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Nachdem ich einige Jahre lang gar keine Zimmerpflanzen hatte, sondern nur Pflanzen, die man im Sommer auf den Balkon steht oder die sowieso nur im Sommer blühen wie Oleander oder Fuchsien, habe ich mir mal wieder zwei Zimmerpflanzen gegönnt, weil sie so schön aussahen: Einen Kumquat- und einen Orangenbaum (bzw. Minibäumchen, denn noch sind sie nur etwa 50 cm hoch). Da habe ich mich natürlich auch informiert, wie man die Pflanzen pflegt, und das brachte mich auf mein heutiges Thema, denn oft findet man den Hinweis, man solle die Pflanzen mit Regenwasser oder kalkfreiem Wasser gießen.
Eigentlich ist es ganz einfach, doch damit es wenigstens zu einem Artikel reicht, hole ich etwas aus. Alles Wasser, das wir gewinnen, stammt letztendlich aus dem Regen. Entweder man sammelt Regenwasser direkt oder es versickert im Erdboden dort passiert es die oberen Erdschichten, sammelt sich in Bächen oder es dringt tiefer ein und wird irgendwann einmal von einer Tonschicht blockiert. Auf dem Weg dorthin kann es Mineralien lösen, die im Erdreich oder im Gestein vorhanden sind. Die organischen Stoffe, die in der Humusschicht vorhanden sind und leicht gelöst werden können, werden durch ihre hohe chemische Affinität bald wieder in der Gesteinsschicht gebunden. Etwas anders sieht es mit den Mineralien aus, die aus dem Grundgestein selbst stammen.
Die meisten Gesteine geben kaum Mineralien ab, so auch Granite oder Basalte, die häufigsten Gesteine überhaupt. Wasser aus solchen Quellen, dazu gehören einige prominente Marken wie Volvic, Apollinaris oder Selters sind daher sehr mineralienarm. Anders sieht es aus bei Kalkgestein, das meist Sedimentgestein ist. Die schwäbische Alb ist ein typischer Vertreter dieses Gesteins. Sie besteht aus den Überresten von Kalk bildenden Algen aus dem Jura, die über Millionen Jahre zusammengepresst wurden. Die Algen haben den Kalk aus dem Meerwasser abgeschieden und genauso leicht, wie die Abscheidung gelang, löst er sich wieder. Schon normales Wasser löst leicht Kalk aus dem Gestein, ist es sauer so nimmt das Lösungsvermögen stark zu. Die Alb ist daher von einem Karst- und Höhlensystem überzogen, die Spalten und Höhlen wurden über Jahrtausende aus dem Gestein herausgelöst. Selbst wenn Kalkgestein nicht an der Oberfläche vorhanden ist, kann es doch im Grundgestein vorhanden sein, so z.B. im Neckartal, wo ich wohne.
Es gibt neben dem Kalk (chemisch Calciumcarbonat) im Wasser auch noch Magnesiumkalk (Magnesiumcarbonat), der auch wasserlöslich ist, jedoch etwas schwerer sowie die wasserlöslichen Sulfate dieser Elemente wie Calciumsulfat (kommt z.B. in Gips vor) oder Magnesiumsulfat (Bittersalz), doch sind diese Gesteine seltener.
Kalk geht als Calciumcarbonat in Lösung, dabei reagiert das Carbonat mit dem Wasser und bildet Hydrogencarbonat:
CaCO3 + H2O → Ca2+ + 2 HCO3-
Der wichtigste Punkt bei diesem Punkt ist, ist das die gelöste Kohlensäure im Wasser instabil ist. Sie ist eigentlich gasförmig. Schon durch Hitze kann man sie austreiben:
HCO3- + Wärme → CO2 + OH-
Es werden OH- Ionen gebildet, das Wasser wird alkalisch. Stark kalkhaltiges Wasser schmeckt daher auch leicht alkalisch, so leicht nach Seife.
