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Phobos-Grunt

Einleitung

Von 1960-1973 starteten die Sowjets die Sonden des Mars Programms. Diese scheiterten aus verschiedenen Gründen. Wie die NASA gab es dann eine schöpferische Pause von 15 Jahren. Danach folgten die Raumsonden Phobos 1+2. Schon als diese noch zum Mars unterwegs waren kündige die Sowjetunion ein ehrgeiziges Programm namens "Mars 2000" an. Die schon bei den Raumsonden VeGa und Phobos begonnene internationale Zusammenarbeit sollte erweitert werden. Im Jahre Kolumbusjahr 1992 sollten zwei Marssonden Landesonden und Ballone absetzen. 1998 sollten Bodenproben vom Mars zur Erde gebracht werden und 2001 sollte ein Marsmobil abgesetzt werden. Doch der Zusammenbruch der sowjetischen Wirtschaft brachte dieses ehrgeizige Programm ins Wanken. Es wurde zusammengestrichen auf einen Orbiter und einen Lander die 1994 starten sollten. Eine Zusammenarbeit mit den USA war geplant, bei der der Mars Observer die Signale des Landers zur Erde weiterleiten sollte. Weiterhin fanden sich nun viele europäische Partner für Experimente. Doch auch der Start 1994 war nicht möglich, da praktisch die Arbeiten zum Stillstand kamen. So musste der Start auf 1996 verschoben werden und die ESA zahlte einen dreistelligen Millionenbetrag zur Fertigstellung der Sonde. Der Start von Mars 96 scheiterte jedoch an einer Fehlfunktion der vierten Stufe der Proton.

Danach war es sehr lange still um das sowjetische Raumfahrtprogramm. Planetare Missionen aber auch Forschungssatelliten wurden kaum noch gestartet. Erst 2004 berichtete die ESA über eine neue Raumsonde, die nun dort anknüpfen sollte, wo die beiden Phobos Sonden Ende der achtziger Jahre scheiterten.

Projektgeschichte

Phobos Grunt wurde 1996 als nächste Mission nach Mars 96 geplant, blieb jedoch für Jahre ein Papierprojekt. Schon Mars 96 konnte nur durch Unterstützung der ESA rechtzeitig gestartet werden. So blieb Phobos Grunt für lange Jahre ein Papiertiger.Erstes Konzept Es wurde im Laufe der Zeit herunter skaliert von der Proton als Trägerrakete auf die Sojus Fregat. Mit der preiswerteren Trägerrakete sollte die Chance für eine Verwirklichung steigen.

Mit verbesserten ökonomischen Bedingungen stiegen die Chancen. Im Februar 2004 gab es eine erste Finanzierung mit 40 Millionen Rubel. Die Gesamtkosten wurden damals mit 1 Milliarde Rubel angegeben. Im Oktober 2004 fand sich auf den ESA Seiten ihrer ständigen Vertretung in Moskau eine Seite über die Phobos Grund Mission. Sie sollte seit 2001 geplant sein und 2004 sollte das Design der Raumsonde feststehen. Als Startdatum wurde damals noch 2007 genannt und als Trägerrakete eine Sojus-Fregat.

Dies war sehr lange Zeit der einzige Hinweis auf diese Sonde. Ein Bild von Phobos-Grunt das damals veröffentlicht wurde unterscheidet sich deutlich von dem der späteren Sonde (Links(. Das geplante Startfenster kam und verstrich, ohne dass eine Startverschiebung angekündigt wurde. Bewegung kam in das Projekt erst 2007, als China und Russland eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit bei mehreren wissenschaftlichen Projekten, darunter Phobos-Grunt vereinbarten. Wie bei dieser Gelegenheit verlautbart, war die Sonde nicht 2001 sondern erst 2005 fest beschlossen worden, seit 2006 wurde an ihr gearbeitet. Offizieller Projektstart war der 22.10.2004. Die Zusammenarbeit beinhaltete die Mitnahme eines chinesischen Subsatelliten mit der Bezeichnung Yinghuo-1. (abgekürzt YH-1). Er hat eine Größe von 0,75 x 0,75 x 0,6 m und wird die Spitze auf Phobos-Grunt montiert. Der 110 kg schwere Satellit wird dann im Marsorbit abgesetzt, Mit einher ging auch eine finanzielle Beteiligung an dem Projekt, womit dieses gesichert war. Zum einen finanziell abgesichert, zum anderen wäre nun die Streichung des Projektes eine Blamage gewesen und hätte die chinesische Seite brüskiert. Die polytechnische Universität von Hong King sollte nun auch das Labor für die Untersuchung von Bodenproben entwickeln. Es sollte Staub bis 1 mm Größe aufnehmen und analysieren. Dazu gehört ein Probenaufnehmer mit Mikroskopkamera und Spektrometer. Die Hongkonger Universität war schon mit einem Probenaufnehmer bei der englischen Beagle 2 Mission betraut, die 2003 scheiterte.

2008 wurden erste Modelle im Ausland, z.B. in der Berliner Air Show gezeigt und bekanntgegeben, dass durch die Hinzunahme des chinesischen Orbiters die Sonde zu schwer für eine Sojus war. Der Start sollte nun mit der Zenit Fregat erfolgen. Diese neue Version der Zenit existierte bisher nicht. Der einfache Grund: Die Fregatoberstufe wurde aus dem Traktorblock von Phobos und Mars-96 entwickelt. So wurde sie auch für die neueste Sonde von Lavochkin verwendet. Phobos-Grund wird also auf einer Zenit wie bei einer Sojus in den Erdorbit gebracht und danach übernimmt die Fregat Oberstufe den weiteren Transport. So kann die Sonde sehr einfach mit der Oberstufe von einer Rakete auf die nächste verschoben werden. Es dürfte aber auch insgesamt ein Gewichtsproblem an der Sonde gegeben haben, denn durch die frühe Abtrennung kurz nach Erreichen des Marsorbits braucht man für YH-1 nur wenig mehr zusätzlichen Treibstoff. YH-1 macht zusammen mit dem zusätzlichen Treibstoff nur 9% des Sondengewichts aus. Die Sonde wurde aber um rund 36 % schwerer gegenüber den ursprünglichen Planungen, die schon an der Nutzlastgrenze einer Sojus 2 lagen.

