Trotz der zehnmal kleineren Masse hatte er drei Experimente. Zwei Experimente detektierten Mikrometeorite die auf der Oberfläche einschlugen. Auf der kleinen Oberfläche (Explorer 1 war 95 cm lang und hatte einen Durchmesser von 16,5 cm) lieferte es während der kurzen Betriebszeit keine Daten. Die wissenschaftliche Sensation kam vom dritten Experiment einem Geiger-Müller Zähler, der radioaktive Strahlung erfasste (die älteren von uns erinnern sich noch an diese Geräte die 1986 genutzt wurden um die Radioaktivität von Gemüse nach Tschernobyl nachzuweisen. Strahlung erzeugt ein charakteristisches Knacken).
Explorer 1 gelangte in einen elliptischen Erdorbit von maximal 2.260 km Erdentfernung in der er bis zum 31.3.1970 verblieb. Die Wahl eines elliptischen Orbits erfolgte wie bei Sputnik aus der Überlegung heraus, das die Performance unbekannt war und er so in jedem falle in einem Orbit gelangt, Überschussgeschwindigkeit hebt dann das Apogäum an.
Die Wichtigste wissenschaftliche Entdeckung von Explorer1 war das es um die Erde die Strahlenbelastung hoch ist und mit der Höhe zunimmt. Bei Explorer 1 gingen dann die übertragenen Signale auf Null zurück. James Van allen der das Experiment betreute interpretierte dies richtig als eine Übersättigung des Detektors. Ein weniger empfindlicher Detektor an Bord von Explorer 3 konnte dann den inneren Strahlungsgürtel der seitdem Van Allen Gürtel heißt nachweisen.
Bis zum Erschöpfen der Batterien am 23. Mai 1958 funkte Explorer 1 Daten zur Bodenstation.
Während zwischen Sputnik 1 und Explorer 1 wenige Monate liegen, folgte der dritte nationale Satellit Astérix erst nach sieben Jahren. Der Grund ist relativ einfach: ein Land braucht ja auch eine Trägerrakete um einen Satelliten zu starten und große Raketen mit langer Reichweite die auch Satelliten starten können bauten eben die UdSSR und die USA. Selbst andere Atommächte, wie Frankreich und England bauten keine großen Raketen, da sie taktische Kernwaffen hatten, die auf dem Gefechtsfeld eingesetzt wurden.
Astérix wurde mit einer zivilen Rakete gestartet, das gilt für die meisten folgenden Satelliten. Frankreich ging dies konsequent an. Sie entwickelte die Trägerrakete Diamant und testete vorher über vier Jahre die drei Stufen separat oder zusammen, erst danach wurde die Diamant mit allen drei Stufen gestartet, was dann auch auf Anhieb funktionierte.
Die Diamant weihte auch das CSG an. Ihre Startrampe war die erste von der aus es Orbitaleinsätze gab. Die ersten Starts und auch der von Astérix fanden aber noch von Hammaguir in Algerien aus statt, das Frankreich nach dem verlorenen Algerienkrieg aber räumen musste.
Astérix 1, ursprünglich nur "A-1", aber wegen der Popularität der gleichnamigen Comicserie benannt war primär ein Technologieexperiment. Er bestand aus zwei Kegelschnitten, wog 42 kg bei 52 cm Durchmesser und 55 cm Höhe. Die Ausrüstung bestand aus Beschleunigungsmessern, Radar-Peilsignal, Radartransponder, Thermometer und Telemetriesender. Er sollte primär die Belastungen beim Raketenstart und die Temperatur, der passiv durch Anstrich regulierten Hülle übermitteln und mit den Sendern verfolgbar sein. Beim Abtrennen der Nutzlastverkleidung, zehn Minuten nach dem Erreichen des Orbits, wurde die Sendeausrüstung beschädigt, so ist unklar ob Astérix Messungen übermittelte. Je nach Quelle soll er aber zwei oder 111 Tage gearbeitet lang haben. Da es primär darum ging einen Orbit zu erreichen wurde er als Erfolg verbucht. Dank des hohen Orbits (527 x 1.697 km x 34,3 Grad beim Start) ist er heute noch im Orbit (2023: 522 x 1.640 x 34,26 Grad).
