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In Abwandlung eines Songs der Popgruppe Ideal ("Keine Heimat - Wer schützt mich vor Amerika") habe ich dies zum Motto der kontroversesten Seite meiner Website gemacht. Dieser Song hatte zum Inhalt die kulturelle Überfremdung von Deutschland durch den amerikanischen Lebensstil. Dies war für mich der Anlass, einmal über die Rolle von Amerika in unserer Kultur und ihren Einfluss auf unser Leben nachzudenken. Wenn hier von Amerika die Rede ist so bezieht sich das ausschließlich auf die USA. Um weitere Missverständnisse auszuschließen: Der Aufsatz bezieht sich auf die USA als Ganzes, nicht einzelne Amerikaner, bei denen es sicher viele gibt, die dem hier vorgestellten Bild entsprechen, aber eben auch viele, die diesem Bild nicht entsprechen. Der Autor hat einige Mailkontakte nach Amerika und Kanada und er weis, das nicht alle Menschen einem Stereotyp entsprechen - Im Gegenteil. Einige der hier besprochenen Dinge habe ich auch von meinen Mailpartnern vernommen. Es geht nicht darum ein Volk oder einzelne Menschen zu be- oder verurteilen. Es ist geht nur um kulturelle Gegensätze, die mir aufgefallen sind und die nicht auf den einzelnen übertragbar sind.
Dieser Artikel entstand Anfang 2000 und hat nichts gemein mit den Anschlägen von verrückten Massenmördern auf unschuldige Zivilisten in New York und Washington. Obgleich diese sich angeblich auch gegen die amerikanische Lebensart wenden. Es geht in diesem Artikel um das Verhalten Amerikas, das in meinen Augen ihren eigenen Vorstellungen von Freiheit, Selbstbestimmung und Verwirklichung und Demokratie widerspricht. Es geht darum das die amerikanische Art zu leben in unserer Kultur eindringt und dies meiner Meinung nach nicht wünschenswert ist.
Die USA prägen schon heute unser Leben. Das fängt an mit dem obligatorischen Fast Food "Restaurant" (zu Deutsch: Imbissbude, die Bezeichnung "Restaurant" für diese Fast-Food Frittenbuden ist eine Unverschämtheit. Ich kenne Wirtschaften und Gasthöfe, die sich nicht so vornehm nennen und exquisites Essen servieren und nicht Fleischklopse auf Papptellern...), über die Veränderung der Sprache bis hin zum Lebensstil. Dies Begann in den Siebziger Jahren in drei Phasen: der Übernahme von amerikanischer Kultur, amerikanischem "Lifestyle" und als letztes den Werten. Während die Politik der USA und das Handeln unserer Regierung vielleicht einen ärgert, so betreffen diese Veränderungen das Leben jedes Einzelnen.
Da sich alles um die amerikanische Lebensart dreht, lohnt es sich diese einmal genauer anzusehen. Was ist die amerikanische Kultur des Alltags? Nun zuerst sollte ich erst erklären was ich meine. Jedermann kennt die normale Kultur oder das schöngeistige Leben - wie es sich Romanen, Liedern, Theaterstücken oder Konzerten wieder findet. Aber jedes Volk hat auch eine Kultur des Alltags. Schlagartig wird dies einem klar, wenn man in andere Länder reist mit anderen Sitten, Essgewohnheiten, anderem Essen, Verhaltensweisen, einer anderen Lebensart.
Ähnlich wie die großen kulturellen Eigenheiten braucht auch solche eine Kultur des Alltags Jahrhunderte zur Ausbildung. Und diese Zeit fehlt den Amerikanern. Dazu kommt das es sich nicht um ein homogenes Volk handelt, sondern um Auswanderer von ganz Europa, China und Mittelamerika. Oder wie ein Amerikaner es einmal zu mir sagte "Ihr Europäer habt den ganzen Abschaum zu uns geschickt - Die Sektierer, Kriminelle und Wirrköpfe - und wir müssen damit zurecht kommen!".
