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Der folgende Artikel wurde von mir 1998 geschrieben und gibt den damaligen Stand der Lebensmitteltechnologie und Analytik wieder.
Bestrahlung ist eine (relativ) neue, schonende Form der Konservierung durch Ionisierende Strahlen. Ionisierende Strahlung bedeutet, dass die Bestrahlung im Lebensmittel Molekülbruchstücke - In der Fachsprache Radikale und Ionen genannt - erzeugt, die bei lebenden Organismen zur Schädigung der Zellen, und damit zu deren Absterben führt.
Prinzipiell eignen sich mehrere Formen von Strahlen für die Bestrahlung. Es sind dies Beta - Strahlen - Elektronen mit hoher Geschwindigkeit -, Röntgen und Gamma Strahlen. Letztere sind wie Licht keine Teilchenstrahlen sondern übertragen Energie, nur wesentlich mehr als Licht oder UV Strahlen.
Bei der Bestrahlung von Nahrungsmitteln wird heute meist der Zerfall radioaktiver Elemente wie 60Co oder 137Cs genutzt. Die Atome senden bei ihrem Zerfall energiereiche Gammastrahlung aus. Diese besteht nicht wie oft irrtümlich angenommen aus radioaktiven Atomen oder Partikeln sondern aus den Teilchen aus denen auch das Licht besteht, nur mit wesentlich höherer Energie, am einfachsten noch vergleichbar mit Röntgenstrahlung, die auch keine Radioaktivität im Körper verursacht. Die Röntgenstrahlung ist zu teuer für den praktischen Einsatz, Elektronenstrahlen werden in der Medizin zur Oberflächen- Sterilisierung angewandt, da sie nur max. 4 cm tief eindringen.
Bei den angewandten Dosen kann Radioaktivität im Lebensmittel nicht entstehen. Die dazu nötigen Dosen liegen etwa 1-10 Million mal höher als die angewandten. Auch findet kein Kontakt mit der Strahlungsquelle statt. Das Lebensmittel wird in einem Halbkreis um die Quelle herumgeführt, ein Minimalabstand von 10 m wird nicht unterschritten, die Dauer des Aufenthaltes bestimmt die Dosis.
Die Dosis wird in Gray gemessen. Es gilt: 1 Gray (Gy) ist die Aufnahme von 1 J pro Kg Lebensmittel. 10 KGy - die höchste im Lebensmittelbereich eingesetzte Dosis - führen z.B. zu einer Aufnahme von 10000 J, das entspricht einer Erwärmung um 2,4 Grad. Das Lebensmittel wird also nicht sehr stark erwärmt und daher ist die Bestrahlung vor allem als Konservierungsmethode für Lebensmittel angewandt die man nicht erwärmen kann oder darf, z.B. rohe Eier, Gewürze. Oft wird auch die die alte Einheit Rad verwendet, die seit 1985 nicht mehr SI-Einheit ist. Es gilt: 1 rd = 0.01 Gy.
In der Medizin wird die Bestrahlung zur Sterilisierung von Instrumenten schon lange angewandt, die dort eingesetzten Dosen liegen jedoch weit höher als im Lebensmittelsektor, da die Instrumente und Materialen absolut Keimfrei sein müssen.
Die hochenergetischen g Strahlen bewirken eine Aufspaltung von Molekülen in Bruchstücke, die man in der Chemie als Radikale bezeichnet. Radikale sind äußert reaktionsfähig und versuchen sich wieder zu kompletten Molekülen zurückzubilden indem sie anderen Molekülen Atome entreißen und dadurch weitere Radikale bilden. Der Prozess wird aufgehalten durch das Bilden von stabilen Radikalen (z.B. durch Reaktion mit den Vitaminen A, C und E) und durch Rekombination Zweier Radikale zu einem Molekül. Daneben entstehen in einem Lebensmittel auch Ionen. Natürliche Ionen sind z.B. Mineralstoffe. Die Ionen tragen weniger stark zu Veränderungen des Lebensmittels bei, da sie sehr schnell mit Lebensmittelbestandteilen oder anderen Ionen zu stabilen Molekülen reagieren.
Die wichtigsten Radikale die bei dem Zerfall von Molekülen entstehen sind die des Wassers, da es in fast allen Lebensmitteln 60-95 % des Gewichtes bildet. Dabei entsteht Wasserstoffperoxid, welches mit den Nahrungsbestandteilen reagiert und dadurch diese schädigt. Chemisch formuliert sieht dies so aus:
H2O + g Strahlen » OH. + H.
