Taxi zur Hölle

So hieß eine Dokumentation gestern in ARTE. Anhand des Beispiels des afghanischen Taxifahrers Dilawar, der bei einer Razzia verhaftet wurde weil er 3 Personen transportierte, die verdächtigt wurden einen Raketenangriff verübt zu haben. Nach 5 Tagen Folterung im Gefängnis Bagram verstarb. Anhand dessen wurde das System der Folterung oder „forcierter Verhörmethoden“ in Bagram, Abu Ghuraib und Guantánamo gezeigt.

Ich habe schon von den Folterungen gehört, aber die Dimension und die Vorgehensweise hat mich dann doch schockiert. Zur Vorgehensweise: Dilawar starb, weil ihm verschiedene US Soldaten die Oberschenkel mit vielfachen Knietritten „zu Brei geschlagen“ haben (so wörtliches Zitat des Obduktionsberichtes). Ursache war ein sich dadurch bildendes Blutgerinnsel, welches zum Gehirn wanderte und einen Gehirnschlag auslöste. Hätte er überlebt so hätte man ihm die Beine amputieren müssen. Warum wurde er so gefoltert? Weil er angeblich etwas mit einem Raketenangriff auf US Soldaten zu tun hatte und dazu keine aussagen tätigen konnte. So folgten immer mehr Schläge.

Der Bericht beschreibt dann die Folterungen wie Sinnesentzug (Herumlaufen mit verbundenen Händen und einer Kappe über dem Kopf) , Erniedrigungen wie Zwang zur Selbstmasturbation oder ausziehen (vor Frauen, besonders entwürdigend bei Moslems) bis hin zur „Waterboarding “ – Durch ein nasses Tuch wird die Atmung verhindert, was für den Betroffenen vergleichbar dem Ersticken beim Ertrinken vorkommt.

Die politische Dimension wird klar wenn dann im letzten Teil: Diese Folterung und andere Verstöße wie z.B.. das unbegrenzte Arretieren ohne dass jemals ein Verfahren eröffnet wird waren und sind politisch gewollt. Das FBI wurde von den Verhören abgezogen, ihre Verhörmethoden beruhten darauf mit dem Inhaftierten eine persönliche Beziehung aufzubauen in der er schließlich verlässliche Informationen preisgibt. Stattdessen übernahm der CIA mit dem Militär als ausführenden Organ. die Verhöre. Da man davon ausgeht, dass jeder inhaftierte ein Terrorist ist, schien jedes Mittel recht um Informationen aus ihm herauszupressen und 3000 tote Amerikaner scheinen jede moralische Hemmung weggewischt zu haben. Natürlich verstößt dies gegen die Genfer Konvention und auch gegen US Gesetze, angefangen von der Verfassung der USA bis hin einfachen Strafgesetzen. Daher gab es seitens der Führung beginnend beim Präsidenten über den US Außenminister Rumsfeld Direktiven die das von oben absegneten. Um sicher zu sein finden heute die Folterungen Guantánamo wurde gewählt weil es praktisch ein rechtsfreier Raum ist, nicht auf dem Hoheitsgebiet der USA, aber auch nicht Bestandteil von Kuba.

Erschreckend: Die Verhörenden der Militärpolizei haben „einfach nur Befehle“ befolgt. Kommt ihnen das nicht bekannt vor? Mich erinnert es an die Nürnberger Prozesse und andere Kriegsverbrecherprozesse. Dort sagten die Angeklagten genau dies. Das wurde seitens der Siegermächte natürlich nicht als Rechtfertigung für Kriegsverbrechen akzeptiert, obwohl Befehlsverweigerung im diktatorischen Hitlerdeutschland durchaus persönliche Folgen bis hin zur Erschießung haben konnte. So etwas haben die Militärpolizisten in den US Gefängnissen sicher nicht zu befürchten. Das macht mir Sorgen. Wir wollen eine Armee mit „dem Bürger in Uniform“, der eine Gewissensentscheidung fällt und haben gerade die Diskussion ob man z.B. eine entführte Passagiermaschine abschießen darf. In den USA scheinen die typischen Soldaten offensichtlich ihren Verstand abgeschaltet zu haben und sind bloße Befehlsempfänger.