So finden wir in Amerika sehr viele Gegensätze, die noch nicht einmal die Amerikaner bewältigt haben. Prüde Moralvorstellungen von fundamentalistischen Christen (Verbot des Oralverkehrs in verschiedenen Bundessaaten, Verbot der Prostitution, Amtsenthebungsverfahren von Clinton wegen einer Affäre) und gleichzeitig gibt es dort zum Teil sehr gefährliche Freiheiten die hierzulande unmöglich sind, wie Führerschein mit 16, Waffenbesitz jeder Art ohne Waffenschein. Dem so fortschrittlichen Land ist eine überkommene Rechtsordnung eigen: Drakonische Strafen für Kinder, öffentliche Zuschaustellung auch nur Verdächtiger (unabhängig von der Schuld) und Gefängnisse, die mehr an Konzentrationslager erinnern. Das Geschworenengericht, wo mehr der Anwalt zählt der die Laien beeindrucken kann, als das Gesetz und zuletzt die absurdesten Klagen mit enormen Schadensersatzansprüchen. Schlussendlich gibt es auch die Zensur in diesem so demokratischen Land. Nicht in Form von Verboten sondern der Form der Ausgrenzung: Von Rauchern oder der "Political Correctness". Wir finden dort nicht nur Kriminalität in einer Form und Brutalität die uns fremd ist, sondern auch Kopfgeldjäger die diese dann verfolgen. In Amerika kann O.J. Simpson wegen Mord an seiner Frau freigesprochen werden, aber in einem Schadensersatzprozess deswegen schuldig und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt werden. Amerika ist neben Somalia das einzige Land das die UN Charta der Menschenrechte für Kinder nicht ratifiziert hat - weil dort 10 Jährige wegen sexueller Belästigung angeklagt werden können, und wie Erwachsene mit Handschellen in Zellen gesperrt werden.
In sehr vielen Dingen haben die USA Traditionen übernommen von anderen Ländern. Dabei ist jedoch wenig Neues entstanden. Das Amerikanische Rezept für den Aufbau einer Kultur heißt: Übernahme, Vereinfachung, Verherrlichung.
Amerika übernimmt gerne Dinge aus anderen Staaten, dass ist nichts besonderes, dies tun andere Staaten auch und es bereichert im Grunde das Leben. Problematisch ist nur der folgende Schritt der Vereinfachung und das Amerika selbst keine eigene Kultur herausbringt, außer vielleicht einer Unkultur, die an Geschmacklosigkeit erinnert.
Die Übernahme wird vielleicht am deutlichsten wenn man sich die amerikanische Küche ansieht. Alles was Amerikaner gerne essen haben sie von woanders übernommen: Hamburger stammen wie der Name schon sagt vom Hamburger "Rundstück" ab, Pizza aus Italien, Tacos aus Mexiko. Bei dem typisch amerikanischen Essen - Steaks mit Salat - ist nur die Menge neu, das Steak selbst ist eine der wenigen guten Dinge der englischen Küche.
Amerikaner sind Weltmeister im Vereinfachen. Das gilt für alle Dinge. In der Politik gibt es entweder Freunde oder Feinde, im Film nur Gute und Böse, im Leben nur Schwarze und Weiße. Das Bildungssystem der Amerikaner ist so vereinfacht, das diese zwar eine ganze Menge über die 200 letzten Jahre ihres Landes wissen, aber nichts über die restliche Welt. So meinten über 20% der amerikanischen Studenten das Deutschland eine Monarchie sei und über 50% hatten kurz vor dem Mauerfall noch keine Ahnung das es zwei Deutsche Staaten gab.
Man erkennt das Vereinfachen überall im Leben der Amerikaner: Wenn sie anstatt richtigem Essen, Fast Food essen, sie aus komplexen Spielen wie Rugby, Kricket, Kegeln und Korbball die einfacheren Varianten Football, Baseball, Bowling und Basketball machen. Wenn aus Berufen Jobs werden. Wenn aus vielfältiger Kleidung ein Einheitslook wird.
