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Hafer - ein gesundes Getreide

Wie ich hier schon geschrieben habe, füttere ich inzwischen die Vögel ganzjährig. Anders als gekauftes Futter scheint mein selbst gemachtes Fettfutter zu jeder Jahreszeit gut anzukommen. Derzeit brauche ich rund vier Packungen Haferflocken und 700 g Sonnenblumenöl pro Woche. Ich vermute, es kommt so gut bei den Vögeln, inzwischen sehr viele Drosseln, an, weil ich erheblich mehr Öl verwende, als in den gängigen Rezepten drin steht. Es schmeckt auch den Igeln und selbst einem Nachbarskater.

Ich habe dann auch angefangen, mir selbst Haferbrei zubereiten. Ich habe als Jugendlicher mal ein Rezept für Porridge gelesen, fand das damals aber nicht so toll. Inzwischen esse ich ihn ganz gerne. Entweder habe ich meinen Geschmack verändert oder das Rezept, obwohl es ganz einfach ist: Haferflocken mit Milch aufkochen, ziehen lassen. Zum Süßen verwende ich Süßstoff, als Geschmackskomponente Butter oder Kakaopulver, es geht aber auch ohne. Ich denke man kann auch mit Honig süßen. Wenn es kalt ist, kommt etwas Zimt über den Brei drüber.

Da kam mir in den Sinn, das Haferflocken doch eigentlich ein sehr wertvolles Getreide ist. Ich wusste schon von der Schule, dass es das Getreide mit dem höchsten Eiweißanteil ist. Zudem sind Haferflocken Vollkorn und damit enthalten sie alle Bestandteile des Korns. Heutzutage ist ja man schon weiter, als Lebensmittel nur in "gesund" und "ungesund" einzuteilen. Inzwischen ist ja alles, was exotisch ist "Superfood", selbst wenn es sich in der Zusammensetzung nicht von normalem Essen unterscheidet. Zeit mal zu sehen, ob der Hafer auch ein "Super Food" ist.

Am einfachsten ist es Hafer mit anderen Getreidearten zu vergleichen, ich habe jeweils die Form gewählt, die zur Zubereitung von Speisen bzw., Brot genutzt wird und wegen des besseren Vergleichs immer Vollkornmehle sofern möglich.


Haferflocken

Cornflakes (Mais)

Roggenmehl Typ 1800

Weizenvollkornmehl

Dinkelvollkornmehl

Energie

1555 kJ

1498 kJ

1230 kJ

1371 kj

1496 kJ

Eiweiß

14 g

7,2 g

10,0 g

11,41 g

12,96 g

Fett

7 g

0,6 g

1,5 g

2,36 g

2,38 g

Ballaststoffe

9 g

4 g

13,4 g

10 g

8,26 g

Magnesium

260 mg

14 mg

85 mg

124 mg

109 mg

Eisen

4,6 mg

2 mg

2,42 mg

3,4 mg

0.68 mg

Vit B1

0,59 mg

0,06 mg

0,37 mg

0,47 mg

0,51 mg

Vit B2

0,15 mg

0,06 mg

0,17 mg

0,17 mg

0,03 mg

Niacin

1 mg

1,4 mg

1,9 mg

5 mg


Pantothensäure

1,09 mg

0,17 mg

1.5 mg

8,3 mg

1,2 mg

Vit B6

0,16 mg

0,07 mg

0,23 mg

0,46 mg

0,17 mg

Biotin

20 µg


5 µg

8 µg

0,06 µg

Folsäure

25 µg

6 µg


60 µg

50 µg

Man sieht - obwohl dies alles Getreide sind, ist die Zusammensetzung vor allem bei den Spurenbestandteilen sehr unterschiedlich. Man könnte dies natürlich noch durch andere Getreide ergänzen, die bei uns nicht in Brot oder als Frühstückszerealien verwendet werden, wie Gerste, Hirse oder Reis oder Buchweizen, der kein Getreide, sondern ein Knöterichgewächs, ist aber auch gerne in Broten mitverwendet wird.

