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Hanflegalisierung - Teil 2

HanfDas Thema "Legalisierung von Cannabis", oder Hanf, so lautet die deutsche Bezeichnung der Pflanze wurde so umfangreich, das ich es  in zwei Teilen aufarbeite. Dies ist Teil 2, der sich mit dem wissenschaftlichen Fundament des Verbotes von Cannabis beschäftigt. Der Teil 1 dagegen mit der heutigen juristischen Faktenlage und vor allem der Einstufung von THC als Droge im vergleich zu anderen erlaubten Drogen wie Alkohol oder Nikotin.

Was wir heute wissen ist: Der Körper erzeugt eigene Cannaboide und Cannabis, bzw. THC als Hauptwirkstoff an eigene Rezeptoren im Gehirn andocken. Koppelt an diesen Rezeptor THC an, so wirkt dies schmerzlindernd, steigert aber auch Appetit und senkt die Körpertemperatur ab. Er wirkt aber auch auf die Funktion des Gehirns selbst. So beeinträchtigt er das Kurzzeitgedächtnis und senkt die Angst. Darauf beruhen einige Einsatzgebiete in der Medizin. In der Krebstherapie nutzt man THC bei der Chemotherapie: er reduziert stark die dabei auftretende Übelkeit und steigert den Appetit. Denselben Effekt nutzt man bei AIDS-Kranken, die stark an Gewicht verloren haben. In der Schmerztherapie wird es am häufigsten eingesetzt, wenn andere Mittel nicht mehr helfen oder zu starke Nebenwirkungen haben. Bei neurologischen Erkrankungen wie Tourett-Syndrom reduziert es die Ticks. Der Rausch ist eine sicher angenehme Nebenerscheinung, aber der Körper hat diese Rezeptoren nicht um Rausch zu bekommen. Das zeigte sich bei einem Antagonisten für den Rezeptor: Das Abnehm-Mittel Rimonabant blockierte diesen Rezeptor. Da eine der Wirkungen die Steigerung des Appetits ist, sollte man so abnehmen, indem man weniger Hunger hat. Das Mittel wurde nach drei Jahren vom Markt genommen, als es zahlreiche Berichte über Selbsttötungen als Folge einer sich einstellenden Depression als Nebenwirkung gab. Denn das Gegenteil des Glücksgefühls ist eben das völlige Ausbleiben dessen, was man im Volksmund als Depression bezeichnet. THC wirkt wie körpereigene Stoffe und die Wirkungen sind daher nicht mit denen zu vergleichen wie man durch Alkohol hat (allgemeine Schädigung der Nervenleitung was auch mit einer starken Beeinträchtigung der motorischen und intellektuellen Fähigkeiten einhergeht) und als Stoff verwand mit körpereigenen Cannaboiden ist es vergleichsweise ungiftig.

Anders als mit Nikotin oder Alkohol kann man dem Körper mit THC (Tetrahydrocannabiol) aber keine physischen Schäden zuführen. Gerade die Hirnregionen die für die Steuerung der Körperfunktionen verantwortlich sind (Kleinhirn und Hirnstamm) haben kaum Cannaboidrezeptoren. Natürlich kann man sich an das Glücksgefühl gewöhnen, das ist die bekannte psychische Abhängigkeit. Zudem (und das gilt nicht nur für Cannabis) sollte man THC nicht zuführen, wenn das Gehirn im Wachstum ist, also bei Kindern und Jugendlichen.

Was an wissenschaftlichen Begründungen für Gesundheitsgefahren bliebt, ist die Gefahr der psychischen Abhängigkeit. Man kann der Meinung sein, das reicht aus, um Cannabis zu verbieten. Was mich, aber auch andere aufregt, ist die Bigotterie, die es aber dann gibt. Wenn ich so argumentiere, dann muss ich auch Alkohol und Nikotin verbieten. Wenn ich die Gesundheitsgefahren als Kriterium nehme oder wie auch im Betäubungsmittelgesetz angeführt die Abhängigkeit, dann muss ich auch Alkohol und Nikotin verbieten. An Nikotin sterben 140.000 Personen pro Jahr. An Alkohol rund 15000. Nur zum Vergleich: Wissenschaftler haben seit 2001 weltweit die Todesfälle untersucht und in diesem Zeitraum gerade mal 2!!!! Tote durch Cannabis gefunden. Selbst Schlafen ist gefährlicher - da stirbt alleine in der Bundesrepublik einer pro Jahr dran.