Die größte Bedrohung ist allerdings die geistige Vereinfachung: Sie ist eine Folge davon, das Amerikaner z.B. in der Regel keine Fremdsprache können, wenig über andere Länder und Kulturen wissen und gerne in Schwarz-Weiß denken. Wer einmal JAG angeschaut hat, merkt sehr schnell, wie verzerrend das dort entworfene Bild der Welt außerhalb der USA ist. Die Welt besteht nur aus Gefahren für Amerikaner - Terroristen in Europa, kriegerische Handlungen im Irak und in Jugoslawien. Und wenn dort jemand wie Rambo mal auf die KFOR Truppen schießt, dann hauen ihn Winkeladvokaten heraus. Kurzum Rambo - Amerika ist der Gute, alle anderen sind die Bösen. Ganz schlimm wird es wenn dieses Schwarz-Weiß Schema auch die Politik erreicht wie dies unter George W. Bush der Fall war: Wir sind die Bösen, die Terroristen, sie unterstützende Staaten, oder jeder der gegen uns ist sind die Bösen. Da sind da alle Mittel Recht, denn wir sind ja die Guten. Inklusive Folter.
In diesem Stille hat Reagan in den achtziger Jahre einen Rüstungswettlauf gegen das "Reich des Bösen", angezettelt. Nein, das Reich des Bösen ist nicht der Iran, es war die Sowjetunion gemeint. In der gleichen Weise hat man 1991 im Golfkrieg auch auf sich zurückziehende Truppen, die den Kampf aufgegeben hatten geschossen - Der Gute ist ja immer im Recht oder wie der Sheriff im Western sagt: "Erst wird geschossen, dann gefragt".
Haben die Amerikaner etwas übernommen und gefällt es Ihnen, so wird es verherrlicht. Anders ist die Begeisterung der Amerikaner für bestimmte Dinge nicht zu verstehen. Das beginnt bei den Sportarten. Spiele von Basketball, Baseball oder Football sind wichtiger als alles andere. Ihre Stars prominenter als Filmstars, und wer gut in einer der drei Sportarten ist, braucht nicht einmal lesen und schreiben können um einen Collegeabschluss zu bekommen.
Diese Radikalisierung die sich auch in anderen Feldern findet, drückt sich aber auch in der Missachtung anderer aus. Es gibt in Amerika Strände an denen nur schöne Menschen mit gutem Aussehen baden dürfen. Die Verherrlichung von trainierten, fettfreien Körpern steht in krassem Gegensatz zu dem Aussehen der meisten Amerikanern, die an den Folgen ihrer Esskultur zu tragen haben.
Auch in der Politik fehlen diese Maße. So war nach den Terroranschlägen vom 11,.9 nun Saddam Hussein der Kopf der "Achse des Bösen". Er ist nicht einfach ein Diktator wie es noch viele auf der Welt gibt, sondern der Kopf eines Weltverbrechertums das zum Ziel hat die westliche Welt (vor allem Amerika) und ihr Kultur zu zerstören. Nicht das Saddam Hussein ein Klosterbruder wäre, aber hier wird wie immer in Amerika maßlos übertrieben. Das rechtfertigt dann natürlich auch einen Krieg gegen den Irak vom Zaun zu brechen.
Amerikaner kennen nichts außer ihrem Land. Wie Kai Krause sagt: "Was soll man von einem Land halten, das in der "World Series" nur mit sich selbst spielt?" Amerikaner wissen so gut wie nichts über andere Kulturen und fallen meistens in fremden Ländern auf, weil sie meinen, alles müsste so wie in den USA sein. Die wenigsten Amerikaner sprechen auch nur eine Fremdsprache. Sie sind kulturell und geographisch beschränkt. Ein Bekannter der in den USA ein Auto kaufte wurde vom Verkäufer gefragt: "Fahren sie es selbst nach Europa oder soll es Ihnen jemand dorthin fahren...". Ulf Merbold der an Bord eines Shuttles und auf der Mir war berichtete, das die Russen über eine ganz außergewöhnliche literarische Bildung verfügten, während "Selbst der beste Ingenieur der Amerikaner keine Ahnung von irgendetwas außer seinem Fachgebiet hatte".
