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Im ersten Teil des Artikels, ging es um die Grundlagen und die Herstellung von Einzelsubstanzen Mithilfe von gentechnisch veränderten Lebewesen. In diesem Teil geht es um die heute stark verfolgten Ziele von veränderten Lebensmitteln oder Lebewesen, bei denen auch der Mensch mit gentechnisch veränderter DNA in Berührung kommt. Wissensstand des Artikels ist 1996. Dies liegt daran das ich inzwischen mich beruflich neu orientiert habe und nicht mehr auf diesem Gebiet tätig bin.
Hier steht die Optimierung von lange schon zur Herstellung von Lebensmitteln genutzten Mikroorganismen im Vordergrund. Man ist bestrebt die Eignung eines Mikroorganismus für einen bestimmten Zweck zu optimieren oder seine Anfälligkeit gegen Viren zu senken.
So kommt in der Milchindustrie immer wieder ein Befall der Milchsäurebakterien durch Viren vor. Die Lactobazillen die Sauermilchprodukte herstellen, werden teilweise abgetötet und es entwickeln sich andere Bakterien. Dies führt zu Fehlgärungen bis zum völligen Verderb ganzer Produkte. Milchsäurebakterien haben teilweise Resistenzgene gegen Antibiotika. Man will daher diese Resistenz dauerhaft ins Erbgut einbauen. Diese ist auf Plasmiden (Ringförmigen, zusätzlichen Genen) gespeichert, die können aber von den Bakterien verloren werden. Daneben will man die Aromabildung in Käse und Milchprodukten intensivieren. Hier sind eine Reihe von Anwendungen denkbar, vornehmlich geht das Bestreben dahin das Verhältnis einzelner Aromastoffe zu verändern und dadurch neue Geschmacksrichtungen zu kreieren.
In Großbritannien ist eine Hefe entwickelt worden, die nach Aufbrauchen des Zuckers im Teig die Stärke abbauen kann. Hefen können nur Zucker veratmen, die Stärke des Mehles ist ihnen nicht als Energiequelle zugänglich. Sie sind hier auf Enzyme angewiesen die das Mehl enthält. Hefen die Stärke selbst abbauen können, verhindern die Gärverzögerung im Teig nach Aufbrauchen des Zuckers, so können die Teiglagerungszeiten verkürzt werden.
In der Brauerei werden in anderen Ländern zahlreiche Enzyme genutzt um die Stärke der Gerste in - den für die Hefen benötigten - Zucker abzubauen. Hier wird überlegt ob die entsprechenden Erbinformationen für die Enzyme stabil ins Erbgut von Brauereihefen eingegliedert werden sollen. Da die Enzyme inzwischen sehr preiswert sind, dürfte dies nur in der BRD erfolgen, da das Reinheitsgebot eine Enzymzugabe verbietet. Ein Vorteil wäre z.B. das keine Mälzung des Bieres mehr nötig wäre.
Entwickelt sind inzwischen Gärhefen die alkoholfreies Bier erzeugen oder allgemein den Energiegehalt des Bieres reduzieren indem sie viele Kohlenhydrate veratmen anstatt vergären. Eine weitere Anwendung in der Brauindustrie ist die Verhinderung von Fehlaromen und eine beschleunigte Gärung sowie das Bilden von besonders stabilem Schaum.
Eine besondere Anwendung sind die "Eis minus" Mutanten von Pseudomonas syringae. Diese Bakterien sind normale Bewohner der Blattoberflächen von Flieder. Die veränderten Bakterien besitzen keine Zellmembran und haben die Eigenschaft, die Eiskristallbildung auf Blättern zu verhindern, sie schützen so vor Frostschäden. Die Anwendungsgebiete sind Obstplantagen (Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Erdbeeren) in Florida und anderen Ländern, in denen selten Frost herrscht, dann aber meist zu hohen Ernteverlusten führen kann.