Phobos GruntFür aufmerksame Beobachter des russischen Programms ist die Wahl der Zenit dennoch überraschend. Es gibt aus russischer Sicht zwei Gründe die gegen die Zenit sprechen: Zum einen wird der größte Teil der Rakete in der Ukraine gefertigt. Es gibt neben den politischen Spannungen auch das Problem, dass diese mit Devisen bezahlt werden müssen. Daneben ist die Zenit eine für russische Verhältnisse recht teure Rakete. Daher fanden seit dem Jahre 2001 nur zwei Starts der Zenit mit russischen Satelliten statt: Aufklärungssatelliten des Typs Tselina-2 welche auf diese Rakete ausgelegt sind. Warum Russland hier nicht auf die preiswertere und für Planetenmissionen erprobte Proton zurückgriff, blieb offen.

Trotz der Beteiligung von China konnte allerdings der Zeitplan nicht eingehalten werden und kurz vor dem Start im Oktober 2009 wurde eine Verschiebung auf 2011 angekündigt. Grund war neben noch nicht abgeschlossenen Tests der Sonde (vor allem des Computersystems) auch dass, das Netz der Bodenstationen nicht bereit war. Beides waren keine gute Voraussetzungen und Ursache früherer Fehschläge: Mars 4-7 scheiterten, weil die Sonden mit fehlerhaften Transistoren gestartet wurden. Phobos 1+2 scheiterten aufgrund Fehler in der Software und eine nur lückenhafte Überwachung. Für einen Start 2009 waren die Bodenstationen nachdem sie Jahrzehnte lang nicht mehr genutzt wurden, nicht vorbereitet. Eine stand zur Verfügung und war umgerüstet worden, die zweite müsse erst wieder mit modernen Sendern und Empfängern ausgerüstet werden. Eine dritte Bodenstation die es noch 1989 gab wurde nicht mehr genannt. So hätte Russland auf die ESA Bodenstationen zurückgreifen müssen. Damit wäre zwar der Datenempfang und Positionsbestimmung möglich gewesen, aber nicht das Senden von Kommandos zu Phobos-Grunt. Die zwei Jahren werden nun genutzt um auch das Computersystem zu überarbeiten, da es über zu wenig Speicher verfügte und Teile der Flugsoftware noch nicht fertiggestellt waren. Geplant ist auch eine dritte Bodenstation im Süden des Kaukasus, für weitere russische Mond- und Planetensonden, sie dürfte aber erst nach der Mission von Phobos-Grunt fertiggestellt sein.

So ist die Verschiebung auf 2011 sinnvoll, wenngleich das Startfenster himmelsmechanisch nicht so günstig ist. Da die Sonde 2008 aber insgesamt 11,1 t wog und die Zenit bis zu 13.6 t in eine Erdumlaufbahn befördern kann, dürfte dies aber kein Problem sein.

Die ersten Finanzierungen erhielt Phobos-Grunt erst mit 40 Millionen Rubel (1,3 Million Euro) im Jahre 2007, sodass ein Start 2009 eine enorm schnelle Entwicklung (weniger als 3 Jahre für eine Raumsonde) erfordert hätte. Auch dies erklärt, warum die Sonde noch nicht startbereit ist. Bedingt durch den Wechsel der Trägerrakete sowie Schnellballeffekte durch das Hinzufügen des Chinesischen Orbiters wurde die Raumsonde erheblich teuer als geplant. Bis 2012 sollte sie insgesamt 2400 Millionen Rubel kosten - rund 80 Millionen Euro, im Westen für eine Raumsonde recht preiswert, doch bedenkt man, wie preiswert Sojus und Progress-Starts angeboten werden, dann ist klar, dass diese Mission für russische Verhältnisse recht teuer ist und ungefähr so viel kostet wie zwei Flüge eines Sojus Raumschiffes.

Jahr 2009 2010 2011 2012 Gesamt
Millionen Rubel 2114,5 122 80 100 2417,5

Die folgende Tabelle informiert über die Änderungen die durch Mitnahme des YH-1 Subsatelliten nötig wurden

System Planung 2005 Planung 2008
Einbremsstufe Trockenmasse   690 kg
Einbremsstufe Startgewicht 1.440 kg 1240 kg
Rückkehrstufe Trockenmasse   106,66 kg
Rückkehrstufe Startgewicht: 210-214 kg 148,10 kg
Rückkehrkpasel   10,90 kg
Meteorologischer Marslander (Finnland)   16,90 kg
Rahmen, Adapter und Seperationssystem   172 kg
YH-1 Subsatellit (China)   110 kg
Fregat Antriebssystem Trockenmasse   592 kg
Fregat Antriebssystem Startmasse   5.842 kg
Externer Tank Trockenmasse   335 kg
Externer Tank Startmasse   3.390 kg
Andere Hardware   66 kg
Experimente 50 kg  
Gesamte Trockenmasse Raumsonde   2.106 kg
Startmasse Raumsonde 8.120 kg 11.100 kg

Die eigentliche Raumsonde (der Teil, welcher die Erde verlässt) wiegt 1.868 kg, der Rest entfällt auf die Fregat Oberstufe und den abwerfbaren Tank. Bei Phobos angekommen ist das Gewicht auf 656 kg gefallen. Zur Erde machen sich noch 148 kg auf den Weg und geborgen werden noch 8 kg der Sonde.

