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Chang’e-5 T1

Chang'e-5 T1Die Chang‘e-5 T1 Mission diente dem Test der Kapsel, mit der mit Chang'e-5 Bodenproben zur Erde zurückgebracht werden sollen. T1 steht für „Test 1“. Über diese Mission gibt es noch weniger technische Informationen als über die anderen chinesischen Missionen.

Chang‘e-5 T1 besteht aus dem gleichen Grundkörper wie Chang‘e-1 und 2, basierend auf dem Kommunikationssatelliten DFS-3A. Der auffälligste Unterschied ist die Kapsel. Sie hat eine Höhe von etwa 1,2 bis 1,3 m und einen ebenso großen Durchmesser. Nach dem optischen Eindruck ist es eine verkleinerte Version der bemannten Shenzhou Kapsel. Sie enthielt Proben von Pflanzen und Bakterien, wie auch Filter und andere Teile deren Verhalten getestet werden sollte.

Der tiefere Sinn des Tests ist schwer zu erkennen. Sowohl die Bahn wie auch die Kapsel sind nicht identisch zur Chang‘e-5 Mission. Von dieser weiß man das ein Servicemodul im Mondorbit bleibt und eine Aufstiegsstufe mit den Bodenproben zu ihm aufsteigt dort ankoppelt und mit dem Servicemodul (wie Apollo) den Mond verlässt. Dagegen gelangte Chang‘e-5 T1 auf eine freie Rückkehrbahn ohne in einen Mondorbit einzuschwenken (zumindest vor dem Abtrennen der Kapsel). Die Kapsel selbst ist viel zu groß. Dreimal bis viermal größer als die Luna-Landekapsel, eine solch große Kapsel könnte die Aufstiegsstufe niemals vom Mond in den Orbit bringen. Es stellt sich daher die Frage, warum China die Mission nicht real durchspielte, also mit der später verwendeten Kapsel in den Mondorbit einschwenkt, ihn wieder verlässt und dann diese landet. Den Treibstoff dafür hat die Mission, nach Ende der Primärmission verfügte die Raumsonde über 800 von 1.065 kg Treibstoff.

An der Ausrüstungseinheit der letzten Stufe, die auch auf eine Bahn gelangte, war das 4M-Experiment angebracht. Über dieses weiß man erheblich mehr als über die Mission selbst. Das Akronym bezieht sich auf „Manfred Memorial Moon Mission“. Manfred Fuchs, der am 26.4.2014 starb, war Gründer des Raumfahrtunternehmens OHB. Er hatte das Experiment noch mit vorbereitet. 4M besteht aus einem Sender mit 1,5 Watt Leistung, der bei 145,9 MHz sandte, vornehmlich gespeist von Batterien, ergänzt durch Solarzellen. Die Verfolgung des Senders durch Funkamateure und dadurch die Ermittlung der Position der Sonde war ein Experiment. Ein Zweites war ein Dosimeter. Die aufgenommene Strahlungsmenge wurde neben Daten über Temperatur und Batteriespannung und einer Botschaft übertragen.

Das Experiment sollte nur 96 Stunden dauern, weil die Stufe ungesteuert zum Mond fliegt. Es gab so eine 90 Prozent Chance, dass sie bei der Rückkehr verglüht. In der Praxis lenkte der Mond sie auf eine stabile Erdumlaufbahn um. Bis am 10.11.2014 konnten die Daten von 4M empfangen werden, dann war die Batterie erschöpft.

Die Kapsel wurde 50 Minuten vor der Landung in 5.000 km Distanz abgetrennt, Chang‘e-5 T1 veränderte den Kurs, damit er nicht ebenfalls in die Atmosphäre eintrat. Die Kapsel ging ohne Beschädigung im vorgesehenen Landegebiet nieder und wurde 8 Minuten nach der Landung von der Bergungsmannschaft erreicht.

Bei der nächsten Passage des Mondes zündete der Bus sein Triebwerk und schwenkte in den Erde-Mond Librationspunkt L2 ein, etwa 50.000 km hinter dem Mond. Für die Mondlandmission Chang'e-4 will China in diesem Librationspunkt im ersten Halbjahr 2018 einen Relay-Satelliten im Libratiosnpunkt L2 stationieren. Damit hat China wie schon mit Chang'e-2 ein Manöver einer zukünftigen Raumsonde erprobt.