Eine weitere Besonderheit in der Geschichte ist WRESAT. Die Abkürzung steht für Weapons Research Establishment Satellite. Er ist benannt nach der Organisation die ihn startete. Die Besonderheit ist, das die Trägerrakete zum größten Teil nicht von Australien stammte. Es gab das SPARTA Programm, ein gemeinsames Programm der USA, England und Australien bei der mit der Redstone die schon Explorer 1 startete. Das SPARTA Projekt war ein Test eines frühen Raketenabfangsystems. Die USA stellten dazu die SPARTA Rakete, eine Redstone mit einer Antares Oberstufe, die dritte Stufe der Scout. Von den elf Exemplaren war eine übrig und die wurde von Australien mit einer eigenen dritten Stufe erweitert. WRESAT hatte die Form eines Kegels und sollte Reentryphänomene untersuchen. Er war an der Basis 76 cm breit, 1,59 m hoch jedoch fest mit der dritten Stufe verbunden sodass die Gesamtlänge 2,17 m betrug. Er wog 45 kg ohne und 72,6 kg mit dritter Stufe.
Wresat gelangte in eine 173 × 1.119 km × 83,3 Grad Bahn, bedingt durch das niedrige Perigäum hatte er nur eine kurze Lebensdauer schon nach 642 Umläufen am 10. Januar 1968 trat er wieder in die Erdatmosphäre ein, Daten funkte er nur über 73 Orbits.
Azur war Deutschlands erster Satellit. Nachdem 1962 die ersten Gelder für die Weltraumfahrt flossen, dauerte es noch weitere sieben Jahre bis zum Start des ersten nationalen Satelliten. Die Pläne für einen eigenen Satelliten gab es seit 1961, der Bau begann 1965. Das Projekt Azur kam erst nach dem Regierungswechsel 1966 zur großen Koalition richtig in Gang, erst dann begann man auch die Unterstützung der Raumfahrt mit nennenswerten Beträgen. Deutschlands Einstand kam relativ spät. Vorher hatten schon neben den Großmächten Sowjetunion und USA auch schon England, Frankreich, Italien, Japan, Australien und Kanada einen eigenen Satelliten gestartet, wenngleich nicht alle Länder mit eigenen Trägerrakete.
Azur war als erster Satellit nicht einfach, keine Firma hatte bisher Erfahrungen im Bau von Raumfahrzeugen. Die Kosten stiegen weit über den Plan an. Geplant war ein Kostenrahmen von 30 Millionen DM, doch es wurden über 70 Millionen DM. Aufgabe des zuerst nüchtern "625 A-1" genannten Satelliten war die Erforschung des Sonnenwindes und die Wechselwirkung mit dem Erdmagnetfeld und elektrischen Teilchen. Sieben Experimente an Bord waren dafür ausgelegt. Sie wurden aus über 100 Vorschlägen ausgewählt. Federführend in der Entwicklung und dem Bau war MBB. Die Experimente wurden vorher schon getestet, indem sie mit Höhenforschungsraketen in 1000 km Höhe geschossen wurden. Gestartet wurde der Satellit mit einer Scout Trägerrakete von den USA. Er erreichte eine elliptische Umlaufbahn von 383 km Erdnähe und 3415 km Erdferne. Den Satellitenbetrieb übernahm am 15. November 1969 das eigens in Oberpfaffenhofen errichtete Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum (GSOC) der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR), die Vorgängeragentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Der Satellit Azur wog 72 kg, (mit Adapter zur Rakete 87,7 kg) war 123 cm hoch, hatte einen maximalen Durchmesser von 76 cm. 5.300 Solarzellen an de Außenseite des zentralen Zylinders lieferten 39 Watt elektrische Leistung. Der nominelle Stromverbrauch betrug 33 Watt. Angeschlossen an die Solarzellen von je 2 x 2 cm Größe waren Silber-Cadmiumbatterien zum Abpuffern von Zeiten im Erdschatten. Die Stabilisierung im dreidimensionalen Raum erfolgte durch Momente von Permanentmagneten, welche die Bestrebung haben, sich parallel zum Erdmagnetfeld auszurichten. Die Genauigkeit der Ausrichtung betrug 5 bis 7 Grad. Die Wärmeregulation geschah durch passiv Wärmeabgabe außen und Wärmeleitung im inneren. Gesandt wurde mit einer Sendeleistung von 0.5 W bei 136.56 und 136.74 MHz. Kommandos wurden bei 148.25 MHz empfangen.