Mars Meteorological Lander, MML

MML-1Finnland war schon am Mars-96 Lander beteiligt mit einer Meteorologiestation und anderen Experimenten. Meteorologische Experimente von Finnland sollten auch beim MarsNET, einem Verbund von vielen Landesonden fliegen. Nachdem dieses kurz nach der Jahrtausendwende gescheitert war schlug Finnland den Mars Meteorological Lander, MML vor. Ziel ist es, wenn es kein Netzwerk als eigene Mission möglich ist, einen eigenen, sehr leichten Lander als Piggyback-Nutzlast also Sekundärnutzlast. Der Start bei Phobos Grunt wird der erste Einsatz des MML sein. Ich beschreibe den MML nach verschiedenen Dokumenten die bei internationalen Konferenzen vorgestellt wurden. Russianspaceweb.com führt den Lander als Nutzlast von Phonos-Grunt auf. Die Dokumente aus Finnland sind dagegen weitaus älter (2002-2004) und sprechen von einer Erprobung mit einer Rokot 2005 vor einem Start mit Phobos-Grunt. Da diese bislang nicht erfolgte und es keine konkrete Verlautbarung Finnlands über die Mitführung des Landes gibt, ist es offen ob der MML mitgeführt wird.

Das besondere am MML, welches auch seine Masse gravierend reduziert, ist der Verzicht auf traditionelle Hitzeschilde und Fallschirmsysteme. Stattdessen beinhaltet die Sonde einen aufblasbaren Schutzschild, der zugleich als Hitzeschutzschild wie Airbag dient. Vergleichen mit einem traditionellen Hitzeschutzschild ist er bedeutend größer, dadurch wird die maximale Hitzebelastung verringert. Zugleich ist dies nötig, um ohne Retroraketen und Fallschirme den Schock bei der harten Landung zu begrenzen. Er sollte kleiner als 500 g sein. Diese Verzögerung ist sehr hoch, doch sie wirkt nur kurze Zeit (50 ms). Auch bei früheren Venus- Mond- und Jupiterlandekapseln traten 350 g über kurze Zeit auf.

Die instrumentelle Ausrüstung muss an die harte Landung angepasst werden. Systeme mit ausfahrbaren Masten oder Greifern scheiden aus, da sie bei der Landung beschädigt werden und zu schwer sind. Die vorgeschlagene Ausrüstung besteht aus zwei verschiedenen Instrumentenpaketen für Abstieg und Oberfläche.

Verschiedene Konzepte wurden untersucht. Das mit der geringsten Belastung ist das im folgende beschriebene und favorisierte Konzept B3. Der Lander besteht aus einer kleinen Kapsel in Form eines Kegelstumpfes von 0,54 m Durchmesser und 0,59 m Länge mit zwei Inflatable Breaking Units (IBU). Das sind hitzefeste "Airbags" die von einem Gasgenerator aufgeblasen werden. Die erste wird beim Eintritt in die Atmosphäre aufgeblasen und bremst den MML auf Mach 0,8 ab. Sie hat einen Durchmesser von 1,0 m und eine Oberfläche von 0,78 m². Dann diese IBU abgeworfen, wodurch der Lander um 4,88 kg leichter wird und eine zweite, größere IBU aufgeblasen mit der der Lander weiter abgebremst wird. Die Landung erfolgt mit 45-57 m/s Geschwindigkeit  abgängig von der Höhe und Atmosphärendichte (über 162-208 km/h). Vor der Landung hat die IBU einen Durchmesser und der Sporn mit dem der Lander sich auch im Bodenverankert eine Länge von 87 cm. Der MML wiegt durch diese Technik nur 17 kg. Finnland hofft nach einer Erprobungsmission eine ganze Flotte dieser Lander zu starten. Ab einer Zahl von etwa 20 Landers würde ein globales Netz von Wetterstationen auf dem Mars zur Verfügung stehen, wodurch das Verständnis des Marswetters und die jahreszeitlichen Veränderungen erheblich profitieren würden. Dieses Projekt läuft unter der Bezeichnung MetNET. Die Bilder hier zeigen den Lander kurz vor der Landung (oben), beim Atmosphäreneintritt (Mitte) und zusammengepackt vor der Abtrennung auf Phobos-Grunt.

Wahrscheinlich hat sich die Entwicklung des Landers verzögert. Durch die Startverschiebung auf 2011 ist es nun eventuell doch möglich den MML mitzuführen.

MML vor der AbtrennungExperimente

Auf Phobos-Grund gibt es eine Reihe von Experimenten auch mit internationaler Beteiligung. Sie können in drei Gruppen eingeteilt werden: Experimente die in-situ (vor Ort, auf der Oberfläche oder sehr nahe an der Oberfläche) den Mond Phobos untersuchen, Fernerkundungsexperimente, die aus größerer Entfernung eingesetzt werden können und mit denen auch der Mars untersucht wird und Experimente zur Untersuchung des Raums um Mars und des interplanetaren Raums.

Das Laser-Massenspektrometer LASMA benutzt einen ND:YAG Laser, der mit einer Spitzenleistung von 10 kW Pulse auf eine Fläche von nur 20 µm Durchmesser sendet. Da jeder Puls nicht mal eine Nanosekunde lang dauert ist die Energie pro Impuls mit 0.1 µJ sehr gering. Sie entspricht aber einer kurzzeitig einwirkenden Energie von 5 GW/m² und dringt 100 mM tief in die Oberfläche. Dabei wird diese verdampft und es entstehen pro Impuls rund 10.000 Ionen. Bei einer Frequenz von 10 KHz beträgt die Stromaufnahme des Lasers nur 2,5 Watt. Die Ionen gelangen an ein parallel zum Laser angebrachtes Flugzeitmassenspektrometer wo sie durch ein elektrisches Feld unterschiedlich nach Masse/Ladung beschleunigt werden und die Flugzeit gemessen wird.  Es erfasst Ionen mit einer Atommasse von 1-250 AU bei einer Auflösung von 300. Es wiegt 1,4 kg.  Der Laser wird nach der Landung in Betrieb genommen, das unterscheidet ihn von einem ähnlichen Experiment das Phobos 1+2 mitführten. Bei diesem wurde aus naher Distanz am Mond der Laser betätigt. Er musste dafür erheblich leistungsfähiger sein, da durch den Verdünnungseffekt viel weniger Ionen zur Raumsonde gelangten.