2 OH. » H2O2
H2O2 ist das Wasserstoffperoxid, es wirkt nachhaltiger als Radikale, die meist eine Lebensdauer von Sekundenbruchteilen (1/1000 bis 1/1000 000 000 Sekunde.) haben. Aber auch das Wasserstoffperoxid wird innerhalb von einigen Stunden bis wenigen Tagen abgebaut, so das der Verbraucher meist keine Spuren mehr im Lebensmittel findet. Nur in eiweißarmen Lebensmitteln können sehr kleine Spuren noch beim Verbraucher ankommen, jedoch viel geringer als die Dosen die z.B. zur Konservierung von Krill und Kaviar eingesetzt werden. Bei diesen Produkten wird Wasserstoffperoxid zum Teil. noch zur Konservierung eingesetzt.
Viele Verbraucher kennen Radikale als Ursache von Krebs und vermuten nun durch bestrahlte Lebensmittel Krebs zu bekommen. Die Krebs verursachenden Radikale entstehen aber im Körper, da ihre Lebensdauer so außerordentlich gering ist, können sie nur in ihrer unmittelbaren Umgebung Schaden verursachen. In einem Lebensmittel sind die Radikale längst abgebaut wenn es zum Verbraucher gelangt.
Ein Organismus ist um so empfindlicher gegenüber Strahlen, je komplexer er ist. So reichen für höhere Tiere sehr geringe Dosen, für Insekten niedrige Dosen ebenso für hoch teilungsaktive Zellen, wie die Zellen von Kartoffeln und Zwiebeln die im Frühjahr neue Triebe bilden. Höhere Dosen sind zur Abtötung von Pilzen und Bakterien nötig, sehr hohe Dosen für die Abtötung von Bakteriensporen. Enzyme sind durch Strahlen nicht inaktivierbar, dies ist zu beachten da oft der Verderb von Lebensmitteln enzymatischer Natur ist.
Organismus | letale Dosis |
---|---|
Mensch, Wirbeltiere | 0.005-0.010 KGy |
Keimhemmung bei Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch | 0.050-0.200 KGy |
Reifungshemmung bei Früchten | 0.050-1.000 KGy |
Insekten | 0.250-1.000 KGy |
Bakterien, Pilze | 1-10 KGy |
Bakteriensporen | 1-50 KGy |
Viren | 10-150 KGy |
Die für die Bestrahlung von Lebensmitteln angewandten Dosen liegen zwischen 0.2 und 10 KGy. Damit sind nicht alle Sporenbildenden Bakterien abzutöten. Die Abtötung von Viren ist für Lebensmittel nicht vonnöten, jedoch in medizinischen Anwendungen unabdingbar.
Je nach Lebensmittel sind die Auswirkungen auf ein Lebensmittel unterschiedlich, dies wird weiter unten detailliert ausgeführt. Die wichtigsten negativen Auswirkungen sind:
Dies alles begrenzt natürlich die Einsatzmöglichkeiten der Bestrahlung auf einige Produktklassen. So sind fettreiche Produkte, vor allem an mehrfach ungesättigten Fettsäuren reiche Seefische, nicht zur Bestrahlung geeignet. Man kann die negativen Auswirkungen auch begrenzen indem man das Wasser gefriert und so immobilisiert oder unter Vakuum entstehende Fehlaromen abfängt. Letzteres wird nur für Spezialnahrung angewandt. Produkte ohne größeren Wassergehalt (Hülsenfrüchte, Trockenobst, Kräuter, Fertigsuppen) vertragen höhere Dosen oder werden weniger stark sensorisch beeinträchtigt.
Es konnten in bisher über 120 Untersuchungen in bestrahlten Lebensmitteln keine giftigen oder gar krebserregenden Substanzen gefunden werden. Da aber prinzipiell nicht vorhersehbar ist, welche Reaktionen in einem Lebensmittel bei der Bestrahlung stattfinden oder welche Substanzen gebildet werden, besteht in der BRD das Verbot von bestrahlten Lebensmitteln. In zahlreichen anderen Staaten ist die Bestrahlung aufgrund der bisher negativen Untersuchungen zugelassen und so können auch bei uns - bedingt durch den EU Binnenmarkt - Bestrahlte Lebensmittel auf dem Markt kommen.