Doch sie sind auch historisch beschränkt, sie haben noch nicht die Kultur entwickelt die es in Europa gibt. In unserem Dorf gibt es Häuser die sind älter als ganz Amerika und das merkt man. Die Moden, das Flüchtige, das Unausgegorene kommt meistens aus den USA. Seien es neue Trendsportarten oder Spartenprogramme wie Schreivorzeigerei (engl. Talkshows).... Nichts in Amerika kann sich ruhig entwickeln. Es gibt nur Top oder Flop , nur In oder Out.
Beschränktheit zeigt sich aber auch in dem Verhalten das Amerikaner in der Öffentlichkeit und in fremden Ländern zeigen. Es fehlt Ihnen Einfühlungsvermögen und sie meinen alles müsste so sein wie bei Ihnen. Vielleicht exportieren Sie ja auch deswegen ihre Unarten in die Welt. Sie merken nicht einmal wo Widersprüche und Peinlichkeiten auftreten. Das Anwälte die Zwangsarbeiter vor amerikanischen Gerichten vertreten (warum eigentlich? Es gab keine amerikanischen Zwangsarbeiter) Millionen kassieren. Ihre Klienten aber nur 5000 Mark. Oder wie sinnreich: Sie befreien die Welt vom Nationalsozialismus und führen Bürger nach dem Krieg durch die KZs. Die Todesstrafe bei Ihnen wird aber nicht abgeschafft und in einigen Bundesstaaten wird in der Gaskammer auch mit Zyankali wie in den KZ hingerichtet. Wo ist da die Moral geblieben?
Nach diesem Vorspann geht es nun um das eigentliche Thema dieses Artikels: Die Bedrohung unserer Kultur und unseres Lebens durch die kulturellen Einflüsse aus Amerika.
Seit dem Ende des zweiten Weltkrieg findet man amerikanische Kultur in Deutschland. Zuerst in Form von der Musik (Jazz, Swing), dann in Form der Bekleidung (Blue Jeans). Wie vieles andere wurde auch dies integriert, und es ergänzt unsere Kultur. So sollte es sein und so ist es auch eine Bereicherung. Seit Anfang der achtziger Jahre wird daraus aber eine Verdrängung: Fast Food Essen wird von einer Ausnahme zu einer Regel, wer nicht in Klamotten herumläuft die gerade der letzten amerikanischen Mode entsprechen (abwechselnd drei Nummern zu groß oder als Lumpenlook, aber immer mit der "coolen" Baseballkappe) gilt als Außenseiter oder Sonderling. Dazu gehört auch die extreme Ausrichtung auf den Konsum.
Das verrückte dabei ist: Die Übernahme diente ursprünglich dazu sich von anderen abzuheben - vornehmlich bei Jugendlichen. Wer wie im Getto Kleidung trug, in Größe XXL und dabei aussah als hätte er alles vom 10 Jahre älteren Bruder bekommen, war solange er der einzige war, "cool". Heute laufen alle so rum und es zeugt mehr von Haltung und einem eigenen Willen, nicht so herumzulaufen. Doch dann ist man schon Außenseiter. Ja fast ist man erinnert an DDR oder noch länger zurückliegende Zeiten, als auch die Jugend bei uns in uniformen Aussehen herumliefen und jeder der das nicht tat, ein Abweichler war.
Mit einher geht auch das extreme Markenbewusstsein, das von Amerika zu uns geschwappt ist. Eltern wissen welche Plage das ist, und welche Kosten es aufwirft. Allmählich wird unsere Jugend genauso oberflächlich wie die in Amerika.