Daten konnten in Echtzeit gesandt oder auf ein Endlos-Analogtonband gespeichert und mit 50-facher Geschwindigkeit ausgelesen werden.
Die acht Experimente wogen insgesamt 16.88 kg und verbrauchten 8.4 Watt an Leistung. Sie untersuchten sieben verschiedene Phänomene die man folgenden drei Fragestellungen zuordnen konnte:
Untersuchungen über die Natur des inneren Strahlungsgürtels
Messungen von Vorgängen in der Polarlichtzone
Messungen der Veränderungen von Ionen bei Strahlungsausbrüchen der Sonne
Die Experimente stammten von MPI für extraterrestrische Forschung in Garching, MPI für Aeronomie in Lindau, der Uni Kiel, der TH Darmstadt und der DFVLR. Sie erforschten kosmische Strahlen, Teilchen des Van Allen Strahlungsgürtels und Polarlichter.
Schon zehn Tage nach dem Start wurde der Kommandoempfänger störanfälliger. Dies konnte man durch das gleichzeitige Senden mit mehreren Bodenstationen kompensieren. Schon am 9.12.1969 nach 300 Umläufen fiel der Bandrekorder aus. Danach konnten die 70 Prozent der Daten empfangen werden, die in Echtzeit gesendet wurden. Am 29.6.1970 brach der Kontakt zum Satelliten nach 233 Tagen aus unbekannten Gründen ab, die geplante aktive Lebensdauer von einem Jahr wurde damit nicht erreicht. Ursache war vermutlich eine Strahlenschädigung des Datensenders. Zehn Jahre nach dem Start verglühte Azur am 10.12.1969 in der Atmosphäre. Trotz der Probleme und der nicht erreichten Solllebensdauer war Azur ein voller Erfolg. Er lieferte über 10 Gigabit an Daten über die Strahlungsgürtel der Erde. Mit Azur bekam die Bundesrepublik nicht nur einen Satelliten sondern auch Know-how im Management einer Weltraummission und der Koordinierung von vielen Partnern in Forschung und Industrie.
Ohsumi war der erste japanische Satellit. Der Einstieg Japans in die Raumfahrt begann mit Höhenforschungsraketen, die ihre Namen nach den Buchstaben im griechischen Alphabet bekamen. Aus der Kappa Serie (Buchstabe K) entstand ab 1963 die schwere Höhenforschungsrakete der L-Serie (Lambda), die 100 kg Nutzlast auf 1.800 km Höhe bringen konnte. Aus der Höhenforschungsrakete Lambda 4H entstand mit einer zusätzlichen vierten Stufe und zwei Boostern an der Unterstufe von 1963 bis 1966 die erste japanische Trägerrakete Lambda 4S. Die Booster brannten nur wenige Sekunden, besaßen aber einen enormen Schub von über 250 kN. Stabilisiert wurde die erste und zweite Stufe durch aerodynamische Finnen. Der Satellit fest war mit der kugelförmigen vierten Stufe verbunden und die Nutzlastspitze umhüllte beide.
Die Nutzlastkapazität der 9.400 kg schweren Rakete betrug nur 23 bis 26 kg. Der Satellit war ein 26-seitiges polygonales Prisma mit einem Radius von 75 cm. Die Batterien wurden von 5.184 Solarzellen gespeist, die auf dem Satellitenkörper montiert waren. Die durchschnittliche Leistungsaufnahme betrug 10,3 Watt. Ohsumi hatte fünf Experimente zur Beobachtung der ionosphärischen Temperatur und Dichte, Messungen der Sonnenemission und Messungen energiereicher Teilchen. Ohsumi wog 9 kg, meist wird aber die Masse zusammen mit der dritten Stufe an der er verblieb genant, das sind 24 kg. Geplant war ein 500 km großer kreisförmiger Orbit, erreicht wurde aber ein stark elliptischer Orbit von 331 × 5.115 km × 33,3 Grad. Er blieb durch das hohe Apogäum bis zum 1. August 2003 im Orbit.
Es dauerte lange bis Japan ihren eigenen Satelliten startete, denn der erste von fünf Starts fand schon 1966 statt. Drei Jahre lang gab es sogar eine Pause, weil der Projektleiter Itokawa sich mit anderen Dingen beschäftigen musste. Erst der letzte Start gelang. Danach ging Japan an die viel erfolgreichere My-Serie. Japan war damit die vierte Nation die einen eigenen Satelliten erfolgreich mit einer eigenen Rakete in den Orbit.
