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Sir Clive Sinclair

Einleitung

Die Geschichte des PC ist eng an einige Namen gebunden - Pioniere, Visionäre oder knallharte Geschäftsmänner. Die meisten, die mit dem PC berühmt wurden taten dies in den Siebzigern oder Anfang der achtziger Jahre. Das hat vielerlei Gründe. Zum einen gab es noch nicht so etwas wie eine "PC Industrie", so das einzelne mit Elan und Wagemut (aber auch guten Ideen) aus dem Nichts eine florierende Firma erschaffen können. Zum anderen war die Hardware damals noch relativ einfach. Bei den 8 Bit Rechnern war das Betriebssystem typischerweise 16 KByte groß. Eine Person konnte es alleine programmieren. Das gleiche galt für die Hardware. Heute arbeiten an kleinsten PC Bauteilen Hunderte von Ingenieuren um sie zu verbessern. Wenn ich in diesem Zusammenhang von einem PC spreche so legen sie bitte nicht ihren heutigen Rechner zugrunde. Ein PC ist ein "persönlicher Computer" in diesem Sinne sind auch sehr beschränkte Geräte wie der Altair 8800 oder Apple I ein PC. Dieser Artikel befindet sich auch in druckbarer Form als PDF Datei zusammen mit anderen Kurzbiographien in dem Dokument "Väter des PC"

Sir Clive Sinclair

Sir Clive SinclairSir Clive Sinclair, geboren 1940 ist in diesem illustren Kreis der einzige Europäer und vielseitigste Erfinder. Schon vor dem Computer hat sich Sinclair mit allerlei Elektronischen Dingen wie Transistoren, Taschenrechnern und Armbanduhren beschäftigt. Zwei Charakterzüge von Sinclair bemerkt man oft bei seinen Produkten: Ungewöhnliche Ideen und Lösungen, sowie sagen wir es einmal vorsichtig, eine gewisse Sparsamkeit. Daneben schwärmt er offensichtlich für die Miniaturisierung. So hat Sinclair schon bevor er Computer "erfand" einen miniaturiserten Fernseher und einen extrem flachen Taschenrechner herausgebracht.

Sinclairs erster Rechner ist 1978 das Mikrocomputer Kit MK 14. Ein Einplatinen Computer der sich in England etwa 50,000 mal verkauft mit 256 Byte RAM und 7 Segment Anzeige. Damit hat er von Anfang an Erfolg und die Möglichkeiten einen echten Computer (mit Tastatur und einem BASIC Interpreter) zu entwickeln. Er sieht den Ende der siebziger Jahre auch Europa erreichenden Boom der Mikrocomputer, befindet aber das alle zu teuer seien um von der Allgemeinheit gekauft zu werden. Er sieht darin aber einen Massenmarkt, bei dem er genug Geld verdienen kann um weitere Entwicklungen zu finanzieren.

Sinclair ist überzeugt das man den Computer entscheidend billiger machen muss. Unter 100 Pfund müsste der Preis liegen. Das klingt noch fantastischer als den Altair für 397 USD anzubieten. Es scheint unmöglich - aber Sinclairs Hang zur Sparsamkeit schaffte es. Genauer gesagt: Christopher "Chris" Curry, der sich nach der Entwicklung des Zx80 selbstständig macht und Acorn mitgründet. Sinclair pflegt zwar ein Image als Erfinder, aber seine Rolle ist mehr die das er eine Idee hat, was möglich ist oder was die Leute kaufen würden, und er dann den Ingenieuren diese Idee als Vorgabe aufgibt. Mit der eigentlichen Entwicklung hat er aber nichts zu tun. Eine ähnliche Rolle hatten auch Steve Jobs und Jack Tramiel, nur pflegten die kein Erfinderimage.

Der Sinclair ZX 80 wird im Januar 1980 vorgestellt und kostet nur 99 Pfund. Um ihn so billig wie möglich zu machen, hat der ZX-80 nur einen TV Ausgang in Schwarz-Weiß. Damit kann man Video Speicher einsparen, denn es gibt keine Farbe. Das ROM ist nur 4 K groß und enthält Integer BASIC. Fließkommaberechnungen sind also nicht möglich. Das RAM umfasst 1 Kilobyte und dient zugleich als Bildschirmspeicher. Es ist kein Videoprozessor vorhanden, so kann man die CPU umschalten von einem Modus in dem Sie auf den Bildschirm schreibt und einem in dem sie rechnet. Als Tastatur findet man eine billige Folientastatur. Das Gerät verkauft sich wie nichts. Warum, trotz dieser eingeschränkten Möglichkeiten? Nun es gab in dieser Preisklasse keine Konkurrenz. Ein ZX-80 kostet weniger als ein Drittel der gerade erscheinenden Heimcomputer VC-20 und Ti-99.