Bestrahlung muss eindeutig gekennzeichnet werden, in den USA und in Kanada ist ein Symbol als Kennzeichnung vorgeschrieben. Nach Ansicht der WHO ist eine Bestrahlung von weniger als 10 KGy gesundheitlich unbedenklich, es wurden von der WHO auch eine Reihe von Empfehlungen für die Bestrahlung von Lebensmitteln ausgesprochen.
Die Bestrahlung stellt eine Erweiterung der bisherigen Konservierungsmethoden dar und wird vor allem wegen der Möglichkeit der Kaltsterilisation genutzt, also bei Produkten die man nicht durch Hitze sterilisieren kann.
g - Strahlen haben eine hohe Eindringtiefe, man kann daher auch schon fertig verpackte Nahrungsmittel, sogar Dosen bestrahlen. Insbesondere von Vorteil ist, dass in Folien eingeschweißte Nahrungsmittel so später nicht mehr erneut mit Mikroorganismen kontaminiert werden können.
Man unterteilt nach der Dosis 3 Anwendungsbereiche:
Hier liegt die Hauptanwendung in der Abtötung von Insekten und teilungsfähigem Gewebe von Pflanzen sowie der Hemmung der Reife von Früchten. Diese Dosis reicht nicht aus um Mikroorganismen wirksam zu bekämpfen.
So ist die Bestrahlung von Obst und Getreide zur Abtötung von Vorrats- und Pflanzenschädlingen möglich. Dies ist nötig beim Import von Getreide aus der Dritten Welt. Die Bestrahlung kann hier die Begasung ersetzen, die ein wesentlich höheres cancerogenes Potential besitzt. Diese Anwendung wird in Europa aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse nicht genutzt. In Ländern der Dritten Welt wo ein großer Teil der Ernte Vorratsschädlingen anheim fällt, könnte dies jedoch sinnvoll sein. Da die Dosen zur Abtötung von Insekten so klein sind, dass kaum sensorische Veränderungen des Lebensmittels zu befürchten sind. Die Bestrahlung von Getreide wird in der GUS durchgeführt.
Teilungsfähiges Gewebe bewirkt bei Kartoffeln, Knoblauch, Scharlotten und Zwiebeln ein Austreiben der Pflanzen und damit umfangreiche Änderungen in den Pflanzen (Festigkeitsverlust, Geschmackeinbußen, Solaninbildung). Diese Vorgänge sind schon mit kleinen Dosen von 0.2-0.5 KGy zu unterbinden - Kartoffeln und Zwiebeln sind dann sehr lange lagerfähig. Der Nachteil bei Kartoffeln sind dunkle Flecken an den Stellen wo sich teilungsfähiges Gewebe befand, die erst nach dem Kochen sichtbar werden. Diese Anwendung ist in vielen EG Ländern zugelassen z.B. in den Niederlande, Frankreich und Spanien.
Bei einigen Obstsorten wird die Reifung und Alterung verzögert. Hier sind dazu geeignet Bananen, Mangos, Aprikosen, Kirschen und besonders Papayas. Der Vorteil liegt darin, dass die Früchte nicht unreif geerntet werden müssen und daher mehr Geschmacksstoffe und Vitamine bilden können. Für viele Früchte ist die Bestrahlung aber nicht geeignet. So reagieren Zitrusfrüchte mit Schalenerweichung auf Bestrahlung.
In diesem Bereich werden die meisten Mikroorganismen abgetötet, es entspricht der Pasteurisierung bei der Hitzebehandlung. Die Hauptanwendungen liegen auch in der Abtötung von Mikroorganismen, wobei die Dosen je nach Organismus unterschiedlich sind. So sind Pseudomonaden und Salmonellen sehr strahlungsempfindlich während Clostridien höhere Dosen tolerieren. In den bestrahlten Lebensmitteln spielen diese aber keine Rolle. Ziel ist auch nicht die Sterilisation - d.h. Abtötung aller Mikroorganismen sondern nur die Pasteurisation, d.h. sehr starke Reduktion auf ein ungefährliches Keimniveau. Für die Sterilisation sind meist höhere Dosen als 10 KGy nötig.