Um den Verbraucher zu schützen wurden für den Fall, dass er die Organismen lebend aufnimmt Sicherheitsregeln aufgestellt, um eine Weitergabe des implantierten Erbgutes an die Bakterien die den Darm bewohnen zu verhindern. Ein solcher Organismus darf nur eingesetzt werden, wenn :
Es werden also besonders hohe Sicherheitsanforderungen gestellt, die verhindern sollen, dass das Gen an andere Mikroorganismen weitergegeben wird, und wenn dies doch erfolgen sollte, das Gen dort nicht zu gefährlichen Folgen für die menschliche Gesundheit führen kann.
Pflanzen werden derzeit besonders untersucht, man sieht hier erhebliche Möglichkeiten zur gentechnischen Veränderungen. Darüber hinaus ist das Verändern von Pflanzen wesentlich einfacher als dies bei Tieren ist. Folgende Ziele werden derzeit verfolgt:
Eines der wichtigsten Gebiete ist die Suche nach Resistenzen. Resistente Pflanzen könnten der Forderung des Umweltschutzes nach Reduzierung der Menge von Insektengiften und Unkrautvertilgungsmittel nachkommen. Eine Resistenz ist eine Unempfindlichkeit (Immunität) gegen einen Stoff, eine Krankheit oder einen Schädling.
Bei der Virus Resistenz will man die schon bei einigen Pflanzen vorhandene Resistenz gegen ein Virus auf alle Pflanzen übertragen. Besonders betroffen von Vireninfektionen sind Reis, Zuckerrüben und vor allem Kartoffeln. Hier ist die Kraut- und Knollenfäule eine gefürchtete Viruserkrankung. Man überträgt dabei das Virusgen in die Erbanlagen der Kartoffeln, dabei wird eine Immunität gegen das Virus gebildet, da sich die Kartoffel durch Ablesen des Genes selbst immunisiert.
Herbizide sind Unkrautvernichtungsmittel. Von allen Pflanzenschutzmitteln sind Herbizide hierzulande die wichtigsten und meist angewandten Mittel. In Europa machen Herbizide fast 50 % aller Pflanzenschutzmittel aus. Es gibt hier zwei gegenläufige Tendenzen. Zum einen versuchen Firmen wie Ciba-Geigy Pflanzen resistent gegen schon existierende Herbizide wie Atrazin zu machen, um die Anwendungsbreite dieser Stoffe zu vergrößern. Atrazin wird derzeit fast nur im Maisanbau eingesetzt und man will es auch für Sojabohnen nutzen. So veränderte Sojabohnen können dann als Zwischenfrucht im Maisanbau verwendet werden. Dabei wird das Herbizid in der Pflanze inaktiviert oder metabolisiert, es wird abgebaut und ist dadurch für die gentechnisch veränderte Pflanze nicht mehr giftig. Hier wird nicht der Eintrag an Herbiziden verringert, im Gegenteil, das Problem der starken Grundwasserbelastung durch das schwer abbaubare Atrazin bleibt.
Eine andere Richtung zielt auf eine ganz neue Herbizide: Glyphosphate. Diese Stoffe greifen spezifisch in Biosynthesemechanismen ein, die nur Pflanzen besitzen, für Tiere sind sie ungiftig, Pilze und Bakterien nutzen sie als Nahrung. Daher werden sie im Boden sofort abgebaut und gelangen nicht in das Grundwasser (bzw. sind dort nicht nachweisbar). Da die Herbizide hoch spezifisch sind, genügt eine Spritzmenge von 4-8 g/ha., gegenüber 2-10 kg Atrazin/ha. Das heißt die Eintragsmenge wird auf ein Tausendstel reduziert. Diese Herbizide sind giftig für alle Pflanzen bis auf die gentechnisch veränderten. Man setzt diese daher als Erstbehandlung beim Aussetzen oder Aufkeimen ein. Die Nutzpflanzen erhalten so einen Startvorteil und sind dann zumeist so groß, das später das Unkraut nicht mehr behandelt werden muss, da die Nutzpflanzen stark genug sind durch den Startvorteil. Inzwischen ist jedoch auch eine Resistenz gegen Glyphosphat bekannt, so das nach weiteren wirksamen Stoffen gesucht wird. Derzeit ist in den USA schon eine derartig veränderte Sojabohne im Handel, die Zulassung im EG Raum steht bevor.
