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Neue Russische Trägerraketen

Die Abrüstungsverhandlungen zwischen der GUS und den USA haben Seit Ende der achtziger Jahre sehr viele Raketen auf beiden Seiten freigesetzt. Diese werden nun zumindest zum Teil als Raumfahrtträger eingesetzt (Zum Teil deswegen, weil es so viele sind, alleine die USA verfügten über 1000 Minuteman Raketen!). Es gibt allerdings zwei unterschiedliche Ansätze in Ost und West. In den USA werden vor allem die Stufen in neuen Raketen verwendet (Taurus, Athena), seltener ganze Raketen (Minotaur). In Russland wird die ganze Rakete verwendet und eventuell um eine Oberstufe ergänzt.

Wie schon zu Beginn des Weltraumzeitalters sind die Sowjets im Vorteil: Ihre Raketen sind größer. Amerikanische Interkontinentalraketen wiegen zwischen 30 und 65 t, russische zwischen 60 und 100 t. Damit sind größere Nutzlasten möglich. Um den Einsatz und westliche Nutzlasten bewerben sich mehrere Raketen. In diesem Artikel werden nur die aufgeführt die schon einen Start hinter sich haben.

Neben diesem allgemeinen Artikel gibt es zu jeder der Raketen auch einen vertiefenden Artikel:

Start-1

Die Start ist die erste neue russische Rakete die 1993 ihren ersten orbitalen Einsatz hatte. Die Start besteht aus vier Stufen, die erste drei Stufen stammen von der Interkontinentalrakete SS-25, die vierte von der Mittelstreckenrakete SS-20. (Sie war Auslöser den NATO-Nachrüstungsbeschlusses). Über die meisten neuen Raketen der GUS gibt es nur wenige Informationen. Als sicher gilt, das die Stufen aus Feststoff sind.

Die Rakete wird von mobilen Abschussrampen aus verschossen und ist am Boden das Gegenstück zur Pegasus. Die Nutzlast der 47 t schweren Rakete beträgt 110-550 kg, maximal 1500 km hohe Kreisbahnen sind möglich. Durch ein Abkommen kann die Rakete auch von Kanada aus gestartet werden. Eine populäre Nutzlast war der private Erdbeobachtungssatellit EarlyBird. Nach einigen Starts ist es still um die Start-1 geworden. Erst 2006 erfolgte ein weiterer Start. Mehr über die Start / Start-1 hier.

Start-1

Start-1

Erststart 25.3.1993, letzter Start 25.4.2006
6 Starts, kein Fehlstart
Startpreis 7 Mill. USD
Nutzlast:
645 kg in eine 30 Grad geneigte 300 km hohe Kreisbahn
550 km in eine 300 km polare Kreisbahn
320 kg in eine 700 km hohe polare Kreisbahn
Länge 22.7 m, Startmasse 47 t.

Stufe 1:
Vollmasse: 27800 kg
Leermasse: 3500 kg
Schub max. 1290 kN über 63 sec.
Spezifischer Impuls 2755 m/s
Durchmesser 1.86 m, Länge 6 m

Stufe 2:
Vollmasse 13000 kg
Leermasse: 1500 kg
Schub 420 kN über 60 sec.
Spezifischer Impuls 2755 m/s
Durchmesser: 1.55 m
Länge: 5.3 m

Stufe 3:
Vollmasse: 5100 kg
Leermasse: 700 kg
Schub 196 kN über 63 sec.
Spezifischer Impuls 2745 m/s
Durchmesser 1.34 m
Länge: 3.9 m

Stufe 4:
Vollmasse: 1630 kg
Leermasse: 420 kg
Schub 64.7 kN über 53 sec.
Spezifischer Impuls 2853 m/s
Durchmesser: 1.4 m
Länge: 2.5 m

Nutzlastverkleidungen:
Durchmesser je 1.45 m,
Länge 2.8 m oder 4,54 m.

Start

Die Start ist eine Abwandlung der Start-1. Zwischen zweiter und dritter Stufe wurde erneut die zweite Stufe nochmals als eingesetzt. Rakete verfügt also über fünf anstatt vier Stufen.  Ein ähnliches Vorgehen findet man auch bei der Athena. Start und Start-1 hatten 2001 noch abgeschlossenen Verträge über mindestens 2 westliche Nutzlasten. Daraus wurde aber offensichtlich nichts. Es blieb bei diesem einen Start, der scheiterte.

