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Ich habe ja euch schon die Geschichte des ersten „PC“, des Altairs 8800 erzählt. Eng damit verwoben ist die Entstehung von Microsoft. Zeit auch diese Geschichte mal zu erzählen.
Die beiden Kernfiguren sind Paul Allen, der 2018 starb und Bill Gates. Die Geschichte geht auch etwas weiter in die Vergangenheit zurück, Allen und Gates kannten sich schon als Schüler an der Lakeside High School, wo sie das Privileg hatten über ein Time-Sharing System programmieren zu können – wir reden hier von den frühen Siebziger Jahren und da war dies auch in den USA nicht selbstverständlich. Beide hatten auch schon an der Schule eine Firma: Sie bauten ein System auf Basis des 8008 Prozessors, des Vorgängers des 8080 zusammen und dieses bestimmte den Verkehrsfluss, indem Messstreifen in den Straßen jeweils einen Kontakt abgaben, wenn ein Auto darüber fuhr. Diese Daten bereiteten sie auf und verkauften sie an die Stadt die das für die Verkehrsplanung benötigte.
Als sie im Dezember 1974 die Januarausgabe von Popular Electronics sahen, kauften sie sich ein Exemplar und nach Gates erkannten sie beide, dass nun die „Mikrocomputerrevolution“ beginnen würde und sie ein Teil davon sein wollten. Damals war Bill Gates Student an Harvard – sein Vater war Anwalt und er drängte seinen Sohn ein Studium aufzunehmen das in Richtung Wirtschaft ging. Paul Allen aus weniger reichem Haus arbeitete bei Honeywell, einem Computerhersteller.
Nach zwei oder drei Tagen der Diskussion riefen sie bei MITS an. Sie bekamen gleich Ed Roberts, den Firmenchef ans Telefon. Bill Gates versprach in drei bis vier Wochen ein BASIC für den Altair zu programmieren, sie hätten es schon, müssten es nur an den Altair anpassen. Das war eine glatte Lüge. Sie waren aber nicht die einzigen, nach Roberts Aussage versprachen etwa 50 Leute für den Altair Software zu entwickeln, die meisten die Programmiersprache BASIC. Bill Gates schickte dann etwas später noch einen Brief zu MITS, in dem er das telefonisch Gesagte schriftlich bestätigte. Der Brief stammte noch von seiner ersten Firma, und die hatte keine Firmenadresse, sondern die Adresse der Lakeside High-School. Als dort Roberts anruft, kannte niemand Bill Gates und er dachte an einen Scherz von Schülern. Später dürfte ihm und den MITS Mitarbeitern aber klar geworden sein, das die beiden es ernst meinten. Denn für die Ein-/Ausgabe benötigten Bill Gates Informationen. Das normale Ein-/Ausgabegerät war ein ASR-33 Fernschreiber. Sie mussten wissen wie dieser angesprochen wird, in Popular Electronics wurde nur die CPU und RAM-Karte beschrieben, keine der Ein-/Ausgabekarten.
Doch das war eines der kleineren Probleme. Das Hauptproblem war: Sie wollten Software für einen Rechner schreiben, den es noch gar nicht gab. Sie erhielten nicht von MITS einen Altair für die Entwicklung. Sie hatten auch nicht das Geld ein Intel Entwicklungssystem für den 8080 Prozessor zu kaufen. Sie mussten ohne einen 8080 Prozessor zu haben, ein Programm für den 8080 Prozessor schreiben. Das ging mit einem Emulator. Paul Allen schrieb nach der Arbeit und Nachts bei Honeywell einen Emulator auf einer PDP-10, einem Großrechner von Digital Equipment. Bill Gates besorgte sich ein Handbuch der Assemblersprache des 8080 Prozessors und schrieb den Code für das BASIC. Der Emulator lief dann auf einer PDP-10 der Harvard Uni, die eigentlich ein DARPA Rechner war, also ein militärischer Rechner. Beide haben nach eigener Aussage acht Wochen lang pro Tag rund 20 Stunden an dem BASIC gearbeitet.