Der prinzipielle Nachteil der Forschungen, die vor allem von Chemiefirmen durchgeführt werden, ist eine doppelte Abhängigkeit der Landwirte von dem Hersteller eines Herbizids, da er nun auch die Pflanzen dazu liefert.
Bei Resistenzen gegen Insekten greift man auf Erfahrungen in der biologischen Schädlingsbekämpfung mit Bacillus Thuringinensis zurück. Dieses Bakterium produziert ein Toxin (BT Toxin) welches zum Auflösen der Darmschleimhaut von Insekten und damit zu deren Tod führt. Bacillus Thuringinensis wird schon seit einigen Jahren bei der biologischen Schädlingsbekämpfung gegen Raupen verschiedenster Schädlinge eingesetzt, das entsprechende Gen wahrscheinlich schon immer mit verzehrt und ist daher als ungefährlich zu betrachten. Entsprechende Versuche mit der Übertragung des Genes in Tomaten ergaben, dass die Resistenz erst bei dem Befall mit Schadinsekten eintritt, das Gen also erst bei einem Bedarf abgelesen wird. Die Pflanze beherrscht also auch die Regulation des Genes und bildet den Giftstoff erst wenn dies notwendig ist. Die gentechnische Veränderung hat gegenüber chemischen Mitteln mehrere Vorteile:
In Versuchen in den USA bei gentechnisch veränderter Baumwolle, die das BT Toxin gegen die Raupen von verschiedenen Faltern bildet, zeigte sich das die Wirksamkeit gegeben ist. Nur ein Prozent der Anbaufläche von 800 000 ha waren befallen. Für diese reichte eine einzige zusätzliche Insektizidanwendung, während es bei Vergleichskulturen fünf bis sechs waren. Man hofft durch Übertragung mehrerer Resistenzgene anstatt einem einzigen die Anfälligkeit noch weiter reduzieren zu können. Dies zeigt aber auch das gentechnisch erreichte Resistenzen nicht automatisch zum Tod aller Insekten führen, auch die Dauer einer Resistenz ist sicher nicht höher als bei chemischen Insektiziden.
Entsprechende Versuche sind auch mit anderen Bakterien unternommen worden, die z.B. Enzyme bilden, die verhindern das sich Larven verpuppen können. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, Gene für die Produktion von Proteinen, die Verdauungsenzyme von Insekten inhibitieren, in die Pflanze einzubringen. Die Proteine verhindern dann das, das Insekt sich von der Pflanze ernähren kann, da die Verdauungsenzyme nicht wirken können. Da diese Enzyme strukturell mit menschlichen Enzymen verwandt sind dürfen solche Pflanzen nur gekocht verzehrt werden. Es ist daher zweifelhaft ob solche Produkte auf den Markt kommen werden.
Bei Maniok laufen derzeit auch erste Versuche um den Befall durch Xanthonomonas Bakterien die eine Fäule verursachen, gentechnisch eindämmen zu können. Dies ist für afrikanische Staaten bei denen die Maniokknolle ein Hauptnahrungsmittel ist, von Bedeutung, da eine Erkrankung einen Ernteausfall von 70-80 % bedeutet.
Ein Bestreben hierbei ist die Züchtung "maßgeschneiderter" Pflanzen. Für die Lebensmittelindustrie, aber auch andere Industriezweige sind Pflanzen interessant die in großer Reinheit nur ein bestimmtes Produkt bilden.
So ist die Industrie an Stärke liefernden Pflanzen interessiert, die nur Amylose oder nur Amylopektin produzieren. Normalerweise stellen Pflanzen diese beiden Bestandteile der Stärke in einer Mischung her, es gibt zwar einzelne Züchtungen bei denen ein Inhaltsstoff überwiegt, jedoch gibt es keine Pflanze die nur Amylose oder nur Amylopektin produziert. Amylose ist ein idealer Rohstoff für Glucosesirup, der in der Lebensmittelindustrie zum Süßen benötigt wird. Amylosehaltige Kartoffeln nehmen auch beim Frittieren weniger Fett auf. Amylopektin eignet sich sehr gut für kompostierbare Verpackungen. So gibt es Bestrebungen derartige Züchtungen zu entwickeln in denen nur ein Bestandteil der Stärke vorkommt. Bei Maniok ist man bestrebt allgemein den Stärke- und Eiweißanteil zu erhöhen.