Ich gehöre nicht zu den Sprachfanatikern welche die deutsche Sprache "rein" halten wollen. Aber ich frage mich auch, warum man für Dinge für die es längst eingebürgerte deutsche Namen gibt nun dauernd Anglizismen verwenden muss: "Job" anstatt "Arbeit", "City Call" anstatt "Stadtgespräch", "Projekt" anstatt "Vorhaben".
Auch hier versuchten Firmen fortschrittlich zu wirken. Englisch als Weltsprache sollte Weltoffenheit und Technologische Führung garantieren. Außerdem klangen Wörter besser. Vom Klang her klingt natürlich "Call by Call" viel besser als "Anbieterauswahl". Auch dies ist eine Folge der einbrechenden Invasion der amerikanischen Kultur. Inzwischen rudert sogar die Werbewirtschaft wieder zurück und trennt sich von den englischen Werbeslogans. Der Grund: Die meisten haben die Werbeslogans falsch verstanden. Der Douglas Slogan "Come in and find out" wurde von dem meisten verstanden als "Komm herein und finde wieder heraus". Noch besser fand ich die Interpretation des SAT-1 Spruchs "Powered by Emotion" mit der Übersetzung "Kraft durch Freude".
Während man sich dem ersten noch ganz gut entziehen kann, wird es beim Zweiten schon schwieriger. Gemeint damit ist nun das man nicht nur Kleidung, Essen oder andere Dinge aus Amerika übernimmt, sondern auf Verhaltensweisen welche die Lebensweise verändern.
Das begann Anfang der achtziger Jahre. Nun ging es nicht mehr um die Kleidung, Sprechweise oder zehn verschiedene Variationen von Hackfleisch mit Brötchen, sondern um Fitness. Die Botschaft die aus Amerika zu uns schwappte hieß Aerobic, später kam Body Building und heute Wellness. Ganz im Sinne des Mottos der USA: Nur die Schönen sind die guten Menschen. Das hat sich in anderen Bereichen auch durchgesetzt. Inzwischen muss jeder überall erreichbar sein. Wenn man sich solchen Trends einige Jahre verwehrt, gehört man schon zu den Privilegierten, die es sich leisten können kein Handy zu besitzen.
Dazu kommen Fun Sportarten wie Bungee Jumping, Snowboard, Mountain Bike fahren. Millionen von Deutschen fahren jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit um danach mit einem sündteuren Spezialfahrrad ihre Runden zu drehen - anstatt das sie sofort mit diesem zur Arbeit fahren. Diese widersinnige Verhaltensweise ist typisch für eine amerikanische Kultur.
Trotzdem greifen amerikanische Eigenheiten immer mehr auf unser Leben über. Wer sich nicht in irgendeiner Form trimmt, wird schief angesehen. Das Fernsehen übernimmt immer mehr Elemente aus den USA - Talkshows, Daily Soaps, Doku Soaps und inzwischen gilt auch bei uns der Song von Bruce Springsteen "25 Chanels and nothing worth to see.".
Ohne dass es jemand bemerkt hat werden inzwischen sogar amerikanische Gebräuche übernommen. Inzwischen bieten Supermärkte zu Halloween ausgehöhlte Melonen und Kostüme an. Im Fernsehen laufen dann abends Gruselfilme und die Floristenbranche freut sich jedes Jahr auf den Valentinstag. Fast niemand hat gemerkt, wie eine Coca Cola Werbung den Nikolaus ersetzt hat: Als der Autor noch jung war, sah man den Nikolaus kaum an Weihnachten. Wenn dann bei Umzügen, denn der Nikolaus war Bischof in Myra in der Türkei und wurde auch als Bischof mit purpurnem Mantel über weisem Gewandt mit einer Mitra und einem Bischofstabs dargestellt.
