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Die Geschichte der ISS: Der Aufbau bis zum Verlust der Columbia

Der Aufbau der ISS von 1998-2003

Die ISS 1995Die ISS befindet sich in einem Orbit mit einer Bahnneigung von 51,6 Grad und einer variablen Höhe. Alpha sollte in einer Bahnneigung von 28,5 Grad ihre Kreise ziehen. Die Bahnneigung wurde durch die Beteiligung Russlands festgelegt. Sie liegt auf dem Breitengrad von Baikonur, damit erfordern Starts von Modulen mit der Proton, aber auch Versorgungsflüge mit der Progress oder Besatzungswechsel mit der Sojus am wenigsten Treibstoff.

Für die Forschungstätigkeit an Bord der ISS hat die Bahnneigung keine Auswirkungen. Zwar hat diese Bahn den Vorteil, einen Großteil der Erdoberfläche beobachten zu können, aber Erdbeobachtung ist heute einfacher und preiswerter mit Satelliten durchzuführen. Sie ist kein Hauptforschungsgebiet auf der ISS. Für den Aufbau der Station mit dem Space Shuttle hat dies aber weitreichende Folgen – die Nutzlast für diese Bahn liegt um 5.300 kg niedriger als bei der geplanten Bahn von Alpha. Somit sind erheblich mehr Flüge für den Aufbau nötig, als die etwa 20 Einsätze, die für Alpha vorgesehen waren.

Die Höhe ist variabel. In der Aufbauphase befindet sich die Station in einer Höhe von rund 350 km. Da die Nutzlast des Space Shuttles mit jedem Kilometer Höhe um 45 kg abnimmt, befindet sie sich während dieser Phase in niedriger Höhe. Allerdings steigt der Luftwiderstand bei niedriger Bahnhöhe rapide an und so wird viel mehr Treibstoff benötigt, um die Station im Orbit zu halten. Wenn die Station fertiggestellt ist, wird sie in rund 400 km Höhe ihre Kreise ziehen.

Im letzten Konzept vor der eigentlichen Bauphase vom Juni 1998 waren insgesamt 45 Flüge zur ISS geplant, davon 33 Space Shuttle Einsätze. Geplanter Termin für die Fertigstellung war damals der Januar 2004. Doch schon bald gab es Probleme. Zuerst verzögerte sich der Start von Swesda vom April 1999 auf den Juli 2000. Ursache war nicht nur das Modul selbst. Auch eine Proton-Rakete versagte zweimal innerhalb eines Jahres, was eine Untersuchung und Überprüfung der Triebwerke notwendig machte. Solange musste Swesda am Boden bleiben. Das machte weitere Flüge der Raumfähre notwendig, da das erste Modul Sarja nur für eine aktive Betriebszeit von sechs Monaten ausgelegt war und die Station an Höhe verlor. Doch nicht nur Russland hatte Probleme. Auch die US-Module hinkten dem Zeitplan hinterher. Im April 1999 ergab eine Untersuchung, dass die Station 7 Milliarden Dollar teuer werden und drei Jahre später fertiggestellt sein würde.

Sarja-Unity-SwsdaInsgesamt verlief der Aufbau erheblich langsamer als geplant. Russland verschob bald den Start weiterer Module auf den Endausbau der ISS und strich diese dann sukzessive. Im August 2001 war die Fertigstellung des US-Teils mit STS-143 schon auf den Mai 2006 gerückt und nun 38 anstatt 33 Space Shuttle Starts nötig.

Als mit George W. Bush ein neuer Präsident ins Amt einzog, wurde auch das ISS-Programm einer Untersuchung unterzogen. Da die NASA nicht mehr Geld für die ISS bekam, obwohl die Kosten anstiegen, plante sie die Reduktion der Besatzung auf drei Personen. Dabei sollten dann auch Columbus und Kibō am Boden bleiben. Zu diesem Zeitpunkt war das einzige US-Labor schon im Orbit. Eine Untersuchungskommission sollte das Projekt durchleuchten.

Ihr Ergebnis war, dass die Kosten der ISS bis zur Fertigstellung von 17,4 auf 30 Milliarden Dollar ansteigen würden. Davon wären noch 8,3 Milliarden bis 2006 aufzubringen. Aus zwei Gründen: Zum einen war der ursprüngliche Zeitplan Makulatur und die Fertigstellung würde sich um vier Jahre verzögern. Dadurch waren bis zum Herbst 2001 schon 33 Flüge (inklusive Versorgungsflüge mit Progress und Sojus) erfolgt – mehr als zwei Drittel der geplanten Flüge; obwohl die Station noch nicht einmal zur Hälfte fertiggestellt war. Vor allem aber gab es Mängel im NASA-Management. Dieses versuchte die laufenden Kosten pro Jahr zu senken, aber nicht die Gesamtkosten des Programms, die dadurch laufend anstiegen.