Für die Verhinderung von Fäulnis durch Schimmelpilze bei Obst reichen kleine Dosen von 1-2 KGy. Dies wird angewandt bei Feigen, Tomaten und Erdbeeren. Die Bestrahlung von Erdbeeren gegen den sich schnell ausbreitenden Grauschimmel ist z.B. in Belgien zugelassen.
Kleine Dosen reichen auch um die für den Fischverderb wichtigen Pseudomonaden abzutöten, wenn Fisch mit 1-2 KGy bestrahlt wird kann man die Fangzeit um das 3-4 fache ausdehnen. Dies stellt natürlich einen wirtschaftlichen Vorteil dar. Nachteilig ist aber später eine Beschleunigung des Ranzig Werdens bei fettreichem Fisch durch Fettsäurebruchstücke. Es wird deshalb nur bei fettarmen Fisch (Seelachs, Kabeljau etc.) angewandt. Die Pseudomonaden befinden sich auf dem Fisch und beginnen nach dem Tod den Fisch zu befallen und erzeugen dabei die typisch "fischige" Aromanote. Da sie kältetolerant sind reicht das Kühlen alleine nicht aus um den Verderb aufzuhalten. Die Bestrahlung von gefrorenem Fisch wird in den Niederlande praktiziert.
Sehr viele tierische Produkte reagieren aber sehr empfindlich auf Bestrahlung indem ein Fehlaroma ausgebildet wird. Bei Fleisch soll sich ein Aroma nach "nassem Hund" ausbilden, Milch wird schleimig, das Eiklar verflüssigt sich. Die Ursache des Fehlaromas sind Spaltprodukte von Eiweiß wie Ammoniak und Amine (Geruch nach verfaultem Fisch und Kadavern) , Schwefelwasserstoff und Mercaptane (Geruch nach verfaulten Eiern).
Der Strahlengeschmack tritt bei folgenden Dosen auf:
Schweinefleisch | 1.75 KGy |
Rinderfleisch, Geflügel | 2.50 KGy |
Fisch | 3.00 KGy |
Lammfleisch | 6.00 KGy |
Eier | 3.00 KGy |
Milch | 1.00 KGy |
Aus diesem Grund beschränkt sich die Bestrahlung heute auf Fisch und hoch verkeimte Lebensmittel wie Hähnchen und Eier, die zu Verhinderung des Strahlengeschmackes tiefgefroren bestrahlt werden. Wie aus der Tabelle erkennbar ist tritt der Strahlengeschmack um so später aus je magerer ein Fleisch ist, so ist Lammfleisch sehr mager und toleriert höhere Dosen als das fettere Schweinefleisch.
Und so wird in der EG Fleisch bestrahlt (Dosen unter 7 KGy um Strahlengeschmack zu verhindern):
angewandt:
Erkennbar wird, das Hähnchen in der Aufstellung sehr häufig vorkommen. Dies hat den Grund, dass bei den heutigen Zuchtbedingungen der Hühner in Batterien sich Salmonelleninfektionen leicht über größere Bestände ausbreiten können. Salmonellen sind natürliche parasitäre Bakterien, die den Darm von Vögeln oft bewohnen. Durch die räumliche Enge können die Salmonellen leicht über den Kot übertragen werden und vermehren sich im Darm von wo aus sie auch auf die Eischale gelangen können. Bei der Schlachtung werden alle Hähnchen durch ein gemeinsames Eisbad gezogen, ist nur eines davon infiziert, so können die Salmonellen auch auf alle weiteren Hähnchen übertragen werden. In der Zeit in der das Hähnchen ausgenommen und tiefgefroren wird können sich die Salmonellen vermehren.
1993 gab es durch Salmonellen in der Bundesrepublik 200,000 gemeldete Fälle einer Infektion mit Salmonellen (Dunkelziffer: etwa 10 mal mehr nicht gemeldete Fälle) mit 1100 Toten, vor allem Immungeschwächten Personen wie Alte, Säuglinge und Kranke Menschen. Salmonellosen sind daher die Lebensmittelinfektion Nr. 1. Auch wenn es meist bei vielen Personen bei Kopfschmerzen, Fieber, einem heftigem Durchfall, Erbrechen und Leibschmerzen bleibt, zeigt die hohe Anzahl von Todesfällen, das auf Dauer ein solches Infektionsrisiko bekämpft werden muss.
