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25 Jahre nach dem ersten bezahlbaren Computer, 20 Jahre nach dem ersten IBM PC, hat uns die Computer Industrie zu folgsamen Verbrauchern erzogen. Die nicht nur mit unzulänglichen Produkten leben, sondern die Mängel selbstständig beheben und die Geräte reparieren. Das ist einmalig bei einem Konsumgut und deswegen habe ich mir mal in Gedanken ausgemalt, was wohl wäre, wenn ein Auto dieselben Macken wie ein PC hätte. Ich hoffe sie haben Spaß an der kleinen Geschichte.
Da ist er nun - ihr neuer PKW! Sicher er sieht nicht besonders aus, so wie alle PKWs eben in Einheitsgrau und Kastenform. Immerhin ist es ein BIG-TOWER PKW, der es erlaubt, das auch dickere Menschen mit ihm fahren können. Dafür war er preiswert. Vor einem Jahr hätten Sie noch 40 % mehr gezahlt. Doch als sie den PKW sich genau ansehen, merken sie das was fehlt: Die Sitze sind nicht eingebaut, Das Lenkrad auch nicht und beim Umdrehen des Schlüssels erscheint nur die Meldung "Insert Benzin and Oil ".
Der herbei gerufene Freund - ein so genannter "PKW-Freak" schmunzelt "Du hättest einen Komplett PKW nehmen sollen. Aber ich habe noch von meinem PKW die nötigen Weichwaren". Sie gehen nun an den Einbau aller Annehmlichkeiten, mit denen ihr PKW erst so richtig benutzbar wird. Ihr Freund gibt Ihnen auch noch ein paar Extras wie Spoiler, Gepäckträger und Metallic - Rückspiegel. Allerdings nicht ohne Warnungen zu hinterlassen: "Der Gepäckträger ist ein Shareware Fabrikat, der funktioniert nur bis 100 km/h und der Spoiler kann nur 30 Tage benutzt werden, und fliegt dann ab."
Doch damit nicht genug, ihr PKW arbeitet noch nicht rund. Sie müssen ihn 2-3 mal starten bis er anläuft, es funktioniert der 4.te Gang nicht und ab und zu fallen die Armaturen aus. Wieder weiß ihr Freund Rat "Mensch Du hast ja noch die Einzelteile von vor 12 Monaten, da gibt es inzwischen längst neue". So fahren Sie zu nächsten Internet Haltestelle, wo ihr Freund Ihnen das riesige Einzelteillager zeigt: "Hier kann man direkt von den Herstellern die neuesten Bauteile holen, Du musst nur wissen was in deinem PKW verbaut ist und sie dann installieren". Er klärt sie auf, das er von hier auch die Extras hat "Das ist nur eine Internet Haltestelle, es gibt überall welche und in jeder andere nützliche Zusatzteile für deinen PKW. Manche sind sogar völlig umsonst. Du musst nur achten ob sie zu deinem Auto passen".
So kommen Sie auf den Geschmack und bald ist ihr PC nicht mehr zu erkennen. Jede Seite anders lackiert, mit 4 verschiedenen Sitzen, Extra Armaturen, Klopapierhaltern und Wackel-Dackel. Nicht zu vergessen das 2000 Seiten dicke Buch "1001 Tuning Tipps für PKWs". Doch irgendetwas stimmt nicht. Mal abgesehen von den komischen Dingen die man beim PKW fahren lernen muss, und die nicht sehr logisch sind, arbeitet der PKW nicht mehr sauber. Immer wieder leuchten während der Fahrt Warnungen auf und kürzlich stoppte der Motor bei Tempo 140 und es gab nur noch die Anzeige "Allgemeine Schutzverletzung in der Motorsteuerung". Außerdem vertragen sich einige Extras nicht. Die Freisprecheinrichtung erfordert das Abschalten des Navigationssystems und Spoiler und Rennreifen sind nicht gemeinsam nutzbar.
Doch ihr Kumpel weiß Rat: "Tja das ist das übliche bei den Fensterwagen PKWs. Du hast zufiele Extras eingebaut. Einfach alle ausbauen, die Standardausrüstung ausbauen und dann wieder alles einbauen, dann läuft er wieder für ein paar Monate." Im Übrigen gibt es inzwischen sowieso die Fensterwagen XP Standardausrüstung mit bonbonfarben und Teletubbie Optik, die "viel bunter und schöner wäre". Auf die Frage ob es nicht anders ginge zuckt er mit den Schultern "Es gibt noch Apfel - PKWs, aber die sind sündteuer und es gibt nicht so viele Extras und Linus - PKW, aber die sind nicht sehr komfortabel.