Unverständlich ist auch wie ein Land das sich als „God blessed Country“ versteht herablässt Foltermethoden anzuwenden und meint diese nötig zu haben in einem Kampf gegen Terroristen. Die Ursachen für den Terrorismus liegen im Hass gegen die USA, vornehmlich begründet in ihrer Politik gegenüber arabischen Ländern. Durch Folterung wird das Bild des Erzfeindes eher bestärkt und dem Terrorismus zugearbeitet.

Vor allem ist Folterung ineffektiv: Letztlich wird jeder das unter Folter gestehen, was der verhörende hören will. Man muss nur ins Mittelalter zurückgehen, wo Menschen gestanden, Umgang mit dem Teufel zu haben, obwohl dies ihr Todesurteil war, denn darauf stand Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Schlussendlich muss dies weniger schlimm gewesen sein, als die dauernde Folter.

Man muss sich aber auch nur die offiziellen Zahlen der CIA ansehen. Demnach wurden in Afghanistan 83000 Menschen wegen Terrorverdacht inhaftiert. eine Unmenge von Terroristen! Nun ja nicht ganz. Von diesen haben maximal 8 % Kontakte zu den Taliban oder Al Qaida. Woher die Differenz kommt? Nun 93 % also praktisch der ganze Rest wurde nicht von den ISAF Truppen festgenommen sondern von der Nordallianz. Da es für jeden Verhafteten eine Kopfprämie von mehreren Tausend Dollar ist und dies ein bequemer Weg ist an Nachbars Opiumfeld zu kommen hat sich in Nordafghanistan die anzahl der Terrorverdächtigen enormen erhöh.

Wie viele sind davon wirkliche Terroristen? Nun auch hier gibt es Zahlen: Lediglich 10 dieser 83000 Menschen sind seitdem angeklagt worden! Ich bezweifele, das viel mehr als einige Dutzend echte Terrorverdächtige ins Netz gingen. doch ich bin mir eines sicher: Nach Folterung und der Erfahrung mit US Behörden dürfte ein guter Teil der 83000 inhaftierten wirklich zu Terroristen werden.

Dilawar hatte mit dem Raketenangriff nichts zu tun. Dieser wurde von dem afghanischen Milizchef begannen der ihn verhaften ließ und der dadurch mehr Geld und Personal in seiner „gefährdeten“ Region haben wollte. Die Sendung ist als Video verfügbar. Bitte schauen Sie diese an. Ich denke sie ist wichtig: http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=1705294.html

Zuletzt noch eine Neuerung. ein Blog sollte ja interaktiv sein. Zumindest würde mich interessieren ob dies irgend jemand liest. Ich habe ihn daher um einen Rätsel erweitert. Bei jedem Blog gibt es nun ein Bild aus dem Raumfahrtprogramm und sie dürfen raten was es GENAU ist (genau heißt: etwas genauer als beim folgenden Bild die Antwort „Eine Rakete“). Und damit es schwerer wird ist es kein Bild das ich bisher in meiner Webseite verwendet habe und natürlich macht der Bildername „raetsel001.jpeg“ es ihnen auch nicht einfacher. Also…. Was ist das hier? Die Antwort bitte als Kommentar in diesem Blog.

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Kohlendioxid

Ich habe in den letzten Tagen mit einem amerikanischen E-Mail Partner über die Klimaerwärmung diskutiert. Typisch amerikanisch meint er dass wenn die Folgen auf uns zurollen man sicher eine Technologie hat um ihnen zu begegnen und alle Vorhersagen bislang sich auch in anderen Bereichen als Falsch erwiesen haben. Nun das kann so sein, dass man den Lebensstandard halten kann, doch Folgen für die erde und die Natur wird die Klimaerwärmung in jedem Falle haben. Zeit einmal sich mit dem Spurengas Kohlendioxid zu beschäftigen.

Kohlendioxid ist eigentlich ein ziemlich seltenes Gas. Derzeit gibt es 381 ppm (parts per Million oder 0.381 %) Kohlendioxid in der Atmosphäre. Als Wert für die vorindustrielle Zeit gilt einer von 280 ppm. Der Mensch hat also die Konzentration um lediglich 40 % geändert. doch diese 40 % haben schon Folgen für das Klima. Das steht fest, auch wenn die Berechnungen verschiedener Modelle über den Einfluss des Kohlendioxids auseinander gehen. Wahr ist auch, dass dieser Wert nicht immer so niedrig war. Im Gegenteil Kohledioxid ist sicher eines der Gase mit der größten Schwankungsbreite in der Erdgeschichte.