Eine sehr wichtige Anwendung ist die Entkeimung von Gewürzen. Gewürze sind besonders gefährdet durch Befall durch Mikroorganismen. Zum einen ist die Oberfläche sehr groß, zum anderen herrscht schon im Ursprungsland ein hohes Keimniveau. So werden viele Gewürze an der Luft getrocknet oder wie bei Pfeffer oder Muskatnuss Fruchtbestandteile durch Fäulnis beseitigt.
Obwohl Gewürze erst bei einem Keimgehalt von 10 Millionen Keimen pro Gramm bemängelt werden (für andere Lebensmittel 100-1000 Keime/g) liegen trotzdem viele Proben über diesen Werten. Der Keimgehalt ist so hoch, dass man Gewürze nur im gekochten / gebratenen Zustand genießen sollte, was jedoch nicht immer geschieht. Daneben können Gewürze auch andere Lebensmittel infizieren, z.B. wenn Fleisch längere Zeit in einer Marinade mit Gewürzen verbleibt.
Gewürze sind aber mit herkömmlichen Methoden fast nicht zu behandeln. Eine Hitzebehandlung führt zu dem Verlust der ätherischen Ölen. Heute kann nur durch Begasung mit Methylbromid, Ethylenoxid und Propylenoxid der Keimgehalt reduziert werden. Methylbromid ist krebserregend, Ethylenoxid und Propylenoxid stehen im Verdacht mutagen zu wirken, d.h. das Erbgut zu verändern. Hier liegt bei der Bestrahlung das geringere Risiko. Versuche durch Mikrowellenbestrahlung zum Entkeimen sind erfolgreich, jedoch muss mit einem teilweisen Aromaverlust gerechnet werden.
So ist die Entkeimung von Gewürzen in vielen EG Staaten zugelassen oder wird praktiziert:
Diese Anwendung ist bei Lebensmitteln nicht anzutreffen. Die wichtigste Anwendung ist die Herstellung absolut keimfreier Nahrung, auch Abtötung von Bakteriensporen. Dies ist Spezialnahrung für Patienten mit geschädigtem Immunsystem und Astronautenkost. Die Nahrung ist dann etwa 2 Jahre haltbar. Um Strahlengeschmack zu verhindern wird die Nahrung tiefgefroren und im Vakuum bestrahlt, Enzyme werden durch Erhitzen auf 75 Grad Celsius inaktiviert. Da solche Kost nicht frei verkäuflich ist soll an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden..
Wie schon erläutert ist die Bestrahlung in vielen Ländern erlaubt. Nach Ansicht der WHO ist die Bestrahlung von Hähnchen, Erdbeeren, Kartoffeln und Papaya ohne Einschränkung zulässig und für Fische, Reis und Zwiebeln mit Einschränkung zulässig.
Über 120 Untersuchungen haben bisher keinen Hinweis auf die Entstehung von Schädlichen oder giftigen Substanzen bei der Bestrahlung ergeben. Die Haltung der Bundesregierung ist dem gegenüber geprägt durch eine vorbeugende Vorsicht, entsprechend der Haltung des Lebensmittelgesetzes eine Änderung nur zuzulassen wenn die Maßnahme absolut gesundheitlich unbedenklich und - dies ist wohl der gewichtigere Punkt - nicht durch andere Maßnahmen ersetzbar ist.
Nach Ansicht von Experten ist Bestrahlung sicherlich in vielen Fällen nicht nötig. Oftmals bringt sie einen wirtschaftlichen Vorteil, manchmal auch für den Verbraucher Vorteile wie z.B. reif geerntete Früchte mit wesentlich besserem Geschmack. Es gibt jedoch zu mindestens 2 Anwendungen wo Bestrahlung die einzig mögliche Entkeimung ist: Beim Entkeimen von Hähnchen, die zumeist hochgradig mit Salmonellen verseucht sind und bei der Entkeimung von Gewürzen, da alle Ersatzmaßnahmen im Verdacht stehen mutagene Substanzen zu bilden oder Aromaverluste beinhalten. Prinzipiell wären aber beide Fälle durch höhere Hygienestandards in der Geflügelaufzucht oder im Ursprungsland auch zu lösen. Dies wohl der Grund für das Strahlungsverbot in Deutschland - Es kann durch eine andere Maßnahme ersetzt werden.