Warum BASIC? Es gab damals schon etliche Programmiersprachen. BASIC wurde als Lehrsprache etwa 10 Jahre vorher von Kenemy und Kurz erfunden und lehnte sich an FORTRAN an. Der Charakter als Lehrsprache war ein Vorteil, so konnte man die Grundlagen leicht verstehen, als ich meinen ersten Rechner 1982 kaufte, habe ich das BASIC Handbuch mit Beispielen in einem Wochenende durchgearbeitet. Vor allem aber benötigte das System wenig Platz. BASIC ist eine interpretierende Sprache. Das Gegenstück ist eine compilierte Sprache. Für diese braucht man einen Editor um den Quelltext zu erstellen und einen Compiler um ihn zu übersetzen und natürlich ein Betriebssystem unter dem beide laufen. Bei BASIC startet der Interpreter direkt und ist auch das Betriebssystem. Wer mal einen Heimcomputer hatte erinnert sich noch an das Prompt – meist „Ready“ und das man dann nur BASIC Befehle eingeben konnte. Selbst für das Starten eines Programms oder Spiels musste man zumindest einige BASIC-Befehle kennen.
Der Altair in Popular Electronics hatte 256 Byte Speicher, erweiterbar auf 1 KByte. Das reichte nicht mal für minimales BASIC. Bill Gates reduzierte den Sprachumfang auf 20 Schlüsselworte, so gab es für Ein-/Ausgabe nur die Befehle Print und Input. Er war auch tatsächlich nach drei bis vier Wochen fertig, brachte aber dann nochmals genauso viel Zeit damit zu es kleiner und schneller zu machen. Nach eigener Aussage ist das das coolste Programm, das er je geschrieben hat und er ist besonders stolz darauf. Es passte schließlich in 4 KByte Speicher und lies noch 750 Bytes für Programme übrig. Was auf jeden Fall mir Respekt abnötigt ist das sie eine Software für einen Rechner entwickelten, der überhaupt noch nicht existierte und sie hatten nicht mal den Prozessor, auf dem er basierte zur Verfügung.
Im März 1975 sind sie fertig. Außer Bill Gates und Paul Allen ist noch ein Dritter beteiligt: Monte Davidoff, Student an Harvard bekommt von dem Projekt Wind und schreibt die mathematischen Routinen, für die Gates und Allen keine Lust haben. Paul Allen fliegt nach Albuquerque dem Firmensitz von MITS. Er mietet sich im teuersten Hotel der Stadt ein, muss sich aber von Roberts Geld leihen um die Rechnung zu zahlen. Auf dem Weg zum Flugplatz fällt beiden ein, dass sie zwar das BASIC programmiert haben, aber vergessen haben den Bootloader, also das Programm, das den BASIC-Interpreter einliest und startet zu programmieren. Das holt Allen auf einigen Seiten Papier während des Flugs nach.
Am nächsten Tag kommt Allen zu MITS und ist enttäuscht. Er dachte es wäre eine große Elektronikfirma und MITS ist immer noch klein, hat einige Ingenieure. Die Firma kämpft noch mit Problemen die Altairs zuverlässig zu bekommen. In einem Raum laufen unzählige Altairs, um sicher zu gehen, das sie nicht bald nach Auslieferung ausfallen. Er wird zu einem besonderen Exemplar gelotst. Dieser Altair hat einen Speicher von 7 KByte und ist an einen Fernschreiber angeschlossen, verfügt also über mehr Speicher und ein Ein/Ausgabemedium Er legt den Papierstreifen – damals ein gängiges Speichermedium – in den ASR-33 Fernschreiber ein (der kostet das vierfache eines Altairs), tippt den Bootcode am Altair ein und das Programm lädt. Als sich BASIC meldet, tippt er „Print 2+2“ ein und erhält die Antwort „4“. Mehr ist über diese erste Sitzung nicht bekannt, obwohl man sicher annehmen kann das noch mehr ausprobiert wurde. Später besorgt er sich ein das Buch „101 Basic Computer Games“ und tippt das Spiel „Lunar Lander“ ein.
