Home Site Map Lebensmittelchemie und Ernährung Was ist drin ? counter

Was ist drin... in "Hafercookies mit Vollmilchschokolade"

Einleitung

Die Rubrik "Was ist drin?" erklärt Nahrungsmittel - nicht die Nahrungsbestandteile wie in der Ernährungslehre, also ihr Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und energieliefernden Bestandteilen, sondern was zugesetzt wurde, warum, und welche Funktion der eine oder andere Zusatzstoff oder energieliefernde Bestandteil haben könnte. Alle Angaben auf der Verpackung finden sie in blauer Schrift. Es geht darum Zutatenverzeichnisse und Deklarationen zu verstehen oder eben Verstöße oder Sünden aufzuzeigen und auch an Beispielen zu erklären, was erlaubt ist und was nicht. Es gibt zu dieser Thematik auch von mir ein eigenes Buch, das sie mit den Elementen der Kennzeichnung vertraut macht, Zusatzstoffe erklärt und am Schluss wie in diesem Beispiel 13 besonders auffällige Beispiele für die Schummeleien und Verstöße bringt.

Heute geht es um eigentlich normale Kekse, nur eben aus Hafer - eigentlich.

Verkehrsbezeichnung und Verpackungsangaben

HafercookiesDiese Die Verkehrsbezeichnung und die Verpackungsangaben sind recht einfach zu umreisen: Die Verkehrsbezeichnung lautet "Vollkornhafergebäck mit Vollmilchschokoladenboden". Es sind dann noch Kekse vorne auf der Verpackung abgebildet, wobei für die Beurteilung wichtig ist, dass auch ein Keks angeschnitten ist. So kann man die Dicke erkennen und die Struktur, sie wirkt locker und es sind einzelne Haferflocken erkennbar. Daneben findet man eine Ähre, aber nicht die des Hafers, sondern eine Weizenähre. Wichtig bei solchen Abbildungen ist dass sie zwar geschönt sein dürfen - in diesem Falle viel leiuchtkräftigere Farben, glänzende Schokolade und homogenere Struktur des Keks. Aber sie dürfen nicht irreführen. Eine Irreführung wäre wenn auf der Verpackung etwas abgebildet ist was nicht enthalten ist, z.B. Nüsse. Doch auch hier gibt es den Ausweg mit dem "Verzehrhinweis". Aber hier ist die Abbildung auf der Verpackung in Ordnung.

Das "Bio" in der linken oberen Ecke weist daraufhin, dass es ein Bioprodukt ist. Auf der Rücksiegel findet man dann ein EU-Biosiegel. Weitere Siegel anderer Hersteller von ökologischen Produkten findet man nicht. Das Produkt muss daher der EU-Verordnung für ökologischen Landbau genügen, das bis zu 5% Nicht-Bio Bestandteile erlaubt, bzw. bei einigen Bestandteilen die nicht in genügender Menge in Bioqualität verfügbar sind sogar noch mehr. Dafür ist aber der Einsatz von Zusatzstoffen stark eingeschränkt.

Zuatatenverzeichnis

Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist das Zutatenverzeichnis. Es soll dem Verbraucher ermöglichen das Produkt zu beurteilen ohne es zu kaufen oder zu probieren. Es enthgält alle Zutaten in absteigender Reihenfolge und Allergikerhinweise.

Haferflocken (30%)**: Erst hier erfährt man, dass die Kekse nicht aus Hafermehl, sondern Haferflocken hergestellt werden. Dies ist ungewöhnlich. Die Prozentangabe ist gesetzlich vorgeschrieben, bei allen Bestandteilen die auf der Verpackung schriftlich oder durch eine Abbildung herausgestellt werden.

Vollmilchschokolade (25%)**: (Zucker, Kakaobutter, Vollmilchpulver, Kakaomasse, Emulgator: Soja-Lecithine): Das ist die Schokolade, die nach den Bestimmungen als eigenes Lebensmittel wiederum aufgeschlüsselt werden muss. Die Zusammensetzung ist nicht von normaler Schokolade abweichend, die bei Vollmilchschokolade nur etwa 30-37% Kakaobestandteile enthält. Der Rest entfällt vor allem auf Zucker und dann noch auf Milchpulver. Der Emulgator ist nötig, um das Fett mit dem Eiweiß und Zucker zu verbinden.

pflanzliches Fett**: Auch Fett ist natürlich im Teig vorhanden.