Start-1

Start

Erststart 28.3.1995
1 Starts, 1 Fehlstart
Startpreis 9 Mill. USD
Nutzlast 890 kg in eine 300 km Kreisbahn
Länge 28.7 m, Startmasse 60 t.

Stufe 1:
Vollmasse: 27800 kg
Leermasse: 3500 kg
Schub max. 1290 kN über 63 sec.
Spezifischer Impuls 2755 m/s
Durchmesser 1.86 m, Länge 6 m

Stufe 2:
Vollmasse 13000 kg
Leermasse: 1500 kg
Schub 420 kN über 60 sec.
Spezifischer Impuls 2755 m/s
Durchmesser: 1.55 m
Länge: 5.3 m

Stufe 3:
Vollmasse 13000 kg
Leermasse: 1500 kg
Schub 420 kN über 60 sec.
Spezifischer Impuls 2755 m/s
Durchmesser: 1.55 m
Länge: 4.6 m

Stufe 4:
Vollmasse: 5100 kg
Leermasse: 700 kg
Schub 196 kN über 63 sec.
Spezifischer Impuls 2745 m/s
Durchmesser 1.34 m
Länge: 3.9 m

Stufe 5:
Vollmasse: 1630 kg
Leermasse: 420 kg
Schub 64.7 kN über 53 sec.
Spezifischer Impuls 2853 m/s
Durchmesser: 1.4 m
Länge: 2.5 m

Nutzlastverkleidungen:
Durchmesser je 1.45 m,
Länge 2.8 m oder 4,54 m.

Dnepr

Unter den hier vorgestellten Raketen ist die Dnepr die leistungsfähigste. Sie stammt von der russischen Interkontinentalrakete SS-18 ab und wiegt 211 t bei 34 m Höhe und 3 m Durchmesser. Damit kann diese Raketen Nutzlasten von über 4 t in den Orbit transportieren und liegt in ihrer Leistung etwa zwischen einer Titan 2 und einer Delta 2. Verwendet wird als Brennstoff ein Gemisch von UDMH und Hydrazin.

Die Dnepr wäre damit in einer Klasse so sie sowohl den etablierten russischen Trägerraketen wie Sojus und Zyklon, aber auch amerikanischen Raketen Konkurrenz machen könnte: Zum Beispiel für schwere Erderkundungssatelliten oder Mehrfachstarts von kleineren Mobilfunksatelliten wie Globalstar und Iridium.

Bislang gab es einen suborbitalen Testflug 1998. Seit 2006 ist die Startrate deutlich angestiegen und die Dnepr wurde die populärste der hier vorgestellten Raketen. Die Rakete absolvierte als Interkontinentalrakete aber schon 168 Testflüge mit einer Zuverlässigkeit von 97 %. Hier erfahren Sie mehr über die Dnepr. Eine Besonderheit ist, dass sie aus einem Raketensilo aus gestartet wird. Ein zusätzlicher Antrieb befördert sie dabei aus dem Silo, wo erst die Triebwerke zünden.

Dnepr

Dnepr

Erststart 21.4.1999, letzter Start 20.12.2002
24 Starts, zwei Fehlstart, Zuverlässigkeit 91,7 %
(Stand 1.6.2012)

Stufe 1: R-36M2-1
Startmasse: 161.520 kg
Leermasse: 13.620 kg
Schub: 4520 kN über 130 sec.
Spez. Impuls: 3119 m/s
1 Triebwerk RD-264
Treibstoff Stickstofftetroxid / UDMH
Länge: 22.3 m
Durchmesser: 3.0 m

Stufe 2 R-36M2-3
Startmasse: 41.120 kg
Leermasse: 4.380 kg
Schub 755 kN über 190 sec.
Spez. Impuls: 3335 m/s
1 Triebwerk RD-228
Treibstoff Stickstofftetroxid / UDMH
Länge: 5.7 m
Durchmesser: 3.0 m