Danach fliegt Allen zurück und die beiden feiern. Danach geht es erst mal wieder zurück zur Tagesordnung. Bill Gates bekommt sehr bald Ärger, weil die Administratoren der PDP-10 feststellen, dass er Rechenzeit im Wert einiger Tausend Dollar verbraucht hat. Gates hat Glück, es gibt keinen Passus in den Richtlinien, die das verbieten. Ein halbes Jahr später wird die Vorschrift angepasst und wenn nun jemand ein kommerzielles Produkt entwickelt, muss Harvard an dem Gewinn beteiligt werden. Bill Gates muss nun Rechenzeit von einem Bostoner Timesharing Unternehmen einkaufen.
Ed Roberts erkennt die Bedeutung von BASIC. Was er verkauft ist die nackte Hardware. Anders als die bisherigen Kits von Tischrechnern ist der Altair ohne Software völlig nutzlos. Ein heutiger Vergleich wäre wenn sie einen Computer ohne Betriebssystem kaufen. Gut, sie können heute ein Linux oder Windows von einem USB-Stick aufspielen, aber damals ging das nicht. Sie müssten Linux selbst schreiben wobei sie aber wohl zuerst mal ein Programm schreiben müssten, damit sie überhaupt programmieren könnten, einen Assembler. Mich wundert bis heute, das für den Altair das BASIC vor dem Assembler erschien. Kurz: das BASIC, das später „Altair BASIC“ heißen wird ist das Pfund, mit dem MITS wuchern kann. Es macht den Rechner zu einem nützlichen Werkzeug. Zudem bringt es weiteres Einkommen: man braucht Speichererweiterungskarten: im September 1975 kostete nach einer Anzeige in „Byte“ eine 1 KByte Karte 97/139 und eine 4 KByte DRAM Karte 264/339 Dollar (jeweils Kit oder fertig zusammengebaut). Zwei 4 KByte Karten oder 7 x 1 KByte Karten, wie beim Vorführexemplar, überstiegen somit den Preis der Basisausstattung. Im April 1975 vermeldet MITS das das Altair BASIC läuft. Es ist aber noch eine Vorversion.
Ed Roberts stellt Paul Allen, den er bisher als einzigen persönlich kennt als Software-Direktor an. Genauer gesagt: Allen ist der einzige, der Software bei MITS macht. Bill Gates kehrt dagegen zu der Uni und seinen Pokerrunden zurück, der wichtigsten Freizeitbeschäftigung die er nachging. Am 4. April 1975 gründeten die beiden die Firma Micro-Soft als Abkürzung von Microcomputer und Software, der Trennstrich wurde dann aber bald aus dem Namen gestrichen. 40 Prozent der Anteile bekam Paul Allen, 60 Prozent Bill Gates. Die Aufteilung resultiert, weil Gates am 4 K Basic mehr arbeitete, Allen musste ja tagsüber noch bei Honeywell arbeiten. Das war im Nachhinein günstig für Bill Gates, weil seine komplette Beteiligung an der Firma aus acht Wochen Arbeit resultierte, während Paul Allen nun in Albuquerque – an einem echten Altair – eine weitere Version von BASIC programmierte, genannt „8 K Basic“ weil sie 8 KByte Speicher erforderte und dann noch 1.750 Byte für Programme übrig ließ. Ihr sollten noch weitere BAIC-Versionen folgen, die aber alle bei der Firmenbeteiligung nicht zählten.
