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Wünsche rund ums Teleskop

Ein grundsätzliches Problem das jeder hat, wenn er ein völlig neues Gerät - in diesem Fall ein Fernrohr - kauft ist das nicht abschätzen kann, was für ihn wichtig und was vielleicht unwichtig ist. Diesem soll dieser Artikel Abhilfe geben.

Die Montierung

Refelketor auf guter MontierungDie Montierung ist wohl das vom Laien am meisten unterschätzte Teil des Teleskops. Eine Montierung ist mindestens genauso wichtig wie die Optik. Das beste Teleskop nutzt nichts auf einer schlechten Montierung die wackelig ist, schwer nachzuführen oder empfindlich gegen Erschütterungen. Dies ist auch ein Punkt in dem sich Teleskope von Markenherstellern und aus dem Fachhandel von Kaufhaus Fernrohren unterscheiden.

Jedes größere Teleskop sollte eine parallaktische Montierung haben. Das ist eine Montierung mit Achsen die nicht senkrecht aufeinander stehen sondern vom Benutzer auf die geographische Breite ausgerichtet werden. Dafür ist ein solches Teleskop mit einer Achse der Bewegung von Objekten nachzuführen, anstatt mit zweien bei einer azimutalen Montierung. (Da sich die Erde in 24 Stunden um ihre Achse dreht bewegt sich auch der Himmel, bei 200 facher Vergrößerung ist ein Stern ohne Nachführung in ca. 1 Minute durch das Gesichtsfeld gelaufen).

Es gibt nur zwei Ausnahmen dieser Regel - Erstens sie machen Erdbeobachtung - dann haben sie meistens ein Spektiv und kein Fernrohr. Und zweitens Dobsons. Dobsons sind Newton Fernrohre bei denen an allem gespart wurde um viel Öffnung für wenig Geld zu bekommen. Ein Dobson hat daher eine azimutale Montierung. Da diese Teleskope für Deep-Sky Objekte eingesetzt werden und man daher nicht zu hohe Vergrößerungen nutzt ist dies aber noch tragbar.

Auch für ein Teleskop gibt es innerhalb eines Herstellers oft verschiedene Montierungen. Diese unterscheiden sich in Stabilität, Tragkraft (wenn man z.B. Zubehör wie Kameras oder Leitfernrohre dazu montiert), sowie der Möglichkeit Motoren für Nachführung anzuschließen und der Langzeitgenauigkeit dieser Motoren. Für eine gute Montierung können sie locker mehr als für die Optik selbst ausgeben.

Die Montierungen von Kaufhoffernrohren sind auch deren Schwachpunkt. Hier ist der Punkt an dem am meisten gespart wird. Findige Bastler können hier etwas machen, doch der normale Amateur muss sich fragen was ihm wichtiger ist - eine brauchbare Optik auf einer schlechten Montierung zu einem günstigen Preis oder eine gute Optik auf einer guten Montierung zu einem deutlich höheren Preis. Bei manchen Marken wo man Optik und Montierung auch getrennt kaufen kann, gibt es die Lösung nur die Optik selbst zu kaufen und eine Markenmontierung zu wählen oder eine bessere Montierung derselben Serie zu nehmen. Dann schmilzt der Preisvorteil eines Kaufhausfernrohrs allerdings deutlich zusammen.

Optische Qualität

Erfreulich ist das es heute auch bei Kaufhausfernrohren gute Qualität zu laufen gibt. In Testberichten finden sich hier zwar immer wieder kleinere Mängel, aber es ist nicht wie früher Schrott. Trotzdem kosten gute Optiken auch gutes Geld. Weiterhin ist Teleskop nicht Teleskop. Die optische Qualität selbst eines schlechten Refraktors ist immer besser als die eines Newtons und diese wiederum besser als die eines Maksutov oder Cassegrain Teleskops. Das liegt an den Fangspiegeln die bei diesen Teleskopen vor dem Hauptspiegel liegen. Sie wirken wie eine Blende und erniedrigen den Kontrast. Leider ist es nun mal aber so, das die Preise sich genau umgekehrt verhalten. Da man den Tubus kürzer machen kann, je größer der Fangspiegel ist. Damit wird das Teleskop leichter und billiger. Es gibt hier kein Patentrezept. Für den Laien einfach zu merken ist, das die optische Qualität um so größer sein muss je kleiner das Öffnungsverhältnis ist. Ein Refraktor mit den Daten 100/500 wird teurer sein als einer mit den Daten 100/800 (Öffnung/Brennweite). Ist er es nicht, so machen sie sich auf Farbringe um helle Objekte gefasst.