Das Verteilen der Geschenke machte der Nikolaus nicht selbst. Das überließ er seinem Knecht Ruprecht. Der war offensichtlich Mönch, denn er kam in einem braunen Mönchsgewand mit Kapuze. Knecht Ruprecht übergab aber nicht nur Geschenke sondern hatte auch eine Rute aus Reisig dabei mit der er böse Kinder bestrafte und ein Buch in das alle Missetaten eingetragen waren. Der Autor erinnert sich noch zu gut wie hervorragend informiert Knecht Ruprecht gewesen ist. Ab und an gab es auch eine Bestrafung mit der Rute. Gott sei Dank immer bei den Eltern, die offensichtlich noch mehr angestellt hatten.
Auf Knecht Ruprecht muss der "Santa Claus" von heute zurückgehen. Das Aussehen stammt jedenfalls von einer Werbung von Coca Cola: 1931 bemalte die Firma die Trucks welche die Limonade auslieferten mit einem Weihnachtsmann in den Coca Cola Farben. Er hat sich in den USA durchgesetzt und von den USA durch die Spielfilme auch bei uns. Santa Claus ist ein Paradebeispiel für den Einfluss Amerikas. Aus einem komplexen Gespann von Nikolaus und Knecht Ruprecht mit einem gewissen pädagogischen Anspruch wird eine Witzfigur die nicht mehr tut als "Ho Ho Ho" rufend Geschenke auszuliefern.
In Amerika läuft vieles anders als bei uns. Die Leute sind mobiler, ziehen öfters um, manche dank der Holzbauweise der Häuser sogar mit der Wohnung. Die Ausbildung an den Colleges ist allgemeiner und kürzer. Die akademische Ausbildung ist somit nicht so intensiv wie in Deutschland, aber in den USA haben auch Quereinsteiger Chancen für eine Einstellung, während bei uns ein vorzeigbarer Abschluss wichtiger ist als die tatsächlich vorhandenen Kenntnis. Auch die Tatsache, das dort viele zwei Jobs haben und ein Wechsel zwischen verschiedenen Berufen nichts außergewöhnliches ist, spricht dafür, dass das System in den USA anders ist. Allerdings sind die Bezahlungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch so schlecht, das viele die ohne zwei Jobs nicht leben können.
Nun schwappt dies auch zu uns rüber. Plötzlich werden Personen nach Kriterien bewertet, die vorher nicht eine so große Rolle spielten. Es geht nun nicht mehr um den Lebensstil, sondern um die Existenz. In Deutschland haben die meisten Menschen eine besonders enge Bindung zu ihrer Heimat, weitaus mehr als in Amerika. Innerhalb Deutschlands gibt es trotz zunehmender Anonymisierung gravierende Mentalitätsunterschiede, von den Dialekten gar nicht erst zu reden. Das wird jeder Norddeutsche bestätigen, der im Süden Deutschlands arbeitet. Anders als in Amerika muss man an einem Eigenheim fast ein halbes Leben lang abzahlen. Angesichts dessen mutet die immer wieder von den Unternehmen geforderte "Mobilität" befremdlich an. Sie behandelt Arbeiter und Angestellte wie in den USA: Als bewegliche Güter, die man feuern und einstellen kann. Sie bricht mit der Tradition der Bindung zwischen Arbeiter und Unternehmen die sich bei uns eingebürgert hat. Nicht umsonst heißt es ja nun auch "Human Ressources" - auch wieder ein Anglizismus der über eine menschenverachtende Einstellung in vielen Firmen hinwegtäuschen soll.
Noch schlimmer wird es wenn das in den USA verbreitete Urteil über den idealen Menschen Einzug hält. Ein besonders gut verdienender Berufsstand in den USA sind Psychiater. Gemäß dem Bild vom idealen Menschen hat natürlich fast jeder Schwächen, Macken, merkwürdige Angewohnheiten. Niemand ist so schön wie Barbie, hat den Verstand von Einstein und das Einfühlungsvermögen von Mutter Theresa. Aber das scheint sich dort noch nicht herumgesprochen zu haben und anstatt die Hälfte der Personen zu therapieren, sollte man sie akzeptieren wie sie sind. Nun hält dieses Bild auch bei uns Einzug. Die Rede ist dann von "persönlichen Defiziten". Hinter diesem Unwort verbirgt sich ein idealer Mitarbeiter und alles was Ihnen zu diesem idealen Mitarbeiter fehlt ist ihr "persönliches Defizit". Nach Untersuchungen sollen 50-70% der Bewerber solche haben. Schon alleine diese Zahl zeigt das hier doch etwas nicht stimmen kann, mehr als die Hälfte der Bevölkerung kann doch nicht so beschränkt sein. Doch dieses Ideal hat sich in den Firmen eingebürgert. Anstatt Menschen als solche zu akzeptieren, mit Ihnen so wie sie sind auszukommen oder nach einer geeigneten Tätigkeit zu suchen, wird aus dem Heer der Arbeitslosen der richtige herausgepickt.
