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Nur einen Monat nach dem letzten unbemannten Einsatz der Redstone und zwei Wochen vor dem ersten bemannten Flug der Redstone, würde MA-3 der erste Orbitaleinsatz der Atlas sein, noch ohne Passagier. Dafür war aber ein System installiert, das die Wasserabgabe und Kohlendioxidfreisetzung eines Astronauten simulierte (Crewman-Simulator). Es wurde die achte Mercurykapsel eingesetzt. Die erste von Convair gelieferte Atlas, 77D, fiel bei den Abnahmetests durch und wurde durch die Atlas 100D ersetzt. Sie taucht in keiner Startliste auf und wurde wahrscheinlich verschrottet, was für schwerwiegende Probleme spricht. MA-3 war der erste Einsatz einer Atlas mit einer dicken Hülle.
Es begannen zwei arbeitsreiche Wochen mit nicht weniger als drei geplanten Starts in einer Woche, auch wenn es durch Startverschiebungen dann fast zwei Wochen wurden. Ursprünglich sollte MA-3 eine Suborbitalmission wie die beiden vorherigen sein. Der erfolgreiche Flug von Gagarin führte dazu, dass die STG gleich eine Orbitmission ansetzte.
Die Atlas hob normal ab. 20 Sekunden nach dem Abheben wurde das Rollprogramm durchgeführt. Dabei dreht sich die Atlas so, dass die Antennen so ausgerichtet sind, dass man einen optimalen Empfang der Daten bei den Bahnverfolgungsstationen am Cape hat. Dies erfolgte noch problemlos. Nach 30 Sekunden sollte das Neigeprogramm beginnen. Die Atlas neigt sich dabei mit konstanter Rate, bis sie kurz vor Brennschluss die horizontale Position erreicht.
Doch dieses Manöver blieb aus. Die Atlas flog weiter senkrecht nach oben. Der FIDO (Flugdynamikoffizier, der die Flugbahn überwacht) meldete "Negative Pitch Program". Als die Atlas nach einigen Sekunden immer noch nicht ihr Programm startete, klappte der Range Safety Offizier die Abdeckung für die Selbstzerstörung auf. Er beobachtete weiter die Bahn auf dem Schreiber und wie sie sich immer weiter der Grenzlinie näherte, ab der die Rakete gesprengt werden musste, um zu verhindern, dass sie (oder ihre Trümmer) über bewohntem Gebiet niedergehen.
Nach 40 s war die Grenze überschritten und die Selbstzerstörung wurde initiiert. Drei Sekunden später explodierte die Rakete. ASIS löste sofort aus, die Kapsel erreichte eine Scheitelhöhe von 7,2 km und landete 1,8 km vom Startpunkt entfernt im Atlantischen Ozean. Sie wurde nach 20 Minuten geborgen und bei der folgenden Mission erneut verwendet. Chris Kraft, Missionsleiter betätigte auch den Selbstzerstörungsknopf, aber wie er in seinen Memoiren zugibt, 10 Sekunden nachdem die Atlas schon gesprengt war.
Die genaue Ursache des ausbleibenden Neigeprogramms konnte nicht festgestellt wurde. Anhand der Telemetrie konnte man die Steuerung als Auslöser ausmachen. Die Triebwerke hatten normal funktioniert. Eine genauere Untersuchung konnte die Schaltung, den Flight-Programmer, der die Vorgabe für die einzelnen Schritte enthielt, verantwortlich machen. Was den Flight-Programmer aber zum Versagen brachte, wurde nicht festgestellt.
Der Flight-Programmer wurde erst zwei Monate nach dem Vorkommnis im Schlamm gefunden, sein Zustand ließ dann keine Schlüsse mehr auf den Defekt zu. Der Flight-Programmer fiel kurz nach dem Start aus, weil seine Stromversorgung kurzzeitig abriss. Dann startete er neu, führte aber das Neigeprogramm nicht mehr durch. Als man das Design der Schaltung untersuchte, stellte man zahlreiche versteckte Mängel im Flight-Programmer fest, die man bei den folgenden Exemplaren behob. Zudem wurde ab jetzt, wo es ging, die Elektronik redundant installiert, was den nächsten Flug rettete, als nach 52 s ein Gleichstromkonverter ausfiel.
MA-3 und MR-BD, die beide nur einen Monat auseinanderliegen, zeigen die beiden entgegensetzen Pole bei der Raketenentwicklung. Auf der einen Seite die "Deutschen", die keinen Start freigeben, von dem sie nicht 100% überzeugt sind, das die Trägerrakete sicher genug ist und dafür lieber einen weiteren Testflug in Kauf nehmen, auch wenn er das Programm verzögert. Auf der anderen Seite Convair und die STG, die möglichst schnell starten wollen, auch wenn die Rakete unsicher ist. Sie bessern erst nach einem Fehlstart punktuell nach.
MA-3 fand schon nach dem erfolgreichen Flug von Gagarin am 12.4.1961 statt. Nachdem man nun nicht nur beim Wettrennen "Erster Mensch im Weltall" geschlagen war, sondern die Atlas zum wiederholten Male nicht funktionierte, war die Stimmung in der STG auf dem Tiefpunkt.
Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.
Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.
Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.
Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.
Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.
Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.
Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.
Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.
Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.
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