Ein zweites Massenspektrometer MANAGA-F bestimmt sekundäre Ionen. Es befindet sich auf der Seite der Sonde die Phobos abgewandt ist: Von LASMA Verdampftes Gestein, dass hochsteigt und nicht ionisiert wurde, wird dann durch den Sonnenwind ionisiert. Diese sekundären Ionen werden vom Massenspektrometer gemessen. Es kann 1 Teilchen pro 1 Million noch detektieren und erfasst alle Ionen bis zur Atommasse 300 mit einer Energieauflösung von 1:100.

Das Neutronenspektrometer NS-HEND ist eine Weiterentwicklung des HEND, welches derzeit bei Mars Odyssey im Einsatz ist. Es besteht aus einem Neutronenspektrometer und einem Gammastrahlenspektrometer (PhGES). Ein neu entwickelter Szintillationsdetektor, auf Basis eines 5 x 5 5 cm großen LaBr3 Kristalls soll eine erheblich bessere Energieauflösung liefern. Er ist besonders gut geeignet niederenergetische Neutronen zu detektieren (Energieauflösung 3% bei 662 keV). Dazu kommt ein Detektor für mittelenergetische und schnelle Neutronen mit einem Stilbenkristall (empfindlich zwischen 0,5 und 10 MeV Energie) und drei Proportionalzähler für 3He abgeschirmt mit mit Polyethylen und Cadmium. Zusammen mit dem Gammastrahlenspektrometer soll damit der Gehalt an den radioaktiven Elementen Kalium, Thorium und Uran zusammen mit dem Wasserstoffanteil im Regolith bestimmt werden. Das Gammastrahlenspektrometer setzt dazu einen Cäsiumiodid Szintillationskristall ein, der bei Gammastrahlen in einem Energiebereich von 0,3-9 MeV einen Blitz aussendet. Dieser wird dann durch lichtempfindliche Detektoren registriert. NS-HEND wiegt 3,8 kg und hat einen Stromverbrauch von 8 Watt. Das Gammastrahlenspekrometer wiegt weitere 5,5 kg.

Aus Deutschland von der Uni Mainz stammt das Mösslbauer Spektrometer Mimos II. Es ist eine weiterentwickelte Version des Gerätes, das schon seit fünf Jahren an Bord der beiden amerikanischen Rover auf den Mars Untersuchungen macht. Gegenüber diesem ist es zum einen leichter (320 anstatt 540 g Gewicht durch eine verkleinerte Elektronikplatine mit neuere´n Bausteinen) und es bietet durch einen neuartigen Siliziumdriftsensor eine höhere Auflösung von 140-160 eV. Es nutzt den 1956 von Mössbauer entdeckten kernphysikalischen Effekt aus, der auf der rückstoßfreien Absorption und Emission von Gammaquanten durch Atomkerne beruht.  Auf dem Instrument sendet eine Cobalt-57 Quelle Gammastrahlung mit einer Energie von 14.4 keV aus. Gammaquanten dieser Energie werden von Fe57 Kernen absorbiert. Dies geschieht bei einzelnen Eisenatomen normalerweise rückstoßfrei. Jedoch ist der Eisenkern in einem Kristallgitter eingebunden, so geht dies nicht. Dieses nimmt den Impuls auf und das Atom gelangt in einen resonanten Zustand. Aus diesem sendet das Atom Gammaquanten mit der Resonanzfrequenz aus. Diese Gammastrahlen werden detektiert. Die Frequenz ist sehr eng begrenzt und hängt von der Umgebung des Eisenatoms ab. Somit lassen sich verschiedene eisenhaltige Minerale sehr genau abgrenzen. Es ist damit feststellbar welche eisenhaltigen Minerale im Oberflächengestein vorkommen. (Sofern überhaupt: Anders als beim Mars erwartet man bei Phobos als Asteroid nur geringe Eisenmengen im Gestein).

Der Manipulatorarm, an dem die Mössbauer-Sonde angebracht wird hat ein Gewicht von 3,5 kg, er kann bis zu 1 m von der Sonde wegbewegt werden und eine Bodenprobe von 0,5-1,5 cm³ aufnehmen. Die CNES führt auch ein AXPS Alphateilchen-Protonenspektrometer als Nutzlast auf, das ebenfalls wie MIMOS-II von der Universität Mainz stammt. Seitens derer gibt es aber keine Pressemitteilung, so dass dieses Experiment wohl nicht mitfliegt. Der Manipulatorarm entnimmt Proben für das Labor für Vor-Ort Untersuchungen, aber auch Proben für die Rückkehrkapsel.

Die Bodenproben werden einem Gaschromatograph-Komplex zugeführt. Dort gibt es zuerst einen Wärmeleitfähigkeitssensor (Genauigkeit 1 zu 1000) von 0,5 kg, danach folgt die 4,5 kg schwere GC-Säule mit der Heizung und den Gasvorräten. Diese trennt die flüchtigen Substanzen nach molekularer Masse auf. Die einzelnen Fraktionen gelangen dann zu einem Massenspektrometer das Moleküle zwischen 1 und 150 AU detektiert. Die Empfindlichkeit der Messung beträgt dort nur noch 1 ppb. Diese Station soll die flüchtigen Teile der Phobosoberfläche erfassen (Edelgase, Wasser, Kohlendioxid, organische flüchte Substanzen), da diese wahrscheinlich durch die Erwärmung bei der Rückreise und Landung verloren gehen werden. Zusammen mit dem Massenspektrometer wirkt das GC-MS 8 kg. Frankreich ist an dem Komplex beteiligt durch die Sensoren des Gaschromatographen.