Warum verbietet man Alkohol und Nikotin nicht? Weil man durch die Erfahrungen mit der Prohibition weiß, das es nicht funktioniert. Aber es funktioniert ja auch nicht mit Hanf. Es gibt geschätzte 2,5 Millionen Konsumenten in der BRD die kein Problem haben an Marihuana zu kommen. Es sind verglichen mit denen die mal Hand konsumiert haben wenige, was selbst die Bundeszentrale für Betäubungsmittel einräumt. Das liegt daran, dass die ersten Kontakte mit THC ähnlich wie beim Rauchen eher unangenehm sind. Es treten weniger die positiven psychischen Wirkungen auf wie Heiterkeit, Glücksgefühl, intensivere Wahrnehmung von Sinneseindrücken, als vielmehr die körperlichen wie Kältegefühl, Schwindel, Hunger. Erst nach dem mehrmaligen Konsum werden in der Leber Enzyme gebildet, die für den Stoffwechsel wichtig sind. solange man die nicht hat, wird man bei einer kleinen Dosis aufhören, bei der die obigen Krankheitssymptome auftreten, die dann bei Gewöhnung schwächer werden.

Neben dem Anbau für den Verkauf gibt es noch den Anbau zu Hause für den Eigenbedarf. Selbst die Politik ist sich nicht einig, wie man verfahren soll, wenn jemand nur konsumiert, obwohl das Gesetz eindeutig ist. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 1994 verstößt das Verbot von Cannabis nur dann nicht gegen die Verfassung, wenn bei einer "geringen Menge" die Strafverfolgung unterbleibt. Das können nur Juristen verstehen. entweder ist etwas verboten und wird bestraft, oder es ist erlaubt. Aber das etwas unter Strafe steht, aber wenn man wenig Cannabis hat, wird man dann doch nicht verfolgt ist paradox. Die geringe Menge ist übrigens vom Bundesland abhängig zwischen 6 und 10 g.

Meine Position: Cannabis sollte legalisiert werden in einem ähnlichen System wie bei Alkohol: Verkauf nur mit Alterskontrolle, eventuell Mengenbegrenzt, wie dies in Colorado ist (um den Verkauf an Jugendlichen zu begegnen). Dafür besteuert. Derzeit gibt es nach der Betäubungsmittelzentrale ein enormes Preisgefälle zwischen Großhandelspreis (3,5 Euro pro Gramm) und Straßenpreis (9,10 Euro pro Gramm) - ganz einfach der illegale Verkauf verteuert das Marihuana enorm. Diesen Gewinn könnte der Staat einstreichen. Bei einer Steuer in Höhe von 50% wären das rund 1 Milliarde Euro pro Jahr, mehr als die Kaffeesteuer einbringt.

Natürlich muss dann auch der private Anbau erlaubt sein, denn bei den (dann immer noch hohen Preisen) lohnt es sich dann noch eher, zumal man dann nicht mehr indoor mit teurem Equipment und Stromverbrauch Hanf züchten muss, sondern den Hanf auf dem Balkon oder Garten anpflanzen kann -. man muss ja nicht mehr riskieren von Nachbarn angezeigt werden. Das zeigt aber dann auch ein Problem auf. Wo liegt da die Grenze vom Eigenbedarf zum Handel ohne Steuern zu zahlen? Mein Vorschlag: ein ähnliches System wie beim Brennen von Alkohol. Wer Schnaps brennt, muss an der Destille entweder Branntweinsteuer zahlen oder einen Teil des Schnaps abgeben der diesem wert (Wert) entsprecht. So könnte man die Menge, die man für einen täglichen Joint braucht, selbst anbauen, müsste alles, was man darüber hinaus erntet, aber zur Hälfte abgeben oder Streuen zahlen.

