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Nachdem ich in dieser Rubrik beim letzten Mal, das bisher gelungenste Kunstwerk der modernen Lebensmitteltechnologie untersucht habe, habe ich diesmal wieder ein Produkt derselben Molkerei (M-Milch...) gekauft, und schlussendlich kann dies ja ein einmaliger Ausreißer sein. Um das Ergebnis aber vorweg zu nehmen: das vorliegende Produkt ist genauso mies wie das letzte. Da beide Produkte aus einer bekannten Molkerei stammen, die mit M anfängt und wie ein früher häufig ausgeübter Beruf heißt, scheint darin System zu liegen.
Milch mit 3% Fett: natürlich ist Milch der Hauptbestandteil des Milchreises. Auffällig ist hier nur, dass der Fettgehaltes relativ gering ist. Offensichtlich wurde schon ein Teil des Fettes zur Rahmgewinnung abgetrennt. Normale Kuhmilch hat 3.8-5 % Fett und wird meist teilentrahmt als 3.5% Milch verkauft.
Reis: natürlich steht der Reis an zweiter Stelle. Sonst wäre es ja kein Milchreis.
Zucker: ohne Zucker wäre das Ganze wohl nicht süß genug.
Erdbeerzubereitung mit Farbstoffen Karminsäure, Beta Carotin: zuallererst stellt sich die Frage, warum bei einer Erdbeerzubereitung der Farbstoff Karminsäure eingesetzt wird. Deiner Farbstoff wird aus zerquetschten Nopal Läusen gewonnen und findet sich sonst eher in Lippenstiften, wo er für ein knalliges blutrot sorgt. Doch nur aus einem Grund: Karminsäure leuchtet sehr intensiv rot, wodurch das Produkt fruchtiger aussieht als es ist. Passend wäre wohl eher ein natürliches Rot wie es in den Farbstoffen der Anthocyangruppe und Betainen (aus roten Beeten gewonnen) möglich gewesen wäre. Überhaupt scheint die Zugabe von zwei Farbstoffen vor allem über den geringen Erdbeere Anteil hinweg täuschen zu wollen.
Vollei: Bei dieser Molkerei scheint es schon etwas besonderes zu sein, wenn nicht Teile eines Eies zugesetzt werden, weshalb Vollei extra angegeben wird. Natürlich muss derartiges Vollei nicht die allerbeste Qualität darstellen, sondern können auch ausgesonderte Eier sein. Ei findet sich nicht in jedem Milchreis sondern nur in diesem Mxxx Produkt und es tritt auch geschmacklich stark hervor.
Salz: eine Prise Salz macht viele süße Lebensmittel erst richtig abgerundet.
Verdickungsmittel (modifizierte Stärke, Pektine, Xanthan, Guarkernmehl, Carrageen): nun erst zeigt sich die volle Phantasie der Lebensmitteltechnologen der Molkerei M. Der Laie wundert sich und der Fachmann schüttelte den Kopf. Wozu benötigt ein Milchreis denn Verdickungsmittel? Reis alleine besteht zu 90 Prozent aus Stärke, wodurch ein Milchreis schon bei geringen Anteil an Reis schnell eindickt, wenn man ihn lange genug kocht. Mit dieser ganzen Latte von Dickungsmitteln, kann man vor allem eines: Rohstoffe wie Reis einsparen. Darüber hinaus verringert man natürlich die Gefahr, dass der Reis bei der Herstellung anbrennt, wie es auch der Hausfrau manchmal passiert. Dies lässt auf eine nicht besonders gut eingespielte Produktion schließen.
Aroma: das ist bei diesem Lebensmittel wohl die wichtigste Zutat. Eigentlich benötigt ein Milchreis kein Aroma. Notfalls kann man ihn ohne Erdbeeren essen, und mit sollten die Erdbeeren das Aroma prägen. Wer dieses Produkt aber probiert, wird feststellen dass die Erdbeeren nicht nach Erdbeeren schmecken, sondern künstlich. Als Aroma tippe ich auf eine billige Mischung von niederen Frucht Estern und Vanillin.
Ein neuer Höhepunkt der Fähigkeit der Lebensmitteltechnologie ein Lebensmittel zu verhunzen oder zu imitieren. Es schmeckt nicht nur scheußlich künstlich, nicht cremig sondern dicklich (durch die fünf Dickungsmittel) und man wird das Gefühl nicht los, dass der Hersteller nach einer billigen Methode suchte seine Abfälle los zu werden. Danke M.... Milch, nun wissen wir woher Du das Geld für die Fernsehwerbung nimmst!
Es steht genau neben dem "M Milch" Milchreis im Regal, kostet nur 59 anstatt 79 Pfennig und ist auch geschmacklich erheblich besser. Cremig und auch einigermaßen fruchtähnlich. Und auch die Zusammensetzung stimmt: Entrahmte Milch, Fruchtzubereitung mit Farbstoffen, aber kein Karmin, sondern nur Carotin, Reis, Sahne, Zucker, modifizierte Stärke, Vanille, Aroma. Man erkennt das es der Hersteller geschafft hat ohne 5 Dickungsmittel auszukommen sondern mit Stärke und modifizierter Stärke. Anstatt viel Zucker und wenig Frucht hat man mehr Frucht verwendet (Sie steht an zweiter Stelle anstatt an vierter, d.h. es ist mehr drin und dadurch wahrscheinlich nicht ganz so viele künstliche Aromen. Kurzum: Dieses Produkt - ich nenne es ausnahmsweise, denn es hebt sich positiv von dem M-Milchprodukt ab - die Hausmarke vom Penny Markt "Elite" hält das was der M-Milchreis verspricht....
Nun hat die Molkerei M reagiert und ihr Produkt verbessert: "Mit 30 % mehr Schokoladensoßenanteil". Ein erneuter Test ergab ein etwas besseres Resultat. Die Konsistenz stimmt, der Reis ist wirklich weich gekocht, ein Kritikpunkt der bei den etwas billigeren Produkten oft nicht gegeben ist. Doch geschmacklich fällt der Eigeschmack immer noch stark auf. Er ist stärker als der Schokoladengeschmack. Es ist vielleicht eine Geschmacksfrage, doch meiner Ansicht nach sollte der Milchreis vor allem nach der Geschmacksrichtung schmecken und nicht nach Ei. Dann müsste er "Eireiss" heißen.
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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