Zwei IR Erkundungsinstrumente untersuchen Mars und Phobos aus der Ferne. Der Thermal Infrared Multisprectral Mapper TIMM ist ein abbildendes Fourier-Spektrometer. Es kann Bilder von bis zu 40x40 Pixel Größe und 35 Spektralkanälen erstellen. Er ist empfindlich im mittleren Infrarot zwischen 7,5 und 16 µm. Das Instrument wird zusammen mit Italien entwickelt und hat die Aufgabe eine spektrale Karte von Phobos mit einer Auflösung von 0,4-1,0 km anzufertigen. Dies ist im Infraroten sowohl für die Vorderseite wie auch die Nachtseite möglich. Es wiegt 2,0 kg.

Das zweite Spektrometer AOST ist ein nicht abbildendes Spektrometer, dass das Licht von einem 2,3 Grad großen Blickfeld in sein Spektrum aufspaltet. Auch dieses ist ein Fourier Spektrometer, jedoch mit einem viel größeren Wellenlänge von 2,5 bis 20 µm  und einer Auflösung von 0,45 cm-1 (über 40 mal höher aufgelöst: ein Spektrum hat rund 8000 Meßpunkte).Es wird zusammen mit Deutschland und Italien entwickelt und wiegt 4,0 kg.

Zu Aufnahme von Phobos gibt es drei Kameras: Eine Panormakamera und je eine Navigations- und Observationskamera. Die Panoramakamera verwendet einen 1280 x 1024 Pixel Sensor mit einer Auflösung von 3 Bogenminuten. Bei einem angegeben Blickfeld von 60 x 360 Grad muss die Kamera aber geschwenkt werden, da das Blickfeld des CCD bei der angegeben Auflösung 64 x 51,2 Grad beträgt. Drei Spektralkanäle mit einer Zentralwellenlänge von 0,45 (rot) , 0,65 (blau) und 0,95 µm (nahes Infrarot stehen zur Verfügung. Sie wiegt 0,45 kg. Sie wird nach der Landung die Umgebung der Landestelle fotografieren. Die Auflösung von 3 Bogenminuten ist etwa dreimal schlechter als die des menschlichen Auges.

Die Navigationskamera und Observationskamera setzen beide den gleichen CCD Chip, einen Kodak-1020, mit 1024 x 1004 Pixeln ein. Er hat Pixels von 7,4 µm Größe und ist empfindlich zwischen 0,4 und 1,0 µm. Farbaufnahmen sind mit diesen Kameras nicht möglich. Die Kameras unterscheiden sich die Optiken. Im einen Fall eine mit einer Brennweite von 500 mm (Gesichtsfeld 0,85 x 0,85 Grad, Auflösung 3 Bogensekunden) und im anderen Fall eine mit 18 mm Brennweite (Gesichtsfeld 23,2 x 23,2 Grad 83 Bogensekunden Auflösung. Aus 500 km Entfernung entspricht dies bei Phobos einer Bildgröße von 7,4 und 202 km und einer Auflösung von 7,4 und 200 m. Bei der Beobachtung von Mars sind es aus dem 9910 km vom Zentrum (rund 6500 km von der Oberfläche) entfernten Orbit 2635 x 2635 und 97 x 97 km pro Bild. Die Kameras wiegen 1,2 und 1,8 kg.

Zum Durchleuchten von Phobos und Bestimmung seiner Oberflächengestalt wird das Langwellenradar DPR eingesetzt. Es sendet Radarwellen von 150 (±25) MHz ein und fängt die reflektierten Echos auf. Die Höhenauflösung beträgt 2 m. Es wird ein Oberflächenprofil von Phobos mit dieser Genauigkeit erstellen. Das ist insbesondere deswegen wichtig, weil die Form des Mondes sehr irregulär ist. Schon die drei Halbachsen haben Abmessungen von 21 x 23 x 27 km, doch die Abweichungen davon sind durch Einschlagskrater sehr groß.

Am Boden horcht ein Seismometer nach Erschütterungen von Phobos. Es hat zwei Sensoren die einen Meßbereich von 10-6 - 20 g abdecken. Seismische Wellen mit einer Frequenz von 3 x 10-5 bis 10 HZ werden bestimmt.

Eine Thermoprobe (Thermophob) wird in die Oberfläche von Phobos gerammt und misst die Oberflächentemperatur und Temperaturleitfähigkeit. Der Meßbereich beträgt 160-380 K mit einer Genauigkeit von 0,1 Grad.

Die Plasmaumgebung des Mars bestimmt das Plasmawellensystem das aus drei Einzelinstrumenten besteht. Ein Spektrometer für planetare Ionen bestimmt niederenergetische Ionen zwischen 10 eV und 15 keV Energie. Es wird ergänzt durch ein Spektrometer für höhere Energien, das ebenfalls von 10 eV ausgehend den Bereich bis 50 keV abdeckt. Dazu kommen Magnetfeldsensoren. An diesem Instrument sind auch Ungarn, Deutschland, Frankreich, Österreich und Holland mit beteiligt. Es wiegt 3 kg.

Zwei Experimente untersuchen Mikrometeoriten und Staub rund um Mars. Der Mikrometeoritendetektor METEOR misst die Masse und Geschwindigkeit von Mikrometeoriten wären des Flugs. Er detektiert Teilchen von 10-6 bis 10-14 g Masse bei Geschwindigkeiten von 3 bis 35 km/s.

Der Staubdetektor DIAMOND besteht aus zwei identischen Detektoren in unterschiedlichen Ausrichtungen. Der eine ist in Bewegungsrichtung der Sonde angebracht, der andere 180 Grad auf der Rückseite montiert. Die Sammelfläche beträgt jeweils 0,01 m². Staub durchschlägt die Sammelfläche, verdampft und ein Teil wird ionisiert, dadurch wird die Ladung eines Gitters, das unter Strom steht beeinflusst und dies wird gemessen. Ein ähnliches Meßprinzip nutzt auch METEOR.