Im Sommer kam Bill Gates in den Semesterferien wieder nach New Mexiko, brachte zwei Freunde von der Lakside-School mit, die ebenfalls programmierten. MITS fuhr mit dem MITS-Mobile durch die Staaten, einem blau angestrichenen Caravan von Ed Roberts. Es war ein mobiles Marketing-Instrument. Zum einen sollten Ingenieure von MITS Käufern Hilfsstellung geben, wenn Altairs nicht funktionierten. Zum anderen sollte der Rechner bekannt gemacht und verkauft werden. Interessierte sahen hier funktionierende Altairs mit mehr Speicher, Fernschreiberanschluss und laufendem BASIC. Das waren nun nützliche Maschinen, anders als die in Popular Electronics vorgestellte Basisausstattung. Es wurde meist neben Unis gestoppt, weil die meisten Käufer an einer Uni arbeiteten oder studierten. Bei einem Stopp beim Motel Rickey’s Hyatt House bei Palo Alto schnappte sich jemand den Papierstreifen, lief zum Unicomputer der Uni von Palo Alto und kopierte ihn. Beim nächsten Treffen des hiesigen Computerclubs – die entstanden damals landesweit, weil – ohne Internet oder auch nur BBS – es die einzige Möglichkeit war, das sich Computernerds organisierten – lag da eine Schale mit 50 kopierten Papierstreifen der Vorversion des des 4K BASICs. Diese Kopien machten bald die Runde von Computerclub zu Computerclub.
Bill Gates kehrte im Herbst zurück nach Harvard, brachte sein zweites Jahr an der Uni zu Ende und brach dann das Studium erneut ab und zog zu Paul Allen nach Albuquerque. Der musste inzwischen, weil MITS einen Altair 680 auf Basis des 6800 Prozessors von Motorola herausbringen will, das BASIC adaptieren. Danach folgte eine 12 K Version, genannt „Extended BASIC“ und da MITS 8 Zoll Diskettenlaufwerke einsetzen wollte, noch das „Disk BASIC“.
Schon am 22.7.1975 hatte Ed Roberts eine Lizenzierungsvereinbarung mit Allen und Gates unterschrieben. Diese wurde mit Hilfe von Gates Vater, einem Anwalt, und einem örtlichen Anwalt in Albuquerque aufgesetzt. Sie galt als der Prototyp für spätere Vereinbarungen, weil sie die erste Softwarelizenzierung war. Vorher – bei großen Rechnern, die vom Kunden direkt beim Hersteller gekauft wurden, war es so das man entweder eine bestimmte Systemsoftware mitbekam, ohne die der Rechner nutzlos war oder man weitere Software – meist Programmiersprachen – käuflich erwerben konnte. Die benötigte Software schrieb man dann selbst. Selbst SAP, die drei Jahre vorher gegründet wurden, verkauften zu diesem Zeitpunkt die Software, nur waren sie eben nicht der Hersteller des Rechners. Das Basic das Gates und Allen entwickelten, unterschied sich in zwei Punkten von diesem Geschäftsmodell: Zum einen schrieb Microsoft die Software und MITS vertrieb sie. Zum zweiten war das BASIC – mit Anpassungen – auf jedem 8080 Computer lauffähig, und davon sollten noch weitere entstehen. Es würden also noch weitere Lizenzen folgen, deren Verhandlung aber bei MITS lag.
Die Regelung sah feste Vergütungen von 30 bzw. 35 Dollar für jede Kopie von 4/8 K Basic die MITS zusammen mit Hardware verkaufte sowie 50 % von allen Kopien, die ohne Hardware verkauft wurde. Der gleiche Prozentsatz galt für Lizenzierungen. Das waren großzügige Margen, vergleichen mit anderen Lizenzmodellen wie bei Büchern, wo der Autor typisch 10 bis 15 % des Endverkaufspreis erhält (würde ich 50 % des Endverkaufspreises bei meinen Büchern verlangen, ihr könntet sie nicht mehr bezahlen). Ähnliche Regelungen gelten bei Tonträgern. So gab es damit dies nicht ausuferte auch eine Kappungsgrenze von 180.000 Dollar.