DFH-1 (Dong Feng Hong 1) ist Chinas erster Satellit. Er wurde mit der "Langen Marsch 1" (Chang Zheng 1) gestartet, die aus der ICBM Dong Feng 5 entwickelt wurde. Die Nutzlast der CZ-1 (Chang Zheng 1) war mit rund 300 kg verglichen mit der Größe der Rakete sehr klein. Sie wurde nur zweimal zum Start von Chinas ersten Satelliten eingesetzt und wurde dann von leistungsfähigeren Modellen abgelöst. Um den PR-Effekt (der erste Satellit strahlte nur die Melodie von "Der Osten ist rot" aus), zu maximieren, wurde der Satellit in eine Bahn mit 70 Grad Bahnneigung anstatt 42 Grad Bahnneigung dem Breitengrad des Startorts gestartet. Diese Bahn zieht über alle Kontinente hinweg, während die energetisch optimale Bahn große Teile Nordamerikas und Europas nicht passiert. Der erste Satellit mit der Bezeichnung DFH-1 (Dong Feng Hong 1 = "Der Osten ist Rot 1") wogt 173 kg und konnte nur diese Melodie abspielen. Er war fest mit der Oberstufe verbunden, die zusätzlich zur optischen Erfassung der Umlaufbahn mit reflektierender Folie überzogen war. Das war schon damals unüblich, auch wenn viele erste Satelliten reine technische Satelliten waren die nur erproben sollten das die Rakete den Orbit erreicht. Das Konzept ein Lied abzuspielen wurde dann aber von Nordkorea noch fast drei Jahrzehnte später übernommen. Sinn machte es keinen, denn nur mit leistungsfähigen Empfangsstationen konnte man das Signal empfangen, es ist also für die meisten Chinesen nicht zugänglich. "Der Osten ist rot" in dem auch die Bezeichnung der ICBM (Dongfeng = "Der Osten) vorkommt ist ein Loblied auf Mao Tsedong. DFH-1 ist ein Polyeder von 1 m Durchmesser. Er gelangte in einen 437 × 2387 km Orbit mit einer Bahnneigung von 68.4 Grad. Inzwischen (April 2023) ist der Orbit auf 429 × 2.021 km abgesunken. Nach 20 Tagen verstummte der erste Musikbox Satellit Chinas.
Die Geschichte von Englands erster und einziger Trägerrakete ist eine traurige Geschichte. Dabei hatte England eigentlich alles, um eine Trägerrakete zu bauen. England hatte am Ende des zweiten Weltkriegs die Entwickler des Walther-Antriebs übernommen. Das war ein U-Boot Antrieb der Wasserstoffperoxid zersetzte. In einer ersten Umsetzung des Prinzips wurde mit dem Heißgas einer Turbine angetrieben, in einer weiteren Stufe der enthaltene Sauerstoff genutzt um Diesel zu verbrennen. Daraus wurde ein Raketenantrieb entwickelt, der bei dem Raketenflugzeug Me-163 auch eingesetzt wurde.
In England entwickelten die "Beutedeutschen" die Höhenforschungsrakete Black Knight mit vier Triebwerken, die mit Wasserstoffperoxid / Kerosin angetrieben wurde. Die Idee war nun einfach diese Rakete zu nehmen, die Triebwerkszahl zu verdoppeln und so die erste Stufe daraus zu konstruieren. Eine Halbierung der Black Knight, mit zwei Triebwerken, ergab die zweite Stufe und ein fester Antrieb "Waxwing" genannt, die dritte. So entstand die Trägerrakete "Black Arrow".
England konnte sich nur dazu entschließen, wenn es möglichst wenig kostet, so wurde ein Budget von 9 Millionen Pfund über drei Jahre genehmigt. Geplant waren drei Starts, davon der erste Suborbital mit zwei Stufen, zwei mit Satelliten. Anspruchsvolle Satelliten, die ursprünglich vorgesehen waren wurden aus Kostengründen gestrichen. Bedingt durch die geringe Finanzierung wurde auch nichts daraus, nach Frankreich die vierte Nation zu werden die einen eigenen Satelliten startet. England wurde von Japan und China überholt.