In vielem haben sich allerdings Werte aus den USA zwar eingebürgert, aber nicht die dazugehörende Kultur. Wie in den USA ist es erwünscht wenn man den Job öfters wechselt um die Karriereleiter hinaufzuklettern. Das man aber wie in den USA jemand einstellt der zwar etwas beherrscht (z.B. seit Jahren selbst programmiert aber kein Diplom vorweisen kann) ist noch immer ausgeschlossen. Das ist auch die Misere der heutigen IT Branche, die so über Arbeitskräfte klagt. Sie warten auf fertig ausgebildete Spezialisten, die es nicht in genügender Zahl gibt, anstatt selbst auszubilden oder eine Anzahl von Hobbyisten die es ja heute in reichem Maße gibt einzustellen und denen die weiteren Kenntnisse anzueignen.
Die amerikanische Kultur ist sicher gut für Amerikaner, zu denen sie passt und das ist gut so. Es gibt nur ein Mittel: Nicht übernehmen. Ich bin nicht gezwungen alle Anglizismen nachzuäffen oder mir Fleischklopse zwischen Brötchen rein zuschieben. Der wirksamste Schutz gegen Unkulturen ist das konsequente Vermeiden dieser amerikanischen Untriebe (in Anlehnung an das Komitee für "unamerikanische Untriebe", welches in den fünfziger Jahren jeden verfolgte den jemand als Kommunist oder Sympathisant denunzierte).
Für die USA selbst kann man sich nur wünschen, das sie ihren Idealen selbst gerecht wird. Das bedeutet das sie sich als Weltpolizist verhält und nicht als Weltsheriff. Letzterer nimmt das Gesetz in die eigene Hand und ersterer hält sich daran. Die USA haben genügend wirtschaftliche Macht Demokratien und demokratischen Bewegungen überall in der Welt zu helfen und dabei kommen sicher stabilere und bessere Systeme heraus als beim bisherigen System das jeden unterstützt der gegen einen Feind der USA ist, egal wo dieser steht. Bei der Diskussion nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 habe ich vermisst, das es die USA waren die fanatische Moslems in Afghanistan gegen den Kampf gegen die UdSSR unterstützt haben, und nun nachdem diese gesiegt haben entdeckt man plötzlich das sie noch schlimmer als eine kommunistische Regierung sind. Das ist sicher der krasseste Einzelfall, doch betrachtet man die Regimes welche die USA nach 1945 unterstützt haben - welche davon waren demokratisch und welche konnten sich durch Unterstützung im eigenen Volk halten?
Für die deutsche Politik sehe ich schwarz. Bei allen Parteien - sogar den Grünen ist nur von "unseren amerikanischen Freunden" die Rede. Warum sind die Amerikaner meine Freunde? Die gängige Antwort ist, das sie uns 40 Jahre lang vor einem Angriff des Warschauer Paktes geschützt haben und weil sie Berlin 1948 mit Nahrung über die Luftbrücke versorgt haben. Doch so einfach ist es nicht. Nach dem zweiten Weltkrieg - in dem sich die Amerikaner nicht freundlicher als Russen benommen haben - kam es zur Teilung in dem beide deutsche Staaten besetzt wurden. Die Amis waren als Besatzungsmacht angekommen und sind erst nach den 2+4 Gesprächen und dem inoffiziellen Friedensvertrag abgezogen! Wer sich bei mir für 40 Jahre einnistet ist nicht mein Freund...