Eine Regelung der Vereinbarung sollte noch wichtig werden. Sie besagt, das MITS ihr Möglichstes tun würde um BASIC zu lizenzieren und zu kommerzialisieren. Ein Verstoß gegen diese Regel wäre ein Grund das Abkommen seitens Microsoft zu terminieren. Es gab bei Vertragsabschluss auf die Hand schon mal 3.000 Dollar. Die Webseiten von Microsoft melden für 1975 Einkünfte in der Höhe 16.005 Dollars bei drei Angestellten (außer Gates und Allen noch Ric Weiland, der aber kein Vollzeitangestellter war).
Doch die Umsätze entwickelten sich nicht so wie erwartet. Es gab drei Gründe dafür. Das eine waren die Raubkopien, die kursierten. Sie wären wohl kein Problem gewesen, wenn die für den Betrieb nötigen 4K RAM-Karten von MITS funktionieren würden. Doch mit ihnen hatte MITS Probleme. Sie liefen instabil. Bill Gates schrieb ein Diagnoseprogramm, und es fand heraus, dass jede gefertigte Karte das Problem hatte. Woran es lag, ist bis heute nicht bekannt. Ed Roberts beschreibt den Entwurf der 4K und 8 K Karte als komplex und schlecht designt. Es ist aber auch bekannt, dass die frühen 8080 Prozessoren ein Problem mit dem Refresh von dynamischen RAMs hatten. Erst mit Erscheinen des 8080A Prozessor beseitigte Intel den Fehler.
Andere Firmen designten in der Garage Karten, die funktionierten. So entstand Processor Technologies, die später die erste Karte herausbrachten, die Text auf einem Fernseher darstellen konnte. Ihre Lösung: sie verwandten anstatt den billigen 4 Kilobit DRAM Bausteine die teureren 1 Kbit SRAM Bausteine mit denen es keine Probleme gab. Trotzdem verkauften sie ihre Karte (bestückt nicht als Kit) billiger als die zusammengebaute Karte von MITS.
Problem Nummer 3 war, das Ed Roberts bewusst war, das das BASIC das primäre Verkaufsargument für einen Altair war – denn der wurde nach wenigen Monaten vom IMSAI ebenfalls nachgebaut. So wurden 4K / 8 K BASIC für 60 bzw. 75 Dollar mit Speicherkarten verkauft, ohne Karte aber kostete das BASIC anfangs je nach Version 500 bzw. 750 Dollar. Das war natürlich kein Kaufanreiz, auch wenn die Preise im Laufe der Zeit sanken.
Bill Gates schrieb einen offenen Brief der zuerst in den Computer Notes, einer Art „Hauszeitschrift“ von MITS abgedruckt wurde, die dazu diente, die Altair zu promoten und in denen auch User Programme und Schaltpläne veröffentlichen konnten. Er wurde durch Les Solomon aber an andere Zeitschriften weitergegeben und dadurch sehr populär. Der Brief lautete:
By William Henry Gates III
February 3, 1976
An Open Letter to Hobbyists
To me, the most critical thing in the hobby market right now is the lack of good software courses, books and software itself. Without good software and an owner who understands programming, a hobby computer is wasted. Will quality software be written for the hobby market?
Almost a year ago, Paul Allen and myself, expecting the hobby market to expand, hired Monte Davidoff and developed Altair BASIC. Though the initial work took only two months, the three of us have spent most of the last year documenting, improving and adding features to BASIC. Now we have 4K, 8K, EXTENDED, ROM and DISK BASIC. The value of the computer time we have used exceeds $40,000.
The feedback we have gotten from the hundreds of people who say they are using BASIC has all been positive. Two surprising things are apparent, however, 1) Most of these „users“ never bought BASIC (less than 10% of all Altair owners have bought BASIC), and 2) The amount of royalties we have received from sales to hobbyists makes the time spent on Altair BASIC worth less than $2 an hour.