Der erste suborbitale Flug ohne dritte Stufe scheiterte, sodass er wiederholt werden musste, was erfolgreich war. Der dritte Flug, der erste mit einem Satelliten, scheiterte erneut und nun wollte die Regierung schon das Projekt einstellen. Da noch zwei Träger in der Fertigung waren, sollten wenigstens diese gestartet werden. Beim vierten Start gelangte Prospero - interner Codename X-3 - in einen elliptischen Orbit von 545 × 1.582 km Erdentfernung. Prospero war ein oktogonaler Satellit mit einem maximalen Durchmesser von einem Meter. Er wog 66 kg. Seine primären Aufgaben waren Mikrometeoritenmessungen und der Test funktechnischer Anlagen. Der für ein Jahr Betrieb ausgelegte Wissenschaftssatellit wurde 19 Monate lang betrieben, bis sein Bandrekorder ausfiel. Danach wurde er regelmäßig einmal pro Jahr kontaktiert, 1996 abgeschaltet. Versuche ihn 2011 zu kontaktieren, blieben erfolglos, 2021 gab es den Plan zum 50-sten Jubiläum ihn zu bergen, doch davon hat man auch nichts mehr gehört. Seine Umlaufbahn hat sich kaum geändert und liegt derzeit bei 527 × 1.288 km. Die letzte Black Arrow wurde dann nicht mal mehr gestartet und steht heute in einem Museum, der ihr zugedachte X-4 Satellit wurde von einer Scout gestartet. England ist damit die einzige Weltraumnation, die einmal eine Trägerrakete entwickelte und schon vor deren ersten Erfolg beschloss, sie wieder einzustellen.
Nachdem die wichtigsten Industrienationen ihre eigene Trägerrakete hatten und auch alle Atommächte einen Satelliten selbst gestartet hatten, dauerte es über ein Jahrzehnt bis das erste Entwicklungsland folgte: Indien. Rohini wurde mit der SLV gestartet. Die SLV (Standard Launch Vehicle) war eine nur mit festen Treibstoffen angetriebene Rakete. Die maximale Nutzlast von 40 kg Gewicht war im Verhältnis zur Startmasse von 17,8 t sehr gering. Das lag vor allem an der hohen Leermasse der Stufen von über 20 Prozent. Bemerkenswert ist weiterhin die extrem schlanke Form des Trägers - 24 m Höhe bei nur 1 m Durchmesser. In diesem Punkt, wie auch der Konzeption, ist die SLV mit der japanischen Lambda vergleichbar. Es gelang erst der zweite Start, die SLV wurde nur viermal bis 1983 eingesetzt und dann durch die leistungsfähigere ASLV ersetzt.
Rohini RS-1 wog 35 kg, war eine 0,7 × 0,7 × 0,6 m großer Polyeder. und hatte nur Experimente zur Überwachung der Rakete an Bord. Er gelangte in einen 305 × 919 km Orbit 44,7 Grad geneigt zum Äquator.
Rohini RS-1 arbeitete bis zum 17. August 1980 und verglühte am 29.5.1981 in der Atmosphäre.
Israel, obwohl technisch problemlos in der Lage, eine eigene Trägerrakete zu entwickeln tat dies erst relativ spät. Der Start erfolgt mit der israelischen Shavit, einer militärischen Mittelstreckenrakete die angeblich aus südafrikanischen Vorbildern entwickelt wurde. Israel startete bisher nur die Ofeq-Serie von Aufklärungssatelliten mit der eigenen Trägerrakete, andere israelische Satelliten werden von kommerziellen Trägern gestartet. Über die Ofeq' weiß man wenig es sind militärische Aufklärungssatelliten. Sie werden als einzige Satelliten von der Palachmin-Luftwaffenbasis aus Richtung Westen gestartet. Aus zwei Gründen. Zum einen fallen so die Stufen nicht in arabische Nachbarländern - neben den politischen Folgen wird auch Reverse-Engineering befürchtet. Zum anderen passieren die Satelliten so den nahen Osten öfters als auf sonnensynchronen Bahnen, seit 1988 hat Israel 13 Ofeq-Satelliten gestartet, nur einen, ein Radarsatellit mit der indischen PSLV weil seine Bahn von Israel aus nicht erreichbar war. Ofeq-1 wog 155 kg, ist ein 1,2 × 1,2 × 2,3 m großer polygonaler Zylinder und gelangte in einen 242 × 1.033 × 142,8 Grad Orbit. Er trat am 14.1.1989 wieder in die Erdatmosphäre ein.