Bleibt noch die Luftbrücke und die Verteidigung. Die Luftbrücke war nicht die Idee der Amis, denen Berlin weitgehend egal war sondern von einem Diensthabenden General der auch die unmittelbaren psychologischen Folgen begriff die entstanden wenn die Sowjets damit durchkämen. In Ordnung: das war eine Leistung der Amis, aber dafür muss ich mich nicht 50 Jahre lang wie ein Lakai der Amis benehmen.
Wenn dann unisono von den "amerikanischen Freunden" die Rede ist, dann überkommt mich willkürlich die Frage welche Vorstellungen von Freundschaft unsere Politiker haben. Für mich ist das besondere an einem Freund, das ich eben nicht seiner Meinung sein muss, sondern er im Gegenteil auf meinen Rat hört oder meine Meinung akzeptiert. Guten Freunden kann man auch Dinge sagen, die man anderen nicht sagen kann und guten Freunden hilft man wenn sie auf dem Irrweg sind. Keines dieser Dinge finde ich im Verhältnis zu Amerika. Außerdem sind wir ja auch nicht immer Amerikas Freunde. Wenn wir zum Beispiel gegen einen Irakkrieg sind, dann spricht keiner in der US Regierung von seinen "german friends", dann werden wir mit Libyen und Kuba in einem Atemzug genannt. Es geht m Politik und in der Politik gibt es zeitweilige Allianzen, aber keine Freundschaft. Ich wünsche mir eine eigenständige Politik die deutsche Interessen vertritt und den USA zustimmt, wo es auch in unserem Interesse liegt aber sonst ihre eigenen Interessen vertritt. Doch solche Politiker mit Rückgrat sucht man heute vergeblich.
Noch ein Wort an alle die sich hierher verirrt haben und Amerika und seine Kultur lieben. Bevor sie mir nun eine Mail mit der Empfehlung schicken in die USA zu gehen oder dort Urlaub zu machen. Das hat wenig Sinn, denn ich habe schon genug von der kulturellen Invasion hier, da werde ich sicher nicht in die USA gehen. Interessant ist übrigens das man in Deutschland nicht Amerika kritisch sein darf, sondern "uneingeschränkt solidarisch" jeden Tag Onkel Sam beim Big-Mac mampfen loben muss. Warum sonst gibt es den Vorwurf den Antiamerikanismus? Ich kenne diese Verbindung von "Anti" und "land-ismus" nur bei Amerika. Es gibt keinen Antitürkeiismus oder Antiiranismus, obwohl sicherlich viele Leute hier kritisch gegenüber einigen Dingen in diesen Ländern sind, vielleicht sogar mehr als kritisch gegenüber Amerika sind. Warum habe ich niemals von einem "Proamerikanismus" gehört. Ganz einfach: In der Vorstellungswelt unserer Politiker kann man nichts verwerfliches tun, wenn man für Amerika ist, egal ob diese mal einen Krieg anzetteln machen oder das Kyoto Protokoll brechen. Wenn man aber gegen Amerika ist, ist man "antiamerikanistisch"!
Wenn Sie die USA mögen und wenn Sie das tun so ist es in Ordnung. Wenn man allerdings mit amerikanischer (Un)Kultur konfrontiert wird. Wenn es das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben dominiert, so das man sich nicht entziehen kann, dann ist dies ein Zwang gegen den ich mich wehre. Wäre es nicht die USA, sondern z.B. islamische Kultur - würden Unternehmen von ihren Mitarbeitern verlangen das sie fünfmal am Tag nach Osten beten oder das Frauen in Shador herumlaufen, sofort gäbe es einen Sturm der Entrüstung. Aber die USA haben leider bei vielen noch den Rang eines Vorbildes. Und an diesem Bild soll dieser Artikel etwas kratzen...
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