Die ursprüngliche Erdatmosphäre bestand zu einem großen Teil aus Wasserdampf, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff. Der Anteil an Kohlendioxid betrug damals 10 %, lag also 30 mal höher als heute. Seitdem ist der Gehalt durch die biologische Aktivität laufend geringer geworden. Es gibt eine Reihe von "Senken" für Kohlendioxid Darunter versteht man Prozesse die Kohlendioxid der Atmosphäre entziehen. Gäbe es diese nicht, so bliebe der Gehalt durch den Kreislauf: Pflanzen nehmen Kohlendioxid auf, bauen Biomasse auf, die Biomasse verrottet oder wird von Tieren gefressen und als Kohlendioxid ausgeatmet – konstant.

So bestehen Erdöl, Erdgas und Kohle aus fossilen Pflanzen. Dadurch wird der Kohlenstoff der einmal aus der Atmosphäre und damit dem Kohlendioxid entstammte aus dem Kreislauf entzogen. Die Menge ist enorm: Sie beträgt etwa 1200 Milliarden tonnen, das meiste davon in Form von Kohle. Die Menge des atmosphärischen Kohlendioxids ist mit 800 Milliarden ist im Vergleich dazu viel geringer.

Noch bedeutender ist aber das im Wasser gelöste Kohlendioxid. 38000 Milliarden Tonnen befinden sich darin. In der Tat könnte sich der Treibhauseffekt verstärken wenn durch die Erwärmung ein Teil dessen ausgast (1 % würde schon reichen um den Gehalt in der Erdatmosphäre um 50 % anzuheben).

Noch viel mehr Kohlenstoff wurde aus dem System entnommen durch Organismen die ein Kalkskelett bilden. Die Kreidefelsen aus Dover bestehen aus vielen fossilen Kleinlebewesen. Dazu kommt ausgeschiedener Kalk aus dem Wasser bedingt durch p.H. Änderungen bedingt durch Photosyntheseaktivität. Die Menge davon ist gigantisch, zusammen mit dem Ölschiefer etwa 75.000.000.000 Milliarden Tonnen. Die gesamte Biosphäre hat mit 3800 Milliarden Tonnen dagegen ein Klacks.

Im Laufe der Erdgeschichte hat daher der Anteil des Kohlendioxids sehr stark geschwankt, denn wie man leicht aus diesen Zahlen entnehmen kann ist das atmosphärische Kohlendioxid nur die Spitze eines Reservoirs, allerdings im Gegensatz zu den Senken hochgradig beweglich, d.h. die Mittlere Zeit die ein Molekül in der Atmosphäre zubringt ist sehr kurz und liegt zwischen 5 und 200 Jahren. Im Vergleich dazu beträgt die Aufenthaltsdauer eines Moleküls im Ozean zehntausende von Jahre und bei Sedimenten sind es Millionen von Jahren.

Trotzdem hängt unser Klima wesentlich von diesen kleinen Mengen an Kohlendioxid ab. Heute sind es 100 ppm mehr als vor 200 Jahren. In der Eiszeit waren es 100 ppm weniger – und dies reichte aus um die Temperatur um einige Grad abzusenken. Schauen wir dazu auf die beiden Grafiken. Die niedrigsten Temperaturen gab es vor 20,140, 260, 340 und 430.000 Jahren. die niedrigsten Kohlendioxidkonzentrationen vor 25, 140-160, 270 und 350.000 Jahren – eine direkte Kohärenz ist gegeben. Das gilt auch für die Warmzeiten. Noch eines sollte uns warnen: Heute ist der Gehalt höher als vor 125000 Jahren, dem Höhepunkt der letzten Warmzeit, als es in Europa z.B. Nilpferde, Elefanten und andere Tiere gibt die es heute nur in den Subtropen gibt.

Natürlich wird es nicht dabei bleiben: Wir emittierend derzeit sehr viel Kohlendioxid, mehr als die Pflanzenwelt aufnehmen kann. Pflanzen nehmen derzeit etwa 1/4 der weltweiten Kohlendioxid Produktion auf. Doch durch die höheren Temperaturen wachsen sie auch schneller, und nehmen mehr Kohlendioxid auf – leider gelangt es natürlich wenn die Pflanzen verwesen oder gefressen werden wieder in die Atmosphäre nur etwas zeitverzögert. Doch langfristig wird mehr Kohlendioxid durch kalkbildende Organismen wieder dem Kreislauf entzogen – dummerweise geht das eher im Bereich von Tausenden von Jahren …

Warum will jeder zum Mond?