Auch bei Raps werden Versuche unternommen die Zusammensetzung der Pflanze zu verändern. Raps enthält eine Reihe von Stoffen die unerwünscht sind, wie die Fettsäure Erukasäure und Senfölglykoside. Beide können bei der Gewinnung derzeit nur schwer abgetrennt werden.
Weitergehende Forderungen zielen auf die Bildung von Thaumatin oder Pharmaka mit Hilfe von Kartoffeln. Thaumatin ist ein süßes Eiweiß welches aus exotischen Früchten gewonnen wird und sehr viel süßer als Zucker ist. Für einen breiten Einsatz ist die Gewinnung aus wild gesammelten Früchten derzeit noch zu teuer. Weitergehende (noch utopische) Ziele sind die Anpassung von Pflanzen an bestimmte Boden- und Klimaverhältnisse oder die Übertragung der Fähigkeit Luftstickstoff als Dünger zu nutzen. Dies erfordert aber die Implantation und Regulation vieler Gene, dies ist mit dem heutigen (und auch in absehbarer Zukunft erreichbaren) Stand der Technik nicht möglich.
Es wurde schon erwähnt das die Aminosäurenzusammensetzung von Pflanzen für tierische Organismen ungünstig ist und man daher den Futtermitteln für Tiere Aminosäuren zumischt. Dasselbe gilt auch für Menschen. Wenn man in den Pflanzen Gene für Proteine aus Pflanzen einbringt die vor allem die Aminosäuren enthalten die in den GVO fehlen so wird das Eiweiß besser ausgenutzt. Entsprechende Forschungen sind derzeit vor allem bei Hülsenfrüchten (Bohnen, Sojabohnen) im Gange die besonders viel Eiweiß enthalten. Auch die schon erwähnte Phytase soll in das Erbgut integriert werden um das in den Pflanzen enthaltene Phosphat besser ausnützen zu können.
Man will jedoch auch die Bildung von für den Menschen giftigen oder unerwünschten Stoffen verhindern. Mögliche Anwendungen wären koffeinfreier Kaffee, Bohnen ohne toxische Proteine, Kartoffeln ohne Solanin. Derzeit ist es aber noch nicht gelungen die Bildung eines solchen Stoffes zu unterdrücken, erste Versuche die Menge an Blausäure in Maniok zu senken sind noch nicht von Erfolg gekrönt.
Weiterhin will man enzymatische Prozesse unterdrücken. So müssen heute die meisten Früchte unreif geerntet werden, weil die Transportwege zum Verbraucher oft lang sind. Dabei wäre die Frucht auch im vollreifen Zustand noch genussfähig, aber es kommt zu dem Auflösen der Zellwände und damit zu Erweichung. Ein erstes Produkt war hier die in den USA schon angebotene "Anti-Matsch Tomate" Flav'r-Sav'r (Wörtlich: Geschmacks Erhalter). Bei dieser Tomate wird das Gen für das Enzym welches die Zellwände auflöst gehemmt. Dies geschieht indem man dasselbe Gen in komplementärer Form eingliedert. Die Pflanze hat nun zwei Gene: Das eine wird richtig herum abgelesen, das zweite verkehrt herum. Die beiden entstehenden RNA Stränge paaren sich dabei und so kann das normale Gen nicht mehr eine RNA für die Herstellung des Enzyms weitergeben. Die Vorteile: Die reif geerntete Frucht enthält mehr Vitamine, hat ein besseres Aroma und bleibt lange schnittfest. Ein Problem ist allerdings nun, das der Verbraucher keine Kontrolle mehr hat wie alt die Tomate ist. Nach der gleichen Technik wurde bei Kartoffeln der Sorte "Van Gogh" das Anlaufen verhindert. Diese Sorte gilt als besonders anfällig für das Braunwerden, eine enzymatische Oxidation an den Schnittflächen. Die veränderte Kartoffel kann daher in der Lebensmittelindustrie verarbeitet werden ohne das Schwefeldioxid zur Verhinderung des Braunwerdens angewandt werden muss. Noch nicht geklärt ob die transgene Kartoffel auch so lange lagerbar wie die normale Sorte ist, denn das Enzym schützt auch vor Fäulnisbakterien.