Irans erster Satellit Omid "Hoffnung" war ein einfacher Kommunikationssatellit. 40 × 40 × 40 cm groß und 27 kg schwer diente er zur "Store and Forward" Kommunikation, das heißt Daten konnten an ihn gesendet werden und später woanders abgerufen. Omid gelangt in einen 246 × 377 km × 55,5 Grad Orbit der keine große Lebensdauer hatte. Schon am 25.4.2009 verglühte er wieder. Nach Irans Angaben wurden in sieben Wochen über 700 Nachrichten über den Satelliten ausgetauscht.
Bemerkenswert ist das Iran vor Nordkorea erfolgreich einen Satelliten in den Orbit brachte und das beim ersten Anlauf. Denn nach Experten stammt die Technologie von Irans Trägerrakete "Safir" von Nordkorea. Nordkorea machte 1998 auch einen Startversuch mit einer ähnlichen Trägerrakete, ging dann aber zu einer größeren Rakete über die erst zwei Jahrzehnte später zur Verfügung stand.
Man glaubt es kaum, aber im dritten Jahrtausend, 50 Jahre nach dem Wettlauf um den ersten Satellitenstart gab es tatsächlich nochmals ein ähnliches Rennen, nämlich zwischen Nord- und Südkorea. Nordkorea startete 2006 und 2009 zweimal die Unha Rakete "Milchstraße". Der erste Start gilt als ICBM Test, der zweite war mit Sicherheit ein Satellitenstart der jedoch fehlschlug. Schon 1998 versuchte Nordkorea mit der kleineren Paektusan-1 Rakete einen Satelliten zu starten. Diese gleicht nach den Aufnahmen der iranischen Safir. Der Satellit "Kwangmyongsong" sollte das "Lied von General Kim Il Sung" und "Lied von General Kim Jong Il" und "Juche Korea" bei 27 MHz abspielen - genau das gleiche leistete auch der erste chinesische Satellit, nur hatte dieser nur einen Song zur Auswahl. Der "Musikbox Satellit" wurde allerdings nie im Ausland vernommen. Nach diesem ersten Startversuch kam aber kein weiterer Start.
Die Unha war erst auf den dritten Anlauf im April 2012 erfolgreich. Nur der letzte Startversuch wurde auch von Nordkorea bestätigt. Der Satellit "Kwangmyongsong-3-ho 2-hogi" (Heller Stern 3, Einheit 2) soll ein Erdbeobachtungssatellit von 100 kg Masse mit Quaderform (80 × 60 × 60 cm) gewesen sein. Ob er tatsächlich Daten lieferte ist umstritten. Ausländische Stationen empfingen von ihm keine Signale, Nordkorea sagt er würde weiter arbeiten. Veröffentlichte aber keine Bilder. Der Satellit gelangte in einen 497 × 588 km × 97,4 Grad Orbit, also einen nahezu kreisförmigen sonnensynchronen Orbit. Am 7.2.1016 wurde der Nachfolger Kwangmyongsong-4, der etwas schwerer ist gestartet. Seitdem ist es still geworden um Nordkoreas Satellitenprogramm.