Mein Eindruck wird bestätigt: Hafer hat am meisten Eiweiß, Magnesium, Eisen, Vitamin B1 und Biotin. Er liegt im Mittelfeld bei Ballaststoffen, Vitamin B2, Pantothensäure. Nur der Gehalt an Folsäure und Niacin ist klein, aber Niacin ist ein unkompliziertes Vitamin, da es auch aus einer Aminosäure gebildet werden kann und Folsäure kommt wie der Name schon sagt vor allem in Blättern vor. Hier ist auch der Gehalt bei den anderen Weizensorten nicht berauschend.

Was hinzukommt, ist natürlich das die Hitzeeinwirkung auf die Haferflocken geringer ist als bei einem Backprozess oder der Aufarbeitung von Maisgrieß zu Cornflakes, das heißt, im Nahrungsmittel wird man mehr der Vitamine aus dem Getreide finden als bei Brot. Die Verluste sind geringer. Zudem ist es eben Vollkorn. Ich glaube jetzt nicht, dass man von den anderen Getreidearten aus denen man Brot macht, so viel Getreide in Form von Vollkorn essen wird. Vollkornbrot schmeckt eben rustikal, erfordert viel "Kauarbeit". Demgegenüber ist Haferbrei einfacher verdaulich und schmeckt besser. Vergleicht man Haferflocken mir Cornflakes, stellvertretend für ein Getreide, bei dem die äußeren Schalen für die Grießherstellung abgetrennt wurden mit den anderen Getreiden, so sieht man den hohen Verlust an Vitaminen und Mineralstoffen durch diese Verarbeitung. Als nur grob zermahlenes Getreide beanspruchen die Haferflocken die Verdauung weitaus mehr und fördern so eine gute Verdauung. Wer Hafer niederschwellig probieren will, sollte mal mit Hafercookies anfangen, die schmecken echt lecker.

Es geht noch weiter. Haferflocken werden ja nicht alleine gegessen, sondern zusammen mit Milch. Milch hat aber eine völlig andere Zusammensetzung, die sich mit der von Haferflocken ergänzt. Ich habe hier mal die Aufstellung für eine Mahlzeit bei mir, das sind 50 g (4 Esslöffel) Haferflocken und 500 ml Milch gemacht:


50 g Haferflocken

500 ml teilentrahmte Milch

Gesamt

% Tagesbedarf

Energie

777 kJ

995 kJ

1772 kJ

21 %

Eiweiß

7 g

13,6 g

20,6 g

34 %

Fett

3,5 g

7,5 g

11 g

18 %

Ballaststoffe

4,5 g

0

4,5 g

15 %

Magnesium

130 mg

60 mg

190 mg

61 %

Calcium

28 mg

600 mg

628 mg

76 %

Eisen

4,6 mg

0,225 mg

4,825 mg

48 %

Vit A

0 mg

0,065 mg

0,065 mg

7 %

Vit D

0 mg

0,15 µg

0,15 µg

1 %

Vit B1

0,3 mg

0.175 mg

0,475 mg

36 %

Vit B2

0,07 mg

0,9 mg

0,97 mg

88 %

Niacin

0,5 mg

0,45 mg

0,95 mg

7 %

Pantothensäure

0,55 mg

1,75 mg

2,30 mg

38 %

Vit B6

0,08 mg

0,225 mg

0,233 mg

16 %

Biotin

10 µg

20 µg

30 µg

75 %

Folsäure

12 µg

25 µg

37 µg

12 %

Man sieht: Die beiden Lebensmittel ergänzen sich gut. Milch hat Calcium, Haferflocken kaum. Auch bei den Vitaminen B1 (Thiamin), Pantothensäure, Biotin hat die Milch sehr viel mehr als Hafer, der dafür gut bei Magnesium, Eisen, Vitamin B2 (Riboflavin) ist. Eine weitere gute Ergänzung zu Milch und Haferflocken ist stark entöltes Kakaopulver, das ist die gängige Handelsform. Schwach entöltes Kakaopulver enthält sehr viele Ballaststoffe - viermal mehr als Hafer bezogen auf die Energiemenge, sehr viel Magnesium, Eisen, Zink. Von den Vitaminen ist Vit. B1 und Niacin in Kakaopulver reichlich enthalten, Niacin ist in der Zweiermischung kaum enthalten. Ebenso enthält es nennenswerte Gehalte an Folsäure und Biotin. Gibt man also noch einen Esslöffel Kakaopulver hinzu, so kann man den Haferbrei noch verbessern.

Von Vorteil ist, dass der Brei hier ziemlich gut sättigt. Er hat 1772 kJ, das ist in etwa so viel wie zwei große oder drei kleine Brötchen - aber ohne Belag und dann hat man den Magen wirklich für Stunden voll. Für eine Frau (die Referenzwerte sind die einer Frau, bei einem Mann wären sie 25 % höher, bzw., die Bedarfsdeckung 25 % geringer) würden wahrscheinlich 3 Esslöffel Haferflocken und weniger Milch reichen. Süßt man mit Zucker oder Honig, dann sieht es natürlich anders aus, denn Zucker hat eben viel Energie und keinerlei Vitamine und Mineralstoffe und Honig nur in verschwindend kleinem Ausmaß.

Der einzige Nachteil: man braucht Zeit. Ich mache einen Haferbrei für den Abend schon am Nachmittag, auch um meine Solaranlage besser zu nutzen. Es reicht einmal richtig gut zu erhitzen, dann Deckel drauf, und wenn es ein dickwandiger Topf ist, sind die Flocken nach einer Stunde weich und der Brei fertig, muss nur noch aufgewärmt werden. Mit der Methode mache ich auch Milchreis und Reis braucht noch länger, bis er weich ist. Für den Morgen habe ich es so bisher nicht gemacht, aber im Prinzip müsste zumindest im Winter das Stehen über Nacht nichts ausmachen. Ich werde es mal versuchen.

Haferflocken als selbgemachtes Vogelfutter

Ausgangsstoff das bei mir Haferflocken wieder auf den Tisch kamen, war wie angesprochen ich mal probierte Fettfutter selbst herzustellen. Das gekaufte wird nicht so geschätzt. Das selbgemachte dagegen sehr, ich vermute das Fett im gekauften schmeckt den Vögeln nicht oder sie mögen lieber aufbereitete Haferflocken als ganze Körner.

Benötigte Zutaten

Die Zubereitung ist ganz einfach: Das Öl in einem Topf erhitzen, mit der Hand über dem Topf prüfen wie heiß das Fett ist, wird es zu warm, dann wird es Zeit für die Haferflocken. Auf einmal reinleeren, umrühren und die Herdplatte abstellen. Solange umrühren bis alle Flocken benetzt sind dann etwas später noch einmal, da Herdplatte und Topfboden Wärme speichern. Abkühlen lassen und fertig ist das Vogelfutter

Meiner Erfahrung nach kommen grobe Haferflocken besser an als feine. Ebenso Sonnenblumenöl besser als Rapsöl. Andere Öle oder festes Pflanzenfett habe ich nicht probiert. Das eigene Fettfutter ist anfälliger gegenüber Feuchtigkeit als gekauftes. Bei Regen quillt es schnell auf und wird dann nicht mehr gefressen. Wenn man das Öl nicht abwiegen will: bei 5 Päckchen à 500 g benötigt man genau 1 Literflasche Öl. Dann benötigt man aber auch einen sehr großen Topf für die Zubereitung.

 

Artikel verfasst am 19.9.2021, Artikel zuletzt geändert am 5.11.2021

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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