Stufe 3: R-36M2-Mirv
Startmasse: 4.266 kg
Leermasse: 2.356 kg
Schub 18.6 kN über 1100 sec.
Spez. Impuls: 3109 m/s
1 Triebwerk RD-869
Treibstoff Stickstofftetroxid / UDMH
Länge: 1.0 m
Durchmesser: 3.0 m

Shtil / Volna

Shil

 

Angeboten werden neben landgestützten ehemaligen Interkontinentalraketen auch U-Boot gestützte. Sieben verschiedene davon werden zur Zeit angeboten. Die Raketen sind kleiner und daher für kleinere Nutzlasten ausgelegt, auch ist an suborbitale Flüge wie bei Höhenforschungsraketen gedacht. Die einzige die bisher einen orbitalen Einsatz absolviert hat ist die Shtil. (Auch Shtil je nach Sprachgebrauch). Basierend auf der SS-N 23 Rakete von etwa 40 t Startgewicht werden verschiedene Raketenvarianten angeboten, von der Shtil-1 für suborbitale Einsätze über verschiedene Varianten zwischen 270 und 430 Kg Nutzlast die von einem U-Boot aus abgefeuert werden bis zu einer vom Flugzeug aus abgeworfenen Variante (ähnlich der Pegasus), welche sogar 950 kg Nutzlast erreicht.

Sie ist mit einem Preis von 100-300.000 USD mit Sicherheit die preiswerteste Rakete die angeboten wird. Der Durchmesser liegt bei 1.9 m, die drei Stufen haben eine Länge von 7.7, 4.9 und 2.8 m. Der Startschub liegt bei 682 kN, die erste Stufe brennt 73 Sekunden lang.

Da ein Atom U-Boot prinzipiell jede geographische Breite anfahren kann ist dies ein Gegenstück zu dem Unternehmen Sea Launch auf See. Bisher fand am 7.7.1998 der bisher erste orbitale Einsatz statt, wo ein deutscher Experimentalsatellit in den Orbit gebracht wurde. Es war der erste Abschuss eines Satelliten von einem U-Boot aus. Verwendet wurde die Shtil -1/1N, die leistungsmäßig mit 410 kg für einen 200 km Orbit in der Mitte der Varianten liegt. Zwei weitere Starts erfolgten in den folgenden Jahren.

Eine zweite sehr ähnliche Rakete ist die Volna die auf der  SS-N-18 Stingray Rakete basiert, ebenfalls eine U-Boot gestützte Trägerrakete, jedoch mit 35.3 t Startmasse etwas leichter. Auch sie hatte in der Zwischenzeit ihren ersten Einsatz. Ein Start der Volna kostet 2010 rund 2 Millionen Euro.

Mehr über die Volna und Shtil hier.

Die Zukunft

Hier wurden nur die Raketen vorgestellt, die schon geflogen sind, doch weitere werden angeboten, mindestens sieben weitere Raketen werden im Westen angeboten. Wie viel davon sich durchsetzen werden wird sich noch zeigen. Der Markt ist derzeit noch klein. Bei Satelliten unter 1000 kg Gewicht startet die Pegasus inzwischen sehr oft, so das hier sicher die eine oder andere Nutzlast auf einem russischen Träger befördert werden könnte, bei den größeren Raketen sieht es schlechter aus. Zählt man alle Starts zusammen so finden etwa 2-3 pro Jahr statt, um die sich auch drei amerikanische Firmen und in Zukunft die europäische VEGA bewerben. Gerade Europa war bisher ein guter Kunde bei russischen Trägern.

Hier setzen alle Anbieter auf den Trend von weiteren Mobilfunknetzen aus niederem Orbit und privaten Erdbeobachtungssatelliten. Bislang ist allerdings der Durchbruch ausgeblieben.

Bücher des Autors über Trägerraketen

Wie man an dem Umfang der Website sieht, sind Trägerraketen eines meiner Hauptinteressen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Büchern von mir, auch weil ich in den letzten Jahren aufgrund neuer Träger oder weiterer Informationen über alte Projekte die Bücher neu aufgelegt habe. Sie finden eine Gesamtübersicht aller Bücher von mir bei Amazon und hier beim Verlag.