Weizenvollkornmehl (11%)**: Aus Haferflocken kann man natürlich keine Kekse backen, es ergibt einen zu bröseligen Teil. Also wurde hier Weizenmehl, sogar Vollkornmehl zugesetzt. Die Prozentangabe ist nötig, wegen der Abbildung der Ähre vorne auf der Verpackung.

Invertzuckersirup**: Invertzuckersirup, der durch enzymatische Spaltung von Stärke entsteht, ist in der Industrie beliebter als Zucker. Er hat eine geringere Süßkraft, kristallisiert aber nicht aus und ist deutlich preiswerter als Zucker. Er besteht aus den beiden Bausteinen von Rohr- und Rübenzucker: Fructose und Glucose. Er ist zudem hygrsokopischer als Zucker, bindet also Wasser aus der Luftfeuchtigkeit.

Backtriebmittel: Natriumhydrogencarbonat, Ammoniumhydrogencarbonat: Diese beiden Backtriebmittel sind in der Umgangssprache Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) und Hirschhornsalz (Ammoniumhydrogencarbonat). Sie sind natürlich notwendig, um den Teig aufgehen zu lassen.

Salz: In jeden Teig gehört Salz

Karamellzuckersirup**: In dieser geringen Menge (nach dem Backtriebmittel und dem Salz) wurde der Sirup nicht als Geschmacksträger eingesetzt, sondern um das Produkt zu färben. Es wirkt dadurch dunkler und täuscht einen höheren Vollkorngehalt vor als tatsächlich vorhanden.

natürliches Aroma**: Ohne Aroma geht es wohl auch bei einem Bioprodukt nicht.

Kann Spuren von Schalenfrüchten, Erdnüssen und Ei enthalten: Dies ist ein vorgeschriebener Allergikerhinweis. Die Verunreinigung entsteht dadurch dass auf denselben Backstraßen natürlich auch Kekse mit Nüssen oder Eiern hergestellt werden

** aus kontrolliert biologischem Anbau: Diese Angabe ist nach der EU-Ökoverordnung notwendig wenn das Siegel auf der Verpackung ist.

Nährwertangaben

Die Packung zieren neben den normalen Nährstoffangaben auch noch die GDA-Kennzeichnung. Sie ist eigentlich überflüssig, zumal sie direkt neben der Nährwertkennzeichnung steht (siehe Abbildung) und auch dieselben Angaben enthält. Daher führe ich nur diese auf:

  pro 100 g pro Stück (13 g)
Brennwert: 2020 kJ
483 kcal
263 kJ
63 kcal
Eiweiß 7,5 g 1,0 g
Kohlenhydrate
davon Zucker
58,2 g
32,6 g
7,6 g
4,2 g
Fett
davon gesättigte Fettsäuren
23 g
11,6 g
3,0 g
1,5 g
Ballaststoffe 6,7 g 0,9 g
Natrium 0,532 g 0,069 g

Beurteilung

Warum ich die Haferkekse bespreche, ist weil sie sich als völliger Fehlkauf entpuppten. Ich liebe Haferkekse, wobei ich allerdings bisher nur die schwedischen mit Honig oder als "Traumgebäck", kenne. Da diese im Discounter meines Vertrauens nur zeitweise verfügbar sind, und mir diese Kekse auffielen, habe ich einfach zugegriffen. Schließlich kann ich auch als Lebensmittelchemiker nicht beim Einkauf jede Verpackung studieren und die Angaben durchlesen, sonst wäre ich in 2 Stunden noch nicht mit dem Einkauf fertig.

Was erwarte ich von Haferkeksen mit Schokolade? Das sie so schmecken, wie normale Kekse mit Schokolade, die es ja auch gibt, (wie z.B. "Granola") nur eben nach Hafer. Das sie "Bio" sind, war mir egal. Das ist hier nicht gegeben. Wenn man in die Kekse beißt, dann hat das nichts mit dem Mundgefühl eines normalen Kekses zu tun. Der Schokoladenbelag ist etwas geringer als bei normalen Keksen, was sich auch in einem etwas niedrigeren Energiegehalt niederschlägt. Doch das ist nicht der Hauptunterschied. Die Kekse sind nicht locker sondern sehr fest bis hart. Sie bestehen wie das Foto zeigt, aus ganzen Haferflocken in einem harten Volllkornteig. Das Bißgefühl ist eine Mischung zwischen dem Biss auf Haferflocken und Knäckebrot, hat also nichts mit dem Genuss eines Kekses zu tun. Ebenso mag ich zwar Hafer, aber dann sollte man vielleicht angeröstetes Mehl oder angeröstete Haferflocken in Maßen nehmen. Hier ist das Gefühl, wie wenn man Müsli isst und das erwarte ich nicht von einem Keks.