Der Report wies darauf hin, dass eine Fertigstellung des US-Kerns lediglich 4 Milliarden Dollar einsparen würde, aber die daraus resultierende Dreimannbesatzung die Forschung gravierend einschränken würde. Zum einen werden zwei Astronauten alleine für die Aufrechterhaltung des Betriebs benötigt, sodass nur eine anstatt vier Personen forschen würde. Zum anderen würden dadurch auch eine Reihe von wichtigen Laboren auf der Erde bleiben. Den Ausschlag gaben dann aber die Verträge – wenn die internationalen Partner ausgeschlossen bleiben und es nur noch einen „US-Core“ gäbe, so wären Kompensationszahlungen in Milliardenhöhe fällig. Der Einspareffekt war also in Wirklichkeit nicht vorhanden.

Trotzdem war die NASA noch Ende 2002 bestrebt, nur den US-Kern bis 2006 fertigzustellen. Die Situation änderte sich, als das Space Shuttle Programm am 1.2.2003 seine zweite Katastrophe durchlebte.. Dies findet sich genauer erläutert im nächsten Artikel: Der Verlust der Columbia und die Folgen. Es folgt nun ein Bruch in der Geschichte, da an dieser Stelle nun die Geschichte nach Wiederaufnahme der Flüge 2006 fortgesetzt wird.

Die ISS nach der Wiederaufnahme des Flugbetriebs

CAM ModulFolgerichtig wäre nach dem Verlust der Columbia gewesen, die Space Shuttles sofort auszumustern. Das hätte auch die Aufgabe der ISS bedeutet. Dies erschien jedoch als eine doppelte Niederlage und eine Aufgabe der bemannten US-Raumfahrt für mindestens ein Jahrzehnt.

Die NASA beschloss von ihren eigenen Modulen diejenigen zu streichen, die ihr nicht notwendig erschienen. Das betraf das Habitation Module und das Zentrifugenmodul. (Bild links: Vor dem Tokioer Kontrollgebäude). Ebenfalls wurde das Rettungsboot CRV gestrichen. Zum einen wegen der Kosten und zum anderen, weil es mit dem Shuttle transportiert werden sollte. Damit musste auch die Besatzung von sieben auf sechs Personen reduziert werden. Rettungsboote und primäres Beförderungsmittel sind nun jeweils zwei Sojus Raumschiffe. Die internationalen Verpflichtungen wurden jedoch eingehalten. Auf diesen Konsens einigte sich die NASA mit Roskosmos, ESA und JAXA am 2.3.2006.

Von 2003 bis 2005 war die Station nur mit zwei Personen bemannt, weil ohne einsatzbereite Space Shuttles keine Dreimanncrew versorgt werden konnte. Nach Wiederaufnahme der Space Shuttle Flüge erfolgten zuerst zwei Testflüge, um Veränderungen bei der Isolation des Hitzeschutzschildes und Reparaturen im Orbit zu erproben. Sie flogen die ISS an, die nun als Rettungsboot für eine Havarie des Shuttles diente, und brachten Versorgungsgüter und Ersatzteile. Der Transport weiterer Bauteile begann erst nach dem zweiten Flug des Jahres 2006 nach drei Jahren Pause.

Zuerst wurde der Mast fertiggestellt, 2008 folgten dann die beiden Labormodule Europas und Japans, wobei Letzteres drei Flüge notwendig machte. Dies läutete auch den Start der europäischen und japanischen Raumtransporter ein, die nach den Verträgen erst ihren Dienst aufnehmen müssen, wenn die jeweiligen Labore bezugsfertig sind. Seit dem Start des Knotens 2 „Harmony“ kann das neue Lebenserhaltungssystem eine Crew von sechs Personen versorgen und die Forschung auf der ISS erst richtig beginnen.

Nach dem letzten Shuttleflug beginnt für die ISS eine kritische Zeit. Die NASA bestellte zwar schon rechtzeitig Flüge bei der russischen Weltraumagentur Roskosmos, um eine Stammbesatzung von sechs Personen zu gewährleisten. Allerdings stößt nun Russland an die Grenzen der Produktionskapazität, die bei etwa neun Raumschiffen vom Typ Sojus/Progress pro Jahr liegt. So werden die Besatzungen länger im All bleiben müssen.