Ich beschränke mich in diesem Abschnitt auf die aktuellen Werke. Für die in Europa entwickelten Trägerraketen gibt es von mir zwei Werke:

Europäische Trägerraketen 1 behandelt die Vergangenheit (also bei Drucklegung): Das sind die nationalen Raketen Diamant, OTRAG und Black Arrow und die europäischen Träger Ariane 1 bis 4 und Europarakete.

Europäische Trägerraketen 2 behandelt die zur Drucklegung 2015 aktuellen Träger: Ariane 5, Vega und die damaligen Pläne für Vega C und Ariane 6.

Wer sich nur für einen der in den beiden besprochenen Träger interessiert, findet auch jeweils eine Monografie, die inhaltlich identisch mit dem Kapitel in den Sammelbänden ist, nur eben als Auskopplung.

Weiter gehend, alle Raketen die es weltweit gibt, behandelnd, gehen zwei Bände:

US-Trägerraketen

und

Internationale Trägerraketen (im Sinne von allen anderen Raketen weltweit)

Auch hier habe ich 2023 begonnen, die Bände aufzusplitten, einfach weil der Umfang für eine Aktualisierung sonst weder handelbar wäre bzw. an die Seitengrenze stößt, die der Verlag setzt. Ich habe auch bei den Einzelbänden nochmals recherchiert und den Umfang erweitert. Bisher sind erschienen:

US Trägerraketen 1 mit den frühen, kleinen Trägern (Vanguard, Juno, Scout)

US Trägerraketen 2 mit der Titan-Familie

2023 wird noch die erste Auskopplung aus den internationalen Raketen über russische Träger erscheinen. Nach und nach werden alle Raketen dann in einzelnen Monografien geordnet nach Trägerfamilien oder Nationen dann aktualisiert auf den aktuellen Stand, so besprochen.

Für die Saturns gibt es noch einen Sonderband, den ersten in der Reihe über das Apolloprogramm.

Alle bisherigen Bücher sind gerichtet an Leute, die wie ich sich nicht mit oberflächlichen Informationen oder Zusammenfassung der Wikipedia zufriedengeben. Wenn sie sich nicht für Technik interessieren, sondern nette Anekdoten hören wollen, dann sind die bisherigen Bücher nichts für Sie. Für dieses Publikum gibt es das Buch „Fotosafari durch den Raketenwald“ bei dem jeder Träger genau eine Doppelseite mit einem Foto und einer Beschreibung hat. (Also etwa ein Zehntel der Seitenzahl auf den ich ihn bei den beiden obigen Bänden abhandelte). Das Buch ist anders als die anderen Bände in Farbe. Ab und an macht BOD als Print on Demand Dienstleister Mist und verschickt es nur in Schwarz-Weiß, bitte reklamieren sie dann, ich als Autor kann dies nicht beeinflussen.

Als Autor würde ich mich freuen, wenn sie direkt beim Verlag bestellen, da ich da eine etwas größere Marge erhalte. Dank Buchpreisbindung und kostenlosem Versand ist das genauso teuer wie bei Amazon, Libri und iTunes oder im Buchhandel. Über eine ehrliche Kritik würde ich mich freuen.

Alle Bücher sind auch als E-Book erschienen, üblicherweise zu 2/3 des Preises der Printausgabe – ich würde sie gerne billiger anbieten, doch da der Gesetzgeber E-Books mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, Bücher aber mit nur 7 Prozent, geht das leider nicht. Ein Vorteil der E-Books - neben dem einfacher recherchierbaren Text ist, das alle Abbildungen, die im Originalmanuskript in Farbe, sind auch in Farbe sind, während ich sonst - um Druckkosten zu sparen - meist auf Farbe verzichte. Sie brauchen einen pdf-fähigen Reader um die Bücher zu lesen. Sofern der Verlag nicht weiter für bestimmte Geräte (Kindle) konvertiert ist das Standardformat der E-Books ein DRM-geschütztes PDF.

Mehr über meine Bücher finden sie auf der Website Raumfahrtbuecher.de und eine Liste aller Veröffentlichungen findet sich auch bei meinem Wikipediaeintrag.

 


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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