sinclair ZX811981 erscheint das verbesserte Nachfolgemodell ZX-81. Dieser wird zum Verkaufsschlager. Das ROM ist nun auf 8 KByte angewachsen und beherrscht nun auch Fließkommaarithmetik. Ein speziell für Sinclair hergestellter Chip ersetzt 18 des ZX-80. So ist der ZX-81, der gerade noch aus 5 Chips besteht, mit 69 Pfund noch billiger als der ZX-81. Er besitzt auch einen Erweiterungssteckplatz, für das es sogar Speichererweiterungsmodule mit bis zu 64 K Speicherkapazität gibt. Die nächste Idee ist Sinclairs Drucker. Um für den ZX-81 einen Drucker für 49 Pfund zu bauen, wählte man einen Thermodrucker mit 2!!! Nadeln die im Kreis rotierten. Das Schriftbild war so schlecht das es manchmal unleserlich war. Gespeichert werden die Daten, wie beim ZX-80 auf einen Kassettenrecorder.

Sinclair Sepktrum1982 erscheint dann der Sinclair Spektrum. Ein Z80 Rechner mit 16 bzw. 48 K RAM, Farbgrafik mit 256 × 192 Punkten, aber immer noch sparsam ausgestattet: Eine Gummitastatur die auf die Folie vom ZX-81 führt, und einem schlechten Soundchip. Der Spektrum wäre sicher für viele die sich einen Computer kaufen wollten interessant gewesen, wäre nicht der Eindruck eines zu billigen Gerätes mit engen Gummitasten gewesen. So verkaufte sich der Spektrum zwar gut, erreichte aber nicht die Erfolge eines C-64. 1984 gab es noch einen Spektrum + mit Plastiktastatur, die mündete aber auch auf die Folie, ohne echten Druckpunkt. Für die Verkaufserfolge der ZX-81 und Spektrum Rechner und die dadurch ins Königreich gespülten Devisen wurde Clive Sinclair geadelt und darf sich seitdem Sir nennen, das ist von den fünf Stufen des Ritterschlags nur den beiden höchsten vorbehalten.

Sinclair bot für den Spektrum auch keine Floppy an, sondern propagierte eine andere Lösung: Microdrives. Das sind kleine Magnetbänder, die sehr schnell bewegt werden und so mit 4 Sekunden mittlerer Zugriffszeit einen für Magnetbänder sehr schnellen Zugriff bieten. Leider ist das immer noch langsamer als eine Floppy und die Tapes dazu blieben teuer und fehleranfällig. Eine teurere Floppy wäre eine bessere Lösung gewesen. Insgesamt scheinen alle Rechner von Sinclair Research Qualitätsprobleme gehabt zu haben. Die Rücklaufquote beim Spectrum und ZX81 war relativ hoch.

Sinclair QLSinclairs letzter Rechner ist der Sinclair QL - QL für Quantum Leap, Quantensprung. Eine Maschine mit dem 68008 Prozessor, die noch vor Ataris ST und dem Amiga erscheint, und gedacht ist mit den PCs zu konkurrieren. Der QL war der allererste Heimcomputer mit einem MC 68K Prozessor, auch wenn dies heute weitgehend vergessen wird. Ein grafisches Betriebssystem namens QDOS (Nicht zu verwechseln mit dem Vorläufer von MS-DOS, das genauso heißt) soll dieser Rechner haben. Er wird im Januar 1984 angekündigt. Doch die Entwicklung verzögert sich immer mehr und der Rechner erscheint erst im September 1984. Neben den Verzögerungen macht Sinclair zwei entscheidende Fehler: er will nicht das auf dem QL Spiele laufen, wie auf dem Spektrum und er setzt wieder auf die Microdrives als Massenspeicher anstatt auf Disketten. Der 2000 DM Rechner wird zum Flop und bringt Sinclairs Firma in Bedrängnis. 1986 muss Sinclair seine Firma an Amstrad verkaufen und gründet eine neue. Seitdem hat weitere Erfindungen gemacht: Ein Z80 Notebook namens Z88 1988, ein Elektroauto C5, eine Ultraleichtfahrrad und einen Zusatzmotor für ein Fahrrad und ein Miniradio.

Sinclair wäre sicher erfolgreicher gewesen wenn seine Produkte etwas konventioneller gewesen wären und er nicht an den falschen Stellen wie der Tastatur und einem Diskettenlaufwerk gespart hätte. Bis heute erfindet er aber immer noch ungewöhnliche Produkte.


Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.

Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.

Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.

Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.

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© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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