Nur 49 Tage später startete Südkorea ihren ersten Satelliten. Anders als der nordkoreanische Satellit wurde der Naro Scientifc Satellite - benannt nach dem Naro Space Center - nur teilweise von einer südkoreanischen Rakete gestartet. Von der KSLV (Korea Space Launch Vehicle) stammt die erste Stufe aus Russland, es ist eine verkleinerte Version des Angara URM, also der Zentralstufe mit einer frühen Version des RD-191 Triebwerks. Nur die Oberstufe stammte von Nordkorea. Angekündigt 2004, sollte der erste Start schon 2005 erfolgen, er fand aber erst 2009 statt und scheiterte. Es löste sich die Nutzlastverkleidung nicht ab. Beim zweiten Test am 10.6.2010 scheiterte die russische Stufe kurz vor Brennschluss und es gab gegenseitige Vorwürfe über die Ursache zwischen Südkorea und dem russischen Hersteller der Stufe. So verzögerte sich der dritte und letztendlich erfolgreiche Start um zwei Jahre, was Nordkorea die Gelegenheit gab zuvorzukommen. Schlussendlich war Kim Yong Un alleine durch die Medienberichterstattung ja über den anstehenden Starttermin informiert. Bei einer Startmasse von 140 t transportierte die KSLV 1 nur 100 kg in einen 800 × 1500 km Orbit. STSAT-2C trägt sechs Experimente: Das Laser-Retroreflektor-Array (LRA) ermöglicht die zentimetergenaue Verfolgung des Satelliten durch Satelliten-Laser-Entfernungsstationen (SLR), die den International Laser Ranging Service (ILRS) bilden. Eine Langmuir-Sonde wird zur Bestimmung der Elektronentemperatur, der Elektronendichte und des elektrischen Potenzials des Plasmas eingesetzt. Der Space Radiation Effects Monitor (SREM) wird für Messungen und Überwachung der erdnahen Weltraumumgebung eingesetzt. Außerdem werden die Reaktionsradbaugruppe (RWA), der IR-Sensor (IRS) und der Femtosekunden-Laseroszillator (FSO) zur Überprüfung neuer Weltraumtechnologien eingesetzt. Der 100 kg schwere Satellit hat die Form eins Quaders von 1,0 × 2,4 × 2,4 m Größe. Er gelangte in einen 301 × 1.413 km × 80,3 Grad Orbit und verglühte am 14.2.2013. Dies war auch der letzte Flug der KSLV 1 "Naro". Ihr einziger Zweck scheint es gewesen zu sein den ersten südkoreanischen Satelliten zu starten.
Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist erst am 21.6.2022, beim zweiten Flug der von Südkorea nun selbst entwickelten KSLV-2 "Nuri" der PVSAT ein 180 kg schwerer Testsatellit zusammen mit 1.500 kg Ballast der erste südkoreanische Satellit der mit einer vollständig selbst entwickelten Rakete in den Orbit gelangte. Die Nuri wiegt mit 200 t nur 50 Prozent mehr als die Naro, hat dank dreier anstatt zwei und leistungsfähiger Stufen aber eine viel höhere Nutzlast von 3,3 t.
Unten noch die vollständige Tabelle aller Starts mit "eigenen" Raketen (nun ja, zumindest teilweise eigenen Raketen). Es ist außer Konkurrenz da die ESA ja keine nationale Raumfahrtagentur ist auch der erste erfolgreiche Start der Ariane 1 dabei mit der CAT-Techologiekapsel.
Liste der erfolgreichen Erststarts der Weltraumnationen |
|||||
---|---|---|---|---|---|
Nr. |
Datum |
Nutzlast |
Trägerrakete |
Startplatz |
Nation |
1 |
04.10.1957 |
1-y ISZ |
Sputnik 8K71PS |
Baikonur |
UdSSR |
2 |
01.02.1958 |
Explorer 1 |
Jupiter-C |
Cape Canaveral |
USA |
3 |
26.11.1965 |
Asterix |
Diamant A |
Hammaguir |
Frankreich |
5 |
29.11.1967 |
WRESAT |
SPARTA |
Woomera |
Australien |
6 |
11.02.1970 |
Ohsumi |
Lambda 4S |
Kagoshima Space Centre |
Japan |
7 |
24.04.1970 |
DFH-1 |
Chang Zheng 1 |
Jiuquan Space Centre |
China |
8 |
28.10.1971 |
Prospero |
Black Arrow |
Woomera |
England |
9 |
24.12.1979 |
CAT 01 |
Ariane 1 |
Centre Spatial Guyanais |
Europa |
10 |
18.07.1980 |
Rohini RS-1 |
SLV-3 |
Siriharakota |
Indien |
11 |
19.09.1988 |
'Ofeq-1 |
Shaviyt |
Palachim Air Force Base |
Israel |
12 |
02.02.2009 |
Omid |
Safir |
Shahroud Semman |
Iran |
13 |
12.12.2012 |
Kwangmyongsong-3-ho 2-hogi |
Unha-3 |
Sohae Sat Launching Center |
Nordkorea |
14 |
30.01.2013 |
Naro Scientific Satellite |
Naro-1 |
NARO Space Center |
Südkorea |
Artikel erstellt: 23.4.2023
© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
Sitemap | Kontakt | Neues | Impressum / Datenschutz | Hier werben / advert here | Buchshop | Bücher vom Autor |