Sehr spät kümmerte sich die NASA um das Nachschubproblem. Es gab im Jahr 2006 und 2007 Ausschreibungen für Demonstrationsflüge. Die NASA förderte mit einer Anschubfinanzierung von 500 Millionen Dollar die Entwicklung der Dragon und Cygnus. Doch erst 2008, also zwei Jahre später, wurde jeweils ein Transportauftrag an OSC und SpaceX erteilt. Beide Firmen werden von 2011-2014 jeweils 20 t zur ISS transportieren, mit der Option den Kontrakt für jede Firma auf 3,5 Milliarden Dollar zu erhöhen. Da beide Firmen hinter ihrem Zeitplan zurückliegen, wird vor allem 2011 kritisch werden, da Dragon und Cygnus erst ab 2012 einsatzbereit sind. Währenddessen stiegen die Kosten der ISS weiter. Alleine Boeing hatte bis zum 30.9.2008 eine Gesamtsumme von 13,9 Milliarden Dollar bekommen.

Eine weitere Entscheidung über die Zukunft der ISS wurde 2005 getroffen. Im Januar 2004 rief George W. Bush die NASA auf, Pläne für eine Rückkehr zum Mond zu erarbeiten. Das war die Geburt des „Constellation“ Programms. In der Öffentlichkeit wurde es allerdings eher als eine Kopie von Apollo angesehen. Selbst der damalige NASA Administrator Michael Griffin sprach von „Apollo on Steroids“. Dieses Programm benötigt rund 100-120 Milliarden Dollar zur Umsetzung. Der Großteil dieser Summe sollte durch Einsparungen zusammen kommen. So werden nicht nur die Space Shuttles 2010 ausgemustert. Nach den damaligen Plänen sollte auch die ISS 2016 deorbitiert werden. Dieses Datum ergab sich durch die ursprünglichen Verträge, die einen Betrieb von zehn Jahren Dauer nach dem 2006 abgeschlossenen neuen Vertrag vorsahen. Solange muss die NASA die ISS betreiben, will sie nicht abgeschlossene Verträge mit der ESA, JAXA und Roskosmos brechen.

Schon 2009 war das Constellation Programm in Schwierigkeiten. Alle Teilprojekte lagen im Zeitplan zurück und wiesen Finanzierungslücken auf. Die Mondbasis war nicht mehr Bestandteil des Projektes und der Altair Mondlander noch nicht beschlossen. Präsident Obama rief eine Kommission ein, die einen Bericht und Empfehlungen erarbeiten sollte. Das Ergebnis dieser (nach dem Vorsitzenden Norman Augustine benannten) Augustine Kommission war, dass das Constellation Programm chronisch unterfinanziert ist und wenn sich dies nicht ändert, eine Mondlandung eher gegen Ende der übernächsten als in der nächsten Dekade zu erwarten ist. Es wurden eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet, was mit dem verfügbaren Geld gemacht werden kann. Einer der Vorschläge war, dass bei Verzicht auf die ISS auch die Ares I und die Versorgungskapazität der Orion nicht benötigt werden, und dann das Constellation-Programm um einiges billiger wird. Es wäre dann ein reines „Moon First“ Programm möglich (allerdings auch nur bei einem real ansteigenden Budget). Obwohl empfohlen wurde, die ISS über 2016 hinaus zu betreiben, ist das Budget für die Mikrogravitationsforschung und biologische Forschung, also den beiden Gebieten, auf denen auf der ISS primär geforscht wird, rückläufig. Es fehlt nach 2016 an Mitteln, die vorhandenen Experimente gegen neue auszutauschen. Derzeit fehlen sogar die Mittel, die benötigt werden, um die Station sicher zu deorbitieren.

Das Ende von Constellation und die Wiedergeburt der ISS

Die ISS nach STS-130Nachdem das Constellationprogramm in immer größere Finanznöte kam, zog der neue Präsident Obama im Februar 2010 die Notbremse. Das Programm wird komplett eingestellt – nicht nur die Rückkehr zum Mond mit der Ares V und dem Altair-Lander, sondern auch die Ares I Trägerrakete, die Astronauten zur ISS befördern sollte und das Orion Raumschiff.

Die neue Richtung der NASA ist, zukünftige bemannte Missionen vorzubereiten, ohne sie direkt anzugehen. Dazu wird die unbemannte Erforschung von Mars und Mond intensiviert. Geplant sind ein fernsteuerbarer Mondlander und eine Demonstrationsmission zur Treibstoffproduktion auf dem Mars. Neu sind zwei Programme zur Technologieforschung für bemannte Missionen allgemein und zur Entwicklung von Antrieben für Schwerlastraketen im speziellen.

