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Die Missionen des Gemini Programms: Gemini 5

TitanstartDie Mission Gemini 5 war die zweite in einer Serie von drei Missionen in denen die Aufenthaltsdauer im Weltall immer größer wurde. Noch war man nicht bereit Kopplungen an Agena-Oberstufen durchzuführen und die Versuche bei Gemini 4 sich der Titan Zeitstrafe zu nähern waren nicht von Erfolg gekürt. So gab es in dieser Mission anders als bei der vorherigen Mission Gemini 4 und der nachfolgenden Gemini 6 keine spektakulären Ereignisse.

Gemini 5 (21 bis 29.8.1965)

Besatzung: Leroy Gordon "Gordo" Cooper und Charles "Pete" Conrad
Ersatzmannschaft: Neil Alden Armstrong und Elliott McKay See

Wichtigstes Ziel dieser acht Tage dauernden Mission war die Erprobung des Raumschiffs über eine Einsatzdauer von einer Woche und die Untersuchung des Einflusses der Schwerelosigkeit auf die Astronauten. Erstmals überholten die USA die UdSSR bei der Aufenthaltsdauer im Weltall. Neu war die Stromversorgung der Kapsel durch Brennstoffzellen anstatt Batterien. Wie bei Gemini 3 und 6 bestand die Besatzung aus einem Veteranen aus dem Mercuryprogramm Gordon Cooper, der den letzten Mercuryflug MA-9 durchgeführt hatte und einem Neuling aus der zweiten Astronautengruppe: Pete Conrad.

Als erste Vorbereitung für die in späteren Missionen folgenden Kopplungsmanöver erprobte Gemini 5 einige GATV-Systeme in einem Subsatelliten, dem Rendezvous Evaluation Pod (REP). Der REP wog 34,5 kg. Er hatte den GATV Radar Sender, blinkende Lichter, Batterien und eine Sende/Empfangsantenne an Bord. Er war am Heck des Ausrüstungsteils montiert. 2 Stunden 25 Minuten nach dem Start drehte sich Gemini 90 Grad nach rechts und ein Sprengsatz trennte den REP mit einer Geschwindigkeit von 1,5 m/s ab. Geplant war nun, dass sich Gemini auf einen Orbit 10 km tiefer und 22,5 km hinter den REP begibt und dann ein simuliertes Rendezvous durchführt.

Dies musste entfallen, als die Besatzung einen Spannungsabfall in einer der Brennstoffzellen feststellte. Der Druck sollte 59 bar (850 psi) betragen, unterschritt aber schon bald 14 bar (200 psi), ab dem die Sicherheitsvorgaben einen Abbruch vorsahen. Das MCC bereitete sich schon auf eine Notlandung vor. Die Besatzung reduzierte, um dies zu verhindern, den Stromverbrauch auf ein Minimum. Bei nur 30 % nomineller Leistungsaufnahme stabilisierte sich der Druck nach einem Tag. Der Druck in den Brennstoffzellen blieb dann stabil bei 5 bar (70 psi). Brennstoffzellen, die parallel beim Hersteller getestet wurden, arbeiteten zuverlässig bei diesem Druck. Tests ergaben, dass der Druck bis auf 1.5 bar (22 psi) fallen durfte. So verlängerte die Flugkontrolle die Mission auf die ursprüngliche Dauer. Später stellte sich heraus, dass die Ursache im Ausfall eines Heizelementes der Brennstoffzellen lag.

Später machte der Wassertank Probleme, welcher das von den Brennstoffzellen erzeugte Wasser auffangen sollte. Die Brennstoffzellen erzeugten wesentlich mehr Wasser, als die Besatzung zum Trinken brauchte. Dafür war der Tank zu knapp dimensioniert worden. So wies die Missionskontrolle die Astronauten an, so viel wie möglich zu trinken. Danach wurde das Wasser in Tüten eingelagert. Mehrmals musste der Tank ins All entleert werden. Spätere Gemini Kapseln erhielten ein Überdruckventil im Auffangtank. Eine weitere Änderung, die jedoch erst bei Apollo umsetzt werden konnte, waren - nach den Problemen mit dem Druck der Zellen - dass die Zellen so konstruiert wurden, dass sie im Flug ein- und ausschaltet werden konnten.