Why is this? As the majority of hobbyists must be aware, most of you steal your software. Hardware must be paid for, but software is something to share. Who cares if the people who worked on it get paid?
Is this fair? One thing you don't do by stealing software is get back at MITS for some problem you may have had. MITS doesn't make money selling software. The royalty paid to us, the manual, the tape and the overhead make it a break-even operation. One thing you do do is prevent good software from being written. Who can afford to do professional work for nothing? What hobbyist can put 3-man years into programming, finding all bugs, documenting his product and distribute for free? The fact is, no one besides us has invested a lot of money in hobby software. We have written 6800 BASIC, and are writing 8080 APL and 6800 APL, but there is very little incentive to make this software available to hobbyists. Most directly, the thing you do is theft.
What about the guys who re-sell Altair BASIC, aren't they making money on hobby software? Yes, but those who have been reported to us may lose in the end. They are the ones who give hobbyists a bad name, and should be kicked out of any club meeting they show up at.
I would appreciate letters from any one who wants to pay up, or has a suggestion or comment. Just write to me at 1180 Alvarado SE, #114, Albuquerque, New Mexico, 87108. Nothing would please me more than being able to hire ten programmers and deluge the hobby market with good software.
Bill Gates
General Partner, Micro-Soft
Der Brief enthielt auch eine Reihe von Aussagen, die falsch waren. So gab Gates an, die Verkäufe von BASIC würden einem Stundenlohn von 2 Dollar entsprechen. In Wirklichkeit bekamen er und Allen ein Gehalt und konnten von den Lizenzeinnahmen zu diesem Zeitpunkt schon drei Angestellte bezahlen. Wenig später kaufte er sich einen Porsche 911, was bei einem Stundelohn von 2 Dollar sicher kaum möglich gewesen wäre. Er wird wegen Geschwindigkeitsüberschreitung verhaftet und dabei entstand dieser "Mugshot". Das erwähnte APL wurde nie entwickelt. Die 40.000 Dollar Rechenzeit fielen vor allem bei Harvard an und dafür wurde ihm nie eine Rechnung gestellt. Als Vergleich: in einem Byte Artikel über den Einsatz des Altairs gibt der Lehrer an das der Einsatz des Rechners an jedem Schultag über 8 Stunden rund 6500 Dollar Rechenzeit bei einem Time-Sharing unternehmen eingespart hat. Selbst wenn man dies auf ein Jahr 24 Stunden pro Tag hochrechnet, kommt man niemals auf 40.000 Dollar. Alleine Paul Allen bekam ein Jahresgehalt von 30.000 Dollar, was rund 170.000 Dollar in heutiger Kaufkraft entspricht. Interessant ist auch das es keine Kritik an der Preispolitik von MITS gibt, die BASIC je nach Version für 150 bis 500 Dollar ohne Karten zu verkauft – das scheint der Preis zu sein der Gates vorschwebt, denn als sie dann FORTRAN als erste Sprache selbst vermarkten kostet auch diese 500 Dollar pro Lizenz.
Der Brief wurde kontrovers diskutiert. Einige meinten Bill Gates hätte recht und meinten was es wohl an Büchern und Musik gäbe, wenn man diese einfach so verschenken würde. Andere griffen genau dieses Beispiel auf und meinten, man könnte ja auch legal eine Schallplatte auf Audiokassette kopieren. Wer sich auskannte, bezweifelte auch die Angaben von Bill Gates wie die Rechnung über 40.000 Dollar Computerzeit oder das sie nichts verdienten. Was allgemein auch bei Befürwortern des Briefes abgelehnt wurde, war der Ton des Briefes und die Ausdrucksweise, die so klang, als würde man Bill Gates persönlich bestehlen und nicht seine Firma oder MITS.
