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Die Missionen des Gemini Programms: Gemini 12

 

GATVGATV 12 (11.11.1966)

Als letztes Kopplungsziel für einen Gemini Flug wurde 100 Minuten vor dem Start von Gemini das letzte GATV gestartet. 140 s nach der Zündung der Agena gab es während einer Sekunde einen Brennkammerdruckverlust von 2,1 Bar. Danach kehrte der Schub auf ein normales Niveau zurück. Die Agena arbeitete weiter, bis sich die Stufe nach 182 s abschaltete und den vorgesehenen 295 × 304 km hohen Orbit erreichte. Dieser Vorfall bewog die Missionsplaner jedoch dazu, nicht mehr das primäre Antriebssystem zu benutzen. Die Sicherheit der Besatzung hatte wie immer oberste Priorität. Nun hatte die Agena-D aber speziell für Gemini ein zweites Antriebssystem mit eigenen Triebwerken und eigenem Treibstoff erhalten, welches nun erstmals zum Einsatz kam.

Zweimal wurde dann bei der Ankopplung an Gemini 12 das sekundäre Antriebssystem benutzt. Da dieses über einen kleineren Schub und weniger Treibstoff verfügte, wurde der Orbit nur geringfügig verändert. Als Gemini 12 die Stufe am 14.12.1966 verließ, befand sich diese in einem 260 × 295 km hohen Orbit. Sie wurde danach abgeschaltet und blieb bis zum 23.12.1966 im Orbit.

Gemini 12 (11.-15.12.1966)

Start von Gemini 12Besatzung: James Arthur "Jim" Lovell und Edwin Eugene "Buzz" Aldrin
Ersatzmannschaft: Leroy Gordon "Gordo" Cooper und Eugene Andrew "Gene" Cernan

Das letzte noch ausstehende Ziel im Gemini Programm war die EVA-Arbeit, welches nun bei Gemini 12 erreicht werden sollte. Zuerst wollte die Air Force ihre AMU noch einmal testen, welche bei Gemini 9 eindeutig versagt hatte. Sie wurde in der Zwischenzeit verbessert, doch der Einzige, der mit ihr vertraut war, war Eugene Cernan, da sie danach nicht mehr Bestandteil der Trainingseinheiten war. So bot Deke Slayton ihm an, erneut zu fliegen, um die AMU zu erproben. Nach seinen Erfahrungen bei Gemini 9 erbat sich Eugene Cernan Bedenkzeit, doch ehe er zu- oder absagen konnte, ließ die USAF das Experiment fallen. Damit gab es keinen Grund mehr, Aldrin aus der Primärmannschaft herauszunehmen.

Für die Gemini 12 Mission waren drei Ausstiege vorgesehen. Wichtigster Punkt war das Andocken an das GATV, EVA Tätigkeiten und die Erprobung der Erzeugung künstlicher Schwerkraft. Vierzehn weitere wissenschaftliche, technische und medizinische Experimente wurden ebenfalls durchgeführt. Nachdem schon zwei Agena bei Fehlstarts verloren gingen, wurde für Gemini 12 das Bodenexemplar gestartet. Da die vorgesehene Trägerrakete den Start des ATDA durchführte, "borgte" sich das Management eine Atlas aus dem Lunar Orbiter Programm.

In der dritten Erdumrundung koppelte Lovell an die Agena an; auf Sicht, da es erneut Probleme mit dem Radar gab. Damit war auch der Bordcomputer nutzlos, da dieser die Radardaten zur Berechnung von Kurs und Abstand benötigte. Doch Aldrin hatte seine Doktorarbeit über Rendezvous Manöver geschrieben: Er berechnete die Daten für das OAMS von Hand. Danach wurde er von seinen Kollegen nur noch "Dr. Rendezvous" genannt. Der Radarausfall verhinderte auch eine Ankopplung bei der zweiten Erdumkreisung. Wegen des bereits erwähnten Druckabfalls in der Agena verzichtete die Besatzung auf eine Erhöhung der Bahn durch das Haupttriebwerk der Agena. Nur das sekundäre Antriebssystem wurde benutzt, um die Bahn leicht zu ändern, sodass die Besatzung die Sonnenfinsternis am 12.11. über Südamerika miterleben konnte.

Am selben Tag stand dann die erste Arbeit außerhalb des Raumschiffs an. McDonnell hatte die Zahl der Haltemöglichkeiten an der Kapsel drastisch vergrößert. Unter anderem konnte Aldrin nun seinen Fuß in einer Halteklammer fixieren und so den Impuls beim Arbeiten an das Raumschiff übertragen. Dieser Gegenimpuls führte bisher immer zur Bewegung des Astronauten und erschwerte so die Arbeit.

Erstmals hatten die beiden Astronauten auch sämtliche EVA Aktivitäten am Boden in einem überdimensionalen Schwimmbecken an einer Nachbildung der Gemini Kapsel erprobt. Die Astronauten wurden dabei durch Ausgleichsgewichte vom Auftrieb befreit, sodass sie im Wasser "schwerelos" schwebten. Auch wenn die Bewegung im Wasser durch dessen Viskosität nicht mit den Bedingungen im Vakuum vergleichbar ist, hat sich diese Trainingsmethode seither bewährt und ist Basis jeden Astronautentrainings. Aldrin und Lovell galten dann auch als die beiden am besten trainierten Astronauten im Korps.

Aldrin machte zuerst eine über 140 Minuten dauernde Stand-Up EVA, um die neuen Haltemöglichkeiten zu erproben. Er fotografierte dabei die Sonnenfinsternis, brachte eine Kamera an der Außenseite des Raumschiffs an und montierte einen Mikrometeoritendetektor von der Außenseite ab. Am nächsten Tag stand dann die eigentliche EVA an, welche problemlos verlief und bei der Aldrin auch zum GATV kletterte. Er brachte an das GATV ein 30 m langes Verbindungsseil an. Er kam sogar dazu, ein Fenster zu reinigen - verschmutzte Fenster waren bisher immer ein Ärgernis im Gemini Programm gewesen.

Die beiden Raumschiffe entfernten sich wie beabsichtigt voneinander und durch Betätigung der Steuerdüsen brachte Lovell beide zum Rotieren, wodurch eine geringe Schwerkraft an Bord von Gemini entstand. Danach koppelte Gemini 12 von der Agena ab.

Eine weitere Stand-Up EVA fand am 15.12.1966 statt. Dabei wurden weitere Fotografien angefertigt, eine Reihe von Experimenten durchgeführt und überflüssige Ausrüstung über Bord geworfen. Nach 55 Minuten war die letzte EVA im Gemini Programm beendet. Damit hatte Gemini 12 nun auch den letzten Programmpunkt, die Arbeit außerhalb des Raumfahrzeugs, erfolgreich absolviert. Insgesamt hatte Aldrin in den vier Tagen fünfeinhalb Stunden außerhalb der Kapsel zugebracht.

Einzige Panne war der Ausfall von zwei Steuerdüsen des OAMS kurz vor Missionsende. Sie blieben ein Schwachpunkt im Gemini Programm, denn schon bei Gemini 10 gab es Probleme mit einer Düse und dieselbe Steuerdüse verursachte das Scheitern der Mission von Gemini 8. Gemini 12 landete am 15.12.1966 etwa 4,8 km vom Zielpunkt entfernt.

Start von Gemini 12

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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