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Titan 3M

Die USAF untersuchte auch den Einsatz der Titan 3 für ein eigenes militärisches Programm. Als das Gemini Programm Gestalt annahm, dachte das DoD zuerst daran eigene „Blue Gemini“ Raumschiffe zu starten. Sie wären von Vandenberg aus in polare Umlaufbahnen gelangt und je nach Konzept hätten sie Kameras im Ausrüstungsteil oder anstatt des zweiten Astronauten in der Kapsel mitgeführt. Sehr bald zeigte sich, dass das Gemini Raumschiff dafür nicht ausgelegt war, und das Militär wechselte auf ein anderes Konzept.

Eine Titan III sollte ein Raumlabor, genannt MOL (Manned Orbiting Laboratory) starten. An ihm war schon beim Start ein Gemini Raumschiff angekoppelt. Es unterschied sich von der NASA-Variante dahin gehend, dass es nur dazu diente, die Besatzung zur Erde zurückzuführen bzw. bei einem Fehlstart in Sicherheit zu bringen. Nach dem Start wäre die Besatzung durch eine Luke im Ausrüstungsteil in das sich anschließende Raumlabor gewechselt. Der Hitzschutzschild der Kapsel war damit an diesem Tunnel „umklappbar“. Dies Station verfügte in der Mitte über ein Teleskop mit einer Kamera. Bei einer Länge von 11,34 m konnte die Station bis zu 2.700 kg Ausrüstung aufnehmen.

Die beiden Astronauten sollten auf dieser militärischen Raumstation, die intern unter der Bezeichnung KH-10 „Dorian“ lief, dann 30 bis 40 Tage lang Aufnahmen von militärisch interessanten Gebieten machen, den Film in die Gemini-Kapsel umladen und zur Erde zurückkehren. Jede Station wäre nur einmal genutzt worden. Der Vorteil gegenüber den schon verfügbaren Aufklärungssatelliten war nicht nur ein viel leistungsfähigeres Kamerasystem, sondern die USAF versprach sich eine viel höhere Selektivität bei den Aufnahmen. Die Besatzung sollte das Zielgebiet beobachten und nur auf den Auslöser drücken, wenn es etwas Interessantes abzulichten gab und keine Wolken die Sicht versperrten.

Sehr bald wurde MOL zu schwer für eine Titan IIIC und die USAF untersuchte eine leistungsfähigere Version, die Titan IIIM, so genannt, weil sie für bemannte Einsätze vorgesehen war („M“ für Manned). Neben Redundanzen (so sollte das Hydrauliksystem für die Stufen redundant vorhanden sein) waren die Unterschiede zur Titan 3C der Einsatz von Boostern mit sieben Segmenten. Ursprünglich war dies der einzige Unterschied und diese Version hätte rund 14,4 t in einen Orbit befördern können. Die längeren Booster waren nun so lang wie erste und zweite Stufe zusammen. Doch die Anforderungen an die Nutzlast wurden immer größer und erreichten 16,4 t. Reserven für weitere Steigerungen auf 17,2 t sollten vorhanden sein. Daher mussten dann die erste und zweite Stufe verlängert werden und der Schub der Triebwerke von 2110 auf 2313 kN erhöht werden. Bis 1967 gab es Tests mit den schubgesteigerten Triebwerken. Sie sollten später in den regulären Titan eingesetzt werden. Die verlängerten Stufen wurden dann bei der Titan 34B eingesetzt.

Je nach gewünschter Umlaufbahn, konnte die Transtage eingesetzt zusätzlich werden. Niedrige Bahnen konnten ohne sie erreicht werden. Geplant war auch eine Version ohne die Modifikationen für bemannte Einsätze, die Titan IIIF. Sie hätte die Titan IIIC ersetzt und 70% mehr Nutzlast in den GEO-Orbit transportiert. Die Titan IIIM war für eine Zuverlässigkeit von 97% ausgelegt. Ihr Start sollte lediglich 17 Millionen Dollar kosten.

Die Kosten von MOL stiegen rasch an. Als sie im Juli 1969 von 1,5 auf 3 Milliarden Dollar angestiegen waren und der sich ausweitende Vietnamkrieg ebenfalls Mittel erforderte, stellte Verteidigungsminister McNamara das Programm ein. Bis dahin hatte die USAF zwei Astronautengruppen für MOL rekrutiert, die dann ins Skylabprogramm wechselten und am 3.11.1966 ein Strukturmodell des MOL mit einer umgebauten Gemini-Kapsel gestartet und im Flug erprobt. Zumindest die Kamera von MOL wurde dann in den KH-9 Aufklärungssatelliten eingesetzt.