Ed Roberts war entsetzt über den Brief. Er meinte, das sähe aus als würde MITS seine Kunden beschimpfen und als kriminell darstellen und er drängte darauf, dass Bill Gates sich entschuldigte, was denn auch in einem weiteren Brief tat. Dabei waren beide durchaus nicht unterschiedlicher Meinung. Ed Roberts selbst schrieb einmal: “Anyone who is using a stolen copy of MITS BASIC should identify himself for what he is, a thief“. Er bezeichnete auch in den Computer Notes andere Firmen, die Zubehör oder alternative Karten für den Altair herstellten als „parasite companies“.
Schon vor dem Brief war Bill Gates in Ed Roberts Büro gestürmt und schrie ihn an, seine Software würde nur geklaut, er werde niemals was daran verdienen und verlangte, dass er auf die Gehaltsliste gesetzt wurde. Das tat auch Ed Roberts. Bill Gates bekam einen Stundenlohn von 10 Dollar. Allerdings wurde sein Lohn und der von Paul Allen mit den Lizenzeinnahmen verrechnet. An der Differenz von 10 Dollar Stundenlohn und 180.000 Dollar Kappungsgrenze bei den Lizenzen, sieht man, dass diese erste Abmachung sehr großzügig war. Es gab dann noch eine zweite Abmachung, die die Erstellung von Basic für den Altair 680 umfasste. Hier wurde nun das BASIC nicht mehr lizenziert, sondern es gab einen fixen Kontrakt über 31.500 Dollar. Ähnlich dotiert waren dann die Ports für weitere Computer in den folgenden Jahren – das damals bekannte „Microsoft Basic“ war schlussendlich eine Fortentwicklung dieser Version und hier lagen die Summen mit 10.000 bis 20.000 Dollar sogar noch niedriger. Am 26.11.1976 wurde Micro-Soft als Firma in Albuquerque registriert.
Im Laufe der Zeit wurde die Zusammenarbeit zwischen Bill Gates und Ed Roberts immer problematischer. Im Prinzip waren beide Alpha-Tiere. Beide wollten das alles so lief, wie sie es dachten und beide konnten sehr ausfallend werden, wen dem nicht so war. Ed Roberts wusste, dass die Lizenzierung des BASICs der wichtigste Firmenbesitz war. Es kamen immer mehr Firmen auf den Markt, die neue Computer anboten. Nicht nur Nachbauten des Altairs, sondern Rechner die weiter fortentwickelt waren. Rechner die schon über eine Tastatur verfügten oder Anschlüsse um Peripherie anzuschließen. Die Verkäufe der Altair sanken ab 1978 drastisch als mit dem Tandy TRS-80, dem Commodore PET und dem Apple II die ersten Rechner erschienen, die man einfach einschalten und loslegen konnte. Sie hatten den BASIC Interpreter schon im ROM. Ed Roberts Taktik, der Konkurrenz zu begegnen, war es die Lizenzierung des BASIC zu verhindern. Die ersten Lizenzen gingen noch problemlos, die Firmen wollten es für Computer im internen Betrieb oder für Meßapperaturen mit dem 8080 Prozessor haben. Als immer mehr Firmen das BASIC für andere Mikrocomputer haben wollten, verweigerte er die Lizenz aufgrund von „market conflicts“.
Es gab für Gates und Allen immer weniger bei MITS zu tun und im November 1976 kündigte Paul Allen seinen Job bei MITS. Zwei Monate später, im Januar 1977, verließ Bill Gates Harvard endgültig. Die beiden verlegten den Firmensitz aber erst am 1. Januar 1979 nach BelleVue im Bundesstaat Washington, weil es immer schwieriger wurde in New Mexiko Programmierer zu finden. Zu dem Zeitpunkt hatte die Firma 13 Angestellte.