Der Geschmack ist daher auch nicht der den ich von Haferkeksen kenne, trotz zugesetztem Aromas, das wiederum (wie das Färben, siehe unten) nicht zu einem Vollkorn- oder "gesundem" Produkt passt.

Als Lebensmittelchemiker sage ich "dumm, wer nicht das Zutatenverzeichnis liest". Da steht natürlich drin, das Haferflocken verwendet werden, und am hohen Ballaststoffgehalt erkennt man auch, dass es ein Vollkornprodukt ist. Durch die Zumischung von Weizenvollkornmehl ist der Ballaststoffgehalt sogar höher als bei reinen Haferflocken (5,4 g) und liegt trotz Schokoladenüberzug nur wenig unter dem von Vollkornbrot (7,5 g). Doch an der Verpackung ist das nur andeutungsweise an der Getreideähre zu erkennen, und die Kekse auf der Verpackung sind locker und luftig, mit fast keinen Haferflocken.

Meiner Meinung nach sind die Kekse falsch deklariert. Sie sollten als Hafer-Vollkornkekse bezeichnet werden, denn das sind sie. Ich bin überzeugt, dass es viele Verbraucher gibt, denen das wichtig ist. Andere die nur eben Haferkekse essen wollen, aber kein Vollkornprodukt (es muss ja nicht alles Gesund sein) machen dann auch keinen Fehlkauf.

Auch die Tatsache das "Bio" drauf steht, kann dies nicht ausgleichen. "Bio" nach der EU-Verordnung (weitergehende Siegel finden sich nicht) bedeutet nur, dass 95% der Zutaten aus ökologisch kontrolliertem Anbau stammen. Nicht mehr. Die Zeiten, in denen "Bio" gleichzusetzen ist mit "besonders gesund" oder "naturbelassen" oder "mit dem vollen Korn" sind vorbei. Schließlich gibt es auch Bioschokolade. Ich erwarte von "Bio" nur eine besondere Einstellung zur nachhaltigen Landwirtschaft, aber nicht unbedingt, dass alles Vollkorn enthalten muss. Vor allem möchte ich eben gerne sündigen und da erwarte ich in den Keksen nun wirklich nicht Haferflocken und Vollkornmehl. Schlussendlich gibt es ja auch Vollkornprodukte die nicht "Bio" sind wie stinknormales Vollkornbrot.

Zu bemerken wäre ja noch, dass der Hersteller trotzdem noch täuscht indem er mit Karamellzuckersirup die Farbe noch etwas mehr ins Braune verschiebt. Auf dem Foto sieht man das an der gleichmäßigen gelbbraunen Farbe (Vollkornmehl tendiert mehr ins braun-graue und eine Färbung durch den Backprozess wie auch durch Vollkornbestandteile ist nicht so gleichmäßig), Das sollte eigentlich bei einem echten Vollkornprodukt nicht nötig sein. Interessanterweise ist dem Hersteller zwar der Vollkornanteil wichtig, bei anderen Dingen muss es aber nicht so gesund sein. So wurden offensichtlich gehärtete Fette verwendet, wie man am hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sieht, Margarine besteht zu 70 bis 80 Prozent aus ungesättigten Fettsäuren und das in dem Getreide enthaltene Keimöl enthält ebenfalls sehr hohe Anteile an ungesättigten Fettsäuren. So wurde offensichtlich Palmkern- oder Kokusfett verwendet als Fett.

Mehr über das EU-Biosiegel finden sie in diesem Aufsatz. Mehr über Bioprodukte und Fair gehandelte Produkte in diesem Aufsatz.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
Sitemap Kontakt Neues Impressum / Datenschutz Hier werben / advert here Buchshop Das Buch zu Lebensmittelkennzeichnung Buchempfehlungen Top 99