Kommen wir nun zu den Pflanzen. Pflanzen wachsen in Erde die aus zerkleinertem Gestein und Abbauprodukten aus organischem Material, wie verrottenden Blättern besteht. Vor allem diese Abbauprodukte sind wichtig. Sie bilden den Humus und bei ihrem Abbau entstehen organische Säuren, die Huminsäuren. Sie sorgen dafür, dass normaler Erdboden leicht sauer reagiert. Findet das Verrotten unter Luftabschluss statt, sodass die Huminsäuren nicht oxidiert werden, so kann der pH-Wert sogar deutlich absinken. Das ist z.B. in Mooren der Fall, weshalb Torf für Blumenerde abgebaut wird. Pflanzen, die in Mooren oder ähnlichen Umgebungen aufwachsen, brauchen daher einen Boden mit einem sehr niedrigen pH-Wert. Sie sind diesen gewöhnt und kommen schon mit normaler Gartenerde nicht klar. Die meisten Pflanzen mögen einen leicht sauren pH-Wert. Pflanzen, die in trockenen Gebieten oder auf kalkhaltigem Boden wachsen, sind an den hohen pH-Wert angepasst. Bei trockenem Gelände ist der pH-Wert oft deswegen hoch, weil der Boden kaum Humus enthält.
Was passiert nun, wenn man kalkhaltiges Wasser in normale Gartenerde eindringt? Nun diese enthält durch die Huminsäuren H+-Ionen , ist also sauer. Die H+-Ionen spalten nun das Hydrogencarbonat:
HCO3- + 2 H+ → H2O + CO2
Das entstehende Kohlendioxid ist ein Gas und entweicht aus der Lösung, damit ist keine Rückreaktion möglich. Gießt man nun regelmäßig mit diesem Wasser, so steigt zwangsläufig der pH-Wert an. Für die Pflanzen hat das Folgen, den eine Folge des niedrigen pH-Werts ist, dass bei diesem pH-Wert viele Metallionen aus den Tongesteinen in Lösung gehen und nur so von den Pflanzen aufgenommen werden können. Fehlen diese Metalle, so sind die Pflanzen unterversorgt und die Pflanzen leiden, können z.B. braune Blätter bekommen. Bei Moorpflanzen wie Azaleen oder Rhododendren ist z.B. das Eisen nur verfügbar, wenn der pH-Wert niedrig ist. Steigt der pH-Wert stark an, so können auch im basischen lösliche Mineralien gelöst werden wie Aluminium, das für viele Pflanzen giftig ist.
Daher ist Torf so beliebt als Pflanzenerde. Moorpflanzen brauchen ihn, sonst wachsen sie nicht richtig. Hier muss man die ganze Erde austauschen. Aber auch bei normalen Pflanzen hat er den willkommenen Effekt, dass er als Puffer wirkt, da er viel saurer als normale Erde ist, wird der pH-Wert nicht ansteigen, bis diese Säurekapazität verbraucht ist. Das reicht bei vielen Pflanzen, die man nur eine Saison lang im Topf hat, meist schon vollkommen aus.
Nun diese kann man meistens nicht regelmäßig umtopfen und dabei die ganze Erde austauschen, weil größere Pflanzen dann meist den ganzen Ballen durchwurzelt haben. Die allgemeine Lösung lautet dann kalkarmes Wasser zum Gießen nehmen. Wenn man in einem Gebiet wohnt, bei dem das Trinkwasser "weich" ist (unter 7 Grad deutscher Härte, erfragbar beim örtlichen Wasserwerk) so ist man aus dem Schneider, das kann man zum Gießen nehmen. Andere müssen ausweichen, oder zumindest ab und an weiches Wasser einsetzen. Wenn man Regenwasser sammeln kann, so ist dieses hervorragend geeignet, denn es ist noch nicht mit dem Boden in Berührung gekommen und enthält keinen Kalk. Allerdings braucht man gerade im Sommer viel Wasser und da ist Regen rar.