Es gibt daher Sternfreunde die kaufen sich einen Refraktor mit hoher optischer Qualität weil sie feinste Details auf Planeten sehen wollen. Andere legen mehr Wert auf die Lichtsammelleistung und kaufen für dasselbe Geld ein doppelt so großes Schmidt-Cassegrain, das aber bei der Darstellung von Details dem Refraktor unterlegen ist, aber 4 mal mehr Licht sammelt und damit schwächere Objekte zeigt.

Astrophotographie

Bild des MondesWenn es nicht nur ein paar kurz belichtete Aufnahmen von Mond oder Sonne sein sollen, so brauchen sie für die Astrophotographie neben viel Geduld auch eine etwas bessere Ausrüstung. Sie müssen:

Das alles kostet einen erheblichen Aufpreis. Die normalen Teleskope von Markenherstellern bieten dies als Aufrüstoption, doch sollte man zumindest bei der Montierung schon vorher auf eine achten die etwas mehr tragen kann und nicht erschütterungsempfindlich ist. Bei meinem zweiten Fernrohr brachte dieser Wunsch den Preis von 3200 DM auf 5000 DM.

Zur Nachführung gibt es zwei Methoden: Entweder sie befestigen auf ihr Fernrohr ein zweites huckepack und schauen durch ein Fadenkreuz ob ein Objekt noch im Zentrum ist, oder sie nehmen einen Off-Axis Guider, das ist ein Spiegel der einen Tel des Lichts abzweigt und in dem man ein Fadenkreuzokular einstecken kann.

Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Ein Leitfernrohr ist deutlich flexibler, weil man auch neben dem Objekt einen Leitstern suchen kann. Ein Off-Axis Guider ist bequemer und ein leichtes Zubehör, während ein Leitfernrohr eine stärkere Montierung benötigt. Oftmals nutzen daher Sternfreunde den Off-Axis Guider, außer sie haben noch ein altes Fernrohr übrig, z.B. weil sie erst mal klein angefangen haben....

Das Teleskop selbst sollte eine kleine Öffnungszahl besitzen, da die Belichtungszeit quadratisch mit der Öffnungszahl wächst. Von Vorteil sind also Newton Teleskope die man bis F/d=4 bekommt. Durchgesetzt haben sich aber mehr die Schmidt-Cassegrain, die bei f/d=6.3 liegen. Klar ist bei beiden Typen, das durch die überdimensionierten Fangspiegel die dazu nötig sind die Teleskope dann für optische Beobachtungen weniger gut geeignet sind. Der Kontrast und die Schärfe leiden darunter.

Zuletzt noch etwas zu den Kameras. Es gibt hier prinzipiell drei Möglichkeiten. Die herkömmlichste ist es eine Spiegelreflexkamera über einen Adapter anzuschließen. Da sie nur das Gehäuse brauchen und die Einstellung üblicherweise auf Manuell steht brauchen sie keine Nikon, ein einfaches Spiegelreflex Gehäuse für 200-250 € reicht vollkommen aus. Zum Einsatz kommen heute mehr und mehr normales Filmmaterial im 400-800 ASA Bereich, da dessen Qualität in den letzten Jahren sich dem früher verwendeten hochempfindlichen Filmen von 800-1600 ASA stark angenähert hat.

CCD Kameras die man sonst als 3 Megapixel Kameras billig bekommt werden immer mehr eingesetzt und die erzielten Ergebnisse sind erstaunlich: Erheblich mehr Details als mit Filmen oder die Möglichkeiten durch Bildaddition feine Details sichtbar zu machen. Doch das ist zumindest preislich nichts für Einsteiger. Es handelt sich hier nicht um niedrigempfindliche CMOS Sensoren wie in Digitalkameras, sondern um hochempfindliche CCD Sensoren die dazu noch um 30° C gekühlt werden. Eine Kamera mit VGA Auflösung kostet dann schon mal 4000 Euro, für eine 3 Megapixel Kamera können sie auch 11000 € loswerden.

Als Ausweg haben daher einige Sternfreunde begonnen Webcams oder digitale Videorekorder mit Adapter an das Teleskop anzuschließen. Man benötigt dann keine teure Hardware, doch man kann nur kurzzeitbelichtete Aufnahmen machen. Die Ergebnisse zeigen in etwa so viele Details wie beim Beobachten mit dem Auge. Man ist zudem auf helle Objekte: Planeten und den Mond beschränkt.