Eine Entschuldigung für alle nicht Raumfahrt-Fans, aber da ich in den vergangen 2 Wochen vier neue Aufsätze über vier weitere Raumsonden zum Mond fertig gestellt habe liegt es auf der Hand. Um auch klar zu stellen: Ich rede nicht von Bushs Space Vision, also einem bemannten Programm, sondern von einer Reihe von unbemannten Sonden. Hier mal eine kleine Liste:

Dazu gibt es sogar von Deutscher Seite den Vorschlag für eine deutsche Raumsonde. Mindestens 3 weitere Raumsonden von China, Indien und Amerika sind angekündigt. Vor allem ist auffällig, das mit Ausnahme der USA es sich um Nationen mit einem relativ beschränkten Raumfahrtprogramm handelt. Warum nun dieser Run auf dem Mond? Natürlich gibt es noch viel zu erforschen auf dem Mond. Die unbemannte Forschung des Mondes basiert vor allem auf den Lunar Orbiter aufnahmen der 60 er Jahre. Seitdem gab es nur den Kurztrip der Raumsonde Clementine und die Mission von Lunar Prospektor mit einem sehr eingeschränkten Aufgabengebiet. in der Tat wissen wir heute mehr über den Mars als vom Mond. In 10 Jahren könnte dies anders sein, dann dürfte es vom Mond eine bessere topographische Karte und bessere geologische Informationen geben als von der Erde. Die besten Aufnahmen werden 50 cm Auflösung haben – die erde ist durchaus nicht überall so gut fotografiert! (Ob dies die Moon-Hoaxer überzeugt wenn es Aufnahmen der Apollo Landeplätz gibt? Ich glaube nicht).

Doch zurück zum Thema: Für eine kleine Nation hat der Mond einige Vorteile. Zum einen ist er relativ nah. Das macht es möglich mit einer Sonde zu kommunizieren ohne sehr große und kostspielige Kommunikationsanlagen zu bauen. Eine Sonde ist auch nach 4 Tagen dort anstatt erst nach Monaten. Zum anderen aber sind die Bedingungen für den Betrieb einer Sonde genauso wie bei einer Raumsonde zu Mars oder Venus – die Startgeschwindigkeit ist fast gleich hoch. Man muss eine Bahn sehr präzise einhalten und eventuell nach dem Start nachkorrigieren. Man befindet sich auch außerhalb des Strahlungsgürtels und Sonde und Experimente müssen hohe Temperaturschwankungen aushalten. Im Prinzip ist also der Mond ein Erprobungsgelände für Raumsonden, wobei die Investitionskosten überschaubar bleiben und man kann bei Problemen viel leichter eingreifen. Wenn man es weiter denkt kann man auch am Mond eine Weiche Landung auf dem Mars erproben, nur muss man ein viel größeres Triebwerk einsetzen als beim Mars, wo man die aerodynamische Abbremsung nutzen kann.

Obwohl physikalisch nicht ganz korrekt – weil man sich ja immer noch in der Erdeinflusssphäre befindet – werden Mondsonden als Raumsonden angesehen. eine Nation kann also mit relativ Aufwand Mitglied in einem exklusivem Club werden: Den Nationen mit eigenen Raumsonden. Von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet als die bemannte Raumfahrt ist dieser Klub viel exklusiver. Ihm gehören bislang die UdSSR, USA, Deutschland, Japan und die ESA an. (Ja sie haben richtig gelesen, als man in Deutschland noch mehr Interesse an Raumfahrt hatte baute man sogar eigene Raumsonden: Helios 1+2, gestartet 1974 und 1976.).

Die Zukunft wird zeigen ob diesen Schritten auf den Mond seitens Indien und China auch Schritte zu Mars, Venus oder anderen Zielen folgen werden. Von der deutschen Mission hat man nichts mehr gehört. Nach wie vor halte ich eine europäische Mission für eine bessere Idee. Doch wenn es eine deutsche Mission sein sollte, dann wäre vielleicht ein RADAR Satellit wie SARLupe oder TerraSAR-X keine schlechte Idee. Deutschland ist führend in der SAR Technologie und die bisherigen Missionen haben eine sehr grobe Auflösung. Da würden sich Kompetenz und wissenschaftlicher Nutzen ergänzen. Schau mer mal was draus wird….