Das Experiment LIBRATION bestimmt die innere Struktur von Phobos, das Zentrum der Gravitation, die mittlere Dichte, die Inhomogenität und die Bewegung um den Schwerpunkt. (Unter der Libration werden Schwankungen der Bewegung des Himmelskörpers um die mittlere Bewegung bezeichnet. Im Falle von Phobos haben sie ihre Ursachen in der unregelmäßigen Struktur und einer vermuteten Variation der inneren Dichte). Dazu dienen 7 obskure Kameras (Kameras in einem dunklen Behälter mit einer kleinen Öffnung) und einem Gesichtsfeld von nur 1 Bogenminuten. Ihr Bild von 1280 x 1024 Pixel Sensoren wird ausgewertet und soll Rückschlüsse über die inneren Parameter durch die Vermessung der gleichmäßigen Bewegung liefern. Ebenfalls dazu benutzt wird der Sternensensor mit einem Gesichtsfeld von 10 Bogenminuten. Sie messen wann Phobos das Licht der Sterne verdeckt und dadurch wie er sich bewegt.

Dazu kommt ein ultrastabiler Oszillator (USO). Dieser findet sich bei fast allen Raumsonden, da er nur 0,35 kg wiegt und in das Sende/Empfangssystem integriert werden kann. Er liefert ein Funksignal mit einer sehr stabilen Frequenz. Die Vermessung dieses Signals auf der Erde während die Sonde auf Phobos ist erlaubt es die Bahn von Phobos genauer zu bestimmen sowie die Lebensdauer (der Mond bewet sich langsam zu Mars hin) und genauere Daten über die interne Masseverteilung. Auf dem Flug zu Mars kann so die Gravitationskonstante genauer bestimmt werden. Das Experiment wird auch genutzt um Funksignale zu YH-1 zu senden.

Instrument Funktion Gruppe Gewicht
GAP Gasanalyse, Suche nach flüchtigen Stoffen in Situ Untersuchungen 8,7 kg
Manipulator Bodenprobeaufnahme, Untersuchungen der Zusammensetzung in Situ Untersuchungen 1,3 kg
PhGES Gammastrahlenspektrometer in Situ Untersuchungen 5,5 kg
NS-HEND Neutonespektometer in Situ Untersuchungen 4,0 kg
LASMA Laser/Massenspektrometer in Situ Untersuchungen 1,4 kg
MANAGA-F Sekundärionenmassenspektrometer in Situ Untersuchungen 1,4 kg
TIMM Abbildendes IR Spektrometer Fernaufklärung 2,0 kg
AOST Fourierspektrometer Fernaufklärung 4,0 kg
NAVCAM Kamera Fernaufklärung 1,2 kg
OBSCAM Kamera Fernaufklärung 1,8 kg
PANCAM Kamera Fernaufklärung 0,45 kg
DPR Langewellenradar in Situ Untersuchungen 3,5 kg
MUSS Seismometer in Situ Untersuchungen 0,5 kg
THERMOPHOB Thermalsensor in Situ Untersuchungen 0,35 kg
FPMS Plasmawelleneperimente Astrophysikalische und Umgebungsuntersuchungen 3,0 kg
METEOR Mikrometeoritendetektion Astrophysikalische und Umgebungsuntersuchungen 3,5 kg
DUST Staubdetektion Astrophysikalische und Umgebungsuntersuchungen 2,5 kg
LIBRATION Phobos Librationsstudie Astrophysikalische und Umgebungsuntersuchungen 0,5 kg
USO Grabitationsfeldmessungen Astrophysikalische und Umgebungsuntersuchungen 0,35 kg
Gesamt 19 Experimente   45,95 kg

Yinghuo-1

Über den chinesischen Subsatelliten Yinghuo ("Leuchtkäfer") 1 gibt es nur wenige Informationen. Er wird von Phobos-Grunt nach Erreichen des ersten Marsorbits ausgesetzt und verbleibt in dieser hochelliptischen Bahn von 800 - 79.000 km Entfernung und 5 Grad Bahnneigung. Er soll dreiachsenstabilisiert sein und über eine 1 m große Parabolantenne mit der Erde kommunizieren. Als Experimente werden ein Plasmadetektor, eine CCD-Kamera mit mittlerer Auflösung, ein Empfänger und ein Fluxgate-Magnetometer angegeben. Mit der bei Chang'e-1 erprobten VLBI Bahnvermessungen und dem Empfänger soll das Marsgravitationsfeld untersucht werden, weiterhin erhofft man sich globale Marsaufnahmen und will die Plasmaumgebung des Mars vermessen. Dafür ist die hochelliptische Umlaufbahn besonders gut geeignet. Eine Betriebszeit von 1 Jahr im Orbit wird angestrebt.

Das Fluxgate Magnetometer besteht aus zwei Sonden im Abstand von 45 cm nahe des Solarzellenflügels. Der Meßbereich liegt zwischen plus und minus 256 nT, die Auflösung beträgt 16 Bit. Maximal 10 Messwerte können pro Sekunde gewonnen werden.

Geplant ist auch eine Vermessung des Plasmafeldes in Zusammenarbeit mit Phobos-Grunt: Die Sonden verbleiben einige Zeit im ersten Orbit bis Phobos-Grunt diesen anhebt. Bedingt durch die Abtrennung wird Yinghuo-1 um 2 m/s beschleunigt. Phobos Grunt wird mit 6 W ein Signal alternierend bei 400 und 800 MH zu YH-1 senden und dieser misst die Frequenzverschiebung. So sollen Profile der Ionendichte in einer Höhe von 50-300 km Höhe erstellt werden.

ESA Kooperation

Die ESA plante für 2013 die Mission Exomars, die einen Rover auf dem Mars absetzen sollte. (Mittlerweile ist sie wegen gravierender Kostenüberschreitungen gestrichen und eine Zusammenarbeit für gemeinsame Missionen mit der NASA vereinbart). Im Rahmen dessen sollte Phobos-Grunt auch als Kommunikationsrelay dienen und Mars Express machte bei einigen Vorbeiflügen an Phobos im Mai/Juni 2008 mit bis zu 97 km Annäherung die bislang besten Aufnahmen des Mondes. Diese Aufnahmen sollten auch dazu dienen den Landeplatz genauer festzulegen. Weitere Vorbeiflüge lieferten neue Aufnahme von Phobos und präzisierten die Masse.