Die Nutzung der Gentechnik bei Tieren ist noch im Anfangsstadium. Der Organismus ist zu komplex, als dass man wie bei Pflanzen einfach so ein Gen einbringen könnte. Nur in weniger als 1 % der Fälle in denen das Gen in die Zelle gelangt wird auch das Gen eingebaut, auch die Regulation der Genumsetzung ist wesentlich schwieriger als bei Pflanzen, hier wird zuerst noch viel Grundlagenforschung zu betreiben sein.
Als Ziele gelten bei Tieren eine erhöhte Produktion oder eine gesteigerte Tiergesundheit. Beispiel für das erste Ziel sind die Implementation von Genen für Wachstumshormonen. Man setzt auch auf die erhöhte Synthese von Körper eigenen Wachstumshormonen, indem nun mehr Kopien des Genes für das Hormon vorliegen. Bei Säugetieren ist dies schon für Schweine gelungen, die transgenen Schweine weisen einen erheblich besseren Gesundheitszustand als normale Schweine auf, die Hauptaktivität liegt aber bei Fischen, da sie eine wesentlich höhere Nachkommenschaft besitzen. Hier kann mit Wachstumshormonen eine beträchtliche Zunahme an Größe verzeichnet werden. Derart veränderte Karpfen und Forellen werden schon in den USA und Australien in Farmen gehalten.
Eine Steigerung der Tiergesundheit wird vor allem bei den heutigen hochgezüchteten Nutztieren angestrebt. So ist es gelungen Schweine vor der Schweinegrippe durch ein Mäusegen zu schützen und die Anfälligkeit von Schweinen gegen Stress und Kreislaufschwächen zu senken. Ähnliche Bestrebungen liegen bei der Bekämpfung der Leukose, einer Erkrankung von Hühnern vor. Die Bekämpfung von Krankheiten bei Tieren ist aber noch nicht über den Anfang des Versuchsstadiums herausgekommen. Eine weitere Anwendung ist die Verhinderung von Euterentzündungen bei Kühen. Hochleistungsrinder produzieren zu wenig des vor Bakterienbefall der Milch schützenden Lactoferrins. Das Gen wurde nun isoliert und man könnte nun mehrere Gene wieder in die Rinder reimplantieren, so das ausreichend Lactoferrin produziert wird. Derartige Milch wäre auch ohne Erhitzung relativ keimfrei und daher als Vorzugsmilch geeignet.
Man ist bei Fischen bestrebt die Anforderungen an die Umwelt zu senken, so verleiht ein Gen aus dem Kabeljau dem Seelachs dessen Kälteunempfindlichkeit, Forellen können mittels eines Froschgens auch in einem sauerstoffarmen Gewässer gedeihen. Der Vorteil ist wirtschaftlicher Natur, da man bisher Forellen nur in Fließgewässern halten konnte.
Ein weitere Anwendung ist Gene für die Synthesen von Immunglobulinen Tieren einzusetzen. So gibt es schon Schafe die Blutgerinnungsfaktoren, Interleukine oder Antikörper in einer Menge von bis zu 35 g/l Milch produzieren, dies ist an der Grenze zu einer pharmazeutischen Nutzung. Diese müssen bisher aufwendig aus menschlichem Blut gewonnen werden, oftmals reicht die Menge nicht aus die vielen Abnehmer von Blutfaktoren zu versorgen, so sind Bluter z.B. auf Gerinnungsfaktoren angewiesen.