Referenzen:
Titan III Boosters for Langleys Manned Lifting Body Programm
Selected Comments on Agena and Titan III Family stages

Datenblatt Titan 3M

Einsatzzeitraum:

Starts:
Zuverlässigkeit:

Abmessungen:

Startgewicht:

Max. Nutzlast:

Nutzlasthülle:

Startkosten:

-

-
-

56,40 m Höhe
3,05 m × 9,14 m Durchmesser

865.000 kg

14.470 kg in einen SSO-Orbit

2.720 kg in einen GEO-Orbit (mit Transtage)
keine eingesetzt

10,6 Millionen Dollar (1972)

 

SRM-7

Core 1

Core 2

Transtage

Länge:

33,18 m

26,38 m

8,50 m

4,57 m

Durchmesser:

3,05 m

3,05 m

3,05 m

3,05 m

Startgewicht:

318.681 kg

163.000 kg

34.811 kg

12.336 kg

Trockengewicht:

43.489 kg

7.545 kg

3.342 kg

1.880 kg

Schub Meereshöhe:

2 × 5.384 kN

2.313 kN

-

-

Schub Vakuum:

2 × 7.117 kN

2.336 kN

445 kN

2 × 36 kN

Triebwerke:

2 × UA-1207

1 × LR 87-11A

1 × LR 91-11A

2 × AJ10-138

Spezifischer Impuls
(Meereshöhe):

2403 m/s

2452 m/s

-

-

Spezifischer Impuls
(Vakuum):

2658 m/s

3021 m/s

3100 m/s

3051 m/s

Brenndauer:

120 s

175 s

219 s

430 s

Treibstoff:

Ammoniumperchlorat / Aluminium / PBAN

NTO /
Aerozin-50

NTO /
Aerozin-50

NTO/ Aerozin-50

Artikel verfasst am 8.2.2013

Büchertipps

Von mir gibt es mehrere Bücher zum Thema Trägerraketen. Zum einen zwei Werke über alle Trägerraketen der Welt und zum Zweiten Bücher über die europäische Trägerraketenentwicklung.

Mein bisher umfassendstes Werk ist ein zweibändiges Lexikon über Trägerraketen mit 700 bzw. 600 Seiten Umfang. In ein Buch passten schlichtweg nicht alle Träger in ihren Subversionen so gibt es einen Band nur für US-Träger, einen zweiten für "internationale" Trägerraketen, sprich alle anderen Nationen. Beide Bände haben denselben Aufbau:

Nach einem einleitenden Kapitel über die Arbeitsweise von Raketen kommt ein einführendes Kapitel über die Raumfahrtbestrebungen des Landes und der Weltraumbahnhöfe, bei den USA ist dies natürlich nun eines. Danach kommen die Träger geordnet nach Familien mit gleicher Technologie in der historischen Entwicklung. Zuerst wird die Technologie und Entwicklungsgeschichte beim ersten Exemplar einer Familie beschrieben, dann folgt bei den einzelnen Mitgliedern nur noch die Veränderungen dieses Modells und dessen Einsatz.

Ich habe soweit möglich technische Daten zum schnelleren Nachschlagen in Tabellen ausgelagert, Querschnittsdiagramme, Grafiken über den Einsatz und bei den US-Trägerraketen auch komplette Startlisten komplettieren dann jedes Kapitel. Dazu gibt es von jedem Träger ein Startfoto.

In jedem Buch stecken so über 100 Subtypen, was den Umfang bei dieser ausführlichen Besprechung auf 600 Seiten (internationale Trägerraketen) bzw. 700 Seiten (US-Trägerraketen getrieben hat). Ich denke sie sind mit 34,99 und 39,99 Euro für den gebotenen Inhalt trotzdem sehr günstig.

Speziell mit der Geschichte der Trägerraketenentwicklung in Europa beschäftigt sich das zweibändige Werk Europäische Trägerraketen 1+2. Band 1 (Europäische Trägerraketen 1: Von der Diamant zur Ariane 4) behandelt die nationalen Trägerprogramme (Black Arrow und Diamant sowie die deutsche OTRAG), das OTRAG-Projekt, die glücklose Europa-Rakete und die Ariane 1-4. Band 2: die aktuellen Projekte Ariane 5 und Vega. Sowie die Weiterentwicklungen Ariane 6 und Vega C. Beide Bücher sind voll mit technischen Daten, Details zur Entwicklungsgeschichte und zu den Trägern. Diese Bücher sind gedacht für Personen, die wirklich alles über die Träger wissen wollen. Der nur an allgemeinen Infos interessierte, wird mit dem Buch internationale Trägerraketen besser fahren das sich auf die wichtigen Daten beschränkt.

Es gibt von den europäischen Trägerraketen, da die Programme weitestgehend unabhängig voneinander sind, auch die Möglichkeit, sich nur über einen Träger zu informieren so gibt es die gleiche Information auch in vier Einzelbänden:

Auf einen eigenen Band für Ariane 5 und 6 habe ich verzichtet, weil dieser nur wenig billiger als Band 2 der europäischen Trägerraketen wäre, da Ariane 5+6 rund 2/3 des Buches ausmachen. Aber vielleicht erscheint ein eigener Band über die Ariane 6 wenn diese mal einsatzbereit ist und es mehr Informationen über sie gibt,

Meine Bücher sind alle in Schwarz-Weiß. Das hat vor allem Kostengründe. Bei BOD kostet jede Farbseite 10 ct Aufpreis. Es gibt jedoch ein Buch, das für Einsteiger gedacht ist und jeden Trägertyp nur auf zwei Seiten, davon eine Seite mit einem meist farbigen Foto abhandelt: es ist das Buch "Fotosafari durch den Raketenwald". Es ist weniger für den typischen Leser meiner Webseite gerichtet, die ja auch in die Tiefe geht, als vielmehr für Einsteiger und als Geschenk um andere mit der Raumfahrt zu infizieren. Etwa 70 TZrägerraketen die sich äußerlich voneinander unterscheiden werden in diesem Buch kurz vorgestellt - auf je einer Doppelseite.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.




© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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