Die Unbedenklichkeit von Bestrahlungen wurde vielfach in Frage gestellt und meist wird dabei verwiesen auf die Tatsache das prinzipiell nicht voraussagbar ist welche Produkte bei der Bestrahlung entstehen. Dies ist so richtig, jedoch gilt dies auch bei anderen Nahrungszubereitungen, so weiß man seit langem, das beim Braten toxische und zum Teil. auch krebserregende Stoffe entstehen. In bestrahlten Lebensmitteln wurden bisher keine Stoffe in Mengen gefunden die eine gesundheitliche Gefährdung darstellen würden. Auch im Tierversuch konnte keine Beeinträchtigung der Tiere durch Fütterung von bestrahltem Futter festgestellt werden. Lediglich bei alleiniger Fütterung mit 50 KGy bestrahltem Futter (also 10 mal mehr als die höchste in Lebensmitteln angewandte Dosis und ohne Berücksichtigung der Tatsache das der Mensch nicht nur bestrahlte Lebensmittel zu sich nimmt) zeigte sich eine ungefährliche und nach Absetzen der bestrahlten Nahrung sich schnell rückbildende Vergrößerung einiger Organe.
Für viele empfindliche Nahrungsmittel die lange Zeit als problematisch für normale Entkeimung galten und als ideal für die Bestrahlung galten wie Gewürze, gibt es neue Verfahren zur Abtötung von Mikroorganismen wie z.B. das Hochdruckverfahren oder die Dampfbehandlung.
Es ist durch den analytischen Fortschritt heute möglich Bestrahlung nachzuweisen, jedoch ist die Dosis nicht bestimmbar. Angewandt werden derzeit 2 Methoden
Bei Lebensmitteln mit Bestandteilen die kaum Wasser enthalten (Nussschalen, Knochen, Eierschalen, Aprikosenkerne etc.) können Radikale nicht abreagieren und bleiben dort gefangen. Hier kann man Radikale sehr einfach mit Hilfe der Elektronen Spinresonanz (ESR) nachweißen, da Radikale immer 1 ungepaartes Elektron besitzen, normale Moleküle aber nur gepaarte. Auch gebildete Lebensmittelreaktionsprodukte mit radikalischen Charakter kann man nachweisen mit Hilfe der Thermo- oder Chemolumineszenz.
Bei anderen Lebensmitteln konzentriert man sich auf den Nachweis von Molekülbruchstücken die durch die Bestrahlung entstanden. Bei Fett sind dies z.B. Kohlenwasserstoffe oder Fettsäuren die um 1 Atom verkürzt sind. Diese Untersuchung ist aufwendig, da die Mengen äußert klein sind und Störsubstanzen abgetrennt werden müssen. Der Nachweis geschieht dann mit Kapillargaschromatographen.
Beide Methoden sind technisch aufwendig und sehr teuer. Noch besitzen die meisten Untersuchungsämter nicht die technische Ausrüstung für solche Untersuchungen stichprobenartig werden vor allem die ESR Bestimmungen durchgeführt, da diese kostengünstiger und einfacher durchzuführen sind. Das Problem sind jedoch die Lebensmittel. So sind viele Obst- und Gemüsesorten nur untersuchbar wenn sich kleine Mengen an Erde an ihnen befinden die wasserfrei sind und die untersucht werden können. In den wasserhaltigem Geweben der Pflanzen (oder tierischen Geweben) regieren die Radikale vollständig ab und sind so nicht mehr durch ESR nachweisbar.
Für in Deutschland hergestellte Lebensmittel gilt das Bestrahlungsverbot, welches in unserem Lebensmittelgesetz verankert ist. In der Europäischen Gemeinschaft ist in einigen Ländern die Bestrahlung zugelassen, am verbreitetsten für die Keimhemmung von Zwiebeln, Kartoffeln, Charlotten und Knoblauch und die Bestrahlung von Gewürzen. Daneben auch für Trockenfrüchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Garnelen. Solche Lebensmittel dürfen bei uns verkauft werden, jedoch muss dies eindeutig gekennzeichnet werden und es muss eine Ausnahmegenehmigung, erteilt werden.
Bislang wurde weder eine solche Genehmigung beantragt, noch befinden sich bei den Proben amtlicher Überwachungsstellen - von einigen Ausnahmen abgesehen, die immer bei Übertretungen von Rechtsvorschriften auftreten - bestrahlte Lebensmittel im Handel.
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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