Am zweiten Tag ging die Crew an die Rendezvoustests. Da der REP-Zielkörper inzwischen außer Reichweite und seine Batterien erschöpft waren, kam die Bodenkontrolle auf eine neue Idee: ein Rendezvous Manöver mit einem imaginären Ziel. Dies klappte sehr gut. Das erstmals an Bord befindliche Radar hatte keine Probleme sich am dritten Tag auf einen Radarsender von Cape Canaveral "einzuklinken" und Geschwindigkeit und Entfernung zu berechnen. Basierend auf diese Berechnung wurde der Orbit verändert und er hatte fast die gleichen Parameter wie das "virtuelle Ziel". In der Folge standen 17 Experimente auf dem Programm. Das Wichtigste war die Verifikation von Beobachtungen der Mercury Astronauten, die feinere Details am Boden ausmachen konnten, als es das menschliche Auge eigentlich zuließ. Cooper und Conrad konnten spezielle Bodenmarkierungen zwar nicht erkennen, jedoch eine startende Minuteman in Vandenberg und das Bergungsschiff. Am fünften Tag fiel eines der OAMS-Triebwerke aus, gefolgt von einem weiteren am nächsten Tag. Dies schränkte die Durchführung der Experimente für den Rest der Mission ein, da die Kapsel nun unregelmäßig taumelte. Darauf folgte, dass das komplette OAMS abgeschaltet werden musste. Die Kapsel bewegte sich durch austretenden Wasserstoff und Sauerstoff, teilweise aufgrund der Fehlfunktion der Brennstoffzellen.

Die Besatzung von Gemini 5Die Bergung verlief wiederum nicht plangemäß. Obwohl Cooper genau nach den Vorgaben des Bordcomputers steuerte und auch seine Bahn mit den Berechnungen der Bahnfachleute am Boden übereinstimmte, kam die Kapsel 169 km vor dem berechneten Punkt an. Des Rätsels Lösung: Die Erde dreht sich um 360.98 Grad pro Tag.

Gerechnet wurde in der Bodenkontrolle aber mit exakt 360 Grad. Die vergessenen 0,98 Grad multipliziert mit 7,9 Tagen im Orbit ergaben einen Fehler von 7,9 Grad. Das ergab eine Abweichung von 878 km. Es gab nun nicht mehr genug Treibstoff um diesen Fehler zu korrigieren, woraus die Abweichung resultierte. Eine nachträgliche Auswertung zeigte, dass ohne diesen Fehler die Kapsel nur 4,5 km vom Zielpunkt entfernt gelandet wäre.

Für die NASA war die Mission trotzdem ein Meilenstein. Denn erstmals hatten die USA Russland im Wettlauf im All wiederholt: Wostok 1 war vor Mercury Atlas 1 gestartet. Wostok 2 hatte die geplante Flugdauer von John Glenn und Scott Carpenter überboten. Wostok 3+4 hatten nicht nur den ersten Gruppenflug durchgeführt, sondern auch eine Dauer im Weltall erreicht die die Mercurykapseln nicht erreichen konnten. Woschod 1 hatte eine Dreimannbesatzung, einer mehr als in Gemini und Woschod 2 kam dem Ausstiegs Whites zuvor.

Die Acht-Tage Mission von Gemini 5 dauerte aber länger als die bisher längste russische Mission von Wostok 6.So zählte auch eine Uhr im Startzentrum mit dem Abheben der Titan rückwärts, bis man die Zeit von Wostok 6 überboten hatte, Für Pete Conrad und Gordon Cooper war es kein angenehmer Flug. Nicht nur das sie sich in der engen Kapsel kaum bewegen konnten. Es gab außer den auftretenden Problemen nichts zu tun. Die Flugdauer selbst war das Ziel. Die beiden hatten Monate auf diese Mission trainiert, kannten sich gut und so gab es auch kein offenes Gesprächsthema mit dem man die Zeit verkürzen konnte.

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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