Dazu kommen wird es nicht, dessen bin ich sicher, denn nicht nur steht die Meinung der Politiker zu der Problematik fest, sondern sie machen einen so ungespannten Eindruck in Interviews, das ich glaube, das keiner der Spitzenpolitiker von CDU/CSU und SPD jemals einen Joint zur Entspannung geraucht oder einen Haschkeks konsumiert hat. Schade eigentlich, denn mitreden sollte man schon können.

Die Grünen stellten bei der Bundestagswahl ihr "Cannabisgesetz" vor, das wurde sogar von der Heute Show karikiert. Im Frühjahr 2017 brachten sie es sogar, nun aber "entschärft" als Cannabiskontrollgesetz ein. Natürlich scheiterte es schon in den Ausschüssen, immerhin gab es von der SPD das Zugeständnis das das Betäubungsmittelgesetz reformiert waren muss, was die Grünen als wink für die nächste Bundestagswahl ansahen. Da allerdings der Wahlsieg von "Mutti" 2017 wohl nicht mehr bezweifelt werden kann, werden wir wohl hier lange auf eine Legalisierung von Cannabis warten. Woanders ist man weiter: in den letzten Jahren gab es immer mehr Staaten, die Cannabis legalisiert haben. Die Konzepte sind unterschiedlich, vom staatlich kontrollierten Anbau wie es auch das "Cannabiskontrollgesetz" der Grünen vorsieht (beim Entwurf 2013 war noch von Eigenanbau von bis zu drei weiblichen Pflanzen die Rede) in US-Bundesstaaten bis hin zum freien Anbau für jeden in Kanada. Die Zeit arbeitet für Cannabis, aber wie wir bei den Jahrzehnten, die es dauerte, bis Frauen oder Homosexuelle gesetzlich gleichgestellt wurden sehen können, mahlen die Mühlen der Gesetzgebung langsam, sogar sehr langsam.

Anhang Ende 2018

Anhang November 2018 (der obige Artikel stammt von 2014): es tut sich was. Zwar nicht das Cannabis generell legalisiert ist. Aber zumindest ist nun der kontrollierte Anbau bei uns erlaubt, wenn auch mit einer Sondergenehmigung. Für die haben sich alle namhaften Pharmafirmen beworben - kein Wunder: Cannabis ist eine normale Pflanze, die durch Samen oder Stecklinge vermehrt werden kann. Heute wird sie meist in Hallen unter Kunstlicht angebaut. obwohl das enorm teuer ist - man denke mal an die Stromkosten - lohnt es sich bei Preisen von 10 Euro pro Gramm. In der Apotheke wird medizinisches Cannabis noch teurer sein, ebenso wenn man das Öl aufarbeitet, z. B. nur das Cannabiol, das es auch frei verkäuflich in CBD Öl gibt, das pharmazeutisch wirksamer ist als das THC, das vorwiegend "High" macht. (die Tatsache das es nicht berauschend wirkt, bedeutet ja gerade das es aus dem Betäubungsmittelgesetz herausfällt. Das gilt leider nicht für die Rohware, also Hanfblüten, da selbst CBD-reiche Hanfsorten trotzdem noch viel mehr THC als Nutzhanf enthalten, der einen so kleinen THC-Gehalt hat, das er nicht berauschend wirkt) Wenn man es in Gewächshäusern, auch unter Bewachung anbaut, dürfte man die Herstellungskosten deutlich senken - im Freiland liefert jede Pflanze unter optimalen Bedingungen rund 50 g bei einem Platzbedarf von 0,4 Quadratmetern - da wirft ein Gewächshaus eine Menge Profit ab.

Kanada hat im Oktober 2018 Cannabis voll legalisiert, also nicht nur den verkauf, sondern man darf dort auch selbst Hanf anbauen. Ein Tag nach der Legalisierung waren alle Vorräte ausverkauft. Dabei bringt das dem Staat Einnahmen in Milliardenhöhe. Positiver Nebeneffekt: obwohl auch in Kanada ein Freilandanbau klimatisch nicht möglich ist sanken die Preise pro Gramm auf bis zu 3,50 Euro, da nun ja jeder seinen Stoff anbauen kann.

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Artikel verfasst am 5.12.2014, zuletzt geändert am 14.11.2018


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