Die ISS profitiert von 600 Millionen Dollar für 2011 für das Space Shuttle. Das erlaubt es, die Flüge ins erste Quartal 2011 zu verschieben oder einen weiteren Flug im ersten Quartal 2011 durchzuführen. Ein solcher Einsatz wurde von der Augustine-Kommission vorgeschlagen. Für einen Flug gibt es noch einen externen Tank, nachdem die Produktion schon eingestellt wurde. Ob die NASA diese Option wahrnimmt, ist noch offen. Im Laufe des Jahres bewilligte der Senat weitere Finanzmittel. So verschoben sich die beiden letzten Shuttle Flüge von Juli/September 2010 auf November 2010 und Februar 2011. Der Senat gab auch die Mittel für einen dritten Flug frei. STS-135 war ursprünglich geplant als Rettungsmission für STS-134. Nach der Rückkehr von STS-134 sollte der Start von STS-135 vorbereitet werden. Da es keine Rettungsmission für diesen Flug gibt, ist die Besatzung dieser Mission auf vier Personen beschränkt: Pilot, Copilot und zwei Missionsspezialisten. Sollten diese nicht mit der Atlantis landen können, so müsste Russland zusätzliche Sojus Raumschiffe starten, um die Besatzung zur Erde zurückzubringen. STS-135 wird ein weiterer Logistikflug sein, er bringt weitere Vorräte und Ersatzteile zur Station.

Die ISS Forschung wird über die nächsten fünf Jahre 42% mehr Geld oder 2 Milliarden Dollar erhalten. Vor allem kann nun die Station bis 2020 betrieben werden, sofern der nächste Präsident nichts anderes entscheidet. Wahrscheinlich werden die internationalen Partner, die schon eine Verlängerung bis 2020 wünschen, auf neue Verträge drängen, die dann bindend sind. Bei einer Konferenz im März 2010 in München schlugen alle Partner einen Betrieb bis 2028 vor. Das Datum würde gewählt, weil 1998 das erste Modul Sarja gestartet wurde – dann wäre die ältesten Module der Raumstation 30 Jahre im Betrieb. Ein neues Wasseraufbereitungssystem und die Steigerung der Frachtkapazität der Transporter sollen die laufenden Kosten der Station in Zukunft senken.

Ganz neu ist der Rückzug der NASA aus der Beförderung von Astronauten zur ISS. In den nächsten fünf Jahren wird die NASA 6,1 Milliarden Dollar für den kommerziellen Crewtransport ausgeben. Ab 2012 durchschnittlich 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr. Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Systeme dafür entwickelt werden. Wahrscheinlich werden nicht-amerikanische Firmen wie bisher von der Auftragsvergabe ausgeschlossen, sodass erst neue Systeme entwickelt werden müssen. Zurzeit steht lediglich die Dragon-Kapsel zur Verfügung. Sie soll für bemannte Einsätze nach Ansicht von SpaceX geeignet sein. Ein unabhängiges Panel kam aber zu dem Schluss, dass weder die Falcon 9 Trägerrakete noch das Raumschiff die Sicherheitskriterien für bemannte Missionen erfüllen.

Bis ein neues System entwickelt ist, werden allerdings Jahre vergehen. Solange ist die Besatzung auf sechs Personen beschränkt und diese müssen auch 180 Tage auf der Station bleiben, anstatt 90 Tage wie ursprünglich geplant. Aber auch die Versorgung ist in den nächsten Jahren kritisch. SpaceX liegt 26 Monate hinter dem Zeitplan bei seinen COTS-Demonstrationsflügen zurück und OSC um neun Monate. Deswegen auch die Forderung nach der Mission STS-135.

Die Zukunft der Station

ISS im KomplettausbauIn den nächsten Jahren wird über den Weiterbetrieb der ISS entschieden werden müssen. Eine offene Frage gibt es natürlich: Wie lange kann die Station betrieben werden? Ursprünglich war ein Betrieb von 15 Jahren ab Baubeginn und zehn Jahren ab Fertigstellung geplant. Bedingt durch die Verzögerungen beim Ausbau, der sich über zwölf anstatt fünf Jahre erstreckt, werden schon 2013 die ersten Module 15 Betriebsjahre erreicht haben.

Eine Reihe von Komponenten altern und haben eine begrenzte Lebensdauer. Dazu gehören vor allem mechanische Systeme. So befinden sich heute schon Ersatzteile für den Roboterarm aus Kanada oder Ersatzkreisel für die Gyroskope auf der Station. Diese kommen zum Einsatz, wenn die Originalteile Verschleißerscheinungen zeigen. Solange die Teile mit einem Transporter zur Station gebracht werden können, ist dies auch in Zukunft kein Problem.

