Die Mercury Missionen
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Die Mercury Missionen

Start von Alan Shepard mit MR-3Mercury umfasste neben den sechs bemannten Missionen zahlreiche unbemannte Missionen als Vorbereitung. Bei MR-2, und MA-5 wurden Schimpansen als Passagiere gestartet, bei Little Joe 2 und 1B waren es Rhesusaffen.

Bei Mercury als erstes bemanntes Programm war die Zahl der unbemannten Tests besonders groß. Es gab sieben Tests mit der Little Joe zur Erprobung des Fluchtturms, ein Test mit einer Atlas zur Erprobung des Hitzeschutzschildes ("Big Joe"), drei unbemannte Tests mit der Redstone und fünf unbemannte Tests mit der Atlas.

Diesen 16 unbemannten Tests (plus zwei Starts des Fluchtturms alleine) standen nur sechs bemannte Flüge gegenüber. Es mussten vier Little Joe Flüge wiederholt werden, daneben die Missionen MA-1 und MA-3 und es gab die zusätzliche Mission Redstone MR-BD. Ursprünglich waren sogar noch mehr Starts geplant:

Träger

Geplant

Tatsächlich

Little Joe

4 + 1 Backup

7 (8 mit Little Joe 1)

Big Joe

0

1

Redstone

8, davon 2 unbemannt

5, davon 3 unbemannt

Jupiter

2

0

Atlas

9, davon 3 unbemannt

9, davon 5 unbemannt

Scout

0

1

Gesamt

23 bis 24

23 (25 mit Little Joe 1 / Beach Abort)

Der originale Plan sah nicht nur mehr bemannte Flüge vor (zwölf anstatt sechs), sondern war auch zeitlich erheblich anspruchsvoller. Der erste Little Joe Test sollte im Juli 1959 stattfinden. Im Februar 1960 sollte die erste bemannte Mercury-Red­stone Mission abheben, im April 1960 schon die erste bemannte Mission mit der Atlas und im September 1960 das Programm abgeschlossen sein - der Plan dafür stammte vom Januar 1959, sah also praktisch einen Start alle 18 Tage vor. Das war selbst für die damalige Zeit enorm ambitioniert, vor allem wenn man bedenkt, dass weder Atlas noch Raumschiff qualifiziert waren.

Das Programm wurde vorzeitig nach Mercury-Atlas 9 beendet. Nachdem schon Mercury Atlas 8 alle Missionsziele erfüllt hatte und Wostok 3 einen Langzeitrekord im All gesetzt hatte, den Mercury nicht überbieten konnte, verzichtet man auf die folgenden Flüge, um das Gemini-Programm zu beschleunigen. Das erlaubte es, Alan Shepard auf seine Gemini-Mission zu trainieren. Er war für die erste bemannte Geminimission, Gemini 3, als Kommandant vorgesehen. Shepard sollte ursprünglich die nächste Mercurymission, MA-10, fliegen.

Die Missionen waren so ausgelegt, dass sie auch unbemannt geflogen werden konnte. Eine unbemannte Mercury-Orbitmission sah so aus:

Flog ein Astronaut mit, so konnte er das Raumschiff steuern und das automatische System korrigieren oder ganz abschalten. Ebenso konnte er manuell die Retroraketen auslösen. Ansonsten hatte er wenig zu tun, wenn nicht, wie bei den letzten Missionen, Experimente anstanden. Meistens musste er beim Überfliegen der Bodenstation die Körpertemperatur oral messen und seinen Blutdruck bestimmen und diese Werte dann per Funk durchgeben. John Glenns Start mit MA-6

Mission

Datum

Träger/Kapsel

Bahn (Höhe / Weite)

Dauer

Gewicht

Little Joe 1

21.8.1959

1 / Boilerplate

0,61 × 0,8 km

00:00:20

1.159 kg

Big Joe 1

9.9.1959

10D / Prototyp

153 × 2.292 km

00:13:00

1.159 kg

Little Joe 6

4.10.1959

1 / Boilerplate

60 × 127 km

00:05:10

1.134 kg

Little Joe 1A

4.11.1959

2 / Boilerplate

14,5 × 18,5 km

00:08:11

1.194 kg

Little Joe 2

4.12.1959

3 / Boilerplate

85 × 312 km

00:11:06

1.197 kg

Little Joe 1B

21.1.1960

4 / Boilerplate

15 × 18,9 km

00:08:35

1.304 kg

Beach Abort

9.5.1960

#1

0,8 × 1,6 km

00:01:16

1.002 kg

Mercury Atlas 1

29.7.1960

50D / #4

9,7 × 13 km

00:03:18

1.154 kg

Little Joe 5

8.11.1960

5 / #3

16,2 × 22,4 km

00:02:22

1.141 kg

Mercury Redstone 1

21.11.1960

MRLV-1 / #2

0,0001 km / 0 km

00:00:02

1.230 kg

Mercury Redstone 1A

19.12.1960

MRLV-3 / #2

210,3 × 378,2 km

00:15:45

1.230 kg

Mercury Redstone 2

31.1.1961

MRLV-2 / #5

253 × 679 km

00:16:39

1.203 kg

Mercury-Atlas 2

21.2.1961

67D / #6

183 × 2.305 km

00:17:56

1.154 kg

Little Joe 5A

18.3.1961

6 / #14

12,3 × 28,8 km

00:22:02

1.141 kg

Mercury Redstone BD

24.3.1961

MRLV-5 / Boilerplate

182,7 × 494 km

00:08:23

1.315 kg

Mercury-Atlas 3

25.4.1961

100D / #8

1,8 × 7,2 km

00:07:19

1.179 kg

Little Joe 5B

28.4.1961

7 / #14A

14 × 4,5 km

00:05:25

1.141 kg

Mercury Redstone 3

5.5.1961

MRLV-7 / #7

187,5 × 487,4 km

00:15:22

1.225 kg

Mercury Redstone 4

21.7.1961

MRLV-8 / #11

190,31 × 486,15 km

00:15:37

1.286 kg

Mercury-Atlas 4

13.9.1961

88D / #8A

149 × 240 × 32,54 °

01:49:20

1.225 kg

Mercury Scout 1

1.11.1961

D-8 / MNTV

Fehlstart

00:00:43

68 kg

Mercury-Atlas 5

29.11.1961

93D / #9

158 × 238 × 32,58 °

03:20:59

1.315 kg

Mercury-Atlas 6

20.2.1962

109D / #13

149 × 249 × 32,54 °

04:55:20

1.354 kg

Mercury Atlas 7

24.5.1962

107D / #18

154 × 260 × 32,53 °

04:45:05

1.349 kg

Mercury Atlas 8

3.10.1962

113D / #16

156 × 287 × 32,55 °

09:13:55

1.370 kg

Mercury Atlas 9

15/16.5.1963

130D / #20

163 × 254 × 32,54 °

34:19:49

1.372 kg

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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