Nimand kommt vom Mond zurück, so wie er dort hingeflogen ist

Die erde vom Mond aus gesehenDies habe ich gestern bei 3Sat gehört, wo den ganzen Tag über Weltraumfahrt, vielleicht besser gesagt bemannte Weltraumfahrt Bestandteil eines Thementages war. Gesagt hat dies Eugene Cernan, Apollo 17 Astronaut. Ich habe daran keinen Zweifel und wenn man sich die Biographien von Apollo Astronauten anschaut denke ich stimmt dieses Zitat auch. Dieses Bild der aufgehenden Erde nimmt mich jedesmal gefangen, vor allem wegen des Gegensatzes zu der lebensfeindlichen Kraterwüste im Vordergrund.

Da habe ich mich an eine andere Meldung erinnert, in der stand, dass Russland Weltraumtouristen für 100 Millionen US-$ zum Mond bringen will. Dies würde so gehen, dass eine modifizierte Sojus TMA Raumschiff erst mal zur ISS fliegt und der Tourist dort eine Woche verbringt. Das ist nichts neues. Das kann man heute schon für 20 Millionen US-$ kaufen. (Ein echtes Schnäppchen). Dann startet eine Proton einen Accellatorblock, dockt ihn an die Sojus an und sendet damit die Sojus zum Mond. Dieser wird in 3-4 Tagen erreicht. Auf einer freien Rückkehrbahn umrundet das Raumschiff einmal den Mond und wird von diesem zurück zur Erde geschleudert. Die Flugbahn sieht dann aus wie eine riesige „8“.

Dieses Szenario ist nicht neu. Die Sojus war ursprünglich als Mondschiff gedacht. 1968-1972 gab es Flüge mit einer abgespeckten Version der Sojus auf der Proton unter dem Programmnamen „Zond„. Ziel war es einen, eventuell zwei Kosmonauten um den Mond herum zu schicken. Dafür reicht eine Proton aus die damals etwa 6 t zum Mond transportieren konnte.

Das heutige Konzept ist nur eine Weiterentwicklung. Nur macht die inzwischen im Einsatz befindliche Sojus-TMA mit über7 t Startmasse eine Abwandlung des Konzeptes nötig. Die neue Variation entkoppelt Oberstufe und Sojus Raumschiff: Die Proton muss neben der Oberstufe nun nicht mehr das Raumschiff in einen Erdorbit starten. Dadurch kann die Oberstufe 7 t schwerer sein. Das reicht dann aus um die schwerere Sojus-TMA zu starten. Die Sojus Raumschiffe waren einmal entworfen für Missionen von 18 Tagen Dauer entworfen – mehr als genug für einen 7 Tage Trip, solange dauert eine Mondumrundung normalerweise. Der Hitzeschutzschild muss ausgetauscht werden, da die Wiedereintrittsenergie etwa doppelt so hoch ist.

Doch nur eine kleine Umrundung bei der man vielleicht den Mond 45-60 Minuten lang sieht dürfte wohl nicht so beeindruckend sein, vor allem aber vielleicht nicht die Einstellung von jemanden ändern. Man muss also in einen Mondorbit einschwenken und diesen einige Zeit umrunden. so dass er auf den Betreffenden §einwirken“ kann. Ich habe mich gestern daran gesetzt dies mal durchzurechnen. Für einen Mondorbit muss man von der Erde aus eine Geschwindigkeit von 10926 m/s aus einem 300 km Orbit. Dieser hat eine Geschwindigkeit von 7790 m/s. Man muss also um 3136 m/s beschleunigen.

Am Mond angekommen muss man um 684 m/s abbremsen um einen 100 km Orbit zu erreichen und um den gleichen Betrag beschleunigen um wieder zurück zur Erde zu kommen. Das addiert sich zusammen zu 4504 m/s.