Trotz des Briefes, in dem sie meinten, sie würden nichts verdienen lag der Gewinn 1977 bei 100.000 Dollar, rund 600.000 Dollar in heutiger Kaufkraft. Wenig später kündigten sie die Vereinbarung mit MITS, nachdem sie die Kappungsgrenze von 180.000 Dollar erreicht hatten: 105.000 Dollar aus den Verkäufen von BASIC mit MITS Hardware, nur 10.000 Dollar aus Verkäufen ohne Hardware und 55.000 Dollar aus Lizenzierung des Quellcodes an andere Firmen. Ed Roberts prozessierte neige Wochen später daraufhin gegen Microsoft, weil er mitbekam das Microsoft mit Texas Instruments über eine Lizenz verhandelte und Texas Instruments hatte er noch in schlechter Erinnerung – als die Firma den Markt der Tischrechner betrat, kam MITS in Finanznöte, weil sie die Hardware selbst produzierten und so MITS unterbieten konnten. Nach Roberts Ansicht war das Dokument so zu interpretieren, dass die Kappungsgrenze auch beinhaltete, dass damit das Eigentum an der Software an MITS überging. Das war aber so nicht fixiert worden.
Im Prinzip war dieser erste Softwarelizenzvertrag eine Lizenz zum Gelddrucken: Bisher bezahlte man für die Erstellung einer Software und erwarb so das Eigentum an dem Sourcecode, der – das sollte aber erst Jahre später durch Gerichte geklärt werden – als geistiges Eigentum gilt und somit genauso geschützt werden kann wie Musik, Texte (Bücher) oder Kunst. Microsoft bedeutete dies: sie programmierten einmal eine Software und verdienten dann an jeder Kopie mit, ohne weitere Arbeit in das Produkt hineinzustecken. Die Erfahrung verwandten Gates und Allen später beim DOS Deal, der den Aufstieg Microsoft zu einem Wackelunternehmen bedeutete und Bill Gates reich machte. Noch heute ist Windows die CashCow des Unternehmens und ermöglicht es ihm auch Fehlinvestitionen wie den Kauf von Nokia um ein eigenes Handy mit Windows auf den Markt zu bringen finanziell abzufedern.
Der Prozess schleppte sich hin. Es fiel schwer MITS ein aktives Verschulden nachzuweisen, was zur Kündigung berechtigte. Die Wende kam als Roberts die Firma an den Hersteller von Massenspeichern und Magnetbändern Pertec verkaufte. Pertec Anwälte schrieben Bill Gates, dass Pertec das BASIC an keine Firma lizenzieren werde. Das hatte zwar auch Ed Roberts zuletzt getan, aber er hatte das nie gesagt oder gar schriftlich fixiert. Mit diesem Brief gewann Bill Gates den Prozess, und der Weg war frei BASIC für viele andere Firmen zu lizenzieren.
Das „Microsoft BASIC“ wurde zum Standard. Das grundsätzliche Problem: auch wenn andere Firmen ein BASIC selbst erstellten, orientierten sie sich doch an dem Microsoft BASIC. Der Sprachumfang wechselte, aber es war immer ein BASIC, das durchnummerierte Zeilen hatte, das keine Prozeduren, Funktionen, Datenaustausch oder lokale Variablen kannte. Das wäre bei den Homecomputern der späten Achtziger Jahre mit mehr Speicher möglich gewesen, aber man blieb bei diesem Standard, der von den Schöpfern von BASIC als „Krankheit“ bezeichnet wurde. Erst mit den 16 Bittern kamen neue Impulse wie Turbo Basic oder GFA Basic, doch da hatte die Sprache schon nicht mehr die dominierende Bedeutung, die sie bei den 8 Bittern hatte.
Wer noch mehr wissen will, dem empfehle ich dieses Buch, das es auch bei Amazon (und im Buchhandel)gibt.
https://archive.org/details/197501PopularElectronics
https://altairclone.com/downloads/computer_notes/
Artikel verfasst am 14.11.2024
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