Im März 1996 wurde die EG Richtlinie für die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln verabschiedet. Die EG sprach sich gegen eine generelle Deklaration von Lebensmitteln aus die Stoffe enthalten die gentechnisch gewonnen wurden. Gekennzeichnet muss ein Lebensmittel werden wenn es sich nachweislich von einem Lebensmittel unterscheidet welches nicht gentechnisch verändert wurde. Damit sind die im Anwendungsbereich 1 genannten Enzyme, Vitamine etc. nicht deklarierungspflichtig, da sie sich chemisch nicht von konventionell hergestellten Stoffen unterscheiden. Der nachweisliche Unterschied ist ein wesentlicher Vorteil - gegenüber dem ersten Entwurf - der von einem signifikanten Unterschied ausging. Der signifikante Unterschied hätte eine Grauzone geschaffen die Probleme bei der gesetzlichen Überwachung aufgeworfen hätte. Nachweislich schließt sowohl sichtbare Unterschiede ein (z.B. längere Haltbarkeit von Tomaten) wie auch chemische Unterschiede (Änderung der Zusammensetzung), in naher Zukunft dürften auch die Gene selbst nachweisbar sein. Damit sind auch Pflanzen nachweisbar, die Resistenzgene enthalten und sich chemisch nicht von anderen Pflanzen unterscheiden. Derzeit ist dies noch nicht möglich. So können nun auch gentechnisch veränderte Sojabohnen die herbizidresistent sind in die EG eingeführt werden, denn bisher unterscheiden sie sich nicht nachweislich von normalem Soja. Zumal die Mischung mit normalem Soja eine Verdünnung des Genes, welches man nachweisen will bewirkt.
Die von Verbraucherschutzvereinen immer wieder geforderte nationale Lösung einer Kennzeichnung ist nicht möglich da die Kennzeichnung von Lebensmitteln nach EG Verordnungen erfolgt. Da das EG Recht über dem nationalen Recht steht ist keine deutsche Lösung möglich.
Ein Problem welches viele Verbraucher von gentechnisch veränderten Lebensmitteln erwarten ist eine Verstärkung von Lebensmittelallergien. Allergien gegen Lebensmittel haben etwa zwei Prozent der Erwachsenen und fünf Prozent der Kinder. Eine Allergie ist eine unkontrollierte Überreaktion des Immunsystems gegen ein Fremdprotein. Von den vielen Tausend Proteinen eines Lebensmittels verursacht nur eines oder wenige eine allergische Reaktion. Da durch Gentransfer nur ein neues Protein in einer Pflanze gebildet wird ist die Chance für ein erhöhtes Allergenes Potential gering. Auch ist nicht entscheidend ob der Körper das Protein schon kennt, denn sonst müssten die relativ neuen Lebensmittel aus Amerika (Tomate, Kartoffel, Mais, Paprika) und Afrika (Orangen, Bananen), Neuseeland (Kiwi) etc. zahlreiche allergische Reaktionen verursachen. Dem ist jedoch nicht so, die meisten Allergien werden von heimischen Lebensmitteln wie Milch, Ei, Fisch und Nüssen verursacht.
Trotzdem werden gentechnisch veränderte Lebensmittel auf ihr allergenes Potential überprüft und sollte ein solches festgestellt werden gelangen die entsprechenden Lebensmittel nicht in den Verkehr. Der bisher einzige Vorfall kam zur Zeit der früheren DDR vor, als der Narbonnebohne ein Gen aus der Paranuss für ein Speichereiweiß eingesetzt wurde um die Eiweißwertigkeit der Bohne zu erhöhen. Die Paranuss ist als ein Verursacher von Allergien bekannt. Es zeigte sich, dass genau dieses Eiweiß der Verursacher der Allergie war. Nach Bekanntgabe dieses Ergebnisses wurden nicht nur in der DDR die Forschungen eingestellt, sondern auch in den USA entsprechende Versuche das Gen in Mais und Sojabohnen zu implantieren abgebrochen. Es ist unwahrscheinlich das ein Hersteller ein Gen transferiert welches Allergien verursachen kann, denn die sonst nötige Deklaration würde ein sehr schlechtes Produktimage bedeuten.