Die teuerste Möglichkeit ist es, weiches Wasser in Form von bestimmten Mineralwasser oder destilliertem Wasser zu verwenden. Destilliertes Wasser ist kalkfrei. Zahlreiche Mineralwässer enthalten kaum Mineralien, hier sollte man auf einen möglichst geringen Hydrogencarbonat- und Carbonatgehalt achten. Aber Achtung: Die meisten Mineralwässer heißen so, weil sie auch Mineralien enthalten und das ist meist gelöster Kalk.
Die praktikabelste Möglichkeit ist es, den pH-Wert selbst zu erniedrigen bzw, den Säuregehalt des Bodens zu erhöhen. Dazu gibt es zwei Methoden. Die eine ist es ins Wasser etwas Torf zu geben und ihn ziehen lassen. Er neutralisiert den Kalk. Diesen kann man durchaus mehrmals verwenden, Torf enthält viel Säure. Die zweite Möglichkeit ist Säure selbst zuzugeben. Ein Schnapsglas Essig (5% Säure, 20 ml) senkt den Härtegrad von 1 l Wasser um 2. Hat man also Wasser mit 10 Grad deutscher Härte und will in den weichen Bereich (7) kommen so reicht es 30 ml Essig dem Wasser zuzugeben, oder eine 0,7-l-Flasche auf 20 l Gießwasser. Das ist im Endeffekt, wenn man Essigessenz oder Billigessig nimmt, viel billiger als Wasser zu kaufen oder zu entmineralisieren. Bei Essigessenz mit 25% Säure braucht man fünfmal weniger Essig, da die Säure fünfmal stärker konzentriert ist. Wenn das Trinkwasser nicht extrem kalkhaltig ist, muss man auch nicht dauernd Säure zusetzen, denn weil das Hydrogencarbonat schon von alleine Kohlendioxid abspaltet, reicht es einen Teil des Kalks zu neutralisieren. Wenn man diese Methode anwendet muss man aber sehr viel gießen und das überschüssige Gießwasser wegschütten. Der Hintergrund: So neutralisiert man zwar die Kohlensäure Ionen, die Calcium und Magnesium Ionen sind aber noch vorhanden. Sie sind aber wasserlöslich. Wenn man also mehr gießt, als die Pflanze braucht verbleiben die Calciumionen dann als Calciumacetat zum Teil im überschüssigen Gießwasser. Alternativ tränkt man den ganzen Ballen regelmäßig mit weichem Wasser und spült so die Calciumsalze aus. Für Topfpflanzen ist die Methode also nicht so ideal oder nur anwendbar wenn die Pflanze nur etwas sauren Boden braucht, aber nicht sehr sauren (dann muss man auch nicht dauernd das Gießwasser ansäuern). Sie ist aber gut anwendbar für Pflanzen im Garten, überall da, wo das überschüssige Wasser abfließen kann oder versichert ist sie anwendbar. So kann man Pflanzen die ein Moorbett brauchen gießen oder man kann bei Hortensien durch den niedrigen pH-Wert blaue Blüten erhalten.
Energieintensiv kann man auch so Wasser entkalken, indem man es erhitzt, dann fällt ein Teil des Kalks aus und lagert sich an den Wänden des Topfs ab. Genauso teuer ist es das Wasser mit Ionenaustauschern selbst zu entkalken, derartige Geräte gibt es, um Teewasser das auch weich sein soll, herzustellen. Für die Pflanzen spielt es keine Rolle, dass diese Geräte zum Verkeimen neigen und oft auch andere Metallionen freigesetzt werden, wenn man sie zu lange einsetzt. Hier sind die Filter für für die Zubereitung von Tee oder Kaffee, also kleine Wassermengen ausgelegt sind sehr teuer.
Artikel zuletzt geändert am 6.4.20616
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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