Das kann man mit einer der verfügbaren Oberstufen, sei es Block DM oder Breeze-M nicht erreichen. Doch es geht mit einer weiteren Abwandlung des Konzepts:

  • Start der Sojus-TMA mit einer Sojus zur ISS
  • Start eines Tankmoduls mit einer Proton M mit lagerfähigem Treibstoff. Es hat zwei Koppeladapter. Einen zu der noch zu startenden Breeze-M Oberstufe und einen Standard Kopplungsadapter für die Sojus
  • Start einer Proton M mit einer Breeze-M Oberstufe und einem Kopplungsadapter zur Tankstufe.

Erst jetzt koppeln alle Teile zusammen und die Stufe zündet und befördert das ganze Gespann zum Mond. Theoretisch könnte man nun die Tankeinheit abwerfen und so die Masse für das nächste Brennmanöver zu reduzieren. Meine Berechnungen zeigen aber dass dies nicht nötig ist. eine Breeze-M kann etwa 12300 kg hin und zurück bringen. Bei 7700 kg Startmasse für die Sojus TMA und 2300 kg Leermasse für die Breeze M bleiben dann noch 2300 kg für die Tankstufe, die betankt 21600 kg wiegen würde. Bei Verwendung von Block DM mit seiner besseren Energieausbeute wären es sogar 13200 kg. Allerdings ist dessen Treibstoff nicht ohne gute Isolierung und Dämmung über Tage hin lagerbar.

Das Raumschiff könnte dann bis zu 10 Tage den Mond umkreisen. Doch für wen? Ich denke hier nicht an Weltraumtouristen. Selbst für Milliardäre wären die geschätzten 200 Millionen US-$ (basierend auf dem 100 Millionen Ticket für eine Umrundung) zu teuer. Ich denke an Staatsführer und für Staaten sind 200 Millionen US-$ ein Peanut. so viel kostet gerade mal ein kleiner Satellit

Und darum geht es: Wenn der Mond tatsächlich jeden verändert der dort hinfliegt dann sollte man mit Staatsoberhäuptern anfangen. Jeder von diesen kümmert sich doch nur um das politische Tagesgeschäft. Keiner macht sich Gedanken darüber die Zukunft zu gestalten, Probleme anzupacken die man nicht bis zur nächsten Legislaturperiode lösen kann. Warum schickt man nicht jeden der G8 Führer zum Mond. Wenn er nicht freiwillig will kann man ja nachhelfen… am besten kann man ihm da auch einen Packen von Dingen in die Hand drücken die zu unterschreiben wären, wie z.B. für Bush die Anweisung für einen Rückzug aus dem Irak oder die Ratifizierung diverser Klimaabkommen. Wenn die Erfahrung die Leute auch nur ein bisschen verändern würde, dann lohnt sich das Unternehmen in jedem Fall. Und das beste: Bis auf die Tankstufe, ein technisch relativ einfaches Teil existiert die gesamte Hardware schon. Es wäre innerhalb von vielleicht 2 Jahren durchführbar. Das wäre meiner Ansicht nach mal ein wirklich nützlicher Space Tourismus. Und wer weis: Wenn es die Politik nur ein bisschen in Richtung Nachhaltigkeit verändert würde es sich lohnen.

Sputnik 1

Morgen jährt sich nun zum 50.sten Mal der Start von Sputnik 1, und heute (das wird gerne vergessen) zum 65.sten mal der erste erfolgreiche Start einer A-4, die dabei als erstes Objekt den Weltraum (definiert als 100 km über der Erdoberfläche) erreicht hat. Fast jeder hat von dem Sputnikschock gehört. Darüber wurde auch genug geschrieben: Die Amerikaner waren von dem Start vollkommen überrascht und hatten diesen der UdSSR nicht zugetraut. Mehr noch als die Tatsache dass nun die Sowjetunion als erste einen Satelliten gestartet hatte, war das Gewicht von 83.6 kg – 8 mal größer als der größte von den USA projektierte Satellit. Damit war auch klar dass die Sowjetunion über eine leistungsfähige Trägerrakete für Atomsprengköpfe verfügen musste, während das amerikanische Atlas System sich noch in der Entwicklungsphase befand. Die Mannie der „Raketenlücke“ die zu einer enormen Aufrüstung füllte breitete sich aus (auch unterstützt von Prahlereien von Nikita Chruschtow der sagte „Wir produzieren sie am Fließband wie Würstchen“.

Doch es hätte keinen Schock geben müssen. Zum einen hatten die Sowjets einen Start eines Satelliten schon vorher bei einer wissenschaftlichen Konferenz angekündigt, genauso wie dies die Amerikaner zu dem geplanten ersten geophysikalischen Jahr taten, das am 1.7.1957 begann. Zum anderen hätte man es vermeiden können. Die USA hatten zwar noch nicht eine einsatzbereite Interkontinentalrakete, aber sie verfügten über einsatzbereite Mittelstreckenraketen, die mit Oberstufen auch einen Satelliten transportieren konnten, wenn auch keinen so großen wie die R-7, die Trägerrakete des ersten Sputnik.

Die amerikanische Regierung legte jedoch wert darauf, dass keine militärische Rakete benutzt wurde. So schied zum Beispiel die von Braun favorisierte Juno, eine Rakete entwickelt aus der Mittelstreckenrakete Jupiter aus. Als diese mit Oberstufen getestet wurde gab es sogar den offiziellen Befehl Ballast mitzuführen, damit die leergebrannte Oberstufe keinen Orbit erreicht und so nicht unbeabsichtigt erster künstlicher Satellit wird.

Werner von braun wurde kurz nach dem Sputnik Start von einer Senatsanhörung befragt warum dies möglich ist. Er antwortete zu derer Verblüffung, dass die USA schon 1955, spätestens 1956 einen Satelliten hätten starten können, wenn sie ihr Raketenprogramm gezielter verfolgt hätten und nicht aufgesplittert oder sein Team über Monate auf höherem Befehl hin Däumchen gedreht hat.

Was Folge ist Geschichte: Es kam zu einem Wettlauf im all. Es folgten unbemannte Missionen zum Mond, die ersten bemannten Missionen. Flüge zu den Planeten und als letztes ein Wettlauf, wer zuerst auf dem Mond landet.

Weniger bekannt ist, das Sputnik 1 nicht der erste Satellit der UdSSR sein sollte. Der eigentliche Satellit, genannt „Objekt D“ wurde seit dem 30.1.1956 geplant. Hier zeigte sich aber, dass die Sowjetunion durchaus nicht so technisch überlegen war. Denn die Konstruktion dieses Satelliten, obwohl mit 1327 kg erheblich schwerer als Sputnik 1 und jedem geplanten amerikanischen Satelliten verzögerte sich sehr stark. Ende 1956 war abzusehen, dass er nicht zum Sommer 1957 fertig sein würde. Es war schlicht und einfach nicht möglich, mit existierenden Experimenten die Beschränkungen an Masse und Strombedarf einzuhalten oder die Experimente hielten die Belastungen beim Start nicht aus. Man begann sehr schnell ein sehr einfachen Satelliten zu konstruieren „Objekt P“. Objekt P = Sputnik 1 bestand eigentlich nur aus einer Aluminiumkugel von 2 mm Stärke, einem Ventilator in der mit Stickstoff gefüllten Kapsel, der für den Temperaturausgleich sorgte und 4 Peitschenantennen die man über die Rakete herab führte, so dass man sie nicht entfalten musste. Eine Batterie diente als Stromversorgung und eine einfache Schaltung schaltete jeweils für 0.4 s einen Sender mit 1 Watt Leistung an, der im 20 und 40 MHz Band alternierend ein Piep-Piep sendete.

Damit konnte man in Grenzen Aussagen über die Ionosphäre machen (Signaldämpfung und Ausbreitung) sowie die Bahn Bestimmung und die Dichte der Hochatmosphäre bestimmen (durch Abbremsen des Satelliten). Das war der einzige Nutzen von Sputnik 1. Doch inzwischen ging es nicht um wissenschaftlichen Nutzen. Es ging um das pubertäre Verhalten von Supermächten „Wer hat die größte ?“ (Rakete) „Wer ist er erste?“.(Mensch im Weltall)… Objekt-D wurde verspätet am 15.5.1958 gestartet – als Sputnik 3.

Heute hat sich viel verändert und die Mächte arbeiten zusammen. Ich habe in der letzten Woche 4 Aufsätze über die vier Mondmissionen von 2007/8 gemacht und hier arbeiten USA, Indien und China an verschiedenen Projekten, aber auch zusammen (Indien hat Experimente von 5 anderen Ländern an Bord von Chandrayaan 1) und die Daten stehen Wissenschaftlern aus aller Welt zur Verfügung. Zusammenarbeit ist eben doch besser als Konkurrenz.