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Einen Blick mehr sind Bio-Lebensmittel wert, wenn man Zusatzstoffe vermeiden will oder "ehrliche" Lebensmittel haben will, die ohne Zusatzstoffe auskommen. Eigentlich steht „Bio“ ja vor allem für eine nachhaltige Landwirtschaft, mit der man Umweltschonung, tiergerechte Haltung etc. verbindet. Doch wenn man weggeht von un- oder wenig verarbeiteten Lebensmitteln wie Frischgemüse, Obst, Fleisch zu verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Wurst, Eis, Nudeln, Kekse dann stellt man fest, dass hier "Bio" auch eine andere Bedeutung haben kann. Es geht zwar immer noch darum, dass die Zutaten rein biologisch sind, doch sehr oft hat „Bio“ hier auch die Bedeutung von „handwerklich“, „traditionell“. Ein Biobrot bestand eben wirklich nur aus Mehl, Sauerteig, Hefe Salz und zwei Kornsorten. Ein normales Brot enthält noch zahlreiche andere Inhaltsstoffe von Emulgatoren über Weizenkleber bis hin zu färbenden Extrakten.
Ein Bio-Eis bestand noch wirklich aus Milch, Sahne, Eigelb, Vanille und einem Dickungsmittel. Bei anderen Eissorten sind es oft vier Dickungsmittel und Milch wird durch Magermilchpulver, Molkereiprodukte und Pflanzenfett ersetzt, zudem wird auch oft mit β-Carotin nachgefärbt.
Bio-Kekse enthielten viel Vollkornmehl und waren fast so ballaststoffreich wie Weizenmischbrot. Bio-Nudeln wurden nur aus Vollkornmehl hergestellt.
Allerdings ist das nicht generalisierbar. Ein von mir untersuchtes Bio-Beerenmüsli enthielt nur 1,8% Beeren, dafür aber Cornflakes und Weizenpops, also hoch verarbeitete Lebensmittel.
Womit man auch rechnen sollte, ist, dass es etwas anders schmeckt. Die Kekse waren z.B. für meinen Geschmack zu hart und etwas weniger Vollkorn wäre vielleicht besser gewesen. Das Vanilleeis war fester als die Industrieware, da Stabilisatoren für untergeschlagene Luft fehlten und ausgekratzte Vanille schmeckt anders als Vanilleextrakt, da sie sich nicht so im Eis verteilt.
Doch tendenziell hat man die Chance, etwas gesündere Lebensmittel, oder zumindest hochwertigere unter dem Etikett „Bio“ zu bekommen. Das liegt auch daran, dass nur 5% Nicht-Bio-Bestandteile nach der EU-Ökoverordnung erlaubt sind. Wenn es die Zutaten nicht in Bioqualität gibt und gewünschte Zusatzstoffe (nur wenige der über 300 Zusatzstoffe sind für Biolebensmittel zugelassen) nicht verwendet werden dürfen, dann müssen sich Hersteller eben wieder auf bewährte, alte, Herstellungsweisen besinnen.
Von den 300 Zusatzstoffen sind nur folgende zugelassen:
Farbstoffe (E100-E199) |
---|
E 153 Pflanzenkohle, E 160b Annatto, Bixin, Norbixin, E 170 Calciumcarbonat |
Konservierungsstoffe (E200-E299) |
E 220 Schwefeldioxid, E 224 Kaliummetabisulfit, E 250 Natriumnitrit, E 252 Kaliumnitrat, E 270 Milchsäure, E 290 Kohlendioxid, E 296 Apfelsäure |
Antioxidantien |
E 300 Ascorbinsäure, E 301 Natriumascorbat, E 306 Tocopherolhaltige Extrakte natürlichen Ursprungs |
Emulgatoren |
E 322 Lecithine |
Synergisten, organische Säuren |
E 330 Citronensäure E 331 Natriumcitrat E 333 Calciumcitrate E 334 Weinsäure E 335 Natriumtartrate E 336 Kaliumtartrate E 341i Monocalciumphosphat |
Dickungsmitel |
E 400 Alginsäure E 401 Natriumalginat E 402 Kaliumalginat E 406 Agar-Agar E 407 Carrageen E 410 Johannesbrotkernmehl E 412 Guarkernmehl E 414 Gummi arabicum E 415 Xanthan E 416 Karayagummi E 440 i) Pektin E 464 Hydroxypropylmethlcellulose |
Feuchtigkeitshaltemittel |
E 422 Glycerin |
Backtriebmittel |
E 500 Natriumcarbonate E 501 Kaliumcarbonate E 503 Ammoniumcarbonate E 504 Magnesiumcarbonate |
Füllstoffe |
E 551 Siliciumdioxid E 553b Talkum |
Packgase |
E 938 Argon E 939 Helium E 941 Stickstoff E 948 Sauerstoff |
Die folgenden Stoffe sind in Bio-Lebensmitteln darüber hinaus als Hilfsstoffe für die Verarbeitung zugelassen:(werden bei der Herstellung wieder entfernt)
E 513 Schwefelsäure (Ausfällen von Sulfaten)
E 553b Natriumhexacyanoferrat (Schönen von Wein)
E 901 Bienenwachs und
E 903 Carnaubawachs (Wachse als Oberflächenschutz)
Wenn man sich die Liste genau ansieht, dann sind die zugelassenen Stoffe entweder natürlichen Ursprungs. So sind alle Dickungsmittel Pflanzenmehle oder Algenextrakte mit dieser Wirkung. Die zweite Gruppe sind Stoffe, die nicht aus dem Pflanzenreich stammen, aber traditionell sind. Das sind die z.B. Caronate, die auch Bestandteil von Backpulver oder Hirschhornsalzen sind. Dass traditionell aber nicht unbedingt unbedenklich ist, zeigt die Gruppe der Sulfite: Zum Schwefeln von Wein und Trockenfrüchten seit jeher verwendet, braucht man so hohe Mengen, dass sie bei empfindlichen Personen schon Kopfschmerzen auslösen können. Nitrite als Umrötungshilfsmittel würden heute wohl auch keine Zulassung bekommen. Immerhin sind die Phosphate mit denen das Wasserbindungsvermögen von Wurst erhöht nicht zugelassen. Es fallen auch die meisten Farbstoffe weg, selbst natürliche wie Zuckerkulör und Beetenrot, analog die meisten Emulgatoren.
Kurzum: wer nur wenige Zusatzstoffe in seiner Nahrung haben will, sollte sich Bioprodukte ansehen.
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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