Inzwischen gefällt ihnen ihr PKW sowieso nicht mehr so gut. Obwohl erst 2 Jahre alt, werden Sie auf der Autobahn dauernd überholt. Alle neuen PKWs haben nun einen 100 PS Motor, und nicht nur 60 wie ihrer. Auch ist der Gepäckraum viermal größer und es gibt zwei Rücksitze mehr. Doch ihr Freund weiß weiter: "Prinzipiell kann man Motor, Sitze und Gepäckraum ersetzen oder erweitern. Beim Gepäckraum geht das am einfachsten. Du baust einfach einen zweiten ein, doch ob Du noch einen neuen Motor und Rücksitze für deinen alten PKW bekommst bezweifele ich, schließlich hat inzwischen das Benzin und die Befestigung gewechselt...."
Nun ja, ein neuer Gepäckraum tut es auch und so kann man wieder ein paar Extras darin unterbringen. Außerdem haben Sie entdeckt das man mit dem PKW auch Fernsehgucken, CDs erstellen und fotografieren kann. Leider wird der PKW durch die Zusatzmodule fürs Fernsehen, Fotografieren noch instabiler. So suchen Sie eine Werkstatt auf: "Was, Sie haben noch den alten Einspritzer und die 66 cm Sitzplätze - Da ist nichts zu machen." Der freundliche Herr klärt Sie aber auf, das durch einen Austausch von Motor, Getriebe und Sitzplätze, der PKW auf dem neuesten Technischen Stand wäre - leider zu fast der Hälfte des Preises eines neuen PKW.
So entschließen Sie sich zum Kauf eines neuen PKW, nun mit 120 PS Motor und sechs 133 cm Sitzplätzen und einem riesigen Kofferraum - Damit auch alle Extras verstaut werden können. Nun können Sie auch die Ego-Shooter Zusatzausrüstung einbauen, die auf die Windschutzscheibe ein explodierendes Abbild des Vorderwagens projiziert, wenn sie auf die Hupe drücken. Ihre Freundin meint allerdings, dies mache Sie aggressiv. Dafür können Sie über eine Freisprecheinrichtung nun mit anderen Autofahrern Chatten.
Inzwischen sind auch Sie PKW Freak und verbringen Stunde um Stunde mit dem Einbauen von Extras, dem Tunen von Motor, Getriebe und Einspritzung. Sie kennen als Tricks und Kniffe und die genauen technischen Bezeichnungen aller Teile ihres PKW. Der Lohn: Die Höchstgeschwindigkeit ihres PKW ist von 220 auf 230 km/h gestiegen, leider gibt es außer einigen Teststrecken keine Straßen auf denen sie so schnell fahren können - Im Gegenteil. Bei einer Fahrt war ein Kumpel mit einem 5 Jahre alten 20 PS Fahrzeug erheblich schneller am Ziel. Aber er hatte auch noch nicht die neue Standard-XP Innenausstattung sondern die 95 er Variante und auch wesentlich weniger Extras....
Ärger gibt es auch mit ihrer Freundin "Hängst du schon wieder an dem Kasten", "Musst Du schon wieder mit deinen Kumpels auf dem Ring eine Drive-Party veranstalten". Aber seien wir mal ehrlich. Frauen haben überhaupt kein Verständnis für Technik und können schon gar nicht eine emotionale Beziehung zu einem Auto aufbauen. Das ändert sich allerdings rapide, als ihre Freundin die Freisprecheinrichtung entdeckt. Nun chattet sie pausenlos mit irgendwelchen Freunden die sie "zufällig" kennen gelernt hat. Es kommt wie es kommen muss: Ein Zweitwagen für die Freundin muss her, sonst ist es aus mit den Drive Partys mit ihren Freunden am Wochenende
Allerdings wird es immer gefährlicher auf den Straßen. Die freundlichen Zeitungsverkäufer, die einem früher an der Ampel immer Zeitungen verkauften mischen nun immer mehr Werbung unter die Zeitungen. Manche haben auch kleine Stinkbomben in der Beilage, so dass wenn man sie öffnet man den ganzen Innenraum reinigen muss. Es gibt eine Warnanzeige dafür, doch die muss man dauernd durch neue Leuchtdioden ergänzen, sonst erkennt sie neue Stinkbomben in den Beilagen nicht mehr. Neulich fuhren sie nur mal kurz zu einer Internet Haltstelle, ohne etwas zu kaufen und plötzlich blieb der Motor stehen. Sasser Kids hatten Zucker in den Benzintank gegossen und sie mussten einen Komplettwechsel der ganzen Ausstattung machen um an den Tank heran zu kommen.
Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.
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