Weiterhin wird die ESA ihr Bodenstationsnetzwerk zur Verfügung stellen, das ab Mitte 2012 aus drei Stationen besteht, just dann wenn Phobos-Grunt den Mars erreicht. Russland verfügt nur über Stationen in Russland und so ist über mindestens die Hälfte des Tages kein Kontakt zur Sonde möglich. Derzeit gibt es noch zwei Tiefenraumstationen: Eine nahe Moskau und eine in Ussurijsk in der Grenzregion China/Japan. Die ESA soll auch Unterstützung in der frühen Orbitphase mit der Bodenstation in Kourou leisten, weil die Raumsonde mehrere Erdumläufe absolvieren wird, bevor sie die Erde verlässt.

Missionsplanung

Phobos GruntPhobos Grunt ist eine Mission mit einer Gesamtdauer von 2,7 Jahren, davon entfallen 10 und 11 Monate auf die Hin- und Rückreise, sodass die Sonde sich nur 1 Jahr im Marsorbit befinden wird.

Auf den prinzipiellen Ablauf der Mission hat sich der Wechsel der Trägerrakete nicht ausgewirkt. Geplant war der Start mit einer Sojus in einen 200 km hohen Parkorbit. Danach hätte die Fregat zum ersten mal gezündet und einen elliptischen Erdorbit erreicht. Beim Durchfliegen des erdnächsten Punktes zündet die Fregatoberstufe erneut und befördert das Raumschiff in eine interplanetare Bahn. Diese Vorgehensweise ist nötig weil der Schub der Oberstufe sehr gering ist und während der langen Brennzeit um die Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen die Sonde sonst ihren erdnächsten Punkt anheben würde, was energetisch ungünstig ist. Daher wird dieses Manöver in zwei Perioden aufgeteilt und somit die Zeit pro Periode verkürzt.

Die Zenit bietet den Vorteil, dass ihre Nutzlast erheblich höher als die Sojus, so dass die die Fregat schon in eine elliptische Umlaufbahn befördern kann. Der Wechsel der Trägerrakete machte keine größere Änderung an der Raumsonde notwendig. Russland griff auf eine Technik zurück, die schon bei der Anpassung der Stufe für die Proton durchgeführt wurde: Die Fregatoberstufe wurde durch einen externen Tank ergänzt, der nach der ersten Brennperiode abgeworfen wird.

Bei der geplanten Mission wäre Phobos-Grunt am 7.10.2009 gestartet und hätte nach knapp elf Monaten auf einer Hohmann Typ-II Bahn den Mars am 29.8.2010 erreicht. Drei Kurskorrekturen mit einem Geschwindigkeitsaufwand von 45-60 m/s wären notwendig gewesen.

Am Mars hätte ein Bremsmanöver die Sonde um 800 m/s abgebremst und sie hätte einen ersten Zwischenorbit von 800 x 79000 km Höhe mit 0-8 Grad Neigung zum Marsäquator erreicht. Er hat eine Umlaufsdauer von etwa 3 Tagen. Hier wären der MML und YH-1 ausgesetzt worden. Danach hätte die Sonde einen zweiten Orbit angesteuert bei dem der marsnächste Punkt auf 6510 km Höhe angehoben. Dieser Zwischenorbit hat eine Periode von 3,3 Tagen. Dann erreicht die Sonde einen Observationsorbit in 6510 km Höhe (9910 km vom Marszentrum entfernt), rund 500 km höher als der Orbit von Phobos. Nun wird die erste Stufe abgeworfen und die eigentliche Raumsonde freigelegt. Bid dahin ist ein geschwindigkeitsaufwand von etwa 1600-1700 m/s nötig.

Nach einer Beobachtung von Phobos und Mars aus diesem Orbit erfolgt die Landung auf Phobos. Das Zielgebiet  lag bei  5°S bis 5°N, 230° bis 235°W. Ein Gebiet von etwa 700 x 350 m Größe. Zwei Landeplätze wurden hier von Mars Express am 23.8.2008 genauer unter die Lupe genommen. Oberflächenuntersuchungen und das Gewinnen von Bodenproben folgen dann. Zwei Zündungen (zuerst vertikaler Aufstieg, dann horizontale Beschleunigung bringen die Sonde wieder in einen Orbit der 300 km von Phobos entfernt ist. Dafür reichen wegen der kleinen Schwerkraft des maximal 27 km großen Mondes, einmal 10 und einmal 20 m/s Beschleunigung.

Nach insgesamt 13 Monaten im Marsorbit startet die Rückkehrstufe zurück zur Erde. Kurz vor dem Eintritt in die Atmosphäre wird die Kapsel mit den Bodenproben abgetrennt. Auf den Grafiken ist keine Fallschirmlandung eingezeichnet. Auf der Erde wiegt die Rückkehrkapsel nur noch 6 kg. Sie soll 230 g Bodenproben von Phobos beinhalten - in etwa dieselbe Menge wie damals die Lunasonden 16,20 und 24 zur Erde zurückführten. (Allerdings waren diese dreimal schwerer als Phobos-Grunt)   

Nun haben sich alle Parameter verschoben. Der Start ist nun für den Oktober 2011 geplant. In einen Marsorbit wird im September 2012 eingeschwenkt werden. Im April 2013 erfolgt die Landung. Vier Monate verbleibt die Sonde auf Phobos und im August 2013 wird die Rückreise zur Erde angetreten, wo die Kapsel im Juli 2014 ankommen soll.