Anfang Januar 2015 verlies Chang‘e-5 den Librationspunkt und wurde am 11.1.2015 zu einem Mondsatelliten. Im Februar / März 2015 erprobte der Mondsatellit im 200 km hohen, 43,7 Grad geneigten Mondorbit die Steuerung für das Andockmanöver der eigentlichen Bergungsmission. Im April erfasste Chang‘e-5 mit einer hochauflösenden Kamera aus dem auf 18 x 180 km hohen Orbit das spätere Gebiet, von dem Bodenproben genommen werden sollten. Dabei gelangen Bilder mit einer Auflösung von 2,5 m. Am 6.4.2016 konnte das Signal von Chang‘e-5 T1 im Mondorbit noch empfangen werden, von China gab es seit April 2015 keine Nachrichten mehr von der Mission.

Der Start der Bergungsmission von Chang‘e-5 war ursprünglich für 2017 geplant, wurde aber nach einem Fehlstart der neu eingeführten Langen Marsch 5 am 2.7.2017 auf 2019 verschoben.

 

 

Datenblatt Chang‘e-5 T1

Start:

23.10.2014 mit Langer Marsch 3C (Y12)

Ankunft:

27.10.2014 Mondpassage in 13.700 km Distanz

Missionsende:

31.10.2014 Landung in der inneren Mongolei, Bus am 6.3.2016 noch aktiv

Mission:

Mondumrundung und Landung

Gewicht:

~ 2-480 kg

Abmessungen:

Zentralkörper 2,00 × 1,72 × 2,20 m. Mit Solarpaneelen: 5,60 m Höhe, 18,10 m Spannweite

Instrumente:

Bus Erprobung von:

  • GPS und GLONASS kompatiblen Navigationsempfängern

  • Hochauflösende Kamera. (2.048 x 2.048 Pixel)

  • Zentrale Leit-, Navigations- und Steuereinheit

  • Miniaturisierte Sternsensoren

  • Staubdichte Kamera mit Einrichtungen für technische Tests

Kapsel:

  • Mitführung von Pflanzen und Bakterien

  • Tests von Proben auf Veränderungen wählend der Mission

Ergebnisse:

4M-Experiment arbeitet bis zum 10.11.2014, Dosimeter fällt nach 215 Stunden aus.
Erfolgreicher Test der Landekapsel

Bilder:

3.000 (vom Mond)



© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

Bücher vom Autor über Raumsonden

Lang Zeit gab es von mir nur ein Buch über Raumsonden: die beiden Mars-Raumsonden des Jahres 2011, Phobos Grunt und dem Mars Science Laboratory. Während die russische Raumsonde mittlerweile auf dem Grund des Pazifiks ruht, hat für Curiosity die Mission erst bekommen. Das Buch informiert über die Projektgeschichte, den technischen Aufbau der Sonden und ihrer Experimente, die geplante Mission und Zielsetzungen. Die Mission von Curiosity ist bis nach der Landung (Sol 10) dokumentiert. Einsteiger profitieren von Kapiteln, welche die bisherige Marsforschung skizzieren, die Funktionsweise der Instrumente erklären aber auch die Frage erläutern wie wahrscheinlich Leben auf dem Mars ist.

2018 wurde dies durch zwei Lexika, im Stille der schon existierenden Bücher über Trägerraketen ergänzt. Jedes Raumsonden Programm wird auf durchschnittlich sechs bis acht Seiten vorgestellt, ergänzt durch eine Tabelle mit den wichtigsten zeitlichen und technischen Daten und Fotos der Raumsonde, bzw., Fotos die sie aufgenommen hat. Ich habe weil es in einen band nicht rein geht eine Trennung im Jahr 1990 gemacht. Alle Programme vorher gibt es in Band 1. Die folgenden ab 1990 gestarteten dann in Band 2. In Band 2 ist ein Raumsonden Programm meist eine Einzelsonde (Ausnahme MER). In Band 1 dagegen ein Vorhaben das damals zumeist aus Doppelstarts bestand, oft auch mehr wie z.B. neun Ranger oder sieben Surveyor. Beide Bänder sind etwa 400 Seiten stark. In Band 1 gibt es noch eine gemeinsame Einführung für beide Bände über Himmelsmechanik und Technik der Instrumente. Beide Bände haben einen Anhang mit Startlisten, Kosten von Raumsonden und Erfolgsstatistiken. Band 2 hatte Redaktionsschluss im Januar 2018 und enthält die für 2018 geplanten Missionen über die es genügend Daten gab.

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