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Die Rockot und Strela

RockotDie Abrüstungsverhandlungen zwischen der GUS und den USA haben seit Ende der achtziger Jahre sehr viele Raketen auf beiden Seiten freigesetzt. Diese werden nun zumindest zum Teil als Raumfahrtträger eingesetzt (Zum Teil deswegen, weil es so viele sind, alleine die USA verfügten über 1000 Minuteman Raketen!, die meisten werden verschrottet). Es gibt allerdings zwei unterschiedliche Ansätze in Ost und West. In den USA werden vor allem die Stufen in neuen Raketen verwendet (Taurus, Athena), seltener ganze Raketen (Minotaur). In Russland wird die ganze Rakete verwendet und dann eventuell um eine Oberstufe ergänzt.

Wie schon zu Beginn des Weltraumzeitalters sind die Sowjets im Vorteil: Ihre Raketen sind größer. Amerikanische Interkontinentalraketen wiegen zwischen 30 und 65 t, russische zwischen 100 und 250 t. Damit sind größere Nutzlasten möglich. Um den Einsatz und westliche Nutzlasten bewerben sich mehrere Raketen. In diesem Artikel werden nur die aufgeführt die schon einen Start hinter sich haben.

Die Rockot wird auch als Rockot, Eurockot und Eurokot bezeichnet. Analog gibt es für die Oberstufe Breeze die Synonyme Bris und Briz. Dies hat neben verschiedenen Benennungen wohl auch den Grund in der jeweiligen Übersetzung ins englische oder Deutsche (Für Amerikaner ist "Rockot" besser auszusprechen als "Rokot" und "Breeze" besser "Bris". In dem offiziellen Users Guide der Firma Eurockot heißt die Rakete "Rockot" und die Oberstufe "Breeze". Daher wird diese Bezeichnung durchgängig verwendet. Die Bezeichnung geht auf die englische Schreibweise des russischen Wortes "Pokot" zurück, welcher für Donner steht.

Rockot

RockotHinter der Rockot - einer umgebauten SS-19 - steht ein westlicher Partner: Die DASA. (Heute EADS Space). Sie hält 51 % an dem gemeinschaftlichen Unternehmen Eurockot. Die anderen 51 Prozent werden vom Hersteller der Rockot, Khrunichev gehalten. Da EADS der Mehrheitsaktionär an dem Unternehmen ist gilt für Verträge deutsches Recht und es gibt keine Probleme mit den COCOM Bestimmungen, welche den Start bei rein russischen Unternehmen erschweren würden. EADS hat etwa 40 Millionen Euro in die Rockot investiert.

Die Interkontinentalrakete SS-19 wurde ab 1989 zur Trägerrakete Rockot. Im Jahre 1990+1991 fanden zwei suborbitale Testflüge statt, 1994 der erste orbitale Einsatz. Am 23.3.1995 wurde Eurockot als Vermarktungsgesellschaft gegründet. Danach verzögerte sich der operationelle Einsatz zuerst weil die Finanzierung nicht vollständig gesichert war. So verzögerte sich der geplante Erststart mit einer westlichen Nutzlast von 1997 auf 2000. Es gibt vor allem Aufträge seitens der ESA und europäischer Länder. So starteten die deutschen Satelliten Grace mit einer Rockot. Ein Start ist 18 Monate nach einer Vertragsunterzeichnung möglich. Maximal 12 Einsätze pro Jahr sind möglich.

Die SS-19 (NATO Codename "Stiletto") wurde als Rakete von 1970-1973 entwickelt und die ersten Muster 1974 in Dienst gestellt. Die russische Bezeichnung lautet Ur100N oder RS-18. Es gab insgesamt 3 Entwicklungslinien, die letzte Entwicklungslinie wurde 1979 abgeschlossen Bis zum Jahre 1987 wurden 360 Raketen gebaut. Danach wurde die SS-19 sukzessive durch neuere Raketen wie die SS-24 ersetzt. Heute verfügt Russland noch über 170 Raketen. Die Ausmusterung der letzten, 1974 aufgestellten Modelle soll im Jahre 2005 erfolgen. Die russische Bezeichnung der Rakete ist RS-18 oder UR-100N.

Wie bei den anderen neuen russischen Trägerraketen, wurden die Raketen frei, nachdem Russland nach der Unterzeichnung des START-1 Vertrages seine Raketen weitgehend abbauen muss. Von den nicht verschrotteten Raketen stehen 45 SS-19 für Weltraumeinsätze zur Verfügung. Über 15 Raketen verfügt Eurockot direkt. Die Firma rechnet damit, dass im Zuge der Ausmusterung der SS-19 insgesamt 160 Raketen als Weltraumträger zur Verfügung stehen. Die Raketen wurden für die Langzeitstationierung in Silos entworfen und sollen mindestens bis zum Jahr 2014 startfähig bleiben.

Für die Rockot wurde eine besondere Oberstufe Breeze K (je nach Sprachgebrauch auch Bris / Briz genannt), entwickelt um mit dieser Rakete in einem Ernstfall schnell kleine Kommunikationssatelliten zu starten. So ist die Rockot prädestiniert als Raumfahrtträger. Sie verfügt über eine hohe Nutzlast von 1950 kg. Die Oberstufe Briz wird mit größeren Tanks auch in der Proton verwendet. Bei den Raumsonden Phobos 1+2 und Mars 96 ist das Triebwerk der Briz schon eingesetzt worden. Aus dem Tranktorblock dieser Raumsonden wurde die Briz Oberstufe entwickelt.

Die Rockot wurde als SS-19 (erste zwei Stufen) 144 mal im Flug getestet, davon waren 141 Flüge erfolgreich - durchgehend die letzten 80 der letzten 15 Jahre. Die Oberstufe Briz KM ist eine neue Variante der Briz K die schon getestet wurde, und ebenso die Nutzlastverkleidung. Ein Start kann in 23 Tagen vorbereitet werden. 15 Rockot stehen als umgerüstete Exemplare zur Verfügung. Sie werden ohne Treibstoff in ihren Transportcontainern in Stickstoffatmosphäre gelagert. Mehr als 10 Starts pro Jahr sind möglich. Der anvisierte Markt ist der von kleinen Kommunikationssatelliten und Erdbeobachtungssatelliten in 300 bis 1500 km Höhe. Beim Start am 30.6.2003 setzte die Rakete 8 Satelliten auf einmal aus. Das ermöglicht auch den kostengünstigen Transport von kleineren Satelliten die sonst auf einer Pegasus gestartet werden würden.

Die SS-19 besitzt 2 Stufen. Beide verwenden die lagerfähige Treibstoffkombination unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH). In beiden Stufen wird der Tankdruck durch ein Heißgassystem aufrechtgehalten. Beide Stufe besitzen auch einen durchgängigen Tank mit einem Trennboden zwischen Oxydator und Brennstoff.

Die Startmasse beträgt 107.2 t bei einer Länge von 29.2 m und einem durchgängigen Durchmesser von 2.5 m. Die ersten drei Flüge der Rockot setzten die Vorgängerversion Breeze K ein. Die KM Version hat eine etwas verstärkte Struktur und wurde umgerüstet für einen Adapter mit dem mehrere Nutzlasten in einer Mission befördert und ausgesetzt werden können. (Durch die mehrfache Zündbarkeit der Stufe sogar auf unterschiedlichen Bahnen).

Die erste Stufe

Die erste Stufe verwendet 4 Triebwerke des Typs RD-0233/0234. Anders als frühere Konstruktionen hat jedes Triebwerk eine eigene Turbopumpe und einen Gasgenerator. Sie sind kardanisch schwenkbar und ermöglichen dadurch Kurskorrekturen. Der Schub jedes Triebwerks beträgt 470 kN am Boden und 520 kN im Vakuum. Die Triebwerke arbeiten nach dem Hauptstromprinzip, d.h. die Verbrennungsabgase werden in die Brennkammer eingespritzt und erhöhen die Treibstoffausbeute. Im Westen wird diese Technologie nur bei Triebwerken mit Wasserstoff und Sauerstoff eingesetzt. Der Treibstoff befindet sich in einem Tank mit einem gemeinsamen Zwischenboden. Dies reduziert dessen Leermasse.

Die erste Stufe hat eine Länge von 17.2 m bei einem Durchmesser von 2.5 m. Sie enthält auch 4 Retroraketen, welche zur Stufentrennung gezündet werden. Nach ihrem Ausbrennen wird die erste Stufe durch Sprengschnüre zerstört. Die Stufe brennt nur 121 Sekunden lang. Durch den hohen Startschub startet die Rockot mit 1.8 g Beschleunigung. Dies steigert sich auf 7.2 g vor Brennschluss. Dies sind relativ hohe Belastungen für eine Rakete mit flüssigen Treibstoffen. Bei anderen Raketen dieser Bauweise liegt der Spitzenwert meist unter 5 g.

Die zweite Stufe

Rockot StartDie zweite Stufe hat eine Länge von 3,9 m bei einem Durchmesser von 2.5 m. Die zweite Stufe verwendet ein einzelnes Triebwerk des Typs RD-235 und vier Vernierdüsen vom Typ RD-206. Das Triebwerk RD-235 ist fest eingebaut und nicht schwenkbar. Es verfügt über einen Schub von 240 kN im Vakuum. Kurskorrekturen erfolgen durch die Verniertriebwerke. Die Stufentrennung erfolgt heiß, das heißt während des Betriebs der ersten Stufe wird die zweite Stufe gezündet. Zuerst nur die vier Verniertriebwerke Sie stabilisieren die zweite Stufe, dann zünden die Retroraketen und zuletzt das Haupttriebwerk der zweiten Stufe. Mit Ausnahme der Vernierdüsen arbeitet das RD-0235 nach dem Hauptstromverfahren. Die vier Verniertriebwerke von jeweils 15.76 kN Schub haben 4 in jeweils einer Richtung schwenkbare Düsen und hängen an einer gemeinsamen Turbopumpe. Durch die Zündung vor dem Haupttriebwerk brennen Sie 17 Sekunden länger als dieses. Der spezifische Impuls der Vernierdüsen beträgt 2873 m/s. Wie bei der ersten Stufe gibt es nur einen Tank für die Treibstoffe, der durch einen Zwischenboden in einen UDMH und NTO Teil unterteilt ist.

Die Oberstufe Breeze

Das Triebwerk S5.92 wurde im Jahre 1978 entwickelt um zum ein sehr leistungsfähiges Triebwerk für verschiedene Oberstufen wie auch Antriebe von Planetensonden zu haben. Es wurde zum Beispiel bei den Raumsonden Venera 15+16, Phobos 1+2 und Mars 96 eingesetzt. Neben der Stufe Breeze-KM wird es auch in der Stufe Breeze-M der Proton und der Oberstufe Fregat der Sojus eingesetzt. Der Schub ist wählbar zwischen 14 und 19.6 kN. Bei 19.6 kN Schub beträgt das Mischungsverhältnis NTO:UDMH 1.95-20.5, bei 14 kN liegt es mit 2.0-2.1 etwas höher. Der Brennkammerdruck wird dazu von 98 auf 68.5 Bar reduziert. Der spezifische Impuls ist bei beiden Betriebsarten fast gleich groß 3100 m/s bei 14 kN Schub und 3207 m/s bei 19.6 kN Schub. Auch der Schub der Steuerdüsen sinkt dann auf 186 N ab, wenn der Schub des Haupttriebwerks sinkt. Der Niedrigschubmodus wird vor allem eingesetzt wenn eine Bahn mit sehr hoher Genauigkeit erreicht werden muss.

Angetrieben wird das S5.92 mit einer einzelnen Turbopumpe welche die Treibstoffe fördert. Die Umdrehungszahl beträgt 43.000 UPM bei 14 kN Schub und 58000 UPM bei 19.6 KN Schub. Dies entspricht einem Fluss von 4.43 / 6.12 kg Treibstoff pro Sekunde. Ausgelegt ist das S5.92 für eine maximale Brenndauer von 2000 Sekunden. Für ein Triebwerk dieser Schubkategorie ist die Masse von S5.92 sehr gering. Sie beträgt lediglich 37.5 kg bei einem maximalen Durchmesser von 0.838 m und einer Länge von 1.028 m. Entwickelt wurde die Breeze K von 1990-1994.

Die Oberstufe Breeze ist technisch sehr modern, erlaubt bis zu 8 Zündungen mit Freiflugzeiten von maximal 5 Stunden. Mit dieser Oberstufe wären auch kleine Nutzlasten in GTO oder MEO Orbits zu transportieren. Ebenso ist das Aussetzen mehrerer Satelliten auf unterschiedliche Bahnen möglich. Dies wurde beim fünften Start auf demonstriert als 9 Satelliten auf verschiedenen Bahnen ausgesetzt wurden. Die Oberstufe Breeze KM wurde aus der Oberstufe Breeze K entwickelt, die bei den ersten 3 Flügen der Rockot eingesetzt wurde. Sie ist etwas flacher als die Breeze K und verfügt über eine neue Steuerung die auch einen Smart-Dispenser für mehrere Satelliten beinhaltet. Die Steuerung der Breeze KM steuert auch den Flug der unteren Stufen. Dies ist bei sowjetischen Raketen ungewöhnlich. Dort behält man meist die Steuerung der Interkontinentalrakete für die unteren Stufen und stattet die Oberstufe mit einer eigenen Steuerung aus. Die Steuerung der Breeze KM hat eine eigene Inertialplattform. Die Rakete ist völlig unabhängig vom Boden. Daten werden über 3 Telemetriekanäle zum Boden gesandt. Die Breeze KM erlaubt auch etwas längere Freiflugzeiten von bis zu 7 Stunden und hat eine etwas geringere Leermasse. Die Breeze KM besteht aus 3 Sektionen: Dem Zwischenstufenteil, dem Antriebsteil und dem hermetisch abgeschlossenen Instrumententeil. Die Änderungen gegenüber der Breeze K waren ein flacherer Antriebsteil und eine veränderte Instrumentensektion.

Der Bordcomputer ist dreifach redundant und verfügt über ein Voting System - In periodischen Intervallen synchronisieren die Rechner sich und vergleichen ihre Rechenergebnisse. Weicht einer der beiden Rechner ab, so wird er von den anderen beiden überstimmt. Telemetrie wird über zwei unabhängige Kanäle zur Erde gesandt. Dazu gibt es Sender und Empfänger um die Bahn der Rakete zu verfolgen. Bandrekorder können Daten zwischenspeichern. Die Rakete ist nach dem Start völlig autonom. Die Stromversorgung erfolgt über bis zu 3 Silber/Zinkbatterien.

Breeze-KMDas Triebwerk S5.98 wird ebenfalls von der Kombination Stickstofftetroxid / UDMH angetrieben. Auch diese befinden sich in einem gemeinsamen Tank mit einem Zwischenboden. Maximal 3300 kg NTO und 1665 kg UDMH können mitgeführt werden. Die Lage im Raum, die Kontrolle der Rollachse und die Stabilisierung von Freiflugphasen wird durch 12 kleine Vernierdüsen mit dem Erzeugniscode 17D58E mit Schüben von 13 N geregelt. Für kleine Kurskorrekturen gibt es 4 größere Verniertriebwerke vom Typ 11D458 von je 400 N Schub. Sie dienen auch der Steuerung in der X und Y Achse.

Die Vernierdüsen verfügen über einen eigenen Treibstoffvorrat unabhängig vom Haupttriebwerk. Die Brenndauer der Vernierdüsen beträgt minimal 1 Sekunde, maximal 1000 Sekunden. Für den Transport in Orbits unter 400 km Höhe reicht eine Zündung der Breeze, darüber hinaus werden zwei Zündsequenzen benötigt.

Aufgrund des günstiges und der größeren Nutzlast Preises wäre die Rockot ein vitaler Gegner für die amerikanischen Raketen Athena und Taurus . Sie wurde allerdings erst operationell als die Zahl der Kleinsatellitenstarts abnahm. Sie hat allerdings in den letzten Jahren von allen neu eingeführten russischen Raketen die meisten Starts absolviert.

  Breeze K Breeze KM
Startmasse 6475 kg 6575 kg
Leermasse 1485 kg 1600  kg
Triebwerk S5.92 S.5.98

Nutzlastverkleidung

Die Nutzlastverkleidung hat eine leicht elliptische Form von 2.5 x 2.62 m Durchmesser und besteht aus zwei Hälften. Sie besteht aus einem Aluminiumkern in Honigwabenbauweise, auf den die eigentliche Verkleidung aus kohlefaserverstärkten Kunststoffen aufgebracht ist. Diese haben eine sehr gute Eigenschaft: Sie absorbieren sehr gut den akustischen Lärm, der beim Start entsteht. Die Nutzlastverkleidung hat 7.8 m Länge und ein eine nutzbare Höhe von 5.9 m. Sie umgibt auch die Oberstufe Breeze KM. Sie wird abgesprengt wenn die thermische Belastung 1135 W/m² unterschreitet, nominell ist dies nach 178 Sekunden der Fall.

Startanlagen

Für die Rockot gibt es eine Startrampe in Plesetsk. Sie wurde von einer Startrampe für die Kosmos Trägerrakete für die Rockot umgerüstet. Aufgrund der hohen geografischen Lage erlaubt diese nur Starts mit mehr als 65 Grad Inklination. Da die Rockot sich von ihrer Nutzlast aber vor allem für mittelgroße Wetter und Erderkundungssatelliten eignet ist dies kein Nachteil. Starts von Baikonur aus (erreichbare Inklinationen von 50 Grad) werden derzeit untersucht. Da die meisten Nutzlasten in sonnensynchrone Orbits gehen (mit Bahnneigungen über 90 Grad) ist der nördliche Startplatz kein Nachteil. Um die weitgehende Komptabilität zur SS-19 zu behalten wird der Start aus einem Transportcontainer beibehalten, der auch bei Pletstek durchgeführt wird.

Orbits unter 400 km Höhe werden mit einer Zündung der Breeze KM erreicht, bei höheren Orbits gibt es eine Freiflugphase von etwa einer Stunde, nach der die Stufe die Bahn zirkularisiert. Ungewöhnlich bei russischen Trägern ist die sich daran anschließende dritte Zündung der Breeze KM, die mit dem verbliebenen Resttreibstoff die Bahn soweit absenkt wie möglich, dass die Stufe möglichst bald wieder verglüht und so die Bildung von Weltraummüll vermieden wird. Die Genauigkeit mit der eine Bahn erreicht wird gibt Eurockot mit 1.5 % der Bahnhöhe an.

Das Auftragspolster der Rockot ist relativ gut gefüllt, da durch den westlichen Partner es vergleichsweise einfach ist die Rakete im Westen zu vermarkten. Nach dem Start der deutschen Satelliten Grace (Doppelstart) stehen nun zwei Starts mit ESA Nutzlasten (Cryosat 2 und GOCE) an. Zwei weitere Starts erfolgen für Korea und Japan.

Der Start von Cryosat misslang am 8.10.2005, weil die zweite Stufe nicht wie vorgesehen abschaltete, sondern ihren gesamten Treibstoff verbrauchte. Als Folge kam es nicht zur Stufentrennung von zweiter Stufe und Breeze und die Rakete stürzte mitsamt ihrer 140 Millionen Euro teuren Nutzlast in die russische See, 100 km von der Küste entfernt. Ursache soll ein elektronsicher Fehler sein, der verhinderte, dass das Abschaltsignal zur zweiten Stufe gelangte. Der Start eines Nachbaus, Cryosat 2, gelang dagegen 2009. Was blieb war das die Rockot von allen neuen russischen Trägern die höchste Quote an Fehlstarts hat.

Geplante Erweiterungen der Rockot ist eine verbesserte Breeze Oberstufe, die Breeze KS. Sie soll es erlauben 2 t in einen polaren Orbit von 600-700 km Höhe abzusetzen. Dadurch kann man die Nutzlast der Rockot besser ausnutzen.

Ursprünglich war geplant dass die Vega die Rockot bei ESA Nutzlasten ersetzen soll. Die verzögerte Indienststellung, die sich um 3-4 Jahre verzögerte führte dazu, dass die Rockot trotzdem noch weitere Startaufträge erhielt. Sie ist allerdings in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Auch Russland suchte nach einem Ersatz, diesmal aber wegen der Unabhängigkeit. Nach dem Beginn der Ukrainekrise verkündete im August 2014 Roskosmos die Rockot 2016 auszumustern um nicht von "ausländischen Teilen" abhängig zu sein. Vier starts (drei 2015, einer 2016) seien noch geplant, danach würde man die Sojus 2 (wahrscheinlich die Version Sojus 2-1v) und die Angara einsetzen.

Rokot / Eurokot

Rockot

Erststart 20.12.1990, letzter Start 23.5.2014
22 Starts, 3 Fehlstarts
Nutzlast:
1950 kg in einen 65 Grad geneigten 400 km Orbit
1200 kg in einen 100 Grad geneigten 400 km hohen SSO Orbit
Startpreis 13.5 Mill. USD
Höhe 22.5 m, Startmasse 107 t.

Stufe 1:
Vollmasse: 86.689 kg
Leermasse: 5.695 kg
4 Triebwerke RD-0233 mit N2O4 / UDMH
Schub: 1870 kN Boden / 2070 kN Vakuum
Brennzeit: 121 sec
spezifischer Impuls: 2794 m/s (Meereshöhe)
spezifischer Impuls: 3040 m/s (Vakuum)
Länge: 17.2 m
Durchmesser: 2.5 m

Stufe 2:
Vollmasse: 15.481 kg
Leermasse: 1.485 kg
1 Triebwerke RD-0235 mit N2O4 / UDMH + 2 Steuerdüsen
Schub: 240 kN Vakuum
Brennzeit: 183 sec
spezifischer Impuls: 3138 m/s (Vakuum)
Länge: 3,9 m
Durchmesser: 2.5 m

Stufe 3: Breeze KM
Vollmasse: 6.565 kg
Leermasse: 1.600 kg
1 Triebwerk S5.92 mit N2O4 / UDMH
20 kN Schub über 800 - max. 1000 sec.
Spezifischer Impuls: 3192 m/s
Länge: 2.9 m
Durchmesser: 2.5 m

Nutzlasthülle
Länge: 7.8 m
Durchmesser: 2.6 m
Sie schließt die Oberstufe Breeze mit ein.

Quelle : Rockot User Guide Sektion Launch Vehicle Description

Die Strela

Eurockot ist nicht der einzige Anbieter der SS-19. Die Firma welche die SS-19 (UR-100N UTTH (RS-18B)) entwickelte, NPO Mashinostroenie bietet die RS-18 unter der Bezeichnung "Strela" ebenfalls an. Hier fand sich kein westlicher Kooperationspartner, so dass man die Strela vor allem der russischen Regierung anbot. Die Strela ist eine weitgehend unveränderte RS-18. Als dritte Stufe fungiert hier der MIRV Bus der Interkontinentalrakete, der die Aufgabe hat die Atomsprengkopfe auf verschiedene Bahnen zu lenken. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Strela bringt die Nutzlast ohne dritte Stufe auf eine suborbitale Bahn, deren nächster Punkt auf der Erdoberfläche wird und deren erdfernster Punkt in der gewünschten Höhe liegt. Ein integrierter Antrieb im Satellit muss dann nach einem halben umlauf die Bahn zirkularisieren. Oder der MIRV Bus übernimmt diese Aufgabe. Dies dürfte für kommerzielle Einsätze immer der Fall sein.

Der MIRV Bus wiegt nur 1100 kg (Stufe Bris : 6525 kg) und hat eine hohe Leermasse von 725 kg, zudem ist der spezifische Impuls des monergolen Treibstoffs Hydrazin geringer. Durch den geringen Schub kann eine Bahn sehr genau erreicht werden. Die Abweichung in der Bahnhöhe liegt bei maximal 5 km und in der Inklination bei maximal 0.05 Grad.

StrelaSo ist die Nutzlast der Strela kleiner als die der Rockot. Sie liegt bei 1600 kg in eine 200 km hohe Bahn und 1100 kg in einen 400 km hohen sonnensynchronen Orbit. Die Startmasse beträgt 103.4 t und die Länge 24.3 m. Bislang absolvierte die Rakete nur einen Start am 20.12.2003 mit einer 984 kg schweren Testnutzlast in einen 405 × 643 km hohen, 65 Grad geneigten Orbit. Anders als die Rockot startet die Strela von unterirdischen Silos in Baikonur aus und kann so auch Erdorbits mit niedrigeren Inklinationen (50.5 Grad) erreichen. Bahnneigungen von 51, 62, 90 und 99 Grad sind durch die Flugkorridore möglich. Bahnhöhen von 200-2000 km sind möglich. Es ist jedoch auch ein Start von einer Rampe aus in Swobodny ab 2006 geplant.

Neben der geringeren Nutzlast hat die Strela noch zwei weitere Nachteile. Der erste ist, dass ohne die große Nutzlastverkleidung der Platz für kommerzielle Nutzlasten recht beschränkt ist. Es gibt zwei Verkleidungen. Die ursprüngliche der SS-19 mit einem halbkugelförmigen Ende. Sie hat eine Länge von 3.5 m und einen Durchmesser von 2.4 m. Sie kann Nutzlasten von maximal 2.2 m Durchmesser und 2.88 m Höhe aufnehmen. Die zweite Nutzlastspitze läuft spitzkegelig zu und 6.71 m lang, aber der Durchmesser ist mit 1.75 m Durchmesser geringer. Hier können Nutzlasten von maximal 1.55 m Durchmesser und 5.0 m Höhe transportiert werden. Die Strela hat mit 2.50 m den gleichen Durchmesser wie die Rocket, ist aber mit 28.27 m Länge und 103.4 t Startmasse etwas kleiner und leichter.

Schließlich wurde die RS-18 für den Transport kleiner Atomsprengköpfe entwickelt. Der Start aus einem Container oder Silo verursacht in den ersten Sekunden nach dem Start zudem einen sehr hohen Schallpegel durch die Reflexionen an den Wänden. Auf derartige Schallpegel sind westliche Nutzlasten normalerweise nicht ausgelegt. Dafür soll der Start einer der preiswertesten sein. Zahlen von 8.5 Millionen USD pro Start werden genannt. Wenn dies korrekt ist, so ist dies wirklich ein Spottpreis und noch um einiges preiswerter als die Rockot.

Die Stufentrennung zwischen erster und zweiter Stufe findet 126.1 s nach dem Start in 70 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von 3555 m/s statt. Die Nutzlastverkleidung wird nach 164.25 s in einer Höhe von 114 km bei einer Geschwindigkeit von 3992 m/s abgeworfen. Die zweite Stufe ist in 240 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von 7275 m/s nach 309.1 s ausgebrannt. Dies ist eine suborbitale Bahn, deren niedrigster Punkt auf der Erdoberfläche liegt. Danach findet eine Freiflugphase statt bis die Nutzlast die Sollhöhe erreicht hat. Nach 1575 s wird in einer Höhe von 694 km bei einer Geschwindigkeit von 6894 m/s der MIRV Bus gezündet wird. Er bringt die restliche Geschwindigkeit auf und hebt den erdnächsten Punkt an. Nach 1760 s ist dies in 1000 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von 7371 m/s geschehen.

Bisher gab es nur zwei Starts wobei der zweite erst ein Jahrzehnt nach dem ersten erfolgte.

Strela

Strela

Erststart 5.12.2003, letzter Start 27.6.2013
2 Starts, kein Fehlstart
Nutzlast:
1600 kg in einen 65 Grad geneigten 400 km Orbit
1100 kg in einen 100 Grad geneigten 400 km hohen SSO Orbit
Höhe 24.3 m, Startmasse 103.4 t.

Stufe 1:
Vollmasse: 86.689 kg
Leermasse: 5.695 kg
4 Triebwerke RD-0233 mit N2O4 / UDMH
Schub: 1870 kN Boden / 2070 kN Vakuum
Brennzeit: 126.1 sec
spezifischer Impuls: 2794 m/s (Meereshöhe)
spezifischer Impuls: 3040 m/s (Vakuum)
Länge: 17.2 m
Durchmesser: 2.5 m

Stufe 2:
Vollmasse: 15.481 kg
Leermasse: 1.485 kg
1 Triebwerke RD-0235 mit N2O4 / UDMH + 2 Steuerdüsen
Schub: 240 kN Vakuum
Brennzeit: 183 sec
spezifischer Impuls: 3138 m/s (Vakuum)
Länge: 3,9 m
Durchmesser: 2.5 m

Stufe 3:

Vollmasse 1100 kg, Leermasse 725 kg
1 Triebwerk RD-237 mit N2O4 / UDMH
4.9 kN Schub über 150 sec.
Spezifischer Impuls 1962 m/s
Länge 0.5 m, Durchmesser 2.5 m

Bücher des Autors über Trägerraketen

Wie man an dem Umfang der Website sieht, sind Trägerraketen eines meiner Hauptinteressen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Büchern von mir, auch weil ich in den letzten Jahren aufgrund neuer Träger oder weiterer Informationen über alte Projekte die Bücher neu aufgelegt habe. Sie finden eine Gesamtübersicht aller Bücher von mir bei Amazon und hier beim Verlag.

Ich beschränke mich in diesem Abschnitt auf die aktuellen Werke. Für die in Europa entwickelten Trägerraketen gibt es von mir zwei Werke:

Europäische Trägerraketen 1 behandelt die Vergangenheit (also bei Drucklegung): Das sind die nationalen Raketen Diamant, OTRAG und Black Arrow und die europäischen Träger Ariane 1 bis 4 und Europarakete.

Europäische Trägerraketen 2 behandelt die zur Drucklegung 2015 aktuellen Träger: Ariane 5, Vega und die damaligen Pläne für Vega C und Ariane 6.

Wer sich nur für einen der in den beiden besprochenen Träger interessiert, findet auch jeweils eine Monografie, die inhaltlich identisch mit dem Kapitel in den Sammelbänden ist, nur eben als Auskopplung.

Weiter gehend, alle Raketen die es weltweit gibt, behandelnd, gehen zwei Bände:

US-Trägerraketen

und

Internationale Trägerraketen (im Sinne von allen anderen Raketen weltweit)

Auch hier habe ich 2023 begonnen, die Bände aufzusplitten, einfach weil der Umfang für eine Aktualisierung sonst weder handelbar wäre bzw. an die Seitengrenze stößt, die der Verlag setzt. Ich habe auch bei den Einzelbänden nochmals recherchiert und den Umfang erweitert. Bisher sind erschienen:

US Trägerraketen 1 mit den frühen, kleinen Trägern (Vanguard, Juno, Scout)

US Trägerraketen 2 mit der Titan-Familie

2023 wird noch die erste Auskopplung aus den internationalen Raketen über russische Träger erscheinen. Nach und nach werden alle Raketen dann in einzelnen Monografien geordnet nach Trägerfamilien oder Nationen dann aktualisiert auf den aktuellen Stand, so besprochen.

Für die Saturns gibt es noch einen Sonderband, den ersten in der Reihe über das Apolloprogramm.

Alle bisherigen Bücher sind gerichtet an Leute, die wie ich sich nicht mit oberflächlichen Informationen oder Zusammenfassung der Wikipedia zufriedengeben. Wenn sie sich nicht für Technik interessieren, sondern nette Anekdoten hören wollen, dann sind die bisherigen Bücher nichts für Sie. Für dieses Publikum gibt es das Buch „Fotosafari durch den Raketenwald“ bei dem jeder Träger genau eine Doppelseite mit einem Foto und einer Beschreibung hat. (Also etwa ein Zehntel der Seitenzahl auf den ich ihn bei den beiden obigen Bänden abhandelte). Das Buch ist anders als die anderen Bände in Farbe. Ab und an macht BOD als Print on Demand Dienstleister Mist und verschickt es nur in Schwarz-Weiß, bitte reklamieren sie dann, ich als Autor kann dies nicht beeinflussen.

Als Autor würde ich mich freuen, wenn sie direkt beim Verlag bestellen, da ich da eine etwas größere Marge erhalte. Dank Buchpreisbindung und kostenlosem Versand ist das genauso teuer wie bei Amazon, Libri und iTunes oder im Buchhandel. Über eine ehrliche Kritik würde ich mich freuen.

Alle Bücher sind auch als E-Book erschienen, üblicherweise zu 2/3 des Preises der Printausgabe – ich würde sie gerne billiger anbieten, doch da der Gesetzgeber E-Books mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, Bücher aber mit nur 7 Prozent, geht das leider nicht. Ein Vorteil der E-Books - neben dem einfacher recherchierbaren Text ist, das alle Abbildungen, die im Originalmanuskript in Farbe, sind auch in Farbe sind, während ich sonst - um Druckkosten zu sparen - meist auf Farbe verzichte. Sie brauchen einen pdf-fähigen Reader um die Bücher zu lesen. Sofern der Verlag nicht weiter für bestimmte Geräte (Kindle) konvertiert ist das Standardformat der E-Books ein DRM-geschütztes PDF.

Mehr über meine Bücher finden sie auf der Website Raumfahrtbuecher.de und eine Liste aller Veröffentlichungen findet sich auch bei meinem Wikipediaeintrag.

 

Artikel zuletzt aktualisiert: 29.8.2014


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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