Online Quellen

Marspages.eu Phobos-Grunt

Russische Akadaemie der Wissenschaften Phobos Sample and Return Projekt

Russian Spaceweb: Phobos Grunt Mission

Metnet - Nest Generation Landers for Mars Athmospheric Science

CNES Phobos-Grunt Seite

Die kurze Reise von Phobos Grunt

Phobos GruntAm 8.11.2011 um 21:16 mitteleuropäischer Zeit hob die Zenit mit ihrer wertvollen Ladung ab. Die Zenit setzte die Raumsonde mitsamt der Fregat-Oberstufe auch in dem Orbit ab. Mit dem Erreichen des 207 x 346 km hohen Parkorbits war die Mission de Zenit beendet. Danach war Phobos-Grunt alleine für den weiteren Ablauf verantwortlich. Die Integration der Fregatoberstufe in die Raumsonde ermöglichte zwar den leichten Umzug von der Sojus auf die Zenit, aber damit war nun auch die Raumsonde für die Zündung der Fregat zuständig und dies rächte sich nun. Die erste Zündung sollte nach 1,7 Umläufen um 23:55 erfolgen. 10 Minuten lang sollte das Haupttriebwerk der Fregat arbeiten. Danach hat sie en Treibstoff des Zusatztanks verbraucht, welche diese Version von der Oberstufe der Sojus unterscheidet. Dieser Zusatztank ist dann überflüssig und sollte um Gewicht sparen zu können dann abgeworfen werden. Diese erste Zündung sollte Fobos-Grunt auf eine elliptische Erdumlaufbahn von 250 bis 4150 km Höhe bringen. Die zweite Zündung die nun 18 Minuten dauert, erfolgt einen Umlauf später. Nach den Plänen um 2:02 am 9.11.2011. Sie sollte die Raumsonde auf einen Fluchtkurs bringen.

Alle Manöver werden von der Raumsonde autonom durchgeführt. Eine Steuerung vom Boden aus war nicht vorgesehen. Doch die Zündung blieb aus. Danach gab es von Russland nur wenige Daten. Es wurde eigentlich nur bekannt gegeben, dass die Zündung ausblieb und man sich bemühe, die Raumsonde zu kontaktieren. Einen Tag später wurde bekannt gegeben, dass die beim Start übermittelten Daten ein normales Aussetzen der Raumsonde signalisierten und es auch Telemetrie der Raumsonde während des ersten Umlaufs gab. Sie zeigte, dass Phobos-Grunt ordnungsgemäß auf die Sonne ausgerichtet war und seine Solarpaneele entfaltet hatte.

Die folgenden Tage versuchte die Raumfahrtagentur Roskosmos die Sonde zu kontaktieren, die Sicherungsprogramme des Bordcomputers zu übergehen und die Zündung so zu bewerkstelligen. Ursache soll sein, dass ein Sensor, der Daten über die Ausrichtung der Raumsonde relativ zu den Sternen und der Sonne ein fehlerhaftes Signal liefert. Das sollte durch ein Softwareupdate lösbar sein.

Doch alle Versuche den Roboter zu kontaktieren scheiterten. Es gab auch keine Telemetrie mehr. Auch Hilfestellungen seitens der ESA halfen nichts. Vorgesehen war ein Kontrakt während dieser Missionsphase nicht. Die Raumsonde ist zu nah an der Erde und bewegt sich zu schnell über den Horizont, sodass es schwierig ist sie anzufunken und rechtzeitig, bevor sie über das Firmament gezogen ist Daten zu senden oder zu empfangen.

Am 15.1.2012 verglühte Phobos Grunt westlich der Insel Wellington im Pazifik. Für einige Instrumente gibt es eine zweite Chance. Verbesserte Versionen von AOST und NS-HEND starteten am 14.3.2016 an Bord des Exomars Trace Gas Orbiters zum Mars.

  Mehr über die Ursachen des Fehlschlags auf einer eigenen Seite..

Seite zuletzt geändert am 16.4.2016


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

Bücher vom Autor über Raumsonden

Lang Zeit gab es von mir nur ein Buch über Raumsonden: die beiden Mars-Raumsonden des Jahres 2011, Phobos Grunt und dem Mars Science Laboratory. Während die russische Raumsonde mittlerweile auf dem Grund des Pazifiks ruht, hat für Curiosity die Mission erst bekommen. Das Buch informiert über die Projektgeschichte, den technischen Aufbau der Sonden und ihrer Experimente, die geplante Mission und Zielsetzungen. Die Mission von Curiosity ist bis nach der Landung (Sol 10) dokumentiert. Einsteiger profitieren von Kapiteln, welche die bisherige Marsforschung skizzieren, die Funktionsweise der Instrumente erklären aber auch die Frage erläutern wie wahrscheinlich Leben auf dem Mars ist.

2018 wurde dies durch zwei Lexika, im Stille der schon existierenden Bücher über Trägerraketen ergänzt. Jedes Raumsonden Programm wird auf durchschnittlich sechs bis acht Seiten vorgestellt, ergänzt durch eine Tabelle mit den wichtigsten zeitlichen und technischen Daten und Fotos der Raumsonde, bzw., Fotos die sie aufgenommen hat. Ich habe weil es in einen band nicht rein geht eine Trennung im Jahr 1990 gemacht. Alle Programme vorher gibt es in Band 1. Die folgenden ab 1990 gestarteten dann in Band 2. In Band 2 ist ein Raumsonden Programm meist eine Einzelsonde (Ausnahme MER). In Band 1 dagegen ein Vorhaben das damals zumeist aus Doppelstarts bestand, oft auch mehr wie z.B. neun Ranger oder sieben Surveyor. Beide Bänder sind etwa 400 Seiten stark. In Band 1 gibt es noch eine gemeinsame Einführung für beide Bände über Himmelsmechanik und Technik der Instrumente. Beide Bände haben einen Anhang mit Startlisten, Kosten von Raumsonden und Erfolgsstatistiken. Band 2 hatte Redaktionsschluss im Januar 2018 und enthält die für 2018 geplanten Missionen über die es genügend Daten gab.

Hier eine Beschreibung des Buchs auf meiner Website für die Bücher, wo es auch ein Probekapitel zum herunterladen gibt. Sie können das Buch direkt beim Verlag kaufen (versandlostenfrei). Dann erhalte ich als Autor eine etwas höhere Marge, aber auch über den normalen Buchhandel, Amazon (obige Links) und alle anderen Portale wie Bücher.de oder Libri.

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