Es ist derzeit noch nicht möglich ein allergenes Potential vorauszusagen, bislang ist es nur möglich im Experiment ein Allergien zu identifizieren. Trotzdem laufen bereits Bemühungen schon bekannte Allergene durch Gentransfer auszuschalten. In Japan ist dies mit Reis schon gelungen. Ähnliche Bestrebungen sind bei dem Gen welches die Gliadine im Weizen bildet im Gange. Die Gliadine verursachen die Zähigkeit des Teiges, sind aber auch für verantwortlich für eine schwere angeborene Darmerkrankung die Zölikalie. Man kann die Gliadine aus dem Teig entfernen, jedoch verschlechtern sich dann die Backeigenschaften rapide. Ein Ausweg besteht darin den Weizen mit mehr Genen für das Glutenin auszustatten. Dieses Protein erhöht die Elastizität des Teiges und verbessert somit die Teigeigenschaften. Moderne Weizensorten nutzen von den 5-6 Genen für das Glutenin nur 2-3 und sollte man diese wieder reaktivieren können, so würden sich die Teigeigenschaften auch bei Ausschaltung des Genes für das Gliadins nicht verschlechtern, es wären sogar besonders kleberreiche Spezialmehle denkbar.
Nur gestreift sollen die möglichen medizinischen Anwendungen der Gentechnik werden. Hier steckt noch sehr vieles in den Anfängen. Es ist selbstverständlich aus ethischen Gründen nicht möglich den Menschen selbst gentechnisch zu verändern, dies müsste mit unbefruchteten Eizellen oder Embryonen im Mehrzellstadium (2-8 Zellen) geschehen. Die Forschung an Embryonen ist nicht nur in der BRD, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern verboten.
Entwicklungen gehen jedoch im Bereich Gensondentechnik voran. Das Ziel ist es für Erbkrankheiten die genetisch vererbt werden, einen Test zu entwickeln, mit dem diese erkannt werden können. Dies kann zum einen zwar die Behandlung erheblich verbessern, da man eine Erbkrankheit lange vor dem Ausbruch erkennen kann und so wesentlich effektivere Behandlungen durchführen kann. Andererseits ist dies natürlich schon beim Embryo möglich, mit den Folgen das ein Kind mit einer schweren Erbkrankheit überhaupt nicht geboren wird, weil die Eltern dies nicht wünschen. Ein erster Test auf den erblichen Brustkrebs steht derzeit vor der Zulassung.
Noch utopischer sind derzeit die Anwendung der Gentherapie. Hier ist es das Ziel eine Krankheit zu behandeln, indem man Körperzellen soweit verändert das sie die Krankheit bekämpfen sollen. Ein erster Test bei Krebskranken verlief nicht erfolgreich. Dabei wurden den Krebskranken eigene Stammzellen des Immunsystems entnommen und diesen die Geninformation für die Oberflächenstruktur von Krebszellen eingesetzt. Man erhoffte sich, das die dann ins Blut rückgeführten Zellen spezifische Antikörper gegen die Krebszellen produzieren und diese so bekämpfen. Weitere Forschungen sind die Übertragung von Genen für die Blutgerinnung in die Blutzellen von Blutern und die Bekämpfung von Schnupfen durch Besetzung der Bindungsstellen für das Virus. Man erhofft sich auch langfristig Erfolge gegen Krankheiten wie Aids, Alzheimer und Krebs.
Andere Überlegungen gehen dahin tierische Organe (vor allem aus Schweinen) als Organspender für den Menschen bei Herzen und Nieren zu nutzen. Normalerweise erkennt das Immunsystem fremde Organe sofort und bekämpft sie, dies führt zum Absterben der Organe innerhalb von Stunden. Durch genetische Änderungen in den Embryos ist es inzwischen gelungen die akute Abstoßung zu bremsen, so das Hundsaffen mit Schweineherzen bis zu sechs Wochen lebten. Weitere Schritte dürften in dieser Richtung folgen, denn es sind eine Reihe von Unverträglichkeiten bekannt, das nächste Ziel ist die Angleichung der Oberfläche der Blutgefäße. Es dürfte daher noch einige Zeit vergehen bis einem Menschen auch nur zur Überbrückung ein "vermenschlichtes" Organ implantiert werden kann.
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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