So werden die Batterien, die eine Lebensdauer von etwa sechs Jahren haben, mehrmals im Laufe der Betriebszeit ersetzt werden müssen. Sie sind wie andere Verschleißteile in ORU Behältern leicht bei einem Außenbordeinsatz zugänglich.

Problematischer ist die Abnahme der Stromversorgung. Solarzellen verlieren langsam aber sicher an Leistung. Im Weltall ist dieser Verlust durch den Beschuss mit energiereichen Teilchen und Beschädigungen durch Mikrometeoriten noch größer als auf der Erde. 20 Jahre nach der Installation sollte die Leistung auf die Hälfte abgesunken sein. Dies ist ein Faktor, der die Lebensdauer der Station einschränkt, denn ohne ausreichend Strom kommt der Betrieb der ISS nach und nach zum Erliegen. Da zwei Druckmodule am Boden blieben und damit auch der Verbrauch sank, ist hier die Situation allerdings günstiger als ursprünglich geplant: Nach Ansicht der Raumfahrtbehörden gibt es auch 2028 noch genügend Leistung für alle Module.

Bei diesem Zeithorizont kommt aber ein neues Problem auf: Einen Zulieferer für ein Ersatzteil verfügbar zu haben: Praktisch alle Bauteile sind besondere Konstruktionen, die speziell hergestellt wurden. Der Aufwand für einen Produzenten ist dabei enorm. Neben strikten Sicherheitsrichtlinien ist vor allem ein enormer Aufwand für Tests sowohl des Produkts wie auch die Zertifizierung der Produktion notwendig. So werden heute von den Astronauten aus allen ATV und HTV die Lampen ausgebaut und auf der ISS zwischengelagert, um ein Ersatzteil bei einem Ausfall einer Lampe verfügbar zu haben: Alle Lampen stammen von einem Hersteller, der 1990 einen Auftrag über 100 Lampen bekam und diese auch produzierte. Danach erfolgte kein Anschlussauftrag und die Produktion ist inzwischen eingestellt. Kein Wunder – muss für eine Lampe doch ein Testbericht mit 250 Seiten Umfang ausgefüllt werden. Sind auch diese Ersatzlampen verbraucht, dann wird es auf der ISS düster. Bisher war die Suche nach einem Ersatz, bei der auch die Leuchtstoffröhren durch LED ersetzt werden sollten, erfolglos. Diesselbe Problematik gibt es bei fast allen Verschließteilen, da die Produktion in den neunziger Jahren erfolgte.

Ein weiterer Faktor ist, das sich auf einer Raumstation bei einem konstanten Klima und ohne die Möglichkeit zu lüften, Mikroorganismen ausbreiten. Bei der Mir setzte dies nach einigen Jahren ein, schließlich waren sogar die Bullaugen von Pilzen zugewuchert. Bei der Konstruktion der westlichen Module wurde daher viel Aufwand getrieben, um die Bildung von Kondenswasser zu verhindern, damit dieser Effekt minimiert werden kann. Die Verpilzung kann aber nur vermindert werden, denn es gibt immer Ecken an unzugänglichen Stellen, die als Brutherde fungieren können. Wenn dies zunimmt, so ist dies nicht nur eine Geruchsbelästigung, sondern es kann auch dazu führen, dass eine Gesundheitsgefahr für die Besatzung resultiert.

Sehr unwahrscheinlich ist eine Beschädigung der Station durch Weltraummüll oder Meteoriten. Alle Module sind doppelwandig. Diese Konstruktion hält kleinere Projektile bis maximal 1 cm Größe sicher auf. Größere Brocken Weltraummüll sind seltener und können von der Erde aus mit RADAR überwacht werden. Ihnen kann die Station bei Bedarf ausweichen. Die Überwachung von Meteoriten ist zwar nicht möglich, aber auch hier ist es so, dass die meisten nur staubkorngroß sind. Das Risiko ist daher überschaubar. Die Solarzellen wurden dagegen schon häufig von kleinen Fragmenten getroffen und machten bei einem Außeneinsatz einen „löchrigen“ Eindruck. Da jede Solarzelle von einigen Quadratzentimetern Größe aber separat verschaltet ist, bewirkt ein einzelner Treffer nur einen geringen Leistungsverlust. Über die gesamte Betriebsdauer addiert er sich aber zu der natürlichen Degradation der Solarzellen.

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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