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Apollo 11: Die ersten Worte auf dem Mond

Der folgende Text stammt aus einem Blog-Artikel vom 3.7.2009.

In wenigen Wochen jährt sich der Flug von Apollo 11 zum vierzigsten Male. Es wird wieder einige Dokumentationen und Spielfilme geben. Einer lief ja schon: Moonshot. Natürlich wird auch erneut ein Thema diskutiert werden: Die ersten Worte von Neil Armstrong auf dem Mond " A small step for men, but giant leap for mankind". Über diese Worte und den Ursprung. Es gibt die unterschiedlichsten Theorien dazu: Die Extreme sind: Der Spruch fiel Neil Armstrong spontan ein und die Worte wurden vom NASA Management gewählt und Neil dürfte keine anderen sagen.

Beides ist nach meinen Recherchen unwahr. Die übereinstimmendste Version, die ich von verschiedenen Büchern gelesen habe, (wobei man natürlich auch nicht weiß wer von wem abgeschrieben hat) ist diese: Die NASA wusste natürlich, dass die erste Mondlandung ein Ereignis sein würde, dass in die Geschichtsbücher eingeht. Sicher gab es dort Vorstellung, was Neil Armstrong sagen könnte. Es gab aber keine Anweisung oder gar eine vorgefertigte Verlautbarung. Neil Armstrong wurde aber auf die Bedeutung des Momentes von Deke Slayton hingewiesen und dass er die Worte gut wählen sollte. Verschiedene Versuche, die Worte vorher aus ihm herauszulocken, scheiterten. Noch heute ist Armstrong einer der Astronauten die kaum über ihre Mission reden.

Verschiedene Astronauten berichten, das es keine Vorschrift gab. Das passt auch nicht zur NASA, die sonst den Astronauten viele Freiheiten ließ und bei der Missionsplanung auf maximale Entscheidungsfreiheit der Besatzung achte (ich lese gerade das Buch Digital Apollo: Human and Machine in Spaceflight (Inside Technology) und da wird klar wie komplex die Entscheidungswege waren und wie sich das Design des Computers und der Software sich wandelte, aufgrund der Anforderungen der Missionsplanung änderte (Es war zuerst an eine weitaus passivere Rolle gedacht und bis zuletzt gab es den Vorschlag doch eine Mondlandung unbemannt durchzuführen um das Abstiegsprogramm zu testen - wegen der Folgen auf das Programm wenn diese misslang wurde das nicht ernsthaft erwogen).Pete Conrad wettete mit einer Journalistin sogar, dass er genau einen Satz sagen würde - bekam diese aber nie wieder zu sehen.

Was aber auch gesichert ist, ist das Neil Armstrong die Sache anders sah: Für ihn waren die ersten Worte nach der Mondlandung die bedeutungsvolleren. Schließlich war diese der riskanteste Teil des Unternehmens. (Auf einer Skala von 1-10 für das Risiko taxierte Armstrong den "Moon Walk" als 1 und die Landung als 13!). Daher hatte er sich Gedanken über die Worte nach der Landung gemacht und hier auch jemanden eingeweiht: Charles Duke, der vorgesehen war als Capcom für die Mondlandung. Schließlich musste Charlie Duke mit dem " Tranquality Base: The Eagle has landet" etwas anfangen und es korrekt wiedergeben, auch wenn die Verbindung verrauscht und vielleicht unverständlich war.

Doch wie sieht es mit den Sätzen auf dem Mond aus? Nach eigenem Bekunden hat sich Neil erst nach der Landung, vor dem Ausstieg wieder darüber Gedanken gemacht, als die Spannung abfiel und das Ereignis anstand. Ist das glaubhaft? Ich denke ja. Dazu passt auch, dass er einen Fehler machte: Es fehlt ein "a" (A small step for a man, but a giant leap for mankind" - unwahrscheinlich wenn sich jemand diesen Satz sehr lange überlegt hat und vielleicht sogar geprobt, damit er auch gut klingt. Ehrlich gesagt für mich klingt es eher so wie schnell raus gesprochen, damit es vorbei ist.

Soviel für heute. Morgen geht es um die UFO Sichtungen der Apollo 11. Ach ja: Die ersten Worte auf dem Mond waren andere: Wenn man den Kontakt der Landebeine als Landung interpretiert so ist alles nach Aldrins "Contact Light" technisch gesprochen schon von der Mondoberfläche:

102:45:40 Aldrin: Contact Light.

102:45:43 Armstrong (on-board): Shutdown

102:45:44 Aldrin: Okay. Engine Stop.

102:45:45 Aldrin: ACA out of Detent.
102:45:46 Armstrong: Out of Detent. Auto.

Das Attitude Control Assembly war einer der "Joysticks" mit denen die Astronauten über den LGC das Triebwerk steuerten. Er musste deaktiviert werden, damit nicht die Lageregelungsdüsen ansprangen um eine vermeintliche Fehlausrichtung zu korrigieren.

102:45:47 Aldrin: Mode Control, both Auto. Descent Engine Command Override, Off. Engine Arm, Off. 413 is in.

In Adresse 413 des AGS (Apollo Guidance System) stand die Höhe. Mit dieser Anweisung überschrieb Aldrin eventuell falsche Daten des eigenen Navigationssystems auf Basis von Gyroskopen. So wusste nun der Bordcomputer, falls es einen Not stärt geben sollte, dass sich die Eagle auf Höhe 0 befindet, selbst wenn vielleicht die Gyros etwas andere Werte liefern (diese mussten in regelmäßigen Abständen neu kalibriert werden).

102:45:57 Duke: We copy you down, Eagle.

102:45:58 Armstrong (on-board): Engine arm is off. (Pause) Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed.

So, das war aber genug Klugscheisserei für heute. Wer es noch genauer wissen will: Das ganze Transscript findet sich auf der für Moon Hoaxer verbotenen Website Apollo Surface Journal.

Artikel erstellt am 3.7.2009, Artikel zuletzt bearbeitet am 22.7.2019

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

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© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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