Sonnenbeobachtung

Oft vergisst man, dass auch die Sonne ein Objekt ist das man beobachten kann. Mehr noch: Es ist bei Tage möglich und es ist dauernd auf der Sonne etwas los. Es gibt 3 Arten der Sonnenbeobachtung:

Reisen mit dem Teleskop

Oftmals als Zweitgerät angeschafft nimmt manch einer ein Teleskop mit auf die Urlaubsreise mit. Für diesen Zweck als nützlich haben sich leichte und kurzbrennweitige Teleskope erwiesen. Man findet hier zum einen Refraktoren z.B. "Kometenjäger" 80/400 mm Apochromate, zum anderen kleine Maksutov Teleskope von Meade oder von Celestron. Mit typischerweise 90 mm Durchmesser und 1000 mm Brennweite. Der Vorteil ist das man nur ein kleines und leichtes Stativ braucht. Ein Kometenjäger kostet um die 600 Euro, ein 100 mm Maksutov sogar um die 1000. Da nutzen andere lieber die "Russentonne". Ein 100x100 Maksutov Teleskop aus russischen Militärbeständen. Es ist nur halb so teuer wie ein Nextstar Teleskop, aber es passen keine normale Zubehörteile, man braucht also spezielle Adapter.

Einige Empfehlungen

Ich habe mich bemüht auf mehreren Seiten das Fachwissen für einen Teleskopkauf zusammenzutragen. Trotzdem werde ich immer wieder gefragt ob ich das Teleskop X oder Y empfehlen kann. Das ganze ist sehr schwierig, da man aufgrund der Beschreibungen eigentlich nur schwer ein Urteil abgeben kann.

Ich habe hier trotzdem 3 Empfehlungen zusammen getragen die im Preis zwischen 200 und 300 Euro liegen - Darunter sollte man auf keinen Fall ein Teleskop kaufen, sonst geht es wirklich auf Kosten der Qualität. Auch bei den hier angegeben Teleskopen muss man Kompromisse machen, vor allem bei der Montierung. Aber ein Gerät ohne Kompromisse kann den vielfachen Preis dieser Angebote ausmachen.

Refraktoren (Linsenteleskope)

Reflektoren haben meist die beste Abbildungsleistung, sie gelten auch als unempfindlich und daher eher für Anfänger geeignet. Allerdings bekommt man dafür auch am wenigsten Teleskop fürs Geld. Der Einblick hinten ist schwer wenn man senkrecht zum Zenit schaut. Bei den günstigen Modellen findet man meist Achromaten, diese haben Farbfehler. um diese zu minimieren sollte man ein möglichst langbrennweitiges Modell wählen. Gut eigenen sich Refraktoren zur Planetenbeobachtung und zur Beobachtung von Mond und Sonne (mit Zusatzfilter). Hier zeigen sie kontrastreiche Abbildungen und auch benötigt man hier keine so großen Teleskope. Eine sinnvolle Einstiegsgröße sind 80 mm. Ich habe ein sehr günstiges 90 mm Modell gefunden das ich hier empfehle:

Reflektoren (spiegelteleskope)

Bei kleinen Teleskopen dominieren die Newtons die sehr preiswert sind. Der Einblick oben am Tubus auf einer Montierung ist in jeder Position gut, man bekommt bei leichten Abstrichen in der Abbildungsleistung wesentlich mehr Teleskop fürs Geld. In diesem fall einen 150 mm Newton für nur wenig höheren Preis vergleichen mit dem 90 cm Refraktor. Alternativ bekommt man auch einen 130 mm Newton bei einem Preis unter 200 Euro. Ein Newton auf parallaktischer Montierung ist ein gutes Allround Instrument und auch mein erstes Teleskop war ein solches Newton Teleskop.

Wenn es nur um die Teleskopgröße gibt, so sind Dobsons die geeignete Wahl. Es gibt bei den kleineren billigen Dobsons nur einen Hersteller, die Angebote unterscheiden sich im Zubehör. Für den gleichen Preis eines 150 mm Fernrohrs auf einer parallaktischen Montierung bekommt man hier ein 200 mm Gerät. Dafür muss man aber mit den Einschränkungen eines Dobsons leben: Die Nachführung des ganzen Tubus ist schwerer als die Steuerung einer Achse an einer Montierung und das Einblickverhalten ist durch die niedrige Höhe bei horizontnahen Objekten sehr schlecht. Von allen Teleskopen ist dieses das lichtstärkste (Refraktor 1:10, dieses hier 1:6). Es eignet sich für die Beobachtung lichtschwacher Objekte am besten.


Sie finden ähnliche Fernrohre auch bei anderen Anbietern. Bei diesen hier habe ich auch das Zubehör geprüft, so enthalten diese Super-Plössl Okulare. Wenn sie ein billigeres Angebot sehen (diese Fernrohre gibt es bei zahlreichen Händlern) achten sie vor allem auf das Zubehör